[1006]
Jörg Göldli an
Bullinger
Konstanz,
14. Juni 1537
Autograph: Zürich StA, E II 364, 98 (Siegelspur) Ungedruckt
Dankt für alles Gute, das Bullinger seinen Söhnen erwiesen hat, und bittet um weitere Hilfe, besonders für Hektor, der in großer Not ist.
Mein früntlich gruß unnd alles gutz zuvorann.
Lieber herr, ich hab verstanndenn 2 , wie das ir minen sünenn 3 sovil gutz beweysenn unnd thuonn unnd besonnder jetz meinem sun Hectornn 4 in seinenn nötenn unnd anligenn 5 . Daruff so dannckenn ich eüch zum aller
1 Jörg (Georg) Göldli (Göldi), geb. 1466,
gest. 1537/38 (am 11. März 1538 als gestorben
gemeldet; vgl. Zürich StA, B IV
9, 61r.), aus einem alten Zürcher Junkergeschlecht
stammend, wurde 1495 -nach
vorübergehendem Verzicht auf das Bürgerrecht
- Mitglied des Großen, 1525
Mitglied des Kleinen Rates. Er versah
außerdem verschiedene Ämter, wirkte
aber vor allem als Truppenführer: als
Hauptmann 1519 beim Zuzug zum Herzog
von Württemberg, 1521 bei Piacenza
(wo er zum Ritter ernannt wurde), 1524
im Aufgebot nach Ittingen, 1529 im Auszug
nach Kappel, 1531 im Müsserkrieg
und in der Schlacht bei Kappel; in einem
anschließenden Prozeß wegen angeblich
verräterischen Verhaltens wurde er freigesprochen.
1533 übersiedelte er nach
Konstanz. Weitere Korrespondenz Göldlis
mit Bullinger ist nicht bekannt. - Lit.:
Emil August Göldi, Goldi - Göldli -
Göldlin. Ein Beitrag zur Kenntnis der
Geschichte einer alten schweizerischen
Familie, Zürich 1902, S. 17; Jacob 167-170;
Z XI 407, Anm. 10; HBLS III 582.
2 vernommen, erfahren.
3 Herkules, Hektor, Joachim, Hans und
Niklaus (vgl. René Goeldlin de Tiefenau,
Le recueil d'armoiries du chevalier Renward
Goeldlin, in: Archives héraldiques
suisses LXXXIV, Annuaire 1970, S. 77).4 Hektor Göldli (Göldi), 1499 bis 1538
oder später, von Zürich, verbrachte seine
Jugendzeit am württembergischen Hof
unter der Obhut von Erbmarschall Hans
Konrad Thumb von Neuburg. Er soll vorerst
Domherr in Konstanz geworden sein,
sich dann aber der Reformation zugewandt
haben. 1534 beteiligte er sich -
wider das Solddienstverbot - am Feldzug
Herzog Ulrichs, worauf sich dieser wie
auch der Erbmarschall für ihn beim Zürcher
Rat für eine Strafbefreiung einsetzten,
damit er zu Frau und Kindern zurückkehren
könne (vgl. die Briefe vom 3.
August 1534, Zürich StA, A 195.1, Nr.
219 und 220); er wurde daraufhin auch
begnadigt (vgl. Zürich StA, B IV 6,
212r.). 1535 trat Göldli beim Herzog als
Forstmeister in Dienst. Wegen eines nicht
näher bekannten Deliktes (vgl. auch die
folgende Anm.) wurde er 1538 mit Landesverweisung
bestraft. - Lit.: Goeldlin
de Tiefenau, aaO; HBLS III 582; Neues
Württembergisches Dienerbuch, bearb. v.
Walther Pfeilsticker, Bd. II, Stuttgart
1963, § 3047.
5 Sorgen, Bedrängnis. -Hektor Göldli kam
1537 aus nicht näher bekannten Gründen
in Haft. Nachdem sein Vater durch Mittelspersonen
(vgl. etwa Joachim Malers
Briefe_Vol_07_173 | arpa |
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höchstenn alles guttenn, so ir inenn je bewysenn habenn, unnd byt eüch allso früntlich, ir wellenn inen allso für unnd für hilfflich unnd rätlich sein unnd besonnder meinem sun Hectornn jetz in seinen nöten unnd anligenn. Das wil ich a umb eüch allezeyt sampt minen sünen zu verdiennenn mit unnsernn leyb unnd güttenernn willig erfundenn werdenn.
Datum Costanntz, uff den vierzehennden tag juny anno etc. im 37sten.
E[wer]w[ysheit] allezeyt
Jörg Göldin, burger
zu Costanntz.
[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelertenn Maister Heinrichenn Bullinger, predicantenn zu Zürich, meinem liebenn und gutten frundt, zu hanndenn.