Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[147]

Hans Vogler an
Bullinger
Elgg ,
11. November 1532

Autograph: Zürich StA, E II 351,148. Siegelspur Regest: ASchweizerRef IV 1976

Nachricht über seine Angelegenheiten auf der Tagsatzung in Frauenfeld. Will selbst an einem Tag in Zürich erscheinen und dort mit Peter Weber zusammentreffen. Grüße.

Gnad und frid von gott unserem fatter durch Christum etc.

Min herr, gliepter bruder. Mins handels 2 halb stat es also in der sum 3 , daß ich nie gen Frowenfeld 4 komen bin, sonder min husfrowen 5 dar 6 geschickt mit den fründen 7 . Also haind 8 die übrigen ortt, Bern, Basel, Schafhusen, für mich mit mi[ne]r husfrowen petten 9 , der gstalt: so sy mich der ernn 10 , lips und lebens sichren 11 , so welt 12 ich mich ergeben 13 . Welches mi[ner]herren botten und aller gfallen also gsin. Also haind sy das pitt 14 inn abschaid 15 genomen an ir herren und uff nächsten täg zu Baden, sontag über 4 wochen 16 , gsetztt 17 zu antwurten. Doch haind m[in]g[nädig] h[erren] die acht ortt 18 min widerpart haim lassen gon 19 und inen kain witer uftrag geben, welches 20 sy fast 21 unwillig sind gsin. Des übrigen, wils gott, wil ich üch muntlich brichten.

6 Gemeint ist die Eidgenössische Tagsatzung in Frauenfeld vom 4. bis 10. November 1532, s. EA IV/1b 1422-1427.
1 Elgg (Kt. Zürich).
2 Über Voglers Rechtshandel mit den Rheintalern und den katholischen Orten vgl. oben S. 33, Anm. 5.
3 in der Hauptsache, Zusammenfassung (SI VII 971).
4 In Frauenfeld fand vom 4. bis 10. November 1532 eine Tagsatzung statt. Vogler, der schon auf der Septembertagsatzung in Baden erschienen war (EA IV/1b 1398 g.), wurde auf diesen Tag verwiesen. Vogler bat in Baden auch um Verlängerung seines Geleits (EA IV/1b 1400 t.).
5 Ehefrau. —Appolonia Baumgartner.
6 dahin.
7 Verwandten (SI I 1303f).
8 haben.
9 gebeten.
10 Ehren.
11 sicheres Geleit zugestehen.
12 wolle.
13 Vgl. EA IV/1b 1424 I.
14 die Bitte von Frau Vogler und der genannten Städte.
15 das Verhandlungsprotokoll der Tagsatzung (SI VIII 202).
16 Diese Tagsatzung in Baden begann am 16. Dezember 1532. Zur Sache vgl. EA IV/1b 1452 k.
17 festgesetzt, bestimmt.
18 die acht im Rheintal regierenden Orte.
19 gehen.
20 dessen.
21 fest, heftig, sehr (SI I 1111).


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Witer hör ich, m[iner]g[nädigen]h[erren] von Zürich und h[err] apt S. Gallen sach 22 syg überhe 23 . Item ich hör, m[iner] heren botten habend für Peter Weber 24 petten. Hab h[erren] apt geantwurt, sinthalb 25 dörff nit sorg 26 ; desglich well er gegen den puren 27 , welche der handel betreffe, das best thon 28 . Doch werden potten alle ding gruntlich ansagen. Pitt üch, so es üch komlich 29 ist, Petern Weber, wie ich hör 30 , zu offnen 31 , bis ich korn.

Item ich hör, es syg ain tag gen Zürich uff Othmary 32 gsetzt 33 , von Müsser gelt wegen 34 . Ich acht, hoptmann Berweger kom dar bott 35 von Apenzell. Des wil ich warten, wils gott, mit im komen.

M[ine]h[erren] die aidtgnossen kond 36 morn erst gen Tänicken 37 .

Gott sterck üch und uns. Grützend mir üwer lieb husfrowen 38 , fatter 39 , muter 40 , gsind. Bittend gott für uns.

Actum Elgow, uff Martini anno 32 jar.

Ü[wer] armer Hans Vogler.

[Adresse auf der Rückseite:] An min gelieptten hernn und günner M. Hainrich Pullingern, prediger der statt gmain Zurych, zu hannden.

22 Dazu EA IV/1b 1425 s.; ferner auch ASchweizerRef IV 1966 und 1977.
23 wohl «überhin» im Sinne von: vorbei, erledigt.
24 Peter Weber, Statthalter von Wil (Kt. St. Gallen), spielte hier eine ähnliche Rolle wie Vogler im Rheintal und erlitt ein analoges Schicksal. Nach der Wende von Kappel wurde er sowohl durch den Abt von St. Gallen als auch durch seine Untertanen mit Rechtsansprüchen bedrängt. Zürich machte sich dabei in allerdings zurückhaltender Weise zum Anwalt der Interessen Webers, vgl. dazu EA IV/1b 1325.1333; ASchweizerRef IV 1565.1655; Vadian, Diarium 320,25-39.
25 seinetwegen.
26 wohl: bedürfe es keiner Sorge.
27 gegen die Bauern.
28 Vgl. das Schreiben des Abtes von St. Gallen an Zürich vom 17. November 1532 (ASchweizerRef IV 1994).
29 passend, gelegen (SI III 285).
30 gehört habe.
31 eröffnen, bekanntgeben.
32 16. November.
33 Eine Tagsatzung fand in Zürich vom 19. bis 21. November statt (s. EA IV/1b 1435-1440).
34 Tatsächlich ging es auf dieser Tagsatzung um die Frage von Entschädigungen für Auslagen anläßlich des Müsserkrieges. Über den Krieg selbst vgl. Heinrich Zeller-Werdmüller, Der Kampf gegen den Tyrannen von Musso am Comersee in den Jahren 15311532, Zürich 1883.—78. Njbl., hg. v. der Feuerwerker-Gesellschaft in Zürich auf das Jahr 1883.
35 komme dahin als Bote. — Ob Bartholomäus Berweger tatsächlich an diese Tagsatzung abgeordnet wurde, ist nicht bekannt.
36 kommen.
37 Tänikon (Kt. Thurgau). Das dortige Zisterzienserinnenkloster wurde seit 1532 von einem weltlichen Vogt verwaltet, dessen Rechnung am 12. November 1532 abgenommen wurde (vgl. EA IV/1b 1429 b.).
38 Anna Bullinger, geb. Adlischwyler.
39 Dekan Heinrich Bullinger.
40 Anna Bullinger, geb. Wiederkehr.