Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3065]

[Bullinger]
an Oswald Myconius
Zürich,
1. und 2. November 1547

Autograph: Zürich StA, E II 342, 181-182 (Siegelspur) Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 999-1001, Nr. 1116

[J]Bullinger begreift nicht, wieso die Nachricht von Konstanz' Kapitulation Myconius derart beunruhigt! Ist denn Helvetien nur deshalb schon verloren, weil es von den angrenzenden, starken Städten Waldshut und Laufenburg, genauso gut wie von Konstanz aus, von den Besatzungstruppen Kaiser Karls V. überfallen werden könnte? Konstanz kann doch nicht die Eidgenossen erlösen, also auch nicht deren Verderben verursachen. Gott ist der Erlöser! Konstanz würde den Eidgenossen nur dann zum Verhängnis werden, wenn diese aus irgendeiner Trägheit oder Furcht die von Gott dargebotene Hilfe verschmähten. -[2]Myconius soll wissen, dass die Zürcher Obrigkeit alles versucht hat. Doch der Erfolg blieb aus, und zwar nicht, weil sie nachlässig gewesen wäre, sondern aus Gründen, die nichts mit ihr zu tun haben. Myconius fragt, warum denn die Zürcher Konstanz (ob im Alleingang oder zusammen mit den anderen [protestantischen]Orten) keinen Schutz angeboten haben. Und was wäre denn, wenn sie nicht dies, sondern so manches andere bei den Konstanzern versucht haben? Johannes Haab wurde einmal zu ihnen abgeordnet; Georg Müller aus dem Triumvirat drei Mal. Die Zürcher suchten nach geeigneten Mitteln. Sie boten an, bei den vier [protestantischen]Städten oder bei allen Helvetiern fur die Konstanzer vorzusprechen. Doch wollten diese es nicht. Man erwog die Möglichkeit, dass Zürich oder Bern, zusammen mit Basel und Schaffhausen, ihnen 20'000 Gulden zur Verfügung stellen könnten, wenn sie sich verpflichten, würden, während zwei Jahren keine fremde Garnison bei sich aufzunehmen. Das Geld schlugen sie zwar nicht

8 In Phillips, aaO, S. 198f, ist von etwa 6'000 bis 10'000 Toten und etwa 1'500 Gefangenen die Rede.
9 George Gordon, Earl of Huntly (1514- 1562), seit 1546 Lord Chancellor von Schottland. - Im Dezember 1548 wurde er aus der Haft entlassen; s. Phillips, aaO, S. 198. 244f.
10 Marie de Guise (1515-1560) aus Loth
ringen, seit 1538 Königin von Schottland und seit Dezember 1542 Witwe von Jakob V. von Schottland.
11 Edward Seymour, Duke of Somerset (1500-1552), Anführer der englischen Truppen bei der Schlacht.
12 In Phillips. aaO, S. 182f, ist von etwa 19'000 Engländern und 31'500 Schotten die Rede.


