Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2723]

Johannes Haller
an Bullinger
Augsburg,
23. Dezember [1546]

Autograph: Zürich StA, E II 370a, 526f (Siegel) Ungedruckt

(1) In zwei Stunden, bei Öffnung der Stadttore, wird ein Kurier [...]abgehen. Haller will die seltene Gelegenheit zu einem Brief nutzen. Es stand ihm lange kein Bote zur Verfügung, sonst hätte er längst geschrieben. [2]Bullingers umfangreicher Brief vom 11. Dezember [nicht erhalten], den Haller am 21. Dezember empfing, war aufmunternd! Die Augsburger sind nämlich wegen der schwierigen Lage ganz niedergeschlagen, so dass Haller kaum weiß, wo er mit seinem Bericht beginnen soll. [3] Die Ulmer haben sich mit dem Kaiser [Karl V. ] geeinigt. Auch Herzog [Ulrich] von Württemberg steht in Verhandlungen mit dem Kaiser, der nun in Stuttgart sein soll. Die meisten oberdeutschen Städte folgen dem Beispiel Ulms und des Herzogs. Dem Feind bleibt nur noch Augsburg übrig. [Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen]sind abgezogen und verfolgen ihre eigenen Interessen. Nun also haben die Verräter freie Bahn und wird die Gesinnung eines jeden offenbar! Die Augsburger Ratsherren beratschlagen über ihr weiteres Verhalten. Man fürchtet sich mehr vor einem Volksaufstand als vor dem Kaiser, denn während der Rat über einen [Friedens]vertrag

84 Nämlich am 12. Dezember; s. Nr. 2706, Anm. 21.
85 Wo Karl V. am 24. Dezember eintraf; s. oben Anm. 45.
86 Ps 123 (Vulg. 122), 2.
87 Ps 121 (Vulg. 120), 1.
88 Ps 94 (Vulg. 93), 14.
89 Diese Angabe könnte im Vergleich zu
oben Z. 68-70 darauf hinweisen, dass vorliegende Abschrift vor Abfassung oder zumindest vor Beendigung des obigen Briefteiles erstellt wurde.
90 Zu Bucers Brief s. oben Anm. 76.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Briefinhalt.


