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Autograph: Zürich StA, E II 357, 261 (Siegelspur) a ; [Beilage b :] E II 357a, 763 Zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 681, Nr. 1504; [Beilage:] Blarer BW II 680, Nr. 1503
[1]Aus Zeitmangel kann Blarer Bullingers Brief [nicht erhalten] nur in Kürze beantworten.
-[2] Zuerst unendlichen Dank für Bullingers Unterstützung im Namen jener [jungen
Eheleute, Hans Rutishauser und Dorothea Diethelm], die Blarer ihm so zuversichtlich
anvertraut hatte. Sie berichteten freimütig, wie sehr ihnen Bullingers Beistand geholfen
hat. Blarer hofft, Bullinger dereinst ebenso unterstützen zu können! -[3]Der Landvogt
im Thurgau, [der Zürcher Leonhard Holzhalb], hat das Urteil des Zürcher Rates mit der
Erklärung, er sei nicht nur Vogt der Zürcher, sondern auch aller anderen Eidgenossen, noch
nicht anerkannt. Bei Gelegenheit wird er jedoch den eidgenössischen Abschied über die
Heirat von Blutsverwandten sorgfältig prüfen und [den jungen Brautleuten]dann Bescheid
erteilen. Dass Blarer und Bullinger nicht darauf geachtet haben, dass der Zürcher Rat dem
Ehepaar eine schriftliche Bestätigung des Urteils ausgestellt hat, war fahrlässig. So wird der
Landvogt den [mündlichen]Bericht des Ehepaares möglicherweise nicht [einfach]billigen
können. -[4]Genug von der Eidgenössischen Chronik! Wenn sich irgendwo ein Irrtum
zugetragen hat, nimmt Blarer die Schuld offenherzig auf sich. -[5]Er macht sich große
Sorgen um den kranken Marcell Dietrich von Schankwitz und seine ebenfalls erkrankte Frau
[Anna, geb. Zehntmeier], und bittet Bullinger, diese herzlich zu grüßen. Möge Gott sie heilen!
Blarer hätte ihnen geschrieben, wenn er mehr Zeit gehabt hätte. -[6]Die [Konstanzer]
können angesichts so viel menschlicher Treulosigkeit nicht ermessen, wie ihre Lage steht.
König Ferdinand I. und Nicolas de Perrenot sollen ihnen, wie man hört, wohlgesonnen sein.
Unterdessen aber bleibt jegliche Antwort von Kaiser Karl V. aus. Das ist höchst verdächtig!
Hoffentlich erweisen sich die Konstanzer und ihre Anliegen als gottgefällig! Denn dann kann
man davon ausgehen, dass sich bald alles für sie glücklich fügen wird! Die Zürcher sollen
für die Konstanzer beten, damit diese weiterhin nichts unternehmen, das zu ihrem Unheil
beitragen würde. -[7]Johannes Gisling ist mit seiner Frau [Barbara Sumenberger(in)]ohnebriefe_vol_21-109 arpa
Abschied und ohne seine Schulden zu begleichen aus Konstanz geflohen. Die Konstanzer
werden ihm wohl ein schlechtes Zeugnis ausstellen müssen. Als die Stadtwache sie verhaften
wollte, waren sie schon verschwunden! Gott erbarme sich dieser ehrlosen Eheleute und
bessere sie! -[8]Grüße und Bitte um Gebet. -[9][Beilage:]Es gibt keine Nachrichten
aus Konstanz, nur kursierende Gerüchte, mit denen Bullinger nicht belästigt werden soll.
-[10] Gestern Abend hörte Blarer von jemandem [NN] aus Gottlieben, dass letzten
Sonntag [schwäbische]Burschen aus Hemmenhofen unter soldatischem Trommelspiel nach
der Art der Landsknechte über das Eis [des zugefrorenen Rheinsees]Richtung Steckborn
[im Thurgau]gezogen sind. Die Steckborner Burschen kamen ihnen entgegen und schrien
ihnen zu, sie sollen auf ihrem Territorium die Trommel nicht auf diese Weise schlagen.
Daraufhin beleidigten die Hemmenhofer die anderen und forderten sie zur Prügelei auf
Die Steckborner gingen sodann über das Eis zu ihnen hinüber und schlugen sie so brutal
in die Flucht, dass sogar ein Bursche umgekommen sein soll. Sie waren nur mit Stöcken
bewaffnet. Das sind seltsame Vorzeichen. -[11]Durch ein Schreiben eines zuverlässigen
und vornehmen Mannes [NN] ist bekannt, dass Papst Paul III. alle Forderungen von Kaiser
Karl V. abgelehnt hat. Diese waren: 1. die persönliche Anwesenheit des Papstes in Trient
oder Bologna, 2. die Unterwerfung des Papstes unter das Konzil, 3. die Zustimmung des
Papstes zu einer [vorzeitigen]Papstwahl für den Fall seines Todes während des Konzils,
4. die sofortige Entsendung von Abgesandten nach Augsburg zu Beratungen [über das
Interim]. -[12]Der Kaiser wirbt immer wieder Soldaten an. Was er damit bezweckt, ist
aufgrund der widersprüchlichen Gerüchte ungewiss. Bald wird es sich zeigen.
