Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2684]

Georg Frölich
an Bullinger
[Augsburg],
20. November 1546

Autograph: Zürich StA, E II 346, 205 (Siegel) a Ungedruckt

[1] Es ist nicht notwendig, dass Bullinger sich so große Mühe gibt, Frölich mit seinen Briefen zu versehen, zumal er von allen Freunden ohnehin an erster Stelle steht. Deshalb berühren seine frommen und gelehrten Briefe auch stets Frölichs Herz. [2] Dieser will ferner die Zürcher Prediger [Lorenz Meyer, Thoman Ruman und Rudolf Schwyzer] wie Freunde behandeln und ihnen im Notfall mit Rat und Tat beistehen. Bullinger soll diesen das mitteilen! [3] Dass der Kaiser [Karl V.]geflüchtet sei, stimmt nicht. Vielmehr verlegte er am Abend des 13. November sein Lager von Lauingen in die Nähe der [Schmalkaldener], an den Dattenhofer

a Die Zugehörigkeit des mit dem Siegel und der Adresse versehenen Blattes 209e zu diesem Brief kann nicht mit Sicherheit behauptet werden.
(s. HBBW XVII 344, Anm. 31), war schon Anfang Oktober negativ aufgefallen; s. Nr. 2612,16-25.
7 Moritz von Sachsen.
8 Vgl. auch Nr. 2677,26-30.
9 Der Zürcher Bote "Anthoni Esche", der am 18. November entweder noch in Basel oder schon in Zürich zurück war; s.
Zürich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1546/47, S. 62 der Ausgabenabteilung für laufende Boten.
10 Franz I. — Ein Gerücht.
11 Zu den Krankheiten des Kaisers s. schon HBBW XVI 177,19f; 196;33f; 206,13; 351,9.
12 Vgl. Ps 110 (Vulg. 109), 5.


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See, wo er sich noch immer befindet. In den letzten Tagen gab es vereinzelte Gefechte, die für die [Schmalkaldener] ohne Verluste ausgingen, während es bei den Kaiserlichen viele Verwundete und Todesopfer gab. Laut einem vertrauenswürdigen Bauern [...] sollen diese während zwei Stunden auf 15 Wagen nach Dillingen gebracht worden sein. Es wird wohl bald zur endgültigen harten Schlacht kommen, da die Gemüter auf beiden Seiten dermaßen gereizt sind, es an Vielem mangelt, und zudem der Winter einbricht. Der Herr schütze seine Sache! [4][Johannes]Haller, der gemeinsame Freund, ist allzu diskret. Frölich weiß nämlich, dass er manche Unannehmlichkeit in Kauf nehmen muss, doch verschweigt er die dadurch entstandenen Ausgaben. Bullinger soll ihm schreiben, dass er sich im Falle einer großen Schwierigkeit an Frölich wenden soll, der ihm tatkräftig helfen wird. [5]Auf einen Frieden mit dem Feind braucht man nicht zu hoffen, zumal ein solcher naturwidrig wäre. Außerdem kommt nur ein Sieg in Frage! Falls der Herr diesen gewährt und die [deutschen Protestanten] sich dennoch nicht bessern würden, soll der Herr sich ihrer nie wieder erbarmen! Kommt es zum Sieg, wird man die kleinen Städte, die man an den Feind abgeben musste, leicht wieder zurückerobern. Kommt es zur Niederlage, sind christliche und weltliche Freiheit dahin! [6]Herzog Moritz [von Sachsen] verrät sowohl die gemeinsame Sache [der Protestanten] als auch den Kurfürsten [Johann Friedrich von Sachsen]! Er besetzt dessen Territorien und beruft sich dabei auf die kaiserliche Achtung. Und trotzdem verteidigt der gute Kurfürst das fremde Gebiet weiterhin, während er sein eigenes verliert! [7] Ambrosius [Blarer] hat Frölich das von Bullinger an ihn gerichtete Schreiben [Nr. 2652?] über die in Zürich stattgefundenen Verhandlungen der Vier Orte zum Lesen zugeschickt. Dieser hat die darin bekundete Solidarität freudig zur Kenntnis genommen und das Schreiben an Blarer zurückgesandt. Nun aber schreibt Bullinger [in einem nicht erhaltenen Brief], dass Frölich diesen Bericht an Simon Bing übermitteln soll, was ihm aber nicht mehr möglich ist! Frölich leitete also Bullingers Brief an Bing [nicht erhalten] weiter und entschuldigte sich zugleich beim Empfänger (dem er verbunden ist) für die fehlende Beilage. Lobenswert ist das entschlossene Eintreten der Eidgenossen für Wahrheit und Freiheit gegenüber Papst [Paul III.], Kaiser und anderen etwaigen Feinden! Noch berührender wäre es, wenn man den benachbarten [deutschen Protestanten] auch mit Taten helfen würde, ehe es zu spät ist; was dann auch für die Eidgenossen gefährlich werden könnte. Doch kennt sich Frölich nicht [in der Politik der Eidgenossenschaft] aus. [8] [Hans Vogler d.J.], der Sohn von Ammann [Hans] Vogler [d.Ä.], muss gebändigt werden. Im Schreiben ist er geschickt und sonst auch klug. Man muss ihn aber noch mindestens ein halbes Jahr auf die Probe stellen, ehe man sich um seine Anstellung kümmert. Haller und Frölich haben ihn scharf zurechtweisen müssen. Doch es besteht Hoffnung auf Besserung. Frölich schlägt daher vor, dass Vogler den Winter über weiterhin in der Augsburger Kanzlei arbeitet und bei Haller oder einem anderen Kost und Logis erhält. Erst danach wird Frölich sein Urteil über ihn fällen. Dies soll [Hans] Vogler [d.Ä.]ausgerichtet werden. [9] Hans [Thoman] Ruman ist wohlbehalten in Augsburg angekommen. Die Obrigkeit wird sich ihm und den anderen Zürcher Pfarrern freundlich erweisen. Auch Frölich wird für sie sein Bestes tun. [10] Offenbar ist Bullinger durch das tage- und nächtelange Schreiben, Lesen und Predigen überanstrengt! Er soll sich doch schonen, sonst wird er dabei zugrunde gehen! [11]Grüße an die Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab], an den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs], an [Rudolf] Gwalther und an die anderen. [12][Wolfgang], der Sohn des Bürgermeisters Lavater, ist vor einigen Tagen mit den anderen Eidgenossen von Ulm abgezogen. Hoffentlich ist er gut wieder nach Hause gelangt. Wenn Frölich früher erfahren hätte, dass er Kriegsdienst leistet, hätte er ihm vielleicht helfen können. Er weiß nicht, wie hoch Wolfgangs Sold war. [13]Gruß. [14][P.S.:]Beiliegend drei Exemplare der deutschen Schrift [,,Bestendige und warhafftige Verantwortung"] als Geschenk für die Bürgermeister und den Stadtschreiber.