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nachsinnt, ruft die Pfarrerschaft die Bevölkerung zur Standhaftigkeit auf Die Memminger liebäugeln ebenfalls mit dem Gedanken an einen Frieden. Ja, überall kommt es zu Auseinandersetzungen. Man debattiert darüber, ob es nicht besser wäre, sich mit dem Kaiser zu verständigen, ohne das Evangelium preiszugeben, statt das Heil des Vaterlands aufs Spiel zu setzen, zumal man nun von allen verlassen wurde. Haller fürchtet, dass es zu einer Aussöhnung mit dem Kaiser kommen wird, da niemand mehr für das Evangelium leiden will! Diejenigen, denen der Krieg schon von Anfang an missfiel, fühlen sich nun stark, während die Tapferen von gestern zu fürchten beginnen. In der Tat, die Lage ist höchst gefährlich! Christus verleihe die Kraft zu leiden! Zweifellos wird man wieder den Bischof [Otto Truchsess von Waldburg] in die Stadt lassen, wenn der Herr es nicht verhindert. Die Augsburger wurden verraten und von den Fürsten im Stich gelassen! Demzufolge wird es vermutlich, wenn auch nicht sofort, zu einer Verständigung mit dem Kaiser kommen, falls eine solche zu guten Bedingungen ausgehandelt werden kann. [4]Haller bittet Bullinger um Rat, denn er zögert. Er sieht keinen Ausweg. Er nimmt beim Herrn Zuflucht und ermahnt das Volk zur Standhaftigkeit, was aber wiederum die Gefahr eines Aufstandes mit sich bringt, während andere entgegnen, dass nur zwei Fürsten übrig geblieben seien, ein Bigamist und ein Gegner [der Zürcher]in der Abendmahlsfrage, und dass diese zudem den Augsburgern nicht zu Hilfe kommen können. Den Augsburgern bliebe also nichts anderes übrig als zu verhungern, da weder Brot noch Salz aus Schwaben und Bayern, noch Wein aus Württemberg in die Stadt geliefert werden können. Man ahnt wohl, worauf solche Überlegungen zielen, auch wenn es offiziell noch zu keinen Verhandlungen gekommen ist. Der Herr halte uns im Glauben fest und gebe uns die Gnade, die anderen zu stärken! [5]Bullinger schreibt über die Rückberufung der [in Augsburg wirkenden Zürcher]Amtskollegen (Lorenz Meyer (Agricola), Rudolf Schwyzer und (Hans) Thoman Ruman]. Doch wäre dies nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür, auch wenn jene nichts anderes wünschen. Eine Rückberufung würde Anstoß erregen, ja, den Verdacht erwecken, dass die Pfarrer sich über irgendetwas beklagt hätten, was auch immer die [Zürcher Ratsherren]für Gründe anführen würden. Zudem hat jeder der drei Pfarrer bereits 80 Gulden Lohn vom Augsburger Rat erhalten, so dass dieser sich betrogen fühlen würde. Haller hat auch mit Frölich und [Michael] Keller darüber gesprochen, und beide raten von einer Abberufung ab. Derzeit denkt man daran, einen der zwei Pfarrer [Meyer oder Schwyzer] nach Kaufbeuren an die Seite [Thomas]Naogeorgs zu schicken, zumal die Kaufbeurer um einen Pfarrer gebeten haben. Man würde aber zuvor Zürich um Erlaubnis bitten. Statt die Pfarrer zurückzurufen und dadurch die Augsburger Ratsherren zu blamieren, sollte man also jene vielmehr zum Gehorsam ihren Vorgesetzten gegenüber ermahnen und ihnen so einen Dämpfer aufsetzen. Zudem würde Haller sich nicht trauen, ein Reisegeld für die Rückberufenen zu verlangen. Die Obrigkeit könnte nämlich einwenden, dass das ihnen früher ausbezahlte Reisegeld kaum völlig für die Reise aufgebraucht wurde, oder dass die Zürcher ihre Pfarrer schon früher [nämlich als sie wieder in Zürich waren] hätten zurückhalten sollen. Dass den [drei Pfarrern]keine Pfarrei zugewiesen wurde, können die Zürcher nicht als Grund für eine Rückberufung anführen, denn auch in Zürich warten viele auf eine Stelle, und doch sind sie inzwischen nützlich, indem sie so manche Pfarrei versehen! Ferner erhalten [die drei Pfarrer] die gleiche Besoldung wie Haller und die anderen Kollegen. Da sie zudem allein sind, können sie ihren Lebensunterhalt noch besser bestreiten. Schließlich würde man sich mit Recht verwundern, dass nicht auch Haller zurückgerufen wird, zumal er noch größeren Gefahren ausgesetzt ist als jene. [6] Mit seinen vorhergehenden Briefen [Nr. 2685 und Nr. 2701] wollte Haller nicht die Rückberufung der Zürcher Kollegen erwirken, sondern Bullinger wie einen Vater über die Lage informieren. Denn auch wenn [Meyer und Schwyzer] Haller zu schaffen machen, erträgt er viel lieber einige Beschwerlichkeiten, als in der Kirche Anstoß zu erregen oder dadurch dem Ruf Zürichs zu schaden! Falls es wirklich einen Grund für ihre Rückberufung gäbe, würde Haller es Bullinger und dem Rat mitteilen. Die aktuellen Vorfälle beschränken sich jedoch auf die private Sphäre und bieten keinen Anlass für einen Rückruf Dass Haller [Meyer und Schwyzer] ermahnt, kommt daher, dass er es nicht immer vermag, angesichts ihrer verwegenen Rüpelhaftigkeit zu schweigen. Haller ist noch nie solch einem Starrsinn begegnet! [7] Derzeit scheinen [Meyer und Schwyzer] irgendetwas (und vermutlich


