Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3062]

Bullinger
an Joachim Vadian
[Zürich],
31. Oktober und 4. November 1547

Autograph: Zürich StA, E II 342, 186f (Siegel) a Druck: Vadian BW VI 661-664, Nr. 1567

[1] Vadian hat Bullingers Schrift ["Contra scandala ex hello infeliciter gesto oborta Apologia"] früh genug zurückgeschickt und braucht sich nicht zu entschuldigen [dass er sie etwas länger behielt]! -[2]Bullinger hat sich über die Sendung der englischen Reformationsdekrete ["Mandatorum epitome"] sehr gefreut. Der in Zürich wohnhafte adlige Engländer [John Hooper] hatte die ausführliche englische Fassung dieser Dekrete bereits erhalten und sie ihm kurz dargestellt. Dank Vadians Exemplar (das er zurücksenden wird) ist ihm nun das Ganze noch deutlicher geworden. Derselbe [Hooper] erfuhr von einem Italiener [..], der mit 15 Pferden auf dem Weg nach Italien durch Zürich reiste und an der Schlacht zwischen den Engländern und den Schotten teilgenommen hatte, neue Einzelheiten zur Kampfhandlung. [Hooper] erhielt zudem eine in Antwerpen erstellte Beschreibung davon. Beide Berichte stimmen mit Vadians Darstellung [in Nr. 3058]überein, außer dass es zu zwei Schlachten gekommen ist: In der ersten kamen etwa 14'000, in der zweiten etwa 3'000 Schotten ums Leben. In der zweiten wurden auch vornehme schottische Anführer gefangen genommen. Doch auch die Engländer erlitten dabei Verluste. In London wird jetzt ein Frieden zwischen den beiden Königreichen ausgehandelt. Unterdessen haben aber die Franzosen unweit von England dem englischen König Eduard VI. ein wichtiges Schiff gekapert. Erstatten sie es nicht, wird es zu einem neuen verbitterten Krieg zwischen Frankreich und England kommen, verursacht durch die listigen Kungeleien Kaiser Karls V. Indem dieser die Könige gegeneinander aufbringt, bricht er deren Macht, um SO seine Alleinherrschaft errichten zu können. -[3] Vom Augsburger Reichstag ist nichts Großes zu erwarten. Hier die zutreffende Aussage aus dem Brief des Augsburger Stadtschreibers Georg Frölich vom 25. Oktober [Nr. 3055]: "Ich hege keine Hoffnung mehr, was die Freiheiten Deutschlands und die öffentliche Predigt des Evangeliums anbetrifft, da alle Papstanhänger, die in den Abstimmungen obsiegen, sich zugunsten der bereits gefassten und künftigen Beschlüsse des Konzils von Trient aussprechen und [eine Einstellung der Verkündigung des Evangeliums] anstreben. Die Reichsstädte sind zudem dermaßen ausgelaugt, dass sie kaum frei bleiben können und ihnen wohl bald Stadtvögte und Steuereintreiber aufgezwungen werden. König Ferdinand, dieser Teufelssohn., der Böhmen schrecklich verheert und dessen beste Männer umgebracht hat, ist nun in Augsburg eingetroffen und wird das noch wenige übriggebliebene Glück vernichten. Gott erbarme sich unser!" Übereinstimmend schrieb Biam-er am 28. Oktober [in Nr. 3059]: "Soeben kommt ein Brief aus Augsburg. Darin steht, dass König Ferdinand angekommen ist, und dass der Kaiser einem Prädikanten [Johannes Weiß] des Herzogs Moritz von Sachsen das Predigen aufgrund dessen freimütiger Reden untersagt hat. Es wird alles noch schlimmer kommen." -[4] Über die Lage in Konstanz gehen die hier beigelegten Dokumente Auskunft. Vadian soll sie nur den vertrauenswürdigsten Personen mitteilen, nichts über ihre Herkunft verraten und mit dem nächsten zuverlässigen Boten zurücksenden, denn Bullinger kann sie nicht lange entbehren. Die Aussöhnung der Konstanzer mit dem Kaiser ahnte Bullinger schon längst, zumal der Zürcher Rat einmal den Bürgermeister Johannes Haab und dreimal den Zunftmeister Georg Müller (einen Angehörigen des Triumvirats) nach Konstanz entsandt hatte, um die Möglichkeit

a Ohne Schnitt- oder Nadelstichspuren.
1 Angesichts der Wichtigkeit dieses Briefes wird dessen Text hier erneut veröffentlicht
und zum ersten Mal ausführlich kommentiert.


