Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Jörg Göldli an
Bullinger
Konstanz,
14. Juni 1537

Autograph: Zürich StA, E II 364, 98 (Siegelspur) Ungedruckt

Dankt für alles Gute, das Bullinger seinen Söhnen erwiesen hat, und bittet um weitere Hilfe, besonders für Hektor, der in großer Not ist.

Mein früntlich gruß unnd alles gutz zuvorann.

Lieber herr, ich hab verstanndenn 2 , wie das ir minen sünenn 3 sovil gutz beweysenn unnd thuonn unnd besonnder jetz meinem sun Hectornn 4 in seinenn nötenn unnd anligenn 5 . Daruff so dannckenn ich eüch zum aller

1 Jörg (Georg) Göldli (Göldi), geb. 1466, gest. 1537/38 (am 11. März 1538 als gestorben gemeldet; vgl. Zürich StA, B IV 9, 61r.), aus einem alten Zürcher Junkergeschlecht stammend, wurde 1495 -nach vorübergehendem Verzicht auf das Bürgerrecht - Mitglied des Großen, 1525 Mitglied des Kleinen Rates. Er versah außerdem verschiedene Ämter, wirkte aber vor allem als Truppenführer: als Hauptmann 1519 beim Zuzug zum Herzog von Württemberg, 1521 bei Piacenza (wo er zum Ritter ernannt wurde), 1524 im Aufgebot nach Ittingen, 1529 im Auszug nach Kappel, 1531 im Müsserkrieg und in der Schlacht bei Kappel; in einem anschließenden Prozeß wegen angeblich verräterischen Verhaltens wurde er freigesprochen. 1533 übersiedelte er nach Konstanz. Weitere Korrespondenz Göldlis mit Bullinger ist nicht bekannt. - Lit.: Emil August Göldi, Goldi - Göldli - Göldlin. Ein Beitrag zur Kenntnis der Geschichte einer alten schweizerischen Familie, Zürich 1902, S. 17; Jacob 167-170; Z XI 407, Anm. 10; HBLS III 582.
2 vernommen, erfahren.
3 Herkules, Hektor, Joachim, Hans und Niklaus (vgl. René Goeldlin de Tiefenau, Le recueil d'armoiries du chevalier Renward Goeldlin, in: Archives héraldiques
suisses LXXXIV, Annuaire 1970, S. 77).
4 Hektor Göldli (Göldi), 1499 bis 1538 oder später, von Zürich, verbrachte seine Jugendzeit am württembergischen Hof unter der Obhut von Erbmarschall Hans Konrad Thumb von Neuburg. Er soll vorerst Domherr in Konstanz geworden sein, sich dann aber der Reformation zugewandt haben. 1534 beteiligte er sich - wider das Solddienstverbot - am Feldzug Herzog Ulrichs, worauf sich dieser wie auch der Erbmarschall für ihn beim Zürcher Rat für eine Strafbefreiung einsetzten, damit er zu Frau und Kindern zurückkehren könne (vgl. die Briefe vom 3. August 1534, Zürich StA, A 195.1, Nr. 219 und 220); er wurde daraufhin auch begnadigt (vgl. Zürich StA, B IV 6, 212r.). 1535 trat Göldli beim Herzog als Forstmeister in Dienst. Wegen eines nicht näher bekannten Deliktes (vgl. auch die folgende Anm.) wurde er 1538 mit Landesverweisung bestraft. - Lit.: Goeldlin de Tiefenau, aaO; HBLS III 582; Neues Württembergisches Dienerbuch, bearb. v. Walther Pfeilsticker, Bd. II, Stuttgart 1963, § 3047.
5 Sorgen, Bedrängnis. -Hektor Göldli kam 1537 aus nicht näher bekannten Gründen in Haft. Nachdem sein Vater durch Mittelspersonen (vgl. etwa Joachim Malers


Briefe_Vol_07_173arpa

höchstenn alles guttenn, so ir inenn je bewysenn habenn, unnd byt eüch allso früntlich, ir wellenn inen allso für unnd für hilfflich unnd rätlich sein unnd besonnder meinem sun Hectornn jetz in seinen nöten unnd anligenn. Das wil ich a umb eüch allezeyt sampt minen sünen zu verdiennenn mit unnsernn leyb unnd güttenernn willig erfundenn werdenn.

Datum Costanntz, uff den vierzehennden tag juny anno etc. im 37sten.

E[wer]w[ysheit] allezeyt

Jörg Göldin, burger

zu Costanntz.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelertenn Maister Heinrichenn Bullinger, predicantenn zu Zürich, meinem liebenn und gutten frundt, zu hanndenn.