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Autograph: Zürich StA, E II 346, 205 (Siegel) a Ungedruckt
[1] Es ist nicht notwendig, dass Bullinger sich so große Mühe gibt, Frölich mit seinen Briefen
zu versehen, zumal er von allen Freunden ohnehin an erster Stelle steht. Deshalb berühren
seine frommen und gelehrten Briefe auch stets Frölichs Herz. — [2] Dieser will ferner die
Zürcher Prediger [Lorenz Meyer, Thoman Ruman und Rudolf Schwyzer] wie Freunde behandeln
und ihnen im Notfall mit Rat und Tat beistehen. Bullinger soll diesen das mitteilen!
—[3] Dass der Kaiser [Karl V.]geflüchtet sei, stimmt nicht. Vielmehr verlegte er am Abend
des 13. November sein Lager von Lauingen in die Nähe der [Schmalkaldener], an den DattenhoferBriefe_Vol_18-298 arpa
See, wo er sich noch immer befindet. In den letzten Tagen gab es vereinzelte Gefechte,
die für die [Schmalkaldener] ohne Verluste ausgingen, während es bei den Kaiserlichen viele
Verwundete und Todesopfer gab. Laut einem vertrauenswürdigen Bauern [...] sollen diese
während zwei Stunden auf 15 Wagen nach Dillingen gebracht worden sein. Es wird wohl bald
zur endgültigen harten Schlacht kommen, da die Gemüter auf beiden Seiten dermaßen gereizt
sind, es an Vielem mangelt, und zudem der Winter einbricht. Der Herr schütze seine Sache!
—[4][Johannes]Haller, der gemeinsame Freund, ist allzu diskret. Frölich weiß nämlich, dass
er manche Unannehmlichkeit in Kauf nehmen muss, doch verschweigt er die dadurch entstandenen
Ausgaben. Bullinger soll ihm schreiben, dass er sich im Falle einer großen Schwierigkeit
an Frölich wenden soll, der ihm tatkräftig helfen wird. —[5]Auf einen Frieden mit dem
Feind braucht man nicht zu hoffen, zumal ein solcher naturwidrig wäre. Außerdem kommt nur
ein Sieg in Frage! Falls der Herr diesen gewährt und die [deutschen Protestanten] sich
dennoch nicht bessern würden, soll der Herr sich ihrer nie wieder erbarmen! Kommt es zum
Sieg, wird man die kleinen Städte, die man an den Feind abgeben musste, leicht wieder
zurückerobern. Kommt es zur Niederlage, sind christliche und weltliche Freiheit dahin!
—[6]Herzog Moritz [von Sachsen] verrät sowohl die gemeinsame Sache [der Protestanten]
als auch den Kurfürsten [Johann Friedrich von Sachsen]! Er besetzt dessen Territorien und
beruft sich dabei auf die kaiserliche Achtung. Und trotzdem verteidigt der gute Kurfürst das
fremde Gebiet weiterhin, während er sein eigenes verliert! — [7] Ambrosius [Blarer] hat
Frölich das von Bullinger an ihn gerichtete Schreiben [Nr. 2652?] über die in Zürich stattgefundenen
Verhandlungen der Vier Orte zum Lesen zugeschickt. Dieser hat die darin bekundete
Solidarität freudig zur Kenntnis genommen und das Schreiben an Blarer zurückgesandt.
Nun aber schreibt Bullinger [in einem nicht erhaltenen Brief], dass Frölich diesen Bericht an
Simon Bing übermitteln soll, was ihm aber nicht mehr möglich ist! Frölich leitete also Bullingers
Brief an Bing [nicht erhalten] weiter und entschuldigte sich zugleich beim Empfänger
(dem er verbunden ist) für die fehlende Beilage. Lobenswert ist das entschlossene Eintreten
der Eidgenossen für Wahrheit und Freiheit gegenüber Papst [Paul III.], Kaiser und anderen
etwaigen Feinden! Noch berührender wäre es, wenn man den benachbarten [deutschen Protestanten]
auch mit Taten helfen würde, ehe es zu spät ist; was dann auch für die Eidgenossen
gefährlich werden könnte. Doch kennt sich Frölich nicht [in der Politik der Eidgenossenschaft]
aus. — [8] [Hans Vogler d.J.], der Sohn von Ammann [Hans] Vogler [d.Ä.], muss
gebändigt werden. Im Schreiben ist er geschickt und sonst auch klug. Man muss ihn aber noch
mindestens ein halbes Jahr auf die Probe stellen, ehe man sich um seine Anstellung kümmert.
Haller und Frölich haben ihn scharf zurechtweisen müssen. Doch es besteht Hoffnung auf
Besserung. Frölich schlägt daher vor, dass Vogler den Winter über weiterhin in der Augsburger
Kanzlei arbeitet und bei Haller oder einem anderen Kost und Logis erhält. Erst danach
wird Frölich sein Urteil über ihn fällen. Dies soll [Hans] Vogler [d.Ä.]ausgerichtet werden.
—[9] Hans [Thoman] Ruman ist wohlbehalten in Augsburg angekommen. Die Obrigkeit wird
sich ihm und den anderen Zürcher Pfarrern freundlich erweisen. Auch Frölich wird für sie
sein Bestes tun. — [10] Offenbar ist Bullinger durch das tage- und nächtelange Schreiben,
Lesen und Predigen überanstrengt! Er soll sich doch schonen, sonst wird er dabei zugrunde
gehen! —[11]Grüße an die Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab], an den
Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs], an [Rudolf] Gwalther und an die anderen.
— [12][Wolfgang], der Sohn des Bürgermeisters Lavater, ist vor einigen Tagen mit den anderen
Eidgenossen von Ulm abgezogen. Hoffentlich ist er gut wieder nach Hause gelangt.
Wenn Frölich früher erfahren hätte, dass er Kriegsdienst leistet, hätte er ihm vielleicht helfen
können. Er weiß nicht, wie hoch Wolfgangs Sold war. —[13]Gruß. —[14][P.S.:]Beiliegend
drei Exemplare der deutschen Schrift [,,Bestendige und warhafftige Verantwortung"] als Geschenk
für die Bürgermeister und den Stadtschreiber.
S. Non equidem est, quod tam ardentibus votis optes, 1 ut porro tue me
afficiant litere, cum nemo mortalium te unico (amicorum coniunctissime!) bBriefe_Vol_18-299 arpa
sit, qui plus fidei et autoritatis apud me habeat. Inde etiam ad tuas epistolas
pietate et eruditione refertissimas nunquam non extreme afficior.
Precones verbi Tigurinos 2 ut amicos et fratres, quibus omnia sunt communia, 3 habiturus sum, oroque, ut illis scribas et precipias, ut si quid eis vel necessitatis vel difficultatis accident, ne operam meam negligant. Ego certe illis me totum obtuli illisque communis ero.
Rumor de caesaris 4 fuga vanus est. Die autem 13. huius mensis ipse nocturno tempore castra movit a Lauginga eaque non longe a nostris ad lacum Dattenhofeninum 5 metatus est, ubi se cum suo exercitu hactenus continuit. Intra hos vero dies nonnulli singulares conflictus sunt commisi absque nostratum dispendio, 6 domino sit gratia. Hostium vero multi prostrati, multi etiam heri saucii et semimortui Dillingam invecti sunt curribus. Fide dignus enim rusticus 7 assent se 15 vehes et plaustra vulneratorum c duabus boris invehi vidisse. Quantum vero mihi videre videor, res post diuturnam et crebram irnitationem brevi venture sunt ad conflictum acerrimum. Nam animi utrinque sunt exacerbatissimi, tum belli columne 8 partim collapse, hiemis
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denique asperitas pre foribus, ita ut necessitas aliquid magni causabitur. Dominus, rex regum unicus, 9 tueatur suam ipsius causam et gloriam in salutem nostram! Amen. Tu cum fratribus pro nobis ora.
D. Hallerus, communis frater et amicus, homo quidem dignus honore et dilectione, nimium modestus est. Nam etsi sciam aliquando illi molestias continge[re]d , quas tamen devorat meque celat. 10 Scribas ergo, amabo, illi, ut, si quid illi grave et difficile accident, mea opera uti non vereatur. Ego non ver[bis], sed opere ei fideliter adero.