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eines Bündnisses von Konstanz mit der Eidgenossenschaft, oder den vier [protestantischen] Orten, oder auch nur mit Zürich zu erkunden, dabei aber die Konstanzer Ratsherren seltsamerweise unschlüssig blieben. Und als König Heinrich II. von Frankreich seinen Gesandten [Sébastien de l'Aubespine, abbé de Bassefontaine] zu den Konstanzern schickte und sich ihnen als sehr entgegenkommend erwies, fiel diesen nichts Besseres ein, als in ihrer Antwort zu betonen, dass sie weiterhin den Kaiser als oberstes Haupt auf Erden anerkennen wollen und nicht vorhaben, aus dem heiligen [römischen]Reich auszutreten. Doch hatte niemand dies von ihnen verlangt! Es ging ja nur darum, ein Abkommen zu vereinbaren, um die Stationierung kaiserlicher Truppen in Konstanz zu verhindern. Wie es bei den Konstanzern nun steht, kann Vadian aus der Beilage entnehmen. -[5]Die Zürcher haben alles versucht, und dies, obwohl die Innerschweizer ihnen die Abneigung, die sie den Konstanzern gegenüber hegen, stets zu spüren gaben. Nun befinden sich Gesandte des Kaisers, des Königs von Frankreich (wenn der Abgeordnete [Louis Daugerant, Seigneur de Boisrigaut] nicht schon nach Solothurn zurückgekehrt ist) und des Papstes Paul III. in Luzern; und es heißt, dass die innerschweizer von den Abgesandten Geld erhalten haben. Doch wollen Letztere ausgerechnet die ohnehin schon uneinigen Eidgenossen spalten! Und keiner denkt an das Heil des Vaterlands! Alle oder viele jagen nur dem Geld der Fürsten nach. Wohl aber wird irgendwann auch ein Crassus genug vom fremden Gold haben! Bullinger erwartet nichts Gutes von diesen Menschen. Sie werden einst den Fall Helvetiens verursachen, da sie sich nicht nur dem Worte Gottes widersetzen, sondern sich auch von ihren Gelüsten, ihrem Leichtsinn und ihren ungezügelten Affekten treiben lassen, um ja nicht vernünftig und anständig leben zu müssen! Bestimmt wird Gott solch ein Benehmen auf die Dauer nicht dulden und zudem diejenigen ins Verderben stürzen, die sich mit ihnen verbünden. Ein vertrauenswürdiger Mann [...] erzählte heute, dass hochrangige Luzerner sagten: "Wir hören, dass die Berner einen Bund mit König Heinrich II. geschlossen haben. Das werden wir ihnen nicht erlauben! Aus vielen Gründen werden sie ihn widerrufen müssen!" Kurz gesagt: Diese Leute wollen das Sagen und Walten haben. Sie sind so böse, hochmütig und grob, dass dies nur die schlimmsten Folgen für die Eidgenossenschaft haben kann. Der Herr errette alle, die ihn anrufen! Manche Innerschweizer sagen frei heraus: Ihr hofft vielleicht auf unsere Hilfe, falls ihr angegriffen werdet; doch darauf dürft ihr nur dann zählen, wenn ihr eure neue Religion auflebt und den alten Glauben wieder annehmt." Dies ist ihre Gesinnung, ihre Treue und ihre Freundschaft! -[6]Es wäre also gut, wenn die [protestantischen Orte]ihre Hoffnung nicht auf sie setzten, sondern nach Frieden streben und sich weder mit dem Kaiser noch mit dem König Frankreichs einlassen, obwohl beide nun auf ein Bündnis dringen. Man könnte ihnen etwa wie folgt freundlich antworten: "Wir haben mit dir, Kaiser, die Erbeinung [von 1511]; mit dir, König, den [Ewigen] Frieden [von 1516]. Daran wollen wir uns halten. Wir wollen nicht Partei ergreifen, sondern euch beiden gute Freunde sein. Genug damit! Bullinger langweilt wohl Vadian mit seinen Überlegungen. Doch all dies belastet ihn sehr, weil ihm das Heil des gemeinsamen Vaterlandes am Herzen liegt und er zuschauen muss, wie diese Leute, über die er keine Macht hat, jenes gefährden. Der Herr rette seine Kirche! -[7]Bullinger übersendet Johannes Bugenhagens Bericht ["Wie es uns zu Wittemberg ergangen ist"], den er neulich von Graf Georg von Württemberg-Mömpelgard erhielt. Vadian soll ihn zusammen mit der Abschrift des Briefes der Konstanzer zurücksenden (vielleicht hat er ihn bereits von anderen Freunden bekommen). Durch den Bericht offenbart sich Bugenhagens Wesen besser, als dies je ein Maler hätte tun können! Nicht einmal eine Begine hätte sich bei einer solch ernsten Angelegenheit dümmer anstellen können! Damit geben diese Leute sich und den [evangelischen] Glauben dem Spott und der Verachtung der Feinde preis. Genauso dämlich war ihre Beschreibung von Luthers Ableben ["Doctor Martin Luthers Christlicher abschid und sterben"?]. Möge ihnen ein besserer Tod beschieden sein! -[8] Mit diesem Brief hofft Bullinger, sein langes Schweigen wieder gutgemacht zu haben. Vadian möge ihn mit Nachsicht aufnehmen. Gruß. -[9][P.S. vom 4. November:]Ein Bote [...] der Schwyzer brachte einen Brief der Fünf Orte. Darin steht, dass die Zürcher Ratsherren sich vielleicht gefragt haben, was denn die Fünf Orte einige Male allein unter sich besprochen haben. Dabei ging es stets um den Kaiser, der laut ernstzunehmenden Warnungen einen Angriff plant. Angesichts der Gefahr schlagen sie also [dem Vorort] Zurich die Ausschreibung