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ab, doch wollten sie sich nicht auf eine Anzahl von Jahren festlegen. Sie meinten auch, dass es vergebens sei, über [eine Aufnahme der Konstanzer in den eidgenössischen] Bund zu diskutieren. [Sébastien de l'Aubespine], der Gesandte des französischen Königs Heinrich II., kam nach Winterthur. Er verhandelte dort mit Abgeordneten aus Konstanz und machte ihnen große Versprechen, wenn sie sich nur verpflichteten, keine Truppen aufzunehmen, die für Helvetien gefährlich sind. Daraufhin schrieben sie an den König. Aber was denn, bitte? Sie bekannten, weiterhin Untertanen des Kaisers zu sein und nicht aus dem Reich austreten zu wollen, obwohl niemand das von ihnen hätte wissen wollen! Bullinger besitzt eine Kopie von diesem Brief Unterdessen versicherten sie den Zürchern, dass sie kein Abkommen unterschreiben würden, aus dem den benachbarten Helvetiern Gefahr entstehen könnte. Sie wiederholten ihr Versprechen in einem Brief der gestern ankam. Klar, dass sie das nicht vorhaben! Doch was nützt das, da sie beim Kaiser nur Bittsteller und nicht Gebietende sind! Die Zürcher haben wirklich alles versucht und sind also nicht schuld daran, dass die Konstanzer sich ergeben haben. Wer die Zürcher dafür verantwortlich macht, tut ihnen Unrecht! -[3]Myconius behauptet, dass diese grundlos vor den Innerschweizern Angst hätten. Diejenigen, die ihm SO etwas eingeflüstert haben, sind nichts anderes als Bösewichte! Was für Beweise haben sie dafür? Die Zürcher, schreibt Myconius, haben den Baslern einen Brief geschrieben, aus dem dies hervorgehen soll. Doch ist diese Aussage eine reine Verleumdung! Bullinger kann vielmehr vor Gott bezeugen, dass die Zürcher keine Angst haben. Sie bekennen einmütig, dass sie wegen ihrer Sünden verdienen würden, gezüchtigt, ja sogar ausgerottet zu werden; dass sie sich also nicht verwundern müssten, wenn der Kaiser oder ein anderer Feind sie besiegen würde. Doch flehen sie weiterhin uni Gottes Gnade. Und mussten sie vernichtet werden, möge Gott ihnen Beständigkeit und Mut schenken, um den Feind nicht ohne Verlust zum Sieg kommen zu lassen. Und fails sie Gnade vor seinen Augen fänden, kann er sogar die Frauen wie auch die Kinder, die Freiheiten wie auch das Vaterland schirmen! Aile Zürcher sind also zu einem Krieg bereit und zudem willens, Gott wohin auch immer zu folgen! -[4]Aber was erzählt denn Miconius über die Innerschweizer? Natürlich gibt es Menschen in Zürich, die ihnen zugeneigt sind. Doch das ist nur eine Minderheit, nicht anders als in Basel, Bern oder anderswo. Wenn dies nun bei einigen zutrifft, darf man es deshalb noch nicht auf alle beziehen! Bullinger seinerseits vertraut vielen Innerschweizern mehr als so manchen Bewohnern der eidgenössischen Städte! Sie führen nämlich ein, anständiges Leben; sie glauben an Christus, auch wenn sie unter der Tyrannei [des Antichristen]leben; und sollte der Kaiser oder ein anderer Feind angreifen, ist Bullinger überzeugt, dass sie ihrer Aufgabe nachkommen werden, auch wenn er natürlich seine Hoffnung nicht auf sie setzt, sondern auf Gott allein! Sollten sie also zu Hilfe eilen, wären deren 30 willkommener als irgendwelche 3'000 zusammengewürfelte Mann! -[5] In den letzten Tagen hielten sich Gesandte des Kaisers, des französischen Königs und des Papstes Paul III. in Luzern auf Der Kaiser wie auch der Franzose wirbt um. ein Bündnis mit den Eidgenossen. Wegen dieser Werbungen befürchten die Zürcher die Einberufung einer Tagsatzung; und Myconius weiß, was dann geschieht. Wenn aber eine solche Tagsatzung einberufen werden müsste, hofft Bullinger, dass die Zürcher sich unter den Schutz des Allmächtigen steilen werden und sich weder einem Bündnis mit dem Kaiser noch mit dem Franzosen anschließen. Unter den eidgenössischen Städten und unter den anderen Orten gibt es sowohl Befürworter eines Bündnisses mit Frankreich ais auch Befürworter eines solchen mit dem Reich. Bullinger glaubt aber, dass mit beiden ein Bündnis gefährlich ist. Schließt man sich dem Franzosen an, beleidigt man den Kaiser, und umgekehrt. Es ist also unvorsichtig, ein Bündnis mit einem der beiden zu schließen. In Bündnisangelegenheiten (und dies gilt auch für die mit den [fremden] Fürsten getroffenen Vereinbarungen) haben die Eidgenossen, die doch vom Herrn aus der Tyrannei der Mächtigen befreit wurden, schwer gesündigt! Kurz gesagt: Die Gesandten der Potentaten sind unter den Eidgenossen und versuchen, diese zu spalten, indem sie ihnen Gold anbieten. Der Herr bewahre seine Kirche und kräftige die Auserwählten! -[6] Das Vorhergehende ist nur für Myconius bestimmt. Im Namen ihrer Freundschaft soll dieser niemandem etwas davon erzählen! Sollte er dennoch den Straßburgern davon berichten, wird Bullinger nichts mehr schreiben! In Zürich weiß man sehr wohl, was für Freunde [die Eidgenossen] in Straßburg haben. Bullinger denkt besonders an Martin B[ucer], dem Myconius,