De pace cum hostibus nulla spes est, 11 putoque conditiones firme pacis in rerum natura non extare. Propterea nihil preter letam in domino victoriam negotium transacturum est; quam, si benignus et clementissimus deus nobis faverit nosque vitam nostram e ne tum quidem e emendaverirnus, nolim, ut postea ipse nostrum misereretur! Parta autem victoria civitatulas amissas 12 levi negotio recuperabimus. Sin minus, de retinenda tam christiana quam prophana libertate his iniquissimis temporibus actum est!
Dux Mauritius 13 non minus hostiliter quam perfide contra electorem 14 et communem causam 15 agit. Est iam in armis et provincias electoris occupat idque ratione caesariani anathematis sive proscriptionis 16 . O scelus, o nequitiam! Nihilominus tamen f bonus ille princeps elector 8 in defensione alienae ditionis 17 perseverat et sua amittit.
Herr Ambrosi 18 , unser lieber herr unnd freunnd, hat mir cur brieff von der vier Ort hanndlung 19 zu verlesen zugesandt, 20 welche 21 ich von wegen der
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ainhellikait 22 unnd trostlichen zusamensetzens 23 von hertzen gern gehört. Habs ime auch danckbarlich wider zugesandt. Unnd nachdem ir jetzt 24 von dem furtrag 25 zu Zurch meldung thund, den ich herrn Simon Bingen zuschicken sollt, ist mir 205v. || derselb nit zukumen. Derwegen ich gedachtem Bingen neben eurm brieff 26 sollichs entschuldigungsweiß geschrieben. Er ist mir gar wol verwandt 27 . Mich erfrewet der herrn Aidtgnossen bschluß, das sie die warhait und freihait wider babst 28 , kaiser unnd meniglich 29 zu handthaben entschlossen sind. Noch mehr wurd es aber den lewten zu hertzen geen, wann man ettwas wenigs den genachbarten bruedern hilf laisstet, 30 eh unnd 31 sie inn leiden komen unnd ir darnach auch gefare bestehn mussten. Doch schryb ich als der unerfarn.
Herr amman Voglers 32 sune 33 halb befynnd ich, das er ains zaums 34 bedarff. Er ist mit der hanndt gerade 35 unnd hat kopffs genug, unnd ist mir recht. So muß man me ain halb jare zum wenigsten uff die probe setzen, ehe man urtaile, mit werne 36 er unnd were 37 mit ime zu versehen sei. Herr Hallerus unnd ich haben vleissig seinen halb rede gehalten unnd ime schon ain gut capittul gelesen 38 . Aber ich hab gute hoffnung zw seiner wolfartt unnd gedeihen. Wer meins erachtens zu thun, das er im winter volland hinumb allso 39 inn die cantzlei gienng unnd bei herrn Hallero oder ain anndern die cosst 40 het. Darnach will ich gern mein bedenncken 41 synen halb anzaigen. Wollennd herrn amman Vogler mein willig diennst sagen.
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Herr Johann Ruman 42 ist wol hiehere kumen. Unnd werden sich meine herren 43 aller gebuere freundtlich gegen ime unnd anndern sins glichen 44 erzaigen. Derglichen thu ich mins ringen vermögens und verstands auch.
Ich befynnd augenscheinlich 45 , das eur tag und nachtlich arbait mit schreiben, lesen unnd predigen ubermessig unnd untreglich sein muß. Bitt euch, ir wöllennd eur verschonen unnd den sachen maß geben! Scis enim: Quod caret alterna requie, durabile non est. 46
Gruessennd von meinen wegen die herrn burgermaister 47 , statschriber 48 , Gvalthe[rum]h atque alios id genus, quibus nihil mihi est suavius.
Filius 49 consulis Lavatheri ante aliquot dies ex Ulma cum conterraneis abiit. 50 Spero ipsum nunc domi esse. Optarim me tempestivius rescivisse ipsum hic militasse. Forsan humanitatis officium in ipsum contulissem. Quanto autem stipendio militaverit, sane ignoro. 51
Vale, anime mi! 20. novembris 1546.
Tuus Georgius Laetus, etc.
Tria hic mitto Germanica exemplaria, 52 quibus velim dominos consules et archigrammateum meo nomine donari.
[Adresse auf f. 209e,v.:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, Tigurine ecclesie antistiti vigilantissimo, amico et fratri perpetuo. Zurch.