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einer Tagsatzung vor. Und so wurde eine solche für den 20. November einberufen. Gestern ist ein Bote [...]nach St. Gallen abgefertigt worden, um dies dort mitzuteilen. Bullinger befürchtet aber irgendeine List dahinter.

S. D. Satis mature apologiam remisisti, 2 vir clarissime. Proinde non est, quod ignoscam.

Gratificatus es mihi plurimum, qui Epitomen reformationis Anglicae miseris. 3 Dixerat mihi quidem summam reformationis nobilis quidam Anglus 4 , qui apud nos agit. Is enim acceperat integram, anglica lingua scriptam. Ego vero ex tuo libro omnia rectius intellexi, quem aliquando remittam. Idem ille Anglus ab Italo quodam 5 , qui bello 6 inter Anglum 7 et Scotum 8 gesto interfuit et hac 15 equis comitatus in Italiam rediit omnem rem, uti gesta est, intellexit. Sed et historiam omnem Antverpiae descriptam accepit. Et habet quidem res omnis, sicuti tu narras, 9 nisi quod bis conflixere. 10 In priore praelio ceciderunt Scotorum et stipendiariorum Scoticorum circiter 14'000, in posteriore 3-000, 11 in quo etiam praecipui Scotorum principes capti sunt. Nec incruenta fuit Anglis victoria. 12 Iam comitia celebrantur Londini, in quibus agitur de pace et compositione regnorum. 13 Interea Galli non procul ab Anglia regi Anglorum navim praestantissimam eripiunt; quam nisi reddiderint, bellum inter utrosque (et novum et asperrimum)"geretur. 14 Quod si fiet, caesaris 15 fiet vafris consiliis. Ita enim regum vires mutua collisione conteret 16 , ut ipse demum praetenues facilius frangat. Certum est enim cadaver 17 illud monarchiam meditari, etc.