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gegen Haller) im Schilde zu führen, denn sie sticheln. Haller aber geht unbeirrt seiner Berufung nach, indem er das Heil der Kirche sucht und sich um deren Erbauung bemüht. In seiner Freizeit widmet er sich daheim dem Studium. Jene aber zechen täglich mit ihren Bekannten. Am Vortag haben sich Meyer und Schwyzer zusammen mit zwei anderen [...] in ein Nachbardorf begeben, um mit einem Priester [...] zu trinken. Wüsste der Rat davon, wäre er schockiert! [8] Haller berichtet dies nicht, um [Meyer und Schwyzer] zu verraten, sondern um Bullinger auf dem Laufenden zu halten, damit dieser ihm im Interesse der Kirche mit seinem Rat beistehen mag. Haller will auch nicht, dass Bullinger seine Informationsquelle preisgibt. Er soll die Situation [einfach schweigend] ertragen, und Haller wird [sich auch bemühen], sie auszuhalten. Wenn man die [zwei] voneinander trennt, werden sie sich nicht mehr so eigensinnig aufführen können. [9][Hans Wilpert]Zoller geht es gut. Er und Haller haben sich wieder vertragen. Gestern haben sie zusammen beim [Alt]bürgermeister [Hans] Welser gegessen, der grüßen lässt. Um das Anliegen [Hans] Voglers (d.A. oder d.J.] wird Haller sich später kümmern, da Frölich vorläufig seinen Freunden keine Zeit widmen kann. [Francesco] Stancaro bedankt sich sehr für die ehrenvolle Erwähnung [in dem an Haller gerichteten Brief] sowie für das [Buch]geschenk von Bullinger und dessen Kollegen (d.h. für die "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae ministrorum confessio"]. Er hätte ebenfalls geschrieben, wenn er vom Boten Kenntnis gehabt hätte. Bernardino [Ochino] befürchtet, wieder in die Fänge des Papstes [Paul III.] zu geraten. Bullinger soll ihn brieflich aufmuntern, zumal Ochino ihn hoch achtet. Musculus ist ängstlich wie ein Mäuslein. [Pankraz] Mötteli [vom Rappenstein] wurde [aus dem Gefängnis] entlassen, verlor aber seine Stelle. Zoller erhält aber bis auf weiteres den vierfachen Sold. Wenn wieder Frieden herrscht, wird er sicherlich eine gute Frau finden. Haller wird ihm dabei helfen. Zoller wird von einer Tochter Frölichs [Anna?] umworben, doch eine Ehe mit dieser wäre katastrophal. Die Gründe dafür verschweigt Haller aus Rücksicht auf den ehrenhaften Vater. [10] Die Abweichung zwischen Meyers Schreiben und Hallers Brief [Nr. 2701] erklärt sich dadurch, dass der Verleumder, [Georg] Caesar, erst acht Tage später, als Haller dachte, aus Augsburg abgereist ist. Es stimmt aber nicht, dass jener sich den Zürchern gegenüber bedrohlich gezeigt hätte. Vielmehr mied er sie. Seit der Aussprache mit ihm hat Haller ihn nie mehr gesehen, und der Zwischenfall wurde beigelegt. Es gibt viele Lutheraner in Augsburg, die man nicht so einfach loswerden kann. Ihr hartnäckiger Irrtum kann nur mit Gottes Geist ausgeräumt werden. [11] Laut Stancaro soll der türkische [Sultan Suleiman 1.] rüsten. Ähnliches wurde neulich auch aus Venedig mitgeteilt, wie Haller bereits [mit Nr. 2712]berichtet hat. [12]Der Landgraf soll in Leipzig einen Frieden zwischen dem Kurfürsten und Herzog Moritz aushandeln. Der Kurfürst hat das Bistum Mainz um 40'000 Florin gebrandschatzt. Das Gleiche tat er im Bistum Würzburg. Man behauptet, dass die Fürsten nach einem Vergleich zusammen mit Moritz im kommenden Sommer gegen den Kaiser ziehen werden. Was aber die Augsburger bis dahin tun, weiß Gott allein, der alles zum Wohl des Vaterlandes und zur Bewahrung der evangelischen Freiheit lenken möge! [13] Haller ahnt schon, was kommen wird: Zwar behauptet der Kaiser, den Krieg nicht gegen das Evangelium geführt zu haben, und noch gestattet er, frei zu predigen. Doch wenn er sich alles unterworfen hat, wird er das Konzil von Trient beenden und alle Häretiker zum Scheiterhaufen verurteilen. Dann wird die große Verfolgung beginnen! Dann werden die Auserwählten erprobt! [14] Es ist aber Gottes Sache. Er lenke alles zu unserem Seelenheil! Ihm seien Bullinger, dessen Frau [Anna, geb. Adlischwyler] und die Kinder empfohlen. Grüße an [Konrad]Pellikan, [Theodor]Bibliander und [Rudolf] Gwalther. Früh am Morgen, vor Öffnung der Stadttore.

S. P. D. lamiam dicitur mihi de quodam 2 intra duas horas portis apertis 3 abituro. Non possum ergo intermittere, quin vel pauca data hac occasione scribam. Nullum potui multis iam diebus habere nuncium, alioqui tamdiu scribere non distulissem.

Tuae 11. decembris datae 4 mihi sunt redditae 21. eiusdem mensis. Quae tanto mihi fuere magis gratae, quanto copiosiores. Plurimum me in his turbis


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exhilararunt. Non enim exigua nos premunt mala, quae, unde nam describere ordiar, ignoro.

Ulmenses cum caesare 5 convenere. Volunt esse neutrales. Idem facit dux Wirtenbergensis 6 . Caesar hodie (ut certo narratur) Stutgardiae agit. 7 Sequitur eos 8 maxima superiorum 9 civitatum pars. Sola Augusta iam relinquitur hosti'°. 10 . Abierunt principes. 11 Sua quaerunt. Urbium salutem negligunt. Proditores iam libere agunt, quicquid volunt. Iam revelantur omnium animi! 12 Deliberant nostri 13 etiam, quid agendum. Seditio magis quam hostis timenda. Dum magistratus meditatur pactum, nos 14 pro officio nostro ad constantiam hortamur; unde metuendus plebis tumultus. Memmingenses etiam tentantur. 15 Altercationes fiunt ubique ab omnibus. Disputatur, satiusne sit salvo evangelio pacisci cum caesare, quam ab omnibus destitui patriaeque animarumque salutem praesenti exponere periculo. Metuo, metuo, ne intra paucos dies nostri etiam aliquid sint tentaturi! Nemo vult evangelio compati. Respicimus proxima 16 quaeque! Quibus ab initio displicuit, ut bellum susciperetur, nunc gloriantur maxime. Illi, qui hactenus fortes, timent. Stat itaque in summo res nostra periculo. Dominus lesus, qui pro nobis passus est, roboret et confortet nos spiritu suo, ut et cum illo pati possimus! 17 Non dubito, quin episcopus 18 sit tandem iterum in urbem recipiendus, nisi clementer dominus rationibus ab humana ratione semotissimis avertat. Wir sind verraten und verkaufft! Fürsten und herren, zu denen man eer, gut und blüt gsetzt, laßend uns jetz stecken 19 . Ist nun umb Augspurg zthun. 20 Ideo credo ipsos pactum cum caesare tandem, etsi non mox fiat, inituros, si ullis aequis possint impetrare conditionibus.

2 Unbekannt.
3 Der Brief wurde also ganz früh am Morgen geschrieben; vgl. auch unten Z. 128.
4 Nicht erhalten.
5 Karl V. — Zur Unterwerfung Ulms s. die Verweise in Nr. 2722, Anm. 35.
6 Herzog Ulrich von Württemberg; s. dazu Nr. 2709, Anm. 14.
7 Am 23. Dezember brach der Kaiser erst von Schwäbisch Hall auf, s. Nr. 2722, Anm. 45. Man erwartete aber, dass er Stuttgart angreifen würde; vgl. NBD IX 406. 409.
8 Nämlich Ulm und dem Herzog.
9 D.h. der süddeutschen (Städte). — Vgl. Nr. 2724,5-8; Nr. 2725,37-42.
10 D.h. dem Kaiser. — Zu Augsburgs Haltung s. Nr. 2725, Anm. 16.
11 Die Häupter des Schmalkaldischen Bundes, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen. — Zu deren Routen bei ihrem Abzug s. Nr. 2700, Anm. 5, und Nr. 2702, Anm. 21.
12 Vgl. 1 Kor 3, 13f.
13 Die Augsburger Ratsherren.
14 Die Augsburger Pfarrerschaft.
15 Der Memminger Rat entschied sich am 1. Januar 1547 für Verhandlungen mit Karl V. und schickte zu diesem Zweck Gesandte in dessen Lager nach Heilbronn, die dort am 13. Januar 1547 eintrafen; s. Peer Frieß, Die Außenpolitik der Reichsstadt Memmingen in der Reformationszeit, Memmingen 1993 — Memminger Forschungen 4, S. 205.
16 Gemeint ist: Wir (Menschen) beachten (nur), was uns naheliegt (das Himmlische verlieren wir aus den Augen).
17 Anspielung auf das Apostolische Glaubensbekenntnis, Eph 3, 16, Röm 8, 16, und Phil 1, 29.
18 Der Augsburger Bischof Otto Truchsess von Waldburg.
19 im Stich.
20 Ist nun umb Augspurg zthun: Jetzt geht es um Augsburg; s. SI XIII 338f.


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Quid mihi hic sit agendum, consule, obsecro. Totus haereo. Exitum consiliumque nullum video. Ideo ad unum recurro deum, cui omne negotium supplex committo. Ad constantiam populum hortor fortissime. Interim tamen non parum tumultus aliquis est metuendus, quae res multum mihi parit negotii. Obiiciunt alii restare duos principes: alterum bigamum, 21 alterum nostrae hostem 526v. || de sacramento confessionis. 22 Adhaec eos non posse nobis auxilia ferre. Nos vel fame sola enecandos, cum nec ex Suevia et Bavaria panem et sal, nec vinum ex ducatu Wirtenbergensi habeamus. In summa video, quid meditentur, quamvis publice adhuc nihil sit actum. 23 Contuli cum d. Laeto 24 . Is valde etiam sollicitus est de salute nostra. Ita molitur a nos cribrare satan! Dominus det, ne deficiat fides nostra, sed ut alios etiam fratres confirmare queamus. 25 Amen.

De fratribus 26 revocandis scribis, 27 id quod nullo modo nunc consultum esse puto, quamvis illi nihil aliud quaerant. 28 Esset maximum offendiculum, si tam cito reverterentur, nec abesset suspicio, quicquid tandem praetexeretur, 29 quin essent aliquid conquesti. Adhaec inconveniens, cum singuli iam 80 acceperint florenos 30 a dominis. Si iam reposcerentur, putarent domini sibi illudi. Contuli cum Laeto et Cellario 31 . Nullo modo consulunt. In animo est alterum ex eis 32 mittere Kauffbüram ad doctissimum illum egregiumque virum Naogeorgum 33 . Petierunt enim unum a nostratibus Kauffbürani. Neuter eorum conditionem recipiet vobis inconsultis. Rogo ergo, ut propter vitandum scandalum et suspiciones malas hoc non agatis, ut eos revocetis, sed potius iubeatis, ut pareant dominis illis, quorum iam vivunt sumptibus. So werdend si ein klein deponiert 34 . Es wer minen herren spötlich. 35 Nec possem honesto titulo viaticum ipsis impetrare. Obiicerent domini, si hettends doch nüt gnützt. 36 Man betts wol vorhin bhan. 37 Non enim est, ut illi

a Über gestrichenem vult.
21 Gemeint ist Philipp von Hessen.
22 Gemeint ist Johann Friedrich I. von Sachsen. Siehe z.B. HBBW XVII 31 und Anm. 167 (betreffend Thomas Naogeorg).
23 Siehe tatsächlich Nr. 2725, Anm. 16.
24 Georg Frölich, Augsburger Stadtschreiber.
25 Vgl. Lk 22, 31f.
26 Die drei von Zürich nach Augsburg entsandten Pfarrer Lorenz Meyer (Agricola), Rudolf Schwyzer d.Ä. und (Hans) Thoman Ruman.
27 Bullinger hatte also schon in seinem Brief vom 11. Dezember (s. dazu oben Z. 5) die Rückberufung der oben genannten Pfarrer angekündigt. Zu einem Rückberufungsbrief durch die Zürcher kam es am 14. Dezember; s. Nr. 2717, Anm. 10.
28 Siehe z.B. Nr. 2701,99-103. 114-117.
29 Vonseiten der Zürcher Behörden, bei einem etwaigen Rückberufungsbrief.
30 Ein Teil ihres Lohnes, der auf 200 Gulden jährlich festgelegt war; s. Nr. 2612,189-192.
31 Michael Keller.
32 Haller denkt hier offensichtlich nur an Schwyzer und an Meyer. Vgl. auch unten Z. 50f. 81f. —Musculus wäre gern Meyer losgeworden; s. Nr. 2613,50f; Nr. 2615,8-10.
33 Thomas Naogeorg; s. Nr. 2612, Anm. 15.
34 ein klein deponiert: ein wenig gedemütigt; s. FNHDW V 451. — Vgl. Nr. 2612,168-173.
35 Zu verstehen: Es würde der Augsburger Obrigkeit zur Schande gereichen; s. SI X 626.
36 Sie hatten 30 Gulden Reisegeld bekommen,


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praetendunt, man dörff 38 ir nüt. Wie lang habend ir zu Zürich offt expectanten, die denocht so vil pfarren 39 zversehen habend! Darzu habend si gliche bsoldung wie ich 40 und ander pfarrer, mögend ir schulden 41 also bas 42 bezalen, dann 43 si allein sind. Quodsi vero hae rationes, quibus illi 44 utuntur, satis sunt sufficientes, ut revocentur juste, cur non etiam ego revocarer, qui easdem habeam causas et rationes et multo plures et majores quam illi, cui plus imminet negotii, plus periculorum, 45 qui diutius quam ipsi servierim? Non video ergo, quomodo illos revocare possitis me solo in his turbis relicto.