S. Non equidem est, quod tam ardentibus votis optes, 1 ut porro tue me afficiant litere, cum nemo mortalium te unico (amicorum coniunctissime!) b

b Klammern ergänzt.


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sit, qui plus fidei et autoritatis apud me habeat. Inde etiam ad tuas epistolas pietate et eruditione refertissimas nunquam non extreme afficior.

Precones verbi Tigurinos 2 ut amicos et fratres, quibus omnia sunt communia, 3 habiturus sum, oroque, ut illis scribas et precipias, ut si quid eis vel necessitatis vel difficultatis accident, ne operam meam negligant. Ego certe illis me totum obtuli illisque communis ero.

Rumor de caesaris 4 fuga vanus est. Die autem 13. huius mensis ipse nocturno tempore castra movit a Lauginga eaque non longe a nostris ad lacum Dattenhofeninum 5 metatus est, ubi se cum suo exercitu hactenus continuit. Intra hos vero dies nonnulli singulares conflictus sunt commisi absque nostratum dispendio, 6 domino sit gratia. Hostium vero multi prostrati, multi etiam heri saucii et semimortui Dillingam invecti sunt curribus. Fide dignus enim rusticus 7 assent se 15 vehes et plaustra vulneratorum c duabus boris invehi vidisse. Quantum vero mihi videre videor, res post diuturnam et crebram irnitationem brevi venture sunt ad conflictum acerrimum. Nam animi utrinque sunt exacerbatissimi, tum belli columne 8 partim collapse, hiemis