b Klammern ergänzt.
2 Angesprochen ist Bullingers Schrift "Contra scandala ex bello infeliciter gesto oborta Apologia" (dazu s. Nr. 3023, Anm. 32), die Vadian am 27. Oktober zurückgeschickt hatte. - Hier bezieht sich Bullinger auf Nr. 3058,[1].
3 Zur "Mandatorum epitome" sowie zu deren weiter unten erwähnten ursprünglichen englischen Fassung s. Nr. 3058, Anm. 2.
4 John Hooper.
5 Unbekannt.
6 Gemeint ist die Schlacht von Pinkie Cleugh vom 10. September 1547; s. dazu Nr. 3030, Anm. 54; Nr. 3064.
7 König Eduard VI. von England, vertreten durch den Lord Protector Edward Seymour, Duke of Somerset.
8 James Hamilton, 2. Earl of Arran, der für die damals noch minderjährige Königin Maria Stuart die Geschäfte führte.
9 In Nr. 3058,[4].
10 Hier und nachfolgend sind die zwei Angriffe in der Schlacht von Pinkie Cleugh gemeint; s. dazu Nr. 3057, Anm. 14.
11 Zu den ohnehin unzuverlässigen Zahlenangaben s. Nr. 3064 mit Anm. 2 und Anm. 8.
12 Vgl. Livius, Ab urbe condita, 10, 29; 42, 7: "nec incruenta victoria fuit".
13 Siehe dazu Nr. 3057, Anm. 15.
14 Die Franzosen hatten seit der zweiten Augusthälfte 1547 mehrere englische Schiffe gekapert; s. Cloulas, Henri II 265-267. - Am 20. Oktober ordnete König Heinrich II. von Frankreich an, alle beschlagnahmten Schiffe mit deren Besatzungen bis Ende Monat freizugeben und keine weiteren Schiffe mehr festzusetzen; s. Catalogue des Actes de Henri II, Bd. 1: 31 mars - 31 décembre 1547, Paris 1979, S. 371, Nr. 1284.
15 Karl V.
16 Subjekt ist der Kaiser.
17 Zu dieser Bezeichnung des Kaisers s. zuletzt Nr. 3057,4f. - Zur Aussage vgl. Nr. 3050,[2].


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Ab Augusta et ex comitiis 18 noli aliquid egregii sperare. G. Laeti 19 , viri praestantissimi et archigrammatei Augustani, verba tibi ascribam, quae nuper ille ad me 25. octobris dedit: 20 "De libertate Germaniae, tum etiam de retinenda evangelii praedicatione publica parum spei amplius habeo. Nam pontificii ornnes, qui suffragiis vincunt, consilio 21 Tridentino praeterito et futuro 22 subscribunt illudque expetunt. Urbes imperiales vero ita exhaustae sunt, ita trepidant et premuntur, ut impossibile videatur liberas manere posse. Quin brevi videbis eas et praefectos et exactores recepisse. Rex Ferdinandus, perditionis fihius, 23 Boemia misere vastata et obtruncato optimo quovis, Augustam venit, residuum felicitatis pessundaturus. Deus misereatur nostri!" etc. Congruunt his ea, quae Blaurerus 28. octobris his ad me verbis scribit: 24 "Jetz hab ich schriben von Augspurg, das der könig ynkomm[en]c ||186v. und der keyser hertzog Moritzen prediger 25 das predigen propter grec 26 nidergelegt hat. Sed sequentur atrociora." Haec ille.

Quornodo iam habeant res Constantiensium, potes ex his, quae mitto, intelligere, 27 haec tamen ea lege mitto, ut non nisi fidissimis communices,