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wie Bullinger es weiß, öfters schreibt. So sehr Bullinger dies duldet, so wenig will er, dass [Bucer]irgendetwas von den eidgenössischen Angelegenheiten mitbekommt! Es gibt gute Gründe dafür, die nicht auf irgendeine Antipathie zurückzuführen sind, sondern auf die Erfahrung. -[7]Zu Recht schreibt Myconius, dass mit dem Augsburger Reichstag die Religion vernichtet wird. Gestern erhielt Bullinger nämlich Briefe von bedeutenden Männern, die sowohl in Bezug auf die Religion als auch auf die Freiheit [der Deutschen]keine Hoffnung mehr hegen. Sie sehen, wie die [Reichs]städte schon bald Steuereinnehmer und Vögte aufnehmen müssen. -[8]Hauptmann Hans Schnabel aus Bregenz soll vom Kaiser als Oberst über 6'000 Mann zusammen mit Gian Giacomo de' Medici, Kastellan von Musso, als Kommandant über einige Tausende Kavalleristen über die [Alpen, nach Italien] entsandt worden sein. Die einen meinen, nach Panna, gegen Ottavio Farnese, die anderen, in das Piemont. Dies berichtet Joachim Vadian. -[9] Schön, dass Gott den Engländern derart beisteht. Seitdem aber hat Bullinger gehört, dass die Franzosen ein Schiff der englischen Krone gekapert haben, was Anlass zu einem neuen Krieg geben wird, falls dieses nicht zurückerstattet wird. -[10]Es ist bedauerlich, dass Heinrich II. von Frankreich sich derartigen Zügellosigkeiten hingibt, über die man laut Paulus [Eph 5, 3]nicht einmal reden sollte. Bullinger sieht schon (wenn er sich nur irren würde!), class es irgendwann zu einem Bündnis zwischen Frankreich und Helvetien kommen wird, und dass beide mit Recht von Gott bestraft werden. Es gibt nämlich [viele] Eidgenossen, die der Meinung sind, dass sie nur mit Hilfe Frankreichs ihr Land gegen den Kaiser schützen können. -[11]Bullinger hat dem Konstanzer Boten [...] den Brief für John Butler mitgegeben. Dieser wird ihn schon erhalten haben. -[12] Gott meinte es gut mit dem trefflichen Hans Heinrich Winkeli. -[13]Myconius merke doch, wie gesprächig Bullinger war, um nicht hören zu ,nüssen, dass er wortkarg sei. Gruß! -[14][P.S.:]Heute, 2. November, wurde die Tagsatzung für den 20. dieses Monats (wenn Bullinger nicht irrt) nach Baden einberufen, denn die Schwyzer wollen allen Eidgenossen etwas zu Bellinzona mitteilen. -[15]Sie haben ihre Besatzung in Bellinzona um 21 Mann verstärkt, da sie dem Kaiser nicht trauen, und wollen, dass [die Eidgenossen] ihre Besatzungen aus den sich nicht im Gebirge befindlichen [Vogteien Lugano und Locarno] zu ihnen, ins Gebirge, senden. Doch Bullinger denkt, dass, wenn die Schwyzer angegriffen würden, die [anderen Eidgenossen] imstande wären, sich allein in ihren außerhalb [des Gebirges liegenden Vogteien] zu verteidigen.

S. D. Non potui satis mirari ita te, colendissime mi frater, affectum propter deditionem Constantiensium. 1 Ergon 2 periit Helvetia, quia Waltzhütum et Louffenberga 3 , vicinae urbes (et fortes sunt!) a , ex quibus praesidia caesaris 4 tam facile in Helvetiam possunt irrumpere quam ex Constantia? Constantia non est salus nostra, ergo neque proditio nostra! Deus est salus nostra. 5 Ac posset nobis Constantia esse pernicies, si per inertiam et metum, nescio quem, aequum et a deo oblatum medium protegendi nos repulissemus.

Iam vero nihil a nostris 6 est neglectum! Tentata sunt omnia, sed nihil effectum, non nostra sed aliorum culpa. "Quid si vos,"ais b , "recepissetis illos in tutelam una cum reliquis aut soli?"Quid, mi Myconi, si non hac via, sed aliis multis animos illorum aggressi sumus? Semel missus est consul

a Klammern ergänzt. -
b Am Rande nachgetragen.
1 Anspielung auf die von Myconius am 27. Oktober in Nr. 3057,1-16, geäußerte Empörung.
2 =Ergone.
3 Waldshut und Laufenburg, damals im vorderösterreichischen, dem König Ferdinand I. unterstellten Gebiet.
4 Karl V.
5 Siehe z.B. Ps 62 (Vulg. 61), 2; 79 (Vulg. 78), 9.
6 Gemeint ist die Zürcher Obrigkeit.