C Am Rande nachgetragen.
1 In einem nicht erhaltenen Brief Bullingers, der am 15. November in Augsburg eintraf (s. Nr. 2677,2f) und dem ein Brief Bullingers an Simon Bing vom 5. November beilag; s. unten Anm. 26.
2 Die in Augsburg neu angestellten ZUrcher Pfarrer Rudolf Schwyzer d.Ä Lorenz Meyer (Agricola) und (Hans) Thoman Ruman.
3 Vgl. Adagia 1, 1, 1 (ASD II/1 84-86, Nr. 1).
4 Karl V. — Zu dem Gerücht s. die Mitteilung Johannes Hallers in Nr. 2677,6-18.
5 Gemeint ist wohl ein ehemaliger See im heutigen Dattenhauser Ried, das sich ca. 2 km südlich von Ballmertshofen (Lkr. Heidenheim; Baden-Württemberg) und etwa 5 km bzw. 10 km nördlich von Wittislingen (Lkr. Dillingen ad. Donau; Bayern) bzw. Lauingen befindet. Zur Lokalisierung s. ferner die Angaben in PC IV/1 495, Nr. 463. — Am Abend des 13. November verlegte der Kaiser sein Lager, das sich seit Anfang November zwischen Lauingen und Dillingen befunden hatte (s. Heinrich Thomanns Bericht an den Zürcher Rat, 10. November 1546, Zürich StA, A 177, Nr. 131; PC IV/I 473, Nr. 448; 482, Nr. 452), in nördliche Richtung nach Ballmertshofen (Thomann an denselben, 14. und 15. November, Zürich StA, A 177, Nr. 136-138). Das kaiserliche
Lager wird also etwa 14 km von dem in der Nähe von Giengen an der Brenz gelegenen schmalkaldischen Lager entfernt gewesen sein. Bei Viglius van Zwichem 171 wird das kaiserliche Lager bei "Witisleben" (Wittislingen) an der Egau lokalisiert, "drei Meilen" (ca. 24 km!) von den Feinden entfernt. Siehe ferner Schüz, Donaufeldzug 84.
6 Unter anderem die jüngsten Scharmützel vom 18. November, über die Viglius van Zwichem 172 sowie Thomann in einem Brief vom 19. November 1546 an die Zürcher (Zürich StA, A 177, Nr. 145) berichten. Sie begannen mit Bränden in einem Dorf des Herzogs von Württemberg. Laut Thomann trugen beide Seiten Schäden davon. Die Schmalkaldener verloren zehn Knechte, und ein Kaiserlicher aus dem Hennegau wurde gefangen genommen. — Über Tote bei den Kaiserlichen berichtet Thomann etwas später, in seinem Schreiben vom 21. November (Zürich StA, A 177, Nr. 147), dem Kaiser wurden (am 19. oder 20. November?) "vil gwalthiger lüth geschossen".
7 Unbekannt.
8 Gemeint sind sowohl der Geldzufluss (u.a. für Soldzahlungen) als auch die Proviantversorgung. Den Schmalkaldenern mangelte es vor allem an Geld (s. zuletzt Nr. 2671,43-45 — wo das Geld als "nervus


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denique asperitas pre foribus, ita ut necessitas aliquid magni causabitur. Dominus, rex regum unicus, 9 tueatur suam ipsius causam et gloriam in salutem nostram! Amen. Tu cum fratribus pro nobis ora.

D. Hallerus, communis frater et amicus, homo quidem dignus honore et dilectione, nimium modestus est. Nam etsi sciam aliquando illi molestias continge[re]d , quas tamen devorat meque celat. 10 Scribas ergo, amabo, illi, ut, si quid illi grave et difficile accident, mea opera uti non vereatur. Ego non ver[bis], sed opere ei fideliter adero.

De pace cum hostibus nulla spes est, 11 putoque conditiones firme pacis in rerum natura non extare. Propterea nihil preter letam in domino victoriam negotium transacturum est; quam, si benignus et clementissimus deus nobis faverit nosque vitam nostram e ne tum quidem e emendaverirnus, nolim, ut postea ipse nostrum misereretur! Parta autem victoria civitatulas amissas 12 levi negotio recuperabimus. Sin minus, de retinenda tam christiana quam prophana libertate his iniquissimis temporibus actum est!

Dux Mauritius 13 non minus hostiliter quam perfide contra electorem 14 et communem causam 15 agit. Est iam in armis et provincias electoris occupat idque ratione caesariani anathematis sive proscriptionis 16 . O scelus, o nequitiam! Nihilominus tamen f bonus ille princeps elector 8 in defensione alienae ditionis 17 perseverat et sua amittit.