c Textverlust durch Papierverlust.
18 Der Augsburger Reichstag.
19 Georg Frölich.
20 In Nr. 3055,9-17. 19f. —Bullinger nahm in dem von ihm zitierten Text einige stilistische Änderungen vor (die allerdings den Sinngehalt kaum verändern) und fügte zudem seiner Quelle die Worte qui suffragiis vincunt hinzu.
21 Diese Schreibung, die nicht der des von Bullinger zitierten Textes entspricht, enthält eine Pointe; s. Nr. 2960, Anm. 22.
22 Siehe dazu Nr. 2908, Anm. 7; Nr. 2971, Anm. 24; Nr. 3021, Anm. 18.
23 Joh 17, 12; 2Thess 2, 3.
24 In Nr. 3059,83-86. — Auch hier nahm Bullinger stilistische und orthographische Änderungen vor und entfernte überdies vor dem griechischen Wort das Adjektiv immodicam.
25 Johannes Weiß (Albinus); s. Nr. 3059, Anm. 70.
26 Freimütigkeit im Reden.
27 Am 22. Oktober hatte der Konstanzer Rat den Zürcher Rat benachrichtigt, Verhandlungen mit dem Kaiser aufnehmen zu müssen; s. Nr. 3053, Anm. 3. In seinem Brief bat der Konstanzer Rat zudem, der Zürcher Rat möge seine Verbündeten davon in Kenntnis setzen; was dieser dann auch tat (s. Nr. 3053,13-16): Am 25. Oktober setzte er ein Rundschreiben auf,
dessen Entwurf erhalten ist (Zürich StA, B IV 16, 158r./v.), und auf dessen letzter Seite die anzuschreibenden Adressaten aufgelistet wurden, nämlich die 12 anderen Orte, zu denen St. Gallen (als "nur"Zugewandter Ort) allerdings nicht zählte. Am 28. Oktober schrieb der Konstanzer Rat wieder an den Zürcher Rat und legte diesem erneut dar, warum er mit dem Kaiser in Verhandlung treten musste; s. Nr. 3055, Anm. 10; Nr. 3059, Anm. 14. Von diesem letzten Brief ist sowohl das Original erhalten (Zürich StA, A 205.2, Nr. 22a) als auch eine in Zürich entstandene schöne Abschrift (aaO, Nr. 22b - vielleicht von Hans Eschers vom Luchs Hand), die auf den beiden Seiten eines Blattes angebracht wurde, dem dann ein leeres Blatt beigefügt wurde, ehe beide Blätter zu einem kleinen Format zusammengefaltet wurden. Auf einer der äußeren Seiten dieser Sendung verzeichnete Bullinger: "Die gmeind dem Radt zil Constantz gwallt gäben der ußsönung mitt dem Keyser. Weß sich der Radt beradschlagt gägen den Keyser in der uußsönung ze handlen. 28 octobris 1547."Dass hier diese Abschrift gemeint ist, wird durch die unten in Z. 83f formulierte Bitte bestätigt. — Die Zürcher antworteten am 31. Oktober (Entwurf in


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qui ne ipsi quidem, unde habeas, intelligant. Remittes autem per proximum et certum, quem nactus fueris, nuncium. 28 lis enim diutius carere non possum. Praevidi hoc ipsum iam ohm, praesertim cum amplissimus senatus noster consulem Habium semel, tribunum plebis et triumvirum d. Georgium Mülnerum 29 ter miserit tentatum, quornodo possint Constantienses vel omnibus Helvetiis, vel 4 urbibus, vel Tigurinis coniungi. Qua in re tamen mire cunctati sunt et tergiversati. 30 Dumque Gallus 31 legationem suam 32 mitteret ad Constant[ienses]d , tantum non coronam suam illis promittens, non aliud potuit elicere responsum 33 , quam se agnoscere summum in terris caput caesarem, neque unquam velle ab imperio illo sacrosancto deficere - quod tamen nemo postulabat, sed tantum conventionem aliquam, qua inprimis caveretur, ne unquam praesidia caesarea acciperent. Iam vero ita res habet, ut intelliges ex his meis appositis.

Nihil neglectum est a nostris, licet Immontani 34 semper erga nostros male affectam erga Constantienses voluntatem declararint. Illi idem Lucernae nunc habent legatos caesareanos 35 , Gallicos 36 (nisi his diebus primum Solodurum 37 rediit pontificios 38 , a quibus rumor est illos habere emolumenta. Factionibus isti hommes nos scindere volunt, et scissi sane sumus, dum nemo cogitat de servanda patria, omnes aut plerique de auro emungendo principibus. Crede mihi, clarissime Vadiane, saciabitur 39 aliquando alieno auro Crassus 40 . Nullam ego spem habeo amplius, quod istos homines attinet. 41 Imo erunt hi ruina Helvetiae, cum verbo dei non tantum repugnent,

d Wort teils im engen Einband verdeckt.
Zürich StA, B IV 17, 184v.) