Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3137]

Bullinger
an Oswald Myconius
Zürich,
Samstag, 1 1. Februar 1548

Autograph: Zürich StA, F II 441, 433-436; E II 342, 188 (Siegelrest) a Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 1014, Nr. 1129

[1]Myconius hat völlig Recht: Er hat schon dreimal Briefe [HBBW XX, Nr. 3100; Nr. 3115. Nr. 3130]geschrieben und Bullinger hat seit mindestens zwei Monaten nicht geantwortet. Dieses Schweigen liegt aber nicht, wie es Myconius vermutet, an einer Unstimmigkeit zwischen ihnen beiden. Vielmehr häufen sich Bullingers Aufgaben von Tag zu Tag in erdrückender Weise an. Kirchliche, politische, schulische, familiäre oder auch finanzielle Pflichten nehmen den erschöpften Bullinger täglich derart in Anspruch, dass er nicht zum Schreiben kommt, sondern nur Grüße ausrichten lässt, wenn sich ein Bote zur Briefübermittlung anbietet. Zudem hatte er in der vergangenen Zeit keine besonderen Nachrichten, die Myconius nicht schon vorher bekannt gewesen wären. Damit sei Bullingers Schweigen genug entschuldigt! -[2]Bei der Beantwortung der Briefe geht Bullinger nicht der Reihe nach vor, sondern greift lediglich das letzte Schreiben [Nr. 3130 vom 3. Februar 1548]auf Dieses enthält nämlich die wichtigen Themen aus den zuvor verfassten Briefen. -[3]Leute aus [den altgläubigen Orten der Eidgenossenschaft]verkehren derzeit sehr freundlich mit den Zürchern. Und auch Letztere können während ihrer Reisen zu jenen Orten deren gute Absicht wahrnehmen, das gemeinsame Vaterland zu schützen, ganz gleich, welchen Glaubens man sei. Bei seiner Reise nach Kappel am Albis im letzten Monat hat Bullinger während ausgiebiger Gespräche mit Zugern nichts von irgendeiner Verstimmung [zwischen den altgläubigen und den evangelischen Orten] heraushören können. Als Hauptmann Roman Erb, [Heinrich]Troger und deren Begleiter [N.N] aus Un in Zürich weilten, verhielt es sich ebenso. Allerdings soll es [in den altgläubigen Orten]nicht wenige einflussreiche Männer [N.N.1 geben, die Kaiser Karl V zugetan sind. Diesen wurde jedoch ganz öffentlich eine Strafe angedroht wurde, sollte der Kaiser etwas [gegen die Eidgenossen] unternehmen. -[4]Viele Orte verhandeln nun die an den Tagsatzungen behandelten Fragen in den Landsgemeinden, damit nicht nur einige wenige [Abgesandte auf den Tagsatzungen]darüber nach ihrem Gutdünken entscheiden. -[5][Der Luzerner]Hauptmann Jost von Meggen, ehemals Badener Landvogt, wird in Kürze mit zwei- oder dreihundert Söldnern nach Rom aufbrechen, um (in Teufels Namen!) in der päpstlichen Garde zu dienen. Papst Paul III. fürchtet sich nämlich sehr vor Karl V. und versucht sich ihm zu widersetzen. Meggen hatte zuvor die Zürcher Ratsherren förmlich um die Erlaubnis gebeten, auch Söldner aus der Zürcher Landschaft anwerben zu dürfen. Diese haben mit Verweis auf ihre Satzungen das Gesuch abgelehnt. Daran, dass die Luzerner dieses Vorgehen billigen, kann man gut deren kaiser[feind]liche Gesinnung erkennen! Wäre es nach dem Willen des [kaiserfreundlichen] Heinrich Fleckenstein gegangen, so wäre es nicht zu Meggens Söldneranwerbung gekommen. -[6]Es gab gar keine Feindseligkeit unter den Gesandten auf der Badener Tagsatzung! Es gibt Hauptleute [N.N.], die die Spaltung der Eidgenossen herbeiführen wollen. Sie werden es nicht schaffen, so Gott will. Von den Zürcher Gesandten [Bürgermeister Johannes Haab

a Mit Schnittspuren.