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Habius, 7 ter in legatione Müllerus triumvir 8 . Commoda tentavimus media. Rogavimus, an velint per nos aut per 4 urbes 9 caussam suam agi apud Helvetios omnes; noluerunt. 10 Oblata est pecunia 20'000 aureorum ea lege numerandorum vel a Tigurinis vel a Bernatibus, simul Basiliensibus et Schaffhusianis, ut intra biennium non reciperent in urbem ullum peregrinum militem. cpecunias illi' non repulsuros se dixerunt, numero annorum astringi noluerunt. d11 De foedere 12 frustra disputari dixerunt. Venit Vitodurum 13 legatus
c-c Vermutlich von Myconius unterstrichen.
d Myconius notierte dazu am Rande Poenituit Constantienses. Reliqua dicuntur non vera a domino Gabriele Arnoldo, 8. novembris anno 1547 (s. dazu unten Anm. 11).
7 Die Reise des Zürcher Bürgermeisters Johannes Haab nach Konstanz kann für die Zeit von November 1546 bis Oktober 1547 anhand von Bullingers Briefwechsel nicht belegt werden.
8 Zur Bezeichnung des Zürcher Zunftmeisters und Obristmeisters (s. dazu HBBW XVIII 465, Anm. 11) Georg Müller als "Triumvir" s. Nr. 3050, Anm. 9. —Müller hatte sich ein erstes Mal am 2. Januar 1547 mit Konrad Zwick in Stein am Rhein getroffen; s. HBBW XVIII 465f; XIX 76. 80. Am 11. Februar erschien er erneut vor dem Konstanzer Rat; s. HBBW XIX 276 und Anm. 43; 309. Mitte März hatte er sich ein drittes Mal nach Konstanz begeben, doch wurde er diesmal von den Konstanzern ziemlich enttäuscht; s. aaO, S. 410 und Anm. 85; 415 und Anm. 10; 454 und Anm. 76.
9 Die vier protestantischen Städte Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich.
10 Im Januar 1547 hatten die Zürcher vergeblich versucht, die 13 Orte davon zu überzeugen, den Konstanzern ihre etwaige Hilfe zuzusagen, falls der Kaiser diese angreifen würde; s. HBBW XIX 84 und Anm. 17; 133 und Anm. 15. Am 20. Februar erklärte dann Zwick Bullinger, dass die Konstanzer nicht vorhatten, die am 28. Februar beginnende Tagsatzung der Eidgenossen in Baden (wo sich auch kaiserliche Gesandte aufhielten) zu beschicken, um die Entstehung von Gerüchten zu verhindern (derartige Gerüchte hätten nämlich dem Kaiser als Rechtfertigung eines Angriffs gegen Konstanz dienen können). Doch hatte damals Zwick (der zwar für Konstanz einen isolationistischen Kurs zwischen Eidgenossenschaft und Reich verfolgte; s. mehr
dazu unten Anm. 12) die Zürcher gebeten, sich während der Tagsatzung zugunsten der Konstanzer einzusetzen, falls sie merkten, dass ein solcher Vorstoß bei ihren katholischen Verbündeten auf offene Ohren stoßen würde; s. HBBW XIX 334f. — Zu den Bemühungen der Konstanzer, im Falle eines kaiserlichen Angriffes die Zusicherung einer militärischen Unterstützung von den Eidgenossen zu erhalten, s. Maurer, Übergang 22-29.
11 Siehe dazu HBBW XIX 454, Anm. 76; Nr. 3073, Anm. 22; Maurer, Übergang 28f. — Der anlässlich des Schmalkaldischen Krieges aus seiner Herrschaft Rohrenfels vertriebene pfälzische Rentmeister Gabriel Arnold, der laut Myconius (s. oben Anm. d) am 8. November einen Teil der hiesigen Aussagen Bullingers bestritt, hatte sich nach dem Krieg nach Konstanz zurückgezogen, von wo aus er immer wieder Reisen nach Zürich und Basel unternahm; s. Nr. 2933,1-11; Nr. 2935,32f. 60-74. —Zum Anlass seines Aufenthaltes in Basel s. Nr. 3086, Anm. 4.
12 Gemeint ist die Aufnahme von Konstanz in die Eidgenossenschaft. — Auch wenn es unter den Konstanzer Ratsherren möglicherweise Befürworter eines Anschlusses an die Eidgenossenschaft gegeben haben wird, befürwortete die Mehrheit der Räte entweder eine gemäßigte, auf das Reich ausgerichtete Politik oder dann wie Zwick und dessen Anhänger einen isolationistischen, d.h. möglichst unabhängigen politischen Kurs zwischen Reich und Eidgenossenschaft, der an die Forderung, auf Gott allein zu vertrauen, gekoppelt war (zu einer ausführlichen Darstellung der damaligen politischen Verhältnisse in