Nec scripsi priores ad te literas 46 ideo, ut cupiam eos revocari, sed tantum ut significarem tanquam patri, quomodo se res eorum haberet. Nam, licet multum mihi faciant negotii magnoque sint b oneri, hoc tamen quicquid est, feram potius, quam offendiculum ponam ecclesiae, aut Tigurinum nomen per hoc faciam male audire. Si quid egerint, quod dignum sit, ut revocentur et deponantur, non celabo nec te nec senatum 47 amplissimum. Ea, quae nunc fiunt, plaeraque sunt privata. Ego fideliter moneo, quamvis scio eos mihi maxime infensos. Non enim possum ad eorum temerariam semper tacere rusticitatem. Moneo, sint providi; sed non scio me capitosiores 48 homines 527r. || vidisse unquam.

Iam moliuntur aliquid (ni fallor, contra me). Nolunt enim aperire, sed aculeatis tantum tangunt verbis. Sed ego omnia haec c non curo. Ego quaero hoc, propter quod missus sum: salutem ecclesiae omniumque aedificationem. Omne tempus, quo mihi datur otium, impendo studiis; domi me contineo. llli quotidie convivantur. 49 Habent suos socios, qui ad eos in hospitio 50

b In der Vorlage sind. —
c Über der Zeile nachgetragen.
als sie ihre Familien hätten holen sollen (s. Nr. 2612,197-200), werden aber kaum alles davon gebraucht haben, da sie allein nach Augsburg zurückkehrten; s. Nr. 2663, Anm. 7.
37 Zu verstehen: Man hätte sie früher (in Zürich) zurückbehalten sollen (und sie nicht erst schicken sollen, um sie bald darauf wieder zurückzufordern).
38 bedurfte. —Nämlich, weil ihnen keine bestimmte Kirche zugewiesen worden war; s. Nr. 2613, Anm. 48; Pf-Augsburg 29, Nr. 161; 36, Nr. 202; 38, Nr. 223.
39 Pfarreien.
40 Vgl. oben Anm. 30 mit HBBW XV 699, Anm. 12.
41 Hier im Sinne von "Ausgaben" (finanzielle Verpflichtungen).
42 besser.
43 da.
44 die Zürcher Ratsherren.
45 Vgl. Nr. 2701,123-126, und oben Z. 15f.
— Damit plädiert Haller keineswegs für seine Rückberufung. Er will vielmehr den Zürchern zu verstehen geben, dass eine Rückberufung seiner Kollegen gegenüber den Augsburger Behörden nicht zu rechtfertigen wäre.
46 Gemeint sind die Briefe Nr. 2685 vom 20. November und Nr. 2701 vom 4. Dezember.
47 dem Zürcher Rat.
48 starrköpfigere; s. Kirsch 427. — Vgl. Nr. 2613, Anm. 44; Nr. 2663,15f.
49 Vgl. Nr. 2612,174-176.
50 Sie waren im Martinskloster untergebracht; s. Nr. 2685,93f, es sei denn, dass es schließlich nicht zum angekündigten Umzug kam und sie noch immer in der ihnen zugewiesenen Herberge (eine mögliche Bedeutung von "hospitium") wohnten (s. Nr. 2663,19-21), genauso, wie Ruman bei Haller geblieben war; s. Nr. 2685, Anm. 63.


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degentes confluunt. Pridie etiam Laurentius 51 et Rodolphus 52 cum aliis duobus 53 in pagum quendam vicinum egressi sunt compotaturi cum sacrificulo 54 Quod si resciret senatus, offenderetur valde, nec immerito.

Haec ad te scribo, non ut eos traducam, sed ut pro officio meo te nihil celem earum rerum, quae vel ad salutem vel detrimentum ecclesiae faciunt, ut facilius mihi consilio succurrere possis. Nolim etiam me proderes haec tibi scripsisse. Sustineto tu quoque adhuc pauxillum, et ego sustinebo. So wirt mans sünderen, so machends einander nümmen so einschier. 55

Zollerus 56 vivit et valet. Rediit mecum in gratiam. 57 Heri coenavimus una apud consulem Welserum 58 . Dicit is tibi salutem plurimam. Vogleri 59 negotium curabimus aliquando. Iam in his turbis nulla datur hora d. Laeto, quam possit plene exhibere amicis. D. Stanggarus 60 agit tibi maximas gratias propter honorificam eius, quam fecisti, 61 mentionem et amicam tuorum obsequiorum oblationem. 62 Scripturus erat, si scivisset hunc nuncium 63 . Bernhardinus 64 valde est anxius. Veretur, ne tandem perveniat iterum in manus pontificis 65 . Vellem scriberes ei et confortares eum. Est enim tui nominis studiosus valde. Musculus est musculus. Timet valde. Mötelinus 66 dimissus

51 Meyer.
52 Schwyzer.
53 Unbekannt.
54 Priester; s. Kirsch 2505. — Unbekannt.
55 Zu verstehen: Wenn man sie [= "so mans"] (voneinander) trennt, werden sie sich nicht mehr so eigensinnig aufführen (können). — Siehe dazu SI VII 24 (zum "so" in korrelativer Verbindung in zwei Hauptsätzen); 1152f. s.v. sunderen; I 304f s.v. einander; VIII 1145 s.v. einschir. —Zu Meyers und Schwyzers Starrsinn s. oben Z. 74f.
56 Hans Wilpert Zoller d.J.
57 Siehe dazu Nr. 2663,90-97.
58 Hans Welser
59 Vermutlich ist hier sowohl Hans Vogler d.A. als auch d.J. gemeint. Es ging wohl um das geheime Heiratsversprechen, das Vogler d.J. der Maria Grafner aus Lindau etwa zwischen August und Anfang Oktober 1546 in Lindau gegeben hatte und das damals für Aufregung sorgte; s. Hallers Brief an Bullinger vom 7. Januar 1547 (Zürich StA, E II 370, 45f), sowie Rainer Henrich, Vom Luftikus zum Münzwerkregierer. Die Karriere Hans Voglers d.J. von Zürich (1524-1574/75), in: Von Cyprian zur Walzenprägung. Streiflichter auf Zürcher Geist und Kultur
der Bullingerzeit. Prof. Dr. Rudolf Schnyder zum 70. Geburtstag, hg. v. Hans Ulrich Bächtold, Zug 2001 — Studien und Texte zur Bullingerzeit 2, S. 78. — Vielleicht hatte Vogler d.Ä. Bullinger gebeten, sich diesbezüglich bei Haller zu erkundigen.
60 Francesco Stancaro.
61 Wohl im nicht erhaltenen und oben Z. 5 erwähnten Brief Bullingers an Haller vom 11. Dezember.
62 Hierbei geht es wohl um eine Schrift. Angesichts der Erwähnung von Bullingers Kollegen (,,tuorum obsequiorum") wird es sich um die Orthodoxa Tigurinae ecclesiae ministrorum confessio (s. dazu HBBW XV 66, Anm. 9) gehandelt haben. Stancaro bedankte sich für das Geschenk, indem er Bullinger zwei Bücher zukommen ließ; s. Haller an Bullinger, 7. Januar 1547, Zürich StA, E II 370, 45f.
63 Der unbekannte, oben Z. 1f erwähnte Überbringer des vorliegenden Briefes.
64 Bernardino Ochino.
65 Paul III. — Ochino war im Jahr 1542 von Papst Paul III. vorgeladen worden, floh aber im August 1542 nach Graubünden und daraufhin nach Genf; s. TRE XXV 2.
66 Pankraz Mötteli vom Rappenstein.


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est 67 , privatus tamen 68 sua conditione. Zollerus hatt 4 söld bis uff ein künfftigs 69 . Non dubito, quin rebus pacatis facile uxorem nancisceretur honestam. Ego meum agarn officium. Domini Laeti filia 70 ipsum ambit. Sed nullo modo ei ducenda est, nisi funditus perire velit. Possem indicare rationes universo vulgo apud nos notas, quas tamen propter clarissimi viri 71 honestatem praetereo.

Dissonantiae inter literas Laurentii 72 et meas 73 causa haec est, quod Caesar 74 , ille calumniator, octiduo post, quam ego putarim. discesserit. 75 Sed non est, quod se ferocem oculis nostris se ingesserit. Imo fugit conspectum nostrum. Nunquam enim eum vidi amplius, ex quo eum in meo musaeo 76 allocuti sumus. Sopitus est ergo ille aestus. Habemus Lutheranos multos, sed non poterunt hoc modo supprimi. Ductore ergo spiritu dei eximendus est eis error ille fanaticus.