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und Ratsherr Hans Bleuler]weiß Bullinger, dass sich die Abgesandten auf der Tagsatzung in allen Punkten völlig einig waren. Allein die Verhandlung über Joachim Mötteli vorn Rappenstein war strittig. -[7]Der lange Antrag von [Albert Rosin, dem Dolmetscher des] päpstlichen Gesandten [Girolamo Franco], wurde in den Abschied genommen. Darüber können die Basler Abgesandten [Altbürgermeister Theodor Brand und Ratsherr Beat Summerer] berichten. -[8] Wie seit jeher umgarnt die Bestie [Paul III.]einem Freudenmädchen gleich diejenigen, die ihr nützlich sind. Da der Kaiser ihr [mit der Ermordung ihres Sohnes] Herzog Pier Luigi Farnese übel mitgespielt hat, sucht sie sich nun einen anderen Unterwürfigen, den sie für sich ausnutzen kann. Daher werden nun [von der Bestie]himmlische [Interessen] mit irdischen verbunden. Diese lasterhaften Kerle [Paul III. und Karl V]wird Gott schon strafen! Möglicherweise haben sich diese Banditen miteinander verschworen, um die Eidgenossen spalten zu können. Allerdings teilen nur wenige diese Meinung. Vielleicht will Gott heutzutage erneut den römischen Kaiser Tiberius [Paul III.?]und Lucius Aelius Seianus [Karl V?]gegeneinander aufhetzen, um auf diese Weise das von ihnen vergossene Blut der Gläubigen zu rächen. -[9]Die von König Heinrich II. an die Tagsatzung von Frankreich Abgesandten [Louis Daugerant, sieur de Boisrigaut, und Claude Bombelle, sieur de Lavau]ärgern sich über die haltlosen finanziellen Forderungen der [eidgenössischen] Hauptleute [die Frankreich gedient hatten]. Die Forderungen seien doch längst beglichen. Ebenfalls sind sie ungehalten darüber, dass sich die kaiserlichen Botschafter [Giovanni Angelo Ritio und Giovanni Domenico Panizzone]noch immer in Luzern aufhalten. Man solle sie fortschicken. Die Entscheidung hierüber wurde auf die nächste Tagsatzung am 12. März 1548 vertagt. -[10]Die [beiden]kaiserlichen Botschafter drängen [weiterhin] auf einen Vertrag zwischen Mailand und den Eidgenossen. Man glaubt aber nicht, dass es dazu kommen wird. Sollte Karl V damit einverstanden sein, könnte vielleicht ein Abkommen mit dem benachbarten Mailand geschlossen werden. Die Angelegenheit wurde [zur Beratung heimgenommen]und die Entscheidung hierüber für die Tagsatzung vom 12. März angesetzt. Die Urner Abgesandten trugen in schlichter Weise die Ansicht vor, dass sie keine Verträge mit fremden Fürsten eingehen wollen, was den Zürchern sehr gut gefällt. [Soweit von der Tagsatzung]. -[11]Kardinal Charles de Lorraine (Guise), der von Italien nach Frankreich durch Zürich reiste, hat Bullinger zu sich ins Wirtshaus gebeten. Da dieser hierfür keine Zeit hatte (es war schon spät am Samstag, dem 28. Januar 1548), folgte Konrad Pellikan der Einladung. Sie sprachen über die Fürbitte der Heiligen und solch überholten Kram. Vom Gefolge des Kardinals war zu vernehmen, dass das Konzil von Bologna bzw. Trient beendet sei. Vorsicht ist geboten! Vielleicht werden diese Gerüchte in betrügerischer Absicht gestreut. Bullinger ist sich aber sicher, dass [die Gegner] an Gott und seiner Wahrheit nicht werden rütteln können. Der Kardinal ist in Frankreich ein Verfolger [der Gläubigen], genauso wie sein Vater Claude de Lorraine! Wer ihm traut, vertraut auch Karl V.! Daher sollte man sich Gott allein anvertrauen und sich vor allen Fürsten hüten. Die Eidgenossenschaft braucht keine Fürsten und ist im Widerstand gegen die Fürsten errichtet worden! Ohne Fürsten wird sie bestehen, mit ihnen vergehen. -[12] Wie Johannes Haller zu berichten weiß, wurde dem römisch-deutschen König [richtig: Erzherzog]Maximilian irgendwann von seinem Erzieher [Obersthofmeister Pedro Laso de Castilla?]vorgeworfen, nur ungern zur Messe zu gehen. Als er einmal die Messe besuchte, folgte ihm sein Bär. Als dieser aber das Feuer der Kerzen auf dem Altar erblickte, sprang er (vor Schreck wegen [der Ähnlichkeit mit]Geschützfeuer) auf den Altar und warf Kerzen und alles Übrige


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herunter. Der Pfaffe [NN]floh mit dem Kelch und die ganze Messe wurde zum Gelächter! -[13]Burschen aus Hemmenhofen und Gaienhofen kamen beim Spielen über das Eis des zugefrorenen Untersees in Richtung Steckborn und Feldbach, wo sie mit den Knaben von dort, die ebenfalls mit Schlitten ihr Spiel auf dem Eis trieben, in Streit gerieten und sich zankten, wie es unartige Buben tun. Die schwäbischen jungen haben die eidgenössischen zum Kampf herausgefordert. Am 22. Januar zogen etwa dreißig mit Stöcken bewaffnete Burschen unter Trommelspiel von schwäbischer Seite her über das Eis. Die thurgauischen jungen, vor allem aus Feldbach und Umgebung, waren nur etwa dreizehn. Als sie der Überzahl gewahr wurden, schlugen einige den Rückzug vor, um mehr Knaben zu versammeln. Der Sohn [N.N.] des aus Glarus stammenden [Feldbacher Kloster]vogts [Rudolf] Maad erinnerte sie aber daran, dass [die Schlacht bei Ceresole] im Piemont auch nur von wenigen Eidgenossen [gewonnen wurde]und Gott ihnen schon helfen werde. Schließlich seien sie in ihrem Gebiet und hätten den anderen nichts angetan! Daraufhin haben die thurgauischen Burschen den Plan gefasst, Bretter über die Stellen zu legen, die noch nicht gänzlich gefroren waren, und den schwäbischen Jungen entgegenzutreten. Als diese sie dann angreifen wollten, zogen sie sich [über die Bretter]zurück und verprügelten auf der eidgenössischen Seeseite die schwäbischen Jungen. Diese beschimpften sie als "Kuhmäuler!": ergriffen dann aber übel zugerichtet die Flucht. Einer [N.N.] von ihnen ist gestorben. Die thurgauischen Knaben bekamen auch einiges ab. Das alles wäre besser nicht geschehen! Bullingers Angaben gehen auf ein Schreiben [Nr. 3118 vom 24. Januar 1548] aus Konstanz und auf das zurück, was darüber in Zürich erzählt wurde. Die Geschichte wird wohl stimmen. Der [Zürcher]Landvogt im Thurgau [Leonhard Holzhalb] hat sich den Ort angesehen und konnte feststellen, dass die Prügelei auf eidgenössischer Seite stattgefunden hat. Möglicherweise kommt es zu einem Rechtshandel. Bullinger befürchtet, dass diese Begebenheit ein Vorzeichen sei. -[14]Die Stadt Konstanz hat keine Antwort [auf ihren Versöhnungsantrag] vom Kaiser erhalten. Es wird vermutet, dass Karl V die Stadt dazu drängen wird, sich freiwillig all seinen Bedingungen zu unterwerfen. Denn wenn er ihre Forderungen annähme, eigenständig zu bleiben und keine kaiserliche Besatzung in der Stadt zu haben, könnten die Konstanzer ihm den Durchzug [durch ihr Land] in die Eidgenossenschaft verweigern und gegebenenfalls den Eidgenossen Grund geben, ihnen zur Hilfe zu eilen. Ohne den Durchzug könnte der Kaiser nur wenig erreichen. Wenn er aber im Besitz der Stadt ist, kann er darin eine berittene Besatzung stationieren. Wenn dann die Eidgenossen vorhätten, dem Papst, den Venezianern oder dem französischen König zu Hilfe zu kommen, könnte er sie daran hindern, indem er nämlich eine [Durchgangs]sperre durch Konstanz verordnet. So müsste er keinen offenen Krieg gegen sie führen. Und wenn sich ihm die Gelegenheit eines Angriffes gegen sie anböte, wäre [die Kriegsvorbereitungen]nicht schwierig. Das ist die Lage. -[15]Mit diesen ausführlichen Nachrichten glaubt Bullinger seine vorherige Nachlässigkeit wiedergutgemacht zu haben. -[16]Man geht davon aus, dass Karl V. die Hansestädte und von da Dänemark angreifen wird, um [seinem Schwager] Christian II. von Dänemark wieder zum Thron zu verhelfen. -[17]Zudem soll der Kaiser Vorbereitungen treffen, um Herzog Karl III. wieder [im Herzogtum Savoyen] einzusetzen. -[18]Bullinger ist aber der Meinung, dass Karl V. etwas ganz anderes versucht, nämlich durch seine Vermittler irgendeine Religionsmischung zu erschaffen. Was aber, wenn aus diesem Gemisch so etwas wie eine samaritanische Religion oder Irrlehre entstünde, bei der Gott verehrt und der Bibel nicht widersprochen würde, allerdings verschiedene Götter


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und Kulte erhalten blieben, ganz wie es im Zweiten Buch der Könige [2Kön 17, 24-34] berichtet wird? Bullinger erkennt die gefährlichen Zeiten: Der Antichrist versucht durch List, Kompromisse, Kriege und Verrat die endzeitlichen Zustände heraufzubeschwören. Selig sind diejenigen, die sich allein nach Christus und dem Evangelium richten und diesen Unrat der Menschheit nicht beachten. Sie können auf den Erlöser Christus zählen, der sagt: "In der Welt werdet ihr bedrängt werden. Doch freut euch und seid zuversichtlich. Ich habe die Welt überwunden"[Joh 16, 33]. "Wer bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden"[Mt 10, 22]. -[19]Grüße, auch an die Basler Pfarrer. Myconius möge Johannes Gast von der Prügelei der Burschen auf dem Eis berichten. -[20]Grüße von Rudolf Gwalther, Johannes Haller, Theodor Bibliander, Pellikan und den Übrigen.

S. Verum dicis, colendissime mi domine et frater charissime, tertium jam scribis. 1 Ego ad ilias hucusque nihil respondi et tacui per menses ad minimum duos. 2 Caeterum non est, quod suspiceris in te esse, quod displiceat et cur adeo pertinaciter taceam. Negotia, quae in diem magis magisque adiiciuntur, angunt, premunt et deprimunt: Ecclesiastica, publica, scholastica, privata oeconomicave ita me languentem aliquoties defatigant, ut, cum offerantur aliquando tabelliones 3 , scribere non possim, sed verbis modo salutes committam. Praeterea non habui hoc toto tempore singulare quicquam, quod te scire admodum referat et quod non praescire te arbitrabar. Sed satis his sit excusatum silentium.

Singulis tuis non respondebo ordine. Postremas dumtaxat arripiam. Videntur hic omnia continere et renovare, quae praecipua sunt in caeteris etiam.

Die von Ländern 4 wandlend 5 diser zyt vil 6 under uns gar 7 früntlich. So wandlend 8 die unsern zu men gen Ury, Schwytz, Zug. Könnend anders nitt finden dann 9 ein gar güten willen, gemeines vatterland ze schirmen, unangesähen, was gloubens jederman sye. So bin ich selbs vor einem monat gesin zu Cappell 10 . Hab mitt Zugern allerley

1 Bullinger hatte Myconius' Briefe vom 28. Dezember 1547 (HBBW XX, Nr. 3100), vom 20. Januar 1548 (Nr. 3115) sowie vom 3. Februar 1548 (Nr. 3130) unbeantwortet gelassen.
2 Im seinem letzten erhaltenen Brief an Myconius vom 22. November 1547 mahnt Bullinger an, dass es zu dem ursprünglich von Myconius angedrohten Briefabbruch komme, sollte sich dieser in der Streitigkeit über die zu pflegende Diskretion in vertraulichen, die Eidgenossenschaft betreffenden Angelegenheiten
nicht einsichtig zeigen. Darauf ging Myconius offensichtlich nie ein; s. Nr. 3082,[1].
3 Briefboten; s. Kirsch 2789 s.v. tabellarius.
4 Die altgläubigen Landorte der Eidgenossenschaft.
5 verkehren.
6 oft.
7 sehr.
8 reisen.
9 als.
10 Kappel am Albis.


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geredt. Houptman Erb 11 von Ury, Troger 12 und ein gesellschafft von Ury sind hie Zürych xin. Hab nitt gehört von einigem 13 unwillen 14 onet 15 das sy under men selbs ettliche grosse Hansen 16 (doch in gar kleiner anzal) b habend, die verdacht werdent ettwas güt keyserisch sin, denen ouch offentlich tröwt 17 wirdt, so 18 sich ettwas wurde vomm keyser 19 erheben 20

Ettlich gemeinden habend gemacht, das man die tagleistungen 21 allencklich 22 fertigen 23 sölle vor den gmeinden, damitt wenig lüt 24 nitt machind, was sy gut bedunckt.

Jost von Meggen 25 , allter lantvogt zu Baden, wirdt der tagen uffbrächen mitt 200 oder 300 knächten, deren houptman er ist, in des bapsts gwardi gen Rom (aller tüfel namen). Dann 26 der bapst 27 imm 28 übel fürcht vor dem keyser. Understadt 29