Herr Ambrosi 18 , unser lieber herr unnd freunnd, hat mir cur brieff von der vier Ort hanndlung 19 zu verlesen zugesandt, 20 welche 21 ich von wegen der

d Hier und unten Textverlust durch Papierverlust.
e-e Am Rande anstelle von einem im Text gestrichenen non nachgetragen.
f Über der Zeile nachgetragen.
g Über der Zeile nachgetragen.
belli" bezeichnet wird); den Kaiserlichen vor allem an Proviant (s. zuletzt Nr. 2677,16-18).
9 Vgl. 1Tim 6, 15.
10 In Nr. 2663,40f, teilt Haller mit, dass Frölich und er sich gegenseitig über ihre Belastungen austauschten und trösteten. Doch dieser Stelle zufolge waren dabei finanzielle Belastungen ausgeschlossen.
11 Siehe dazu schon Frölichs Äußerung in Nr. 2613,24-26; Nr. 2662,23f.
12 Gedacht ist an Neuburg ad. Donau, Donauwörth, Höchstädt, Lauingen und Gundelfingen, die alle im September und Oktober zugunsten des Kaisers aufgegeben werden mussten.
13 Moritz von Sachsen.
14 Johann Friedrich I. von Sachsen.
15 Die gemeinsame Sache der Protestanten.
16 Die Verhängung der Reichsacht durch Karl V. über Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen vom 20. Juli
1546 (,,Römischer Kayserlicher Maiestat Declaration"); s. dazu HBBW XVII 347f, Anm. 79; Nr. 2663, Anm. 62. — Karl V. hatte Moritz zum Vollzug der Acht gedrängt; s. z.B. Moritz von Sachsen PK II/2 822a-824, Nr. 1006; 921, Nr. 1054.
17 Nämlich der oberdeutschen Städte. — Allerdings sollte der Kurfürst bereits am 22. November aus Süddeutschland abziehen; s. Nr. 2662, Anm. 20.
18 Ambrosius Blarer.
19 Wohl ein für Blarer bestimmter Bericht Bullingers über den in Zürich gehaltenen Tag der Vier Städte (s. dazu Nr. 2606, Anm. 60), dem wahrscheinlich auch eine Kopie des Briefes an die Schmalkaldener vom 26. Oktober (s. dazu Nr. 2662, Anm. 12) beigelegt war. — Blarer hatte darum gebeten; s. Nr. 2636,6f. Bei diesem an Blarer gerichteten Schreiben könnte es sich um Nr. 2652 vom 1. November gehandelt haben; s. Nr. 2636, Anm. 5.


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ainhellikait 22 unnd trostlichen zusamensetzens 23 von hertzen gern gehört. Habs ime auch danckbarlich wider zugesandt. Unnd nachdem ir jetzt 24 von dem furtrag 25 zu Zurch meldung thund, den ich herrn Simon Bingen zuschicken sollt, ist mir 205v. || derselb nit zukumen. Derwegen ich gedachtem Bingen neben eurm brieff 26 sollichs entschuldigungsweiß geschrieben. Er ist mir gar wol verwandt 27 . Mich erfrewet der herrn Aidtgnossen bschluß, das sie die warhait und freihait wider babst 28 , kaiser unnd meniglich 29 zu handthaben entschlossen sind. Noch mehr wurd es aber den lewten zu hertzen geen, wann man ettwas wenigs den genachbarten bruedern hilf laisstet, 30 eh unnd 31 sie inn leiden komen unnd ir darnach auch gefare bestehn mussten. Doch schryb ich als der unerfarn.

Herr amman Voglers 32 sune 33 halb befynnd ich, das er ains zaums 34 bedarff. Er ist mit der hanndt gerade 35 unnd hat kopffs genug, unnd ist mir recht. So muß man me ain halb jare zum wenigsten uff die probe setzen, ehe man urtaile, mit werne 36 er unnd were 37 mit ime zu versehen sei. Herr Hallerus unnd ich haben vleissig seinen halb rede gehalten unnd ime schon ain gut capittul gelesen 38 . Aber ich hab gute hoffnung zw seiner wolfartt unnd gedeihen. Wer meins erachtens zu thun, das er im winter volland hinumb allso 39 inn die cantzlei gienng unnd bei herrn Hallero oder ain anndern die cosst 40 het. Darnach will ich gern mein bedenncken 41 synen halb anzaigen. Wollennd herrn amman Vogler mein willig diennst sagen.

20 Frölich hatte nämlich (etwa Mitte Oktober) Blarer gegenüber den Wunsch geäußert, etwas über den bevorstehenden Tag der protestantischen Eidgenossen in Zürich zu erfahren; s. Blarer BW II 520, Nr. 1356.
21 die handlung.
22 Eintracht; vgl. Fischer II 615f.
23 Gemeint ist die den deutschen Protestanten dabei erwiesene Solidarität.
24 Im oben bei Anm. 1 erwähnten Brief.
25 Gemeint ist der oben in Anm. 19 erwähnte Bericht bzw. Brief.
26 Bullingers Brief an Simon Bing vom 5. November; s. Nr. 2688,2f; Nr. 2693,34f.
27 verbunden; s. Fischer II 1400f (hier nicht verwandtschaftlich, sondern durch die Geschäftsbeziehungen des Schmalkaldischen Bundes und vielleicht auch durch Freundschaft).
28 Paul III.
29 jedermann; s. Götze 158 s.v. menglich (gemeint sind etwaige katholische Angreifer).
30 Frölich hatte schon früher eine Unterstützung
durch die Gesamtheit der Protestanten, einschließlich der Eidgenossen, anzuregen versucht; s. Nr. 2662,9-18.
31 eh unnd: ehe.
32 Hans Vogler d.Ä.
33 Hans Vogler d.J.
34 Hier im übertragenen Sinne; s. auch Fischer VI/1 1061. — Zur Lebhaftigkeit Voglers d.J. s. schon Nr. 2643,36f; Nr. 2663,161-176.
35 tüchtig, gewandt; s. Fischer III 380. — Vogler d.J. war Schreiberlehrling bei Frölich; s. Nr. 2639,65-69.
36 wem.
37 wer.
38 ain gut capittul gelesen: einen starken Verweis gegeben; s. Fischer IV 202. Zur Angelegenheit s. Nr. 2663,173f.
39 im winter volland hinumb allso: auch den ganzen Winter über; s. Fischer II 1625f s.v. voll; III 1672 s.v. hinum; 1152 s.v. also.
40 Unterkunft und Verpflegung. — Vogler wohnte damals noch bei Haller (s. Nr. 2631,110-113; Nr. 2663,161-176), wohl


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Herr Johann Ruman 42 ist wol hiehere kumen. Unnd werden sich meine herren 43 aller gebuere freundtlich gegen ime unnd anndern sins glichen 44 erzaigen. Derglichen thu ich mins ringen vermögens und verstands auch.

Ich befynnd augenscheinlich 45 , das eur tag und nachtlich arbait mit schreiben, lesen unnd predigen ubermessig unnd untreglich sein muß. Bitt euch, ir wöllennd eur verschonen unnd den sachen maß geben! Scis enim: Quod caret alterna requie, durabile non est. 46

Gruessennd von meinen wegen die herrn burgermaister 47 , statschriber 48 , Gvalthe[rum]h atque alios id genus, quibus nihil mihi est suavius.

Filius 49 consulis Lavatheri ante aliquot dies ex Ulma cum conterraneis abiit. 50 Spero ipsum nunc domi esse. Optarim me tempestivius rescivisse ipsum hic militasse. Forsan humanitatis officium in ipsum contulissem. Quanto autem stipendio militaverit, sane ignoro. 51

Vale, anime mi! 20. novembris 1546.

Tuus Georgius Laetus, etc.

Tria hic mitto Germanica exemplaria, 52 quibus velim dominos consules et archigrammateum meo nomine donari.

[Adresse auf f. 209e,v.:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, Tigurine ecclesie antistiti vigilantissimo, amico et fratri perpetuo. Zurch.

h Im engen Einband verdeckt. aber nicht mehr lange; s. Nr. 2701,187— 194.
41 Urteil; (meine) Überlegungen.
42 (Hans) Thoman Ruman, der seine Familie aus Zürich geholt hatte und am oder kurz vor dem 19. November wieder in Augsburg eingetroffen war; s. Nr. 2677, Anm. 44.
43 Der Augsburger Rat.
44 Gemeint sind die beiden anderen Pfarrer aus Zürich; s. oben Anm. 2.
45 offenbar.
46 Ovid, Heroides, 4, 89.
47 Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab.
48 Hans Escher vom Luchs.
49 Wolfgang Lavater.
50 Zu den entlassenen eidgenössischen Fähnlein, die zuletzt in Ulm lagen, s. Nr. 2660, Anm. 6.
51 Frölich war offensichtlich benachrichtigt worden, dass Bullinger damals versuchte, für Wolfgang Lavater einen angemessenen Sold zu erwirken; s. Nr. 2652,30-49 und Nr. 2679,16-20.
52 Wohl die Schrift "Bestendige und warhafftige Verantwortung" von Kurfürst Johann Friedrich und Landgraf Philipp von Hessen vom 2. September 1546, die in der ersten Oktoberhälfte in Augsburg gedruckt und vielleicht zur Zeit dieses Briefes neu aufgelegt wurde; s. dazu Nr. 2663, Anm. 60.