S. Accepi tandem tuas 1 , ad quas ista temporis angustia pauca respondeo.
Primo officiositati tue magnas habeo adeoque maximas gratias istorum nomine, quos tibi tanta diligentia commendaveram, qui tuo beneficio valde se adiutos ingenue fatentur. 2 Utinam aliquando paria tecum facere liceat.
Turgoie praefectus 3 nondum vestri senatus sententie subscripsit 4 affirmans se non Tigurinorum, sed aliorum quoque Helvetiorum 5 praefectum esse, tamen se, ubi vacabit, mandatum illud aut decretum, si mavis, quo declaratur c ab Helvetiis, quatenus ad matrimonium admittendi sint consanguinei, diligentius inspecturum deinde, quid illis factu licitum sit, indicaturum. 6 Nos negligentia quadam (nisi
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fallor) peccavimus, quod boni hommes 7 nullas literas huius rei testes a vestro senatu petierunt. Hinc enim fieri potest, ut vanum esse existimet praefectus, quod synceri isti et integri hommes istinc a vestris retulerunt. Verum res ipsa propediem docebit, quid facto sit opus.
De chronicorum negocio plus satis iam inter nos! Si quid hic peccatum est, a me peccatum esse ingenue fateor. 8
Marcelli et uxoris illius vicem unice doleo, 9 quos, valde te rogo, ut ex me plurimum et amanter salutes. Dominus medica sua manu illos nobis corpore et animo sanos d pro sua benignitate quamprimum restituat. Scripturus illis fueram, ni temporis spacio exciusus fuissem.
Nostra caussa quo loco sit, nemo nostrum liquido coniicere potest in tanta hominum perfidia. Scribitur regem 10 et Granvelam 11 bene nobis velle, etc. Interim nihil prorsus a c [aesare] 12 respondetur, que comperendinatio haud vacat gravi suspitione. Sed utinam domino nos nostraque omnia recte probaremus. Tum enim omnia nobis mox feliciter confecta ab illo darentur. 13 Rogabis igitur cum omnibus bonis pro nobis, ut ne quid praepostere ac proinde absque successu (quod hactenus fieri videmus) magno etiam malo nostro tentemus.
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Gyslingerus insalutato hospite cum sua festinabundus hinc discessit nondum dissoluto ere alieno, quod hic conflaverat. 14 Ich sorgen, man werd im noch schelmenbrieff 15 nachschriben mussen. Die stattknecht habend sy baide im huß gesucht, woltends gehefft 16 haben, aber sy warend davon! Gott erbarm sich der eilenden leut und verbesser sy mitt gnaden.
Salutant te nostri quam possunt reverenter et officiose sacris tuis apud dominum interpellationibus diligentissime se commendantes. Salveat tua domus cum omnibus fratribus et amicis, quorum fidelibus votis iuvari apud Christum valde cupimus et speramus. Iterum iterumque vale. 24. ianuarii 1548. [Ohne Unterschrift.]
||E lI 357,763 [Beilage:]
Es ist kam zeytung bey unß dann vyl flyegender gassenmär, von denen ich aber nichts schreiben oder euch damitt heiligen mag.
Nächt 17 sagt mir amer 18 von Gottlieben 19 , das uff suntag nechst verschinen 20 die buben 21 von Hemmahofen uff Steckboren gezogen uff dem yß übern see 22 und die böcken 23 oder trummen 24 uff lantzknechtisch geschlagen habind. Wellichs, alls es die buben zu Stäckboren gehört, seyen sy ouch gegen men zogen. Habind in 25 zugeschrien, sy sollind uff irem boden 26 die trummen nitt dermassen 27 schlachen. Daran men aber die andern böse wort geben, sy gefordert habind, zu men ze kommen und mitt inn ze schlachen, etc. Allso habinds die buben von Steckboren zuletst uber den gefrornen furt gewagt 28 und an die andern gesetzt 29 , sy ubel und in die flucht geschlagen, allso 30 , das ain bub da tod uff dem platz belyben seye. Habend all nichts dann stäcken gehapt, etc. Sind wunderbarliche ding und seltzame omina, etc.
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Es schreibt gar ain guter redlicher und fürnämer mann 31 her, der papst hab dem kaiser all artickel abgeschlagen, 32 so er an inn gemutet habe 33 . Namlich das er:
1. aigner person selbs gen Trient oder Bononi 34 kommen sollt,
2. sich dem concilio underwurfflich machen,
3. amen andern papst ze wellen 35 , bewilligen sollt, damitt, ob er durante concilio sturbe, das mann dann gleich ain newen pontificem hette,
4. seine glerten yetzung gleich [g]ene Augspurg schicken sollt, damitt sy sich vor [d]em concilio mitt den anderen glerten 36 underreden möchten.
Der kaiser nympt für und für 37 vyl volcks an 38 . Was er im synn habe, mag man grundtlich 39 nitt wissen, so gar mancherlay und ungleych sagt man von den sachen. 40 Es wirt sich aber nitt lang mehr bergen.
[Adresse auf Rückseite:] Praestantissimo viro d. Heinricho Bullingero, amico tanquam fratri suo incomparabili. Tiguri.