b Klammern ergänzen
11 Romanus Erb, Urner Hauptmann; s. LL VI 385. -Sein Zürcher Aufenthalt ist in den Zürcher Rechnungsbüchern für die zweite Januarhälfte 1548 nachgewiesen. Für Beschenkung und Verpflegung wurden insgesamt 3 Pfund, 18 Batzen und 6 Pfennig ausgegeben; s. Zürich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1547/48, S. 75. - Es kann sich nicht um dessen Vater Heinrich Erb, ebenfalls Hauptmann, handeln, da dieser schon verstorben war: Sein Haus (heute Vogelsanggasse 6, Altdorf Kr. Un) wurde von seiner Tochter Apollonia bereits 1541 als Kapital für eine Jahrzeitstiftung verwendet; s. Helmi Gasser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Un, Bd. 2: Altdorf - 2. Teil, Bern 2004, S. 154.
12 Vermutlich Heinrich Troger aus Un, der 1546-1548 als Vogt in Mendrisio nachgewiesen ist. Er diente 1551-1579 als Tagsatzungsbote für Un; s. LL XVIII 294; HBLS VII 58; EA IV/1d 1101.
13 irgendeinem; s. SI I 280.
14 Unmut.
15 außer.
16 grosse Hansen: angesehene Persönlichkeiten bzw. hochrangige Militärs der Fünf Inneren Orte; s. schon HBBW XIX, Nr. 2776, Anm. 28; Nr. 284,20; vgl. auch SI ll 1472.
17 (eine Strafe) angedroht.
18 wenn.
19 Karl V.
20 sich ... erheben: geschehen; s. SI II 906 s.v.
erhaben.
21 Tagsatzungen; s. SI III 1473.
22 vollständig; s. 311170 s.v. allenklich.
23 beraten; vgl. SI I 11007.
24 Gemeint sind die Abgesandten auf den Tagsatzungen.
25 Jost (Jodocus) von Meggen amtierte von 1539 bis 1541 als Landvogt zu Baden. - Als in Rom geplant wurde, die Schweizergarde zum Schutz des Papstes wieder aufzurichten, wurde Jost von Meggen auf Empfehlung seines Onkels, Nikolaus von Meggen, der sich im Frühling 1547 in Rom aufgehalten hatte, als Kommandant der Garde vorgeschlagen. Die Verhandlungen und Vorbereitungen zogen sich bis Anfang 1548 hin, bis die altgläubigen Orte (mit Ausnahme von Schwyz) dem Vorhaben letztendlich auf dem Tag der Fünf Orte am 13. Februar 1548 zustimmten. In großer Eile warb Meggen 225 Söldner an, die er am 17. Februar 1548 versammelte. Der Zug erreichte Rom am 20. März 1548. Meggen diente bis 1559 als Hauptmann der Schweizergarde in Rom; s. HBBW XVI, Nr. 2398, Anm. 1; EA IV/1d 920 a; Paul M. Krieg, Die Schweizergarde in Rom, überarb. und erw. Neuausgabe, Zürich 2006, S. 49-52; 57.
26 Denn.
27 Paul III.
28 sich .
29 versucht; s. SI XI 619.


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sich dem caesori 30 ze widersetzen, etc. 31 ||E II 441 434 Er hatt offentlich an min herren 32 geschriben (der von Meggen), ob min herren imm ouch wöllind ein anzal knächten erlouben anzenemmen. Habend min herren geantwort: Nein, sy wöllind fürsten und herren müssig gan 33 und blyben by iren guten, eerlichen satzungen. 34 Darby aber mögend ir wol abnemmen, wie gut keyserisch die Lucerner sind, 35 die das offentlich lassen fürgan! Wenn es stünde an dem grec 36 , so beschäch es nitt.

Uff dem tag zu Baden ist gar nitt, wie üch 37 fürkummen 38 das die botten einandren übel habind angesähen. Sunt capitanei, qui vellent dissidere Helvetios. Sy fälend, ob 39 gott wil. Ich hab von den unsern 40 verstanden, das sy träfflich wol eins syend und gar kein unwill under men xin in keinen sachen. Onet das 41 den Mötili 42

30 Totschläger. -Gemeint ist Karl V. -Das Wortspiel caesar-caesor, das im Briefwechsel von Bullinger und Myconius des Öfteren verwendet wird, findet sich zuletzt in Nr. 3111,5.
31 Zur Verstimmung zwischen Papst und Kaiser s. zuletzt Nr. 3118,50-57.
32 die Zürcher Ratsherren.
33 fürsten und herren müssig gan: sich von Fürsten und Herren fernhalten.
34 Die allgemeine Ablehnung Zürichs, eigene Söldner durch Dritte anwerben zu lassen, hatten die Zürcher Gesandten bereits auf der Badener Tagsatzung, die am 23. Januar 1548 begann, bekundet und sollten ihre Haltung auf der folgenden Badener Tagsatzung, die am 12. März begann, bekräftigen; s. EA IV/1d 905 e; 926f e; Zürich StA, A 249.1 (Brief des Jost von Meggen an den Zürcher Rat vom 7. Februar 1548) und B IV 17, 10v (Antwort des Zürcher Rats an Jost von Meggen vom 9. Februar 1548). -Obwohl sich Meggen sogar nach der Möglichkeit erkundigt hatte, Söldner aus der Zürcher, und damit evangelischen Landschaft anzuwerben, wurden nicht einmal alle der altgläubigen Orte über den Zug nach Rom informiert: Auf dem Tag der Fünf Orte, der am 9. Februar 1548 in Brunnen begann, legten die Ob- und Nidwaldner Beschwerde ein, dass sie über das Vorhaben nicht rechtzeitig in Kenntnis gesetzt worden seien; s. EA IV/1d 919 a. -Die Darstellung von Krieg, aaO, S. 51, dass die evangelischen Orte bezüglich der Anwerbung von Söldnern erst nach dem 13. Februar von Meggen angeschrieben wurden, ist anhand des vorliegenden Briefes zu korrigieren: Meggen kann
dem Zürcher Rat sein Gesuch nicht nach dem 11. Februar 1548 vorgelegt haben.
35 Möglicherweise als Anspielung auf das Gerücht zu verstehen, dass sich die Luzerner von Karl V. haben bestechen lassen; s. HBBW XX, Nr. 3062,[5]; Nr. 3117,26-41; Nr. 3130,5-7 und Anm. 3.
36 Heinrich Fleckenstein, geb. 1484, gest. 1558, Gesandter von Luzern auf der Badener Tagsatzung, die am 23. Januar 1548 begann, war gegen die Anwerbung von eidgenössischen Söldnern für den Papst, weil er ein Parteigänger des Kaisers war; s. EA IV/1d 904; Krieg, aaO 50; HBLS III 171. -Aus dem Briefwechsel seines gleichnamigen Sohnes mit Bullinger ist ein Brief aus dem Jahr 1571 erhalten
35 euch.
38 zu Ohren kam; s. SI III 279. - Das Gerücht, dass sich die Abgesandten auf der Badener Tagsatzung grimmig beäugten, hatte Myconius einige unruhige Nächte beschert; s. Nr. 3130,8-10.
39
40 Gemeint sind die Zürcher Abgesandten, Bürgermeister Johannes Haab und Ratsherr Hans Bleuler; s. EA IV/1d 904.
41 onet das: Außer was.
42 Joachim Mötteli vom Rappenstein, Vogtherr zu Pfyn (Thurgau), ein Gegner der Reformation. - Seit 1545 lief wegen seiner despotischen Regierungsweise ein Verfahren gegen ihn. An der schon erwähnten Badener Tagsatzung wurde sein Fall erneut behandelt; s. HBBW XX, Nr. 2945, Anm. 33; EA IV/1d 910 cc.


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antrifft, verstandt sy nitt all einandren, etc.

Des bapsts bottschafft hat ein lang ding 43 yngelegt, ist in die abscheid genommen. 44 Das mögend ir by den üwern 45 wol erfaren.

Bestia 46 antiquum obtinet et moribus meretriciis illum excludit, quem amarat prius, recipit, quem expulerat prius. Amat aut amare se simulat eos, qui libidini eius vel satisfaciunt vel, ut satis flat, iuvant, qui sedem solidant. Caesarem jam amare non potest, non quod male veut papatui, sed quod prostibulo et sterquilinio 47 Farnesio male veut. Alium subiectum cupiat. Propterea oportet misceri coelum terrae. 48 Alles groß buben 49 , die gott wol finden wirdt. Fortassis ita colludunt latrones, si possint in diversa studia scindere Helvetiam. Quod tamen paucis persuaderi potest. Fortassis hodie quoque Biberium Meronem 50 committit deus Seianum in vindictam sanguinis sanctorum. 51

43 Antrag.
44 Albert Rosin, der Dolmetscher des päpstlichen Nuntius Girolamo Franco, trat auf der schon erwähnten Badener Tagsatzung auf und begehrte eine Antwort der Eidgenossen auf die von Franco geforderte Teilnahme am Trienter Konzil, das Papst Paul III. nach Bologna verlegt hatte. Die Abgesandten gaben zur Antwort, dass zur päpstlichen Forderung Stellung bezogen werde, sobald sich Kaiser und Papst bezüglich des Tagungsortes des Konzils einig seien; s. EA IV/1d 887 o; 906f 1; zur Verlegung des Konzils s. Nr. 3113, Anm. 4.
34 Gemeint sind die Basler Abgesandten, Alt-Bürgermeister Theodor Brand und Ratsherr Beat (Batt) Summerer, die bereits am 2. Februar nach Basel zurückgekehrt waren; s. EA IV/1d 905; Gast, Tagebuch 305.
46 Gemeint ist Paul III.
47 Vermutlich spielt Bullinger hier auf die vermeintlichen homosexuellen Neigungen des Papstsohnes Pier Luigi Farnese, Herzog von Piacenza, an; s. HBBW XX, Nr. 3020, Anm. 31. - Zu Farneses Ermordung unter maßgeblicher Beteiligung des kaiserlichen Statthalters in Mailand am 10. September 1547 s. HBBW XX, Nr. 2964, Anm. 5.
48 Vgl. Adagia 1, 3, 81 (ASD II/1 384f Nr. 281).
49 lasterhafte Kerle; s. SI IV 928.
50 Gemeint ist der römische Kaiser Tiberius, reg. 14-37 n. Chr., den Sueton in den Kaiserviten wegen dessen Trunksucht als Biberius Mero ("Weinsäufer") bezeichnet (De vita caesarum, Tiberius 42). - In Henrich, Myconius BW 1014, Nr. 1129, wird Tiberius dem Kaiser und Lucius Aelius Seianus dem Papst gleichgesetzt. Gegen diese Deutung spricht folgende Überlegung: Seianus war eigentlich als Präfekt der Leibgarde für den Schutz des Tiberius zuständig. Durch Intrigen versuchte er jedoch erfolglos nach der Macht zu greifen und seine eigenen Abkömmlinge als Regenten zu installieren. Dies entspricht wohl eher Karl V., der durch seine monarchischen Reichsreformen danach trachtete, seinen Herrschaftsanspruch im Reich zu vermehren. Zudem erreichten Bullinger kursierende Gerüchte, dass Karl V. plante, den Papst abzusetzen und stattdessen einen Gefolgsmann, vielleicht sogar seinen Bruder Ferdinand I als neuen Papst einzusetzen; s. HBBW XX, Nr. 3020, Anm. d; Nr. 3035,[5]; Nr. 3074, Anm. 27. - Zur Verstimmung zwischen Kaiser und Papst s. zuletzt Nr. 3118,50-57.
51 Vgl. Offb 6, 10.


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Des Franzosen botten 52 sind nitt wol zufriden der unbegründten ansprachen 53 der houptlüten. Ist doch ouch verglycht 54 . Noch minder ist er ze friden, das zu Lucern || E ||441, 435 die keyserischen lägerherren 55 uffgehalten 56 werdent vermeint, man sölle sy vertigen fürbas 57 . Kumpt wider uff den tag Letare. 58

Die keyserischen hättind gern ein hilffliches pündtnus mitt dem huß Meyland. 59 Acht man 60 , werde nüt uuß 61 , aber (so er 62 wölle ) c wol nachpurliche capitulation 63 . Das ist ouch ind abscheid kummen 64 . Ury hat gar ein güte lantliche 65 vermanung yngelegt, aller herren und fürsten müssig ze gan. Gefallt uns hie vast 66 wol.

Allhie ist cardinalis de Gisa 67 , primus Galliarum, episcopus Rotomagensis d ,

c Klammern ergänzt. -
d Von Bullinger unterstrichen und am Rande mit der Angabe Remensis (von Reims) ergänzt.
52 Die Abgesandten von König Heinrich II. von Frankreich auf der erwähnten Badener Tagsatzung waren Louis Daugerant, sieur de Boisrigaut, und Claude Bombelle, sieur de Layau. -Hauptleute aus Solothurn und Luzern hatten nach ihrem Dienst unter Heinrich II. ausstehende Besoldungen eingefordert, die von den Abgesandten des Königs abgelehnt worden waren. Auf der erwähnten Badener Tagsatzung forderten die französischen Abgesandten, dass die Hauptleute ihre Ansprüche auf der nächsten Badener Tagsatzung persönlich begründen sollten; s. EA IV/1d 906 i.
53 Forderungen.
54 bezahlt; s. SI ll 600.
55 Gemeint sind die kaiserlichen Gesandten, Giovanni Angelo Ritio und Giovanni Domenico Panizzone. Deren Aufenthalt in Luzern ist somit nicht nur, wie in HBBW XX, Nr. 3062, Anm. 35, angegeben, bis zum 24. November 1547 in der Eidgenossenschaft nachweisbar, sondern sogar mindestens bis zum 12. März 1548, da auf der an diesem Tag beginnenden Tagsatzung zu Baden erneut deren Ausweisung abgelehnt wurde; s. EA IV/1d 909 y; 931 n.
56 beherbergt.
57 vertigen fürbas: weiterschicken; s. SI 11004 s.v. ferg(g)en; IV 1654 s.v. fürbass.
58 Gemeint ist, dass das Thema an der folgenden Badener Tagsatzung, die am 12. März beginnen sollte, erneut verhandelt werde; s. EA IV/1d 926. -Der Sonntag Laetare datiert im Jahre 1548 am Vortag der Tagsatzung, dem 11. März.
59 Die oben in Anm. 55 erwähnten Repräsentanten des Kaisers in Mailand, Ritio und Panizzone, hatten den Eidgenossen an der Badener Tagsatzung, die am 22. November 1547 begonnen hatte, einen Entwurf eines Vertrags ("Capitulation") vorgelegt, der wohl Mailand hätte erlauben sollen, in der Eidgenossenschaft zu vertraglich geregelten Bedingungen Truppen anzuwerben. Die Eidgenossen hielten sich mit einer Stellungnahme zurück, weshalb die kaiserlichen Gesandten auf der Tagsatzung, die am 23. Januar 1548 begann, erneut eine Antwort forderten. Die Eidgenossen erwiderten, dass sie darüber in den Landsgemeinden Besprechungen führen müssten. Allein die Abgesandten von Un bezogen Stellung und gaben an, dass sie, sobald die alten Verträge ausgelaufen seien, keine neuen Verträge mit "fremden Fürsten und Herren"eingehen werden; s. EA IV/1d 887 n; 907 m; 918 zu m und o; zum Begriff "Capitulation" s. HBLS IV 445.
60 Acht man: Man ist der Meinung.
61 werde nüt uuß: es werde nichts daraus.
62 Gemeint ist Karl V.
63 nachbarliche capitulation: Gemeint ist: ein Nachbarschaftsvertrag mit Mailand.
64 md abscheid kummen: zur Beratung in die entsprechenden Landsgemeinden mitgenommen worden.
65 einfache.
66 sehr.
67 Kardinal Charles de Lorraine (Guise), Erzbischof von Reims, jedoch nicht auch noch Bischof von Rouen (Rotomagensium). -Dessen


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uß Italia in Franckrych, fürgefaren. Schickt nach mir, zu imm in das wirtzhuß ze kummen. Und alls es mir nitt müglich (dann es an einem sampstag 68 spaadt, ietzund 14 tag), gieng Pellicanus. Disputiert de intercessione sanctorum und also von derglichen verlägnem plunder 69 . Und alls 70 man von sinem xind 71 verstanden, ist das consilj zu Bononj 72 und Trient uß. 73 Ad arma, ad arma! 74 Vilicht beschähend alle die sagen 75 uff betrug. Das weiß ich aber wol, das sy gott und sin warheit müssind blyben lassen. Gallus 76 persequtor est quemadmodum et pater 77 ! Huic qui fidit, caesori fidit. Dorumb were und ist meister 78 , sich gottes allein ze behälffen und aller fürsten und herren müssig gan. One die fürsten und wider die fürsten ist die eydgenoschafft uffgericht! One sy wirts 79 erhalten, durch iren zuthun wirts zerstört.

Haller 80 sagt, könig Maximilian 81 gange nitt gern zur mäß, dorumb er von sinem zuchtmeister 82 ettwan 83 beschuldigt wirdt. Wie er uff ein zyt 84 zur mäß gangen, ist der bär hernach geloffen. Und wie er die kertzen uff dem alltar gesähen (alls er dann gar widerig 85 dem fhüwr des geschützes halb), ist er uff den alltar geiuckt 86 , hat die kertzenstöck, und was uff dem alltar xin 87 , drab geworfen. Der pfaff 88 ist mitt ||E II 441,436 dem kelch darvon geflohen, und ist uß der andacht ein gelächter worden.

Alls der Undersee 89 gfroren, sind die knaben enet 90 dem see von Hemmahoffen und Gayenhoffen über das ys uff Steckborn und Feldbach zu geloffen und ir spyl

Aufenthalt in Zürich während seiner Rückreise von Italien nach Frankreich ist weder in HBD noch in Pellikan, Chronikon belegt.
68 Es handelt sich um den 28. Januar 1548.
69 verlägnem plunder: überholtem Zeug; s. SI III 1213.
70 wie.
71 Gefolge; s. SI VII 1122 s.v. G(e)sind.
72 Bologna.
73 73 Vgl. Myconius' diesbezügliche Mitteilung vom 2. Februar 1548 (Nr. 3130,11f).
74 Bullinger nimmt hiermit Bezug auf die Überlegungen des beunruhigten Myconius über die kursierenden Nachrichten; s. Nr. 3130, 13-22.
74 Gerüchte.
76 Heinrich II.
77 Franz I - Zu den Verfolgungen der Evangelischen unter seiner Herrschaft s. HBBW XIX, Nr. 2866,16-19.
78 das Beste; s. SI IV 513.
79 wird sie.
80 Johannes Haller.
81 Erzherzog Maximilian, der spätere Kaiser Maximilian II.; s. Nr. 3130, Anm. 13. -Den hier gesetzten Titel "König"verwendet Bullinger sicherlich, da Maximilian der älteste Sohn von
König Ferdinand I. war; s. auch schon HBBW XX, Nr. 2987, [6]. -Zu den Quellen Hallers über den Vorfall mit dem Bären s. Nr. 3130, Anm. 14.
82 Möglicherweise Obersthofmeister Pedro Laso de Castilla; s. Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit, Bd. 1/1: Hof und Dynastie, Kaiser und Reich, Zentralverwaltungen, Kriegswesen und landesfürsliches Finanzwesen, hg. y. Michael Holedlinger, Petr Mat'a und Thomas Winkelbauer, Wien 2019, S. 260.
83 zuweilen; s. Su 594.
84 uff ein zyt: einmal.
85 erschreckt.
86 gesprungen.
87 gewesen.
88 Unbekannt.
89 Südwestlicher Teil des Bodensees, der aus drei Teilen besteht: dem Zeller-, Gnaden- und Rheinsee. Auf thurgauischer Seite des Rheinsees liegt das Dorf Steckborn mit dem Kloster Feldbach und auf der gegenüberliegenden Seite des Sees liegen die schwäbischen Dörfer Hemmenhofen und Gaienhofen.
90 jenseits.


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triben, und sind unser knaben uch uff den see geloffen und ir spy! mitt schlyffen 91 und schlitten gehept. Da sy under einandren kummen, hand sy einandren gstoossen, gharet 92 und ghaderet 93 , wie dann böß buben thund. Damitt habend die yhensit sees 94 den unsern uußgebotten 95 . Und uff 22. Ianuarij sind die yhensit sees mitt einer trummen 96 dahar mitt sticken 97 und bänglen 98 zogen, wol in 99 30 stuck. Der unsern, insonders von Feldbach und darumb 100 , sind by 13 xin. Alls sy die vile gesähen, hebend ettlich geredt: Wir wöllend hindersich 101 und mee knaben reychen 102 . Hat vogt Maden sun 103 von Glarus geredt: "Nein, es ist unser gnug. Inn Bemunnd 104 sind och nitt vil xin. Unser herr gott kan uns wol hälffen. Wir sind uff dem unsern 105 und hand men nüt ze leid gethan."Darüber hand sy ein radtschlag gemacht 106 , laden 107 ze legen über das ys, da 108 es noch nitt gfroren, darüber ze gan und, wenn die yhänsit sees an sy wöllind, hindersich wider ze wichen über den stäg und hie 109 dißhalb 110 in sy ze schlahen 111 . Das ist beschähen, und habend einandren übel geschlagen. Die andern habend vast"112 geschruwen kümül 113 , aber sy hand die flucht gäben. Einer 114 der iren ist erschlagen, die andern übel geschendt. Die unsern ouch übel gschlagen. Und ist ein sach, die besser were vermitten 115 . Das schrib ich üch, wie hie die red
91 jr spil mit schlyffen: gemeint ist, dass sie mit ihren Schuhen über das Eis schlitterten; s. SI IX 149.
92 an den Haaren gerissen.
93 beschimpft.
94 die yhensit sees: die von jenseits des Sees.
95 den unsern uußgebotten: zum Kampf herausgefordert; s. SI IV 1871.
96 Trommel.
97 Stöcken.
98 Knüppeln.
99 etwa.
100 darumb: aus der Umgebung.
101 zurück.
102 holen; s. SI VI 140.
103 Der Sohn des aus Glarus stammenden Vogtes Rudolf Maad ist unbekannt. Rudolf Maad selbst wird an der Tagsatzung in Baden vom 20. Juni 1547 als Schaffner des Klosters Feldbach berufen; s. EA IV/1d 829r. - Die Klosterschaffner im Thurgau, die dem eidgenössischen Landvogt unterstanden, wurden auch als (Kloster)vögte bezeichnet; s. SI I 706.
104 Piemont. - In der Schlacht von Ceresole (Prov. Cuneo) vom 14. April 1544 hatte eine Minderheit von eidgenössischen Söldnern, die in französischen Diensten standen, die zahlenmäßig weit überlegenen kaiserlichen Truppen besiegt; s. HBBW XIV, Nr. 1904, Anm. 15 und HBD 32,19-23.
105 uff dem unsern: Gemeint ist das eigene Gebiet (im Gegensatz zu jenem der Angreifer).
106 ein radtschlag gemacht: einen Plan geschmiedet.
107 Bretter.
108
109 hier (auf thurgauischen Seite).
110 auf dieser Seite.
111 in sy ze schlahen: auf sie einzuprügeln.
112 laut.
113 Kuhmaul. - Seit dem Schwabenkrieg 1499 eine Beleidigung der Schwaben für die Eidgenossen; s. 311V 180.
114 Unbekannt.
115 unterblieben.


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ist und wie mir von Constantz zugeschriben wirt. 116 Acht wol, es sye vast 117 also 118 ergangen. Der landtvogt 119 sol den see besähen und befunden haben, das es uff unserm teyl ist beschähen. Vilicht gipt es ein rächtfertigung 120 . Prognosticum esse metuo. 121

Constantz hatt kein bescheid, wie sy vomm ||E II 342, 188 keyser verhofft. 122 Man acht 123 , er werde sy understan 124 ynzenemmen 125 oder ze trengen 126 , das sy sich fry 127 uff gnad und ungnad 128 uffnäme 129 . Dann 130 soi er sy uffnemmen, das sy herr und meister blybind, keine knächt 131 nitt hinyn 32 132 nämind, alls 133 ir begär ist, und er hernach den paß 134 haben wil wider die Eydgnossen, so gipt er ursach, den Eydgnossen zu Costentz zu trätten 135 . Gäbend sy imm 136 nitt paß, so mag er minder schaffen 137 . Wenn er aber Constantz hat 138 , mag er wenig pferdt 139 drin legen 140 , und so 141 dann die Eydgnossen dem bapst, Venedigern und Franzosen häuffen wöllend und men zuziehen, hept er an 142 , uß Constantz zu riglen 143 , das er die eydgnossen daheim behept 144 , und muß denocht kein offnen krieg wider sy fürren. Wil und kan er gelägenheit halb, wirts nitt nodt haben 145 . Also stand die sachen.

Puto me iam his copiose satis scriptis sarsisse, quod neglexi hactenus. 146

Putatur caesar urbibus maritimis et Pomeranis 147 bellum illaturus, deinde mo

116 Ambrosius Blarer berichtete Bullinger in seinem Brief vom 24. Januar 1548 von der Prügelei auf dem Eis; s. Nr. 3118,40-49. -Da der vorliegende Bericht jedoch genauer ist und Einzelheiten angibt, die Blarer nicht nannte, muss Bullinger durch mündliche Erzählungen, vielleicht aber auch durch einen Bericht des Zürcher Landvogts im Thurgau Leonhard Holzhalb (s. unten Anm. 119) über den Vorfall auf dem gefrorenen See unterrichtet worden sein. Dass Holzhalb in dieser Zeit nach Zürich reisen wollte, ist dem Brief zu entnehmen, den Blarer am 1. Februar 1548 schrieb; s. Nr. 3127,4f.
117 wahrscheinlich.
118 so
119 Leonhard Holzhalb, zu dieser Zeit Landvogt im Thurgau; s. Nr. 3118, Anm. 3.
120 ein rächtfertigung: eine gerichtliche Verhandlung.
121 Ein Vorzeichen von einem kaiserlichen Angriff gegen die Eidgenossen von deutschem Boden aus.
122 Zum Konstanzer Versöhnungsantrag an den Kaiser s. zuletzt Nr. 3133,4-7 und Z. 22-28.
123 vermutet.
124 versuchen.
125 zu erobern erobern.
126 nötigen.
127 freiwillig.
128 uff gnad und ungnad: Gemeint ist: zu den Bedingungen des Kaisers.
129 sich ... uffnäme: sich ergebe.
130 Denn.
131 kaiserliche Landsknechte.
132 in die Stadt.
133 wie.
134 Durchgang.
135 zu trätten: zu Hilfe zu kommen.
136 Karl V.
137 minder schaffen: weniger erreichen.
138 Gemeint ist: eingenommen hat.
139 Gemeint sind berittene Truppen.
140 drin legen: in [der Stadt] stationieren.
141 wenn.
142 hept er an: fängt er an.
143 den Durchzug zu sperren.
144 zurückhält.
145 wirts nitt nodt haben: wird es nicht schwierig sein; s. SI IV 855.
146 Siehe oben Z. 1-9.
146 urbibus maritimis et Pomeranis: Gemeint sind


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turus in Daniam 148 , ut restituat Christiernum 149 eiectum.

Interim parabit omnia, ut et Sabaudum 150 restituat.

Ego longe aliud illum mohn credo, praesertim, cum jam per componistas 151 mixturam quandam religionum facere contendit. Quid si ex compositione illa emergeret Samaritica aliqua religio 152 aut superstitio, quae et deum colit et verbo dei non contradicit, varios autem deos e et cultus nihilominus retinet, sicuti in 4. libro Regum 153 indicatur. Video extrema esse tempora et antichristum tentare extrema artibus, compositione, bellis, proditionibus. Beati, qui adhaerent unice Christo et evangelio eius ac sordes istas hominum contemnunt; sequri in hiberatore mundi Christo, qui dixit: "In munde afflictionem habetis. Sed gaudete et confidite: Ego vici mundum."154 "Qui perseveraverit in finem, hic salvus erit."155

Vale aeternum. Saluta omnes fratres. Gastio 156 communica historiam pugnae lacustris puerorum 157 . Tiguri, februarii 11. 1548.

Salutant te Gvaltherus, Hallerus, Bibhiander, Pellicanus et caeteri. Bullinger.

[Adresse auf der Rückseite:] Praestantissimo viro d. Osvaldo Myconio, Basiliensis ecclesiae pastori fidelissimo, suo in Christo domino et fratri semper colendo et amando. [B]asel f .

e In der Vorlage deus. -
f Textverlust bei Entfernung des Siegels.
die Hansestädte und die Städte in den Territorien der Herzöge Barnim IX. von Pommern-Stettin und Herzog Philipp I von Pommern-Wolgast. Zu den Kriegsgerüchten s. Nr. 3115, 9-11.
148 Dänemark.
149 König Christian IT. von Dänemark, geb. 1481, gest. 1559, Schwager von Karl V.. Er lebte seit 1532 in Gefangenschaft. -Anscheinend kursierten Gerüchte über kaiserliche Pläne, Christian II. zur Wiedereinsetzung als König zu verhelfen. Dessen Töchter setzten sich tatsächlich bei Karl V. für ihren Vater ein. Der Kaiser hatte jedoch 1544 ein Friedensabkommen mit Christian III. geschlossen, das diesen trotz seines lutherischen Glaubens bewogen hatte, die Schmalkalder im Krieg gegen den Kaiser nicht zu unterstützen; s. Martin Schwarz Lausten, Die Reformation in Dänemark, Heidelberg 2008 - Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 208, S. 183f. -Zu den Berichten und Gerüchten über kaiserliche Kriegsvorbereitungen s. zuletzt Nr. 3115,9-11.
150 Herzog Karl III. von Savoyen. -Zum Gerücht, dass Karl V. ihm zur Restitution seiner 1536 an Bern und Frankreich verlorenen Gebiete verhelfen wollte, s. zuletzt Nr. 3107,42-52 mit Anm. 28.
151 Gemeint sind die Theologen, die an einem Interimsentwurf arbeiteten; s. Nr. 3111, Anm. 13; Nr. 3135, Anm. 16.
152 Samaritica aliqua religio: eine in Samarien (nördlich von Judäa) im 7. Jh. y. Chr. durch Völkerversetzung entstandene Religion, in der auch einige Grundsätze der jüdischen Religion beibehalten wurden; s. dazu z.B. 2Kön 17, 24-34; Joh 4, 4-42; Josephus Flavius, Antiquitates Iudaicae, lib. IX, cap. XIV.
153 Siehe oben Anm. 152.
154 Job 16, 33.
155 Mt 10, 22 par.
156 Johannes Gast.
157 historiam pugnae lacustris puerorum: Gemeint ist die oben in Z. 74-95 beschriebene Prügelei auf dem Fis.