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14 regius 15 . Egit cum delectis Constantiensibus 16 nomine Galli tantum non coronam promittens, modo ne recipiant militem in detrimentum Helvetiae. Scripserunt regi. 17 Quid scriptum sit, non nescio, cum habeam apographum: Caesarem se dominum suum fateri clamitant; nolunt scindi ab imperio, etc. (quod tamen nemo poposcerat!) e . Interim 18 pollicentur se nihil in pactione recepturos, quod Helvetiis vicinis sit adversum. Idem heri scriptis ad nos literis 19 testati sunt. Ego vero id facturos nihil dubitarem, modo non essent supplicum loco, sed domini, cui supplices tamen fiunt Tentavimus ergo omnia. Proinde non nostra culpa se dedunt, et si qui in nos culpam reiiciunt, magna nos afficiunt iniuria! 20

"Timetis," ais, "ubi || 181v. non erat timendum, adeo devoti estis Quinque pagicis 21 !"Maliciosi profecto sunt et nihil aliud, qui tibi hoc ingerunt! Quae, obsecro, timoris huius argumenta aediderunt nostri? "Scripsistis nuper literas ad nostros,"ais, "ex quibus timor ille satis constat."22 Verum remove tu calumniatorem et non habebis argumentum! Ego, quantum video et iudicare possum (coram domino loquor, quae dico), non possum quicquam timoris in nostris deprehendere. Ita loquuntur unanimes omnes: Merentur peccata nostra flagellum, imo et excidium. Si itaque subverterit nos caesar aut alius

e Dieses und das nächste Klammerpaar ergänzt.
Konstanz s. Dobras, Ratsregiment 64- 154, besonders S. 65-69 in Bezug auf Konstanz' Einstellung gegenüber den Eidgenossen, und S. 68 für die Namen derer, die Zwicks Haltung teilten). Zudem muss betont werden, dass die katholischen Orte ebenfalls gegen einen Beitritt von Konstanz zur Eidgenossenschaft waren; s. Maurer, Übergang 24. - Die Zürcher konnten von ihren Verbündeten nur erreichen, dass diese gegen den Kaiser ziehen würden, falls Letzterer bei einem etwaigen Angriff auf Konstanz ihr Gebiet verletzen würde; s. HBBW XIX 162 und Anm. 4; 163f,35-41; 407,18-24.
13 Winterthur. - Zu diesem Treffen von etwa Mitte Juli 1547 s. Nr. 2955,1-12. - Vgl. die vorliegende Stelle mit Bullingers Aussagen in Nr. 3062,42-47.
14 Sébastien de L'Aubespine, abbé de Bassefontaine.
15 Heinrich II. von Frankreich.
16 Sebastian Gaisberg und ein weiterer, uns unbekannter Ratsherr.
17 Von diesem etwa Mitte Juli 1547 verfassten Brief der Konstanzer an Heinrich II. hatte sich Bullinger eine Kopie angefertigt, und zwar anhand einer Abschrift dieses Briefes, die ihm Ambrosius Blarer
nur kurz zur Verfügung stellte: s. Nr. 2955,7-12. - Die Aussagen. die Bullinger hier über den Brief der Konstanzer macht, entsprechen dessen Inhalt.
18 Wahrscheinlich mit der in Nr. 3059, Anm. 14, Ende Oktober in Zürich belegten Konstanzer Gesandtschaft.
19 Dies wird indirekt in dem am 28. Oktober verfassten Brief der Konstanzer (s. dazu Nr. 3062, Anm. 27) betont: Sie werden nichts zusagen, das ihr Gewissen verletzen würde oder "sonst beschwarlich wäre" (am Schluss ihres Briefes vom 22. Oktober - s. dazu Nr. 3053, Anm. 3 - waren sie noch ausführlicher). -Das heri im Brieftext bezieht sich offensichtlich auf das Empfangsdatum des Konstanzer Briefes, und vermutlich wurde der vorliegende lange Brief schon vor dem 1. November begonnen.
20 Ein weiteres Indiz dafür, dass die Zürcher damals dazu neigten, die Schuld für das Scheitern der Verhandlungen zwischen den Konstanzern und den Eidgenossen den Ersteren zuzuschieben, findet sich in HBBW XIX 408,38-42.
21 Die Fünf Orte (die Innerschweizer). - Bezug auf Nr. 3057,10f.
22 In Nr. 3057,11f.