De expeditione Turcica dixit mihi d. Stanggarus compertum esse eam parari. Scriptum est etiam idem nuper ex Venetiis, sicut in superioribus tibi scripsi literis, 77 quas interim te recepisse puto.

Langrafius 78 iam Lypsiae est pacem inter electorem 79 et ducem Mauritium 80 compositurus. Elector hatt das bistumb Mentz 81 umb 40'000 fl. brandschatzet, 82 ||577v. item episcopatum Herbipolensem 83 . Man meint, so sie" mitt

67 Nämlich aus dem Gefängnis; s. Nr. 2701,67-76.
68 Monatslöhne eines Söldners; s. SI VII 850. — Wahrscheinlich sollten diese Auszahlungen im Dezember beginnen und Zoller erlauben, sich nach einer anderen Stelle umzusehen, da Sebastian Schertlin ihn nicht länger anstellen konnte; s. Nr. 2701,60-63. —Siehe aber Nr. 2726,62-64.
69 bis uff ein künfftigs: bis auf weiteres.
70 Eine der Töchter Frölichs; s. schon Hallers Mitteilung in HBBW XVII 4261,28— 30. — Die Namen von Frölichs Töchtern werden in HBBW XV 399, Anm. 8, aufgezählt, wobei dieser Liste noch Benigna hinzuzufügen ist; s. Max Radlkofer, Leben und Schriften des Georg Frölich, Stadtschreibers zu Augsburg von 1537— 48, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 27, 1900, 81f. — Vielleicht ist hier Anna gemeint. Sie stand damals in heiratsfähigem Alter und wurde 1547 vermählt; s. Augsburger Eliten 134.
71 Gemeint ist der Vater, Georg Frölich.
72 Ein nicht erhaltener Brief von Meyer an Bullinger oder an eine Drittperson in Zürich (wie z.B. Meyers Gattin Regula).
73 Haller bezieht sich auf seinen Brief vom 4. Dezember (Nr. 2701).
74 Georg Caesar.
75 Vgl. Nr. 2701,90.
76 Studierzimmer; s. Kirsch 1837. — Nämlich, als Haller sich in Gegenwart einiger anderer mit Caesar aussprach; s. Nr. 2677,76-112.
77 In Nr. 2712,34f, vom 10. Dezember. — Zur Angelegenheit s. Nr. 2725, Anm. 21.
78 Philipp von Hessen. — Ein Gerücht; s. dazu Nr. 2725, Anm. 5. Allerdings war die Gesandtschaft, die Philipp zu Herzog Moritz abgefertigt hatte, tatsächlich nach Leipzig gereist; s. Moritz von Sachsen PK II/2 976f, Nr. 1088.
79 Johann Friedrich I. von Sachsen.
80 Moritz von Sachsen.
81 Mainz.
82 gebrandschatzt, Lösegeld gefordert; s. Grimm XIV 2281. — Die gleiche Summe wird auch in Christoph Bauer, Melchior Zobel von Giebelstadt, Fürstbischof von Würzburg (1544-1558), Münster 1998 — Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 139, S. 288, angeführt. Dass es beim Durchzug des Kurfürsten durch das Mainzer Gebiet zu Brandschatzungen gekommen


Briefe_Vol_18-436arpa

hertzog Moritz grech werdind 85 , werdind si uff den summer wider anziehen uff den keiser. Nostri interim quid sint facturi, deus novit. Is dirigat eorum consilia ad salutem patriae et conservationem evangelicae libertatis. Amen.

Videor mihi videre huius rei exitum: Caesar non grassatur in evangelium nec ob hanc causam se suscepisse ait bellum; libere permittit concionari. 86 At postquam ita subegerit omnia, tum concludet concilium Tridentinum omnesque haereticos illos igni adiudicabit. Tum demum vera incipiet persequutio. Tum probabuntur electi. 87

Domini est negotium. Is dirigat hoc ad animarum nostrarum salutem! Ei te commendo cum uxore 88 et liberis 89 charissimis. Saluta venerandos dominos et fratres Pellicanum, Bibliandrum, Gvaltherum, etc. Augustae Vindelicorum, 23. decembris summo mane, antequam aperirentur portae. 90

I. Hallerus, tuus ex animo.

[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. m. Heinrycho Bullingero, Tigurinae ecclesiae pastori fidelissimo, domino et patri suo venerando. Zürich. M. Heinrych Bullinger.