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Autograph: Zürich StA, E II 357, 248f (Siegelspur) Zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 674f, Nr. 1497
[J]Joachim Rheticus hat beschlossen, eine Zeitlang bei Konrad Gessner in Zürich Medizin zu
studieren, und bat demzufolge um ein Empfehlungsschreiben, das er durchaus verdient. Er
wird besser als irgendein anderer über die Versuchungen berichten können, mit denen er bis
jetzt von Gott erprobt wurde. Der Teufel plagt ihn immer noch, doch geht es ihm schon viel
besser als noch vor einigen Monaten. Das lässt auf eine baldige Genesung hoffen, besonders,
wenn nun auch die Zürcher für ihn beten. Sein Lebenswandel in Konstanz bot nicht den
geringsten Anlass zu einem begründeten Tadel. Er erkennt seinen kranken Zustand an und will
sich ernstlich bessern. Deshalb ist er auch den Konstanzern liebgeworden. Und gewiss werden
auch die Zürcher ihn in ihr Herz schließen, sobald sie ihn näher kennenlernen. Er ist ein
bedeutender Mathematiker, wie es wohl kaum einen zweiten gibt, und hat dieses Fach in
Konstanz drei Monate lang mit Erfolg unterrichtet. Die Zürcher mögen den geplagten, aber
anständigen Menschen gütig aufnehmen, in der Gewissheit, dass sie dabei Christus selbst
einen Dienst erweisen. -[2] Blarer dankt für Bullingers Brief [Nr. 3085], den ihm der Rentmeister
[Gabriel Arnold], den Bullinger auch kennt, aushändigte. Durch jenen erfuhr er, dass
unter den Eidgenossen Eintracht herrscht, was ihn wiederum sehr erfreut, zumal in Konstanz
das Gegenteil behauptet wurde! Christus, der Urheber wahren Friedens, möge diese Eintracht
stärken, damit die Eidgenossen sich niemals voneinander trennen! Besonders wichtig ist, nun
darauf zu achten, dass die Konzilsfrage die [katholischen] Orte (die ja der reinen evangelischen
Lehre sehr abgeneigt sind) nicht dazu veranlasst, die [protestantischen] im Stich zu
lassen. - [3] Es gibt nichts Neues zu melden, das für Bullinger von Belang wäre. Die Konstanzer
erwarten immer noch aus Augsburg [die Antwort Kaiser Karls V. auf ihr Aussöhnungsgesuch].
- [4] Bullinger soll mit dem nächsten Boten mitteilen, ob die Zürcher eine Ehe
zwischen Cousins erlauben würden. Im Thurgau gibt es nämlich ein junges Paar, dessenBriefe_Vol_20-688 arpa
Eitern Geschwister sind und das dennoch gerne heiraten würde, zumal der junge Mann [Hans
Rutishauser] die junge Frau [Dorothea Dietheim]geschwängert hat. Auch die beiden Familien
befürworten die Heirat. Doch wurden vor einigen Jahren Ehen zwischen Cousins im
Thurgau verboten. Somit stecken die Jungen in der Klemme, und die ehrbaren Familien wissen
nicht, was tun, tun die Heirat zu ermöglichen. Die Jungen wollten sich nach Zürich begeben,
uni sich dort zu erkundigen. Doch Blarer sagte ihnen, dass er dies zunächst selbst tun wolle.
Bullinger möge ihm nun seinen Rat erteilen. Seit Einführung des Verbots im Thurgau kam es zu
zwei Ausnahmen., die gar keinen Einspruch veranlassten. Das Paar fürchtet aber, dass seine
Heirat für Unmut sorgen könnte. - [5] Blarer will den bald aufbrechenden Rheticus nicht
aufhalten. Grüße an alle und Gottes Segen. In Eile. Bullinger soll mitteilen, was die Badener
Tagsatzung im Falle Joachim Möttelis vom Rappenstein beschlossen hat. -[6][P.S.] vom 5.
Dezember: Einige Ratsherren aus Überlingen sind in Konstanz erschienen. Blarer weiß noch
nicht, warum. Gruß.