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hostis, non est, quod quaeramus caussas. Meruimus excidium. Supplicabimus autem misericordiae eius 23 . Quodsi omnino pereundum est, concedat patientiam, concedat fortitudinem, et fortiter occumbemus, nec relinquemus incruentam hosti victoriam. 24 Quod si illi placuerimus, non erit ei difficile vel per paucos servare uxores, liberos, libertatem, patriam. Ita omnes sumus (mihi crede) parati et stamus in procinctu, ut, quoquo vocarit nos dominus, sequamur.

De Quinque pagicis quid dicis? 25 Sunt sane hommes plus satis illis 26 devoti, sed minor pars. Non secus atque Basileae, Bernae et aliis in locis huiusmodi hommes inveniuntur. Illudne, quod pauci faciunt, omnibus imputari debet? Sunt in Quinque pagicis non pauci, quibus plus fido quam non paucis in urbibus 27 . Honeste vivunt, Christo credunt, sub tyrannide vivunt. At, ubi caesar aut alius hostis nos fuerit aggressus, spes est illos facturos suum officium, quamquam nihil spei in illos collocem, sed in deum dumtaxat. 28 Si tamen tales 29 venerint, 30 gratiores erunt quam promiscui vulgi 3'000. 30

Lucernae sunt aut fuerunt iam diebus aliquot legati caesaris, Galli, pontificis 31 . Petunt nobiscum foedera caesar et Gallus, etc. Nostri 32 ergo horrent in hisce postulationibus a comitiis! Scis, quid in iis flat. 33 Ubi tamen per necessitatem omnino vocanda et indicenda sunt, 34 spero nostros sese defensioni altissimi 35 permissuros t nec se ullo foedere vel cae-|| 182r sari vel Gallo coniuncturos. Erunt ex Pagis et Urbibus, qui se volent Gallo, erunt, qui caesari se volent coniungere. Ego utrumque aut alterutrum arbitror periculosum. 36 Si enim Gallo nos coniunxerimus, sprevimus caesarem; si caesari

f in der Vorlage permissurros.
23 dei.
24 Vgl. Nr. 3035,20-28; Nr. 3040,28f.
25 Bullinger bezieht sich auf Myconius' Aussage in Nr. 3057,17-20.
26 Quinque pagicis.
27 Siehe dazu oben Anm. 9.
28 Vgl. schon Nr. 2984,15-23. -Wie Blarer (HBBW XVIII 186,29-33; 189,12-16; 384,20-24; XIX 215,16-18; 418,3-5; Dobras, Ratsregiment 143 und Anm. 675), Zwick (Dobras, Ratsregiment 67 und Anm. 139) und viele andere Zeitgenossen (s. HBBW XIX 24 und Anm. 69; 292f,29-32; 390,21-23) war Bullinger der Überzeugung, dass diejenigen, die ihr Vertrauen in irdische Mittel setzen, nicht auf Gottes Hilfe zählen dürfen; s. HBBW XVI 27f.
29 Gemeint sind die Innerschweizer. - Bemerkenswert ist, dass hier Bullingers Beurteilung der Innerschweizer viel positiver ausfällt als in Nr. 3062,49-67. Allerdings
beziehen sich Bullingers Aussagen in Nr. 3062 eher auf die politischen Drahtzieher der Innerschweiz.
30 Vgl. dazu Ri 7, 1-22.
31 Paul III. - Zu den Namen aller hier erwähnten Gesandten s. die Anmerkungen zu Nr. 3062,50-52.
32 Die Zürcher.
33 Nämlich, dass während solcher Tagsatzungen (in iis [comitiis]) die Befürworter des einen Bündnisses gegen die anderen aufgehetzt würden.
34 Zu verstehen: Wenn die Tagsatzung unbedingt einberufen und ausgeschrieben werden muss.
35 Gemeint ist Gott. - Bullinger war der Meinung, dass Gott den Seinen verbietet, Bündnisse mit Gottlosen zu schließen; s. z.B. HBBW XIX 32 und Anm. 129; Nr. 2960,27-32; Nr. 2984,23f.
36 Vgl. auch Bullingers Überlegungen dazu in Nr. 3062,73-77.