S. Quandoquidem certo consilio adductus loachimus 1 noster istic aliquamdiu
apud Gessnerum vestrum medice rei operam se daturum statuit 2 (mi
venerande et charissime frater), quem tibi, quia sic petiit (simul autem et
dignus est) a , commendare volui. Quibus tentationibus dominus ipsum hactenus
probaverit, nemo venus quam ipsemet tibi exposuerit. Exercetur etiamnum
non levibus Satanae molestus, sed multo tamen melius habet nunc,
quam ante menses aliquot habuerit, ut spes sit propediem eum (si vestris
quoque perpetuis praecationibus iuvetur) prorsus liberatum in. Vixit apud
nos ita, ut nihil plane sit, unde quisquam quicquam de illo conqueri merito b
possit. Agnoscit suum morbum et seriam resipiscentiam meditatur, 3 ut vehementer
ipsum in domino deamare caeperimus -id quod vos itidem facturos
nihil dubito, ubi penitius ipsum introspexeritis. Mathematicus est insignis ac
vix ulli secundus, quam 4 etiam apud nos feliciter nec parvo fructu in tertium
usque mensem professus est. 5 Multum igitur te obsecro et obtestor, ut solitaBriefe_Vol_20-689 arpa
vestra humanitate afflictum hune, sed pium tamen hominem, officiose compraehendatis,
nihil ambigentes, quin omnia Christo ipsi praestiteritis. 6
Quaestor ille, quem nosti, 7 tuas mihi literas reddidit, pro quibus tibi gratias ago. Quod inter vestros 8 tarn pulchre convenit, iucundissimus fuit nuncius, nam plane contraria rumor apud nos sparserat. Dominus et servator Christus, vert pacis author, huic subinde alia atque alia nova et efficacia fomenta propicius suppeditet, ut ne unquam dissolvamini. Ab uno vobis Tridentino concilio vel maxime metuendum existimo: Hinc emm fortassis nova sumetur opprimendi vos occasio, si a confoederatis vestris, qui puriori christianismo iniquiores sunt, 9 deseramini.
Nihil prorsus novi scribitur, quod scire te referat. Sed in horas expectamus, quid ex Augusta nobis afferatur. 10
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Fac, sciam proximo nuncio, an istic eos, qui tertio consanguinitatis gradu aequalis lineae coniuncti sunt, 11 matrimonio iungi permittatis. 12 Es ist im Turgow ain jung par volck. 13 Hettind ainander gern zur eh. Hat der knab die tochter geschwengeret, und sechind baid fruntschafften 14 gern, das man sy ehlich zusamen kommen liesse. So sind aber der jungen elteren geschwusterige kind 15 und allso zu den dritten kind 16 . Und ist vor jaren im Turgöw verbotten, das man die im dritten grad nitt 17 solle zusamen geben. Sind die guten leut gar besteckt. 18 Ist gar ain erbare fruntschafft. Waist nitt, wie man
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im thain möcht 19 , das sy zusamen gelassen wurden. Wolltend hinein zu euch sein und sechen, ob irs zusamengebind 20 . Hab ich gesagt, ich wells inen vorhin erfaren 21 . Bitt euch gantz freuntlich, wellt ewern getruwen rath geben, wie man im thain möcht. Es ist danecht 22 syd dem verbott 23 nichts dest weniger ainmal oder zway beschechen im Turgöw, das sölich leut zusamen sind gelassen, und schwigt man allso still 24 . Aber die güten leut sorgend nun, es mocht inen nitt zu güt gehalten werden. 25
Sed iam abiturientem Ioachimum diutius remorari haudquaquam ausim. Tu vale cum tuis omnibus, quos meo nomine accuratissime salvere iubebis. Gott mitt euch ewigklich! Es steht im alten rechten ewigklich. 26 In höchster yl. Was uff dem tag 27 des Möttelis 28 halber gehandelt worden, möcht ich wol wissen. Den 2. decembris 1547.
[Ohne Unterschrift.] |
|| 249 Advenerunt nunc Uberlingenses aliquot senatores, quibus hauddum scio, quid apud nostros negotii sit. 29 Nihil praeterea est, quod iis addam. Tu aeternum vale. 5. decembris 154[7]c .
[Adresse darunter:] D. Heinricho Bullingero, incomparabili suo amico. Tiguri.