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fuerimus confoederati, Gallum spernemus. Neque vero integrum est cum utroque ferire 37 ! Peccavimus 38 maxime in foederibus; 39 peccavimus in societate cum principibus mita 40 - 41 quos dominus liberaverat a principum tyrannide. Adsunt ergo principum legati auro tentantes, num possimus separari et scindi. Dominus servet suam ecclesiam et consoletur electos!

Haec non apud quosvis effudissem. In sinum tuum haec dixi. Obtestor autem per amicitiam nostram, ne de his cuiquam quicquam dixeris! g Si sensero te istarum rerum vel tantillum perscribere Argentinam, ego posthac ne literam quidem ad te scripsero! Novimus hic, quales ibi habeamus amicos, B[ucerum] praecipue, ad quem te frequenter scribere aliunde habeo - quod ut liberum permitto ita de his nostris quicquam nob! Certa est caussa: Non ex odio (non enim odi quemquam deo gratia) h , sed ex experientia!

Recte scribis 42 periisse religionem in comitiis Augustanis. Ego enim pridie literas accepi a praestantibus vins, 43 qui non tantum desperarunt de religione, sed etiam de libertate Metuunt, ne aliquando urbes 45 et exactores et praefectos sint accepturae, vel invitae.

Houptman Schnabel von Brägentz 46 sol obrister vom keyser über 6'000 über das gepirg hinyn 47 geordnet sin 48 , sampt marchis de Muß 49 (ist über

g-g Am Rande nachgetragen. -
h Dieses und die drei nächsten Klammerpaare ergänzt.
37 Gemeint ist: ferire foedus (ein Bündnis eingehen).
38 Subjekt sind die Eidgenossen.
39 Bullinger denkt hier u.a. an die "Erbeinung" von 1511 mit dem Reich, sowie an den "Ewigen Frieden" von 1516 und an das "Soldbündnis" von 1521 mit Frankreich; s. Nr. 2881, Anm. 42; Nr. 2976, Anm. 1; Nr. 3004, Anm. 24.
40 Bullinger denkt vermutlich ganz allgemein an alle Bündnisse, die im Laufe der Zeit von den Eidgenossen mit fremden Mächten geschlossen wurden, und vielleicht auch an das "Christliche Verständniß der Städte Zürich, Basel und Straßburg mit Landgraf Philipp von Hessen" vom 18. November 1530, das er in Zusammenhang mit der im Zweiten Kappeler Krieg erlittenen Niederlage gebracht haben könnte. Vielleicht sah er sogar in der Niederlage der Schmalkaldener eine von Gott bekundete Missbilligung des unter den protestantischen Fürsten
1531 geschlossenen Schmalkaldischen Bundes. - Zum "Christlichen Verständniß" s. EA IV/ib 837 b; 1514-1516 (Vertrag); Z VI/2 733-740.
41 = nos, quos.
42 In Nr. 3057,21f.
43 Gemeint ist Georg Frölichs Brief vom 25. Oktober; vgl. Nr. 3055,9-14 - Dass damals Bullinger von "bedeutenden Männern" noch weitere Briefe mit derartigen Aussagen erhalten hätte, kann nicht belegt werden. Vielleicht waren diese Briefe an andere Zürcher gerichtet.
44 Die Freiheit Deutschlands.
45 Nämlich die Reichsstädte, die sich dem Kaiser ergeben hatten.
46 Hans Schnabel von Schönstem aus Bregenz.
47 Zu verstehen: Über die Alpen hinüber nach Italien.
48 geordnet sin: ernannt worden sein.
49 Markgraf Gian Giacomo de' Medici, Kastellan von Musso.


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ettlich tusend pferden i obrister): Ettlich meinend, in Italiam wider Octavianum 50 zu Parma, ettlich, in das Bemond 51 , etc. Sic Vadianus. 52

Gaudeo dominum Angus adesse; 53 sed interim audio regiam navem a Gallis raptam, 54 quae res novo hello, nisi restituatur, überein praebebit materiam.

Doleo Gallum se eo libidinis genere commaculare, 55 quod Paulus inter gentes quoque appellavit inominatum. 56 Verum oportebit aliquando Galliam et Helvetiam coniungi (utinam vanus sim yates!) et commeritam recipere mercedem. 57 Sunt enim in Helvetiis, qui sibi persuasum habent Helvetiam a caesare non posse nisi Galli armis defendi.

Literas Butlero 58 curavi reddi; et habet illas iamiam. Dedi urbis Constantiensis tabellario 59 .

Bene actum est cum optimo viro Winkeli 60 . Dominus servet nos omnes! Vide, quam fuerim prolixus, ne dicas me brevem! Vale aeternum. Tiguri, 1. novembris 1547.

[Ohne Unterschrift.] 182v. 61

|| Hodie61 demum conscribuntur comitia Badenam 62 ad 20. huius mensis, si recte memini, nam Svitenses habent, quod omnibus Helvetiis proponere cupiant de Bellizona, 63 etc.

i Am Rande nachgetragen.
50 Ottavio Farnese, Enkel des Papsts. - Zu den Umständen s. Nr. 3016, Anm. 7.
51 Piemont.
52 Nämlich in dessen Brief vom 27. Oktober; s. Nr. 3058,[5]. - Als mutmaßlichen Bestimmungsort dieses Heeres führt Vadian allerdings nur das Piemont an.
53 Bezug auf Myconius' Mitteilung in Nr. 3057,23-25.
54 Siehe dazu Bullingers Mitteilung an Vadian in Nr. 3062,14-16.
55 Bezug auf Myconius' Mitteilung in Nr. 3057,33-37, laut der König Heinrich II. mit derselben Frau (Diana von Poitiers) wie sein Vater, Franz I., sexuellen Verkehr hatte.
56 Anspielung auf Eph 5, 3. - In seinen In omnes Apostolicas epistolas commentarii, Zürich 1544 (VD16 B4972), S. 438, unterstreicht Bullinger im Zusammenhang mit diesem Bibelvers, dass laut Paulus die sexuellen Vergehen nicht nur (als Sünde) verboten seien, sondern "vel nominasse turpissimum [est ...]; Germani eadem loquendi forma utentes dicimus: 'Es hat nun nit nammen! Man soll nun nit nemmen [=benennen]!' Id est, tam turpe
est, ut ne nominari quidem mereatur, sed praestet memoriam eius omnino esse abolitam."
57 Vgl. Röm 1, 27.
58 Der in Konstanz wohnende John Butler. - Siehe dazu Nr. 3057,38.
59 Der in Nr. 3059, Anm. 14, Ende Oktober in Zürich belegte, aber namentlich nicht bekannte Konstanzer Bote.
60 Hans Heinrich Winkeli. -Bezug auf Nr. 3057,38f.
61 Zur hier angesprochenen Angelegenheit s. auch Nr. 3062,93-99.
62 Es kam also zu der von Bullinger oben in Z. 54-65 befürchteten Einberufung von einer Tagsatzung. -Die Tagsatzung sollte in Baden erst am Dienstag den 22. November 1547 beginnen und bis kurz nach dem 29. November dauern; s. Nr. 3092, Anm. 1. Deren Akten sind in EA VI/1d 885-891 veröffentlicht.
63 Es grassierte damals das Gerücht, dass von Como aus (damals Teil des unter spanischer Kontrolle stehenden Herzogtums Mailand) ein militärischer Anschlag gegen die von den drei Orten Uri, Schwyz und Unterwalden verwaltete gemeinsame


Briefe_Vol_20-634arpa

2. novembris.

Sy 64 habend den zusatz 65 umb 21 man gesterckt. Wöllend dem keyser wenig truwen: Also lut ir schryben, etc. Wir söllend gen Belletz hinyn ziehen und unsers hie uß 66 lassen bloß stan 67 . Wenn es sich fügte 68 , das sy mitt iren 69 nodt (damn 70 imm pirg 71 ) ze schaffen hättind 72 , und wir uns hie uß mitt gott alein erweren 73 müstind, hätte ich die best hoffnung, die sach wurde wol gan 74 , etc.

[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. Osvaldo Myconio, Basiliensis ecclesiae fidelissimo ministro, domino et fratri suo semper colendo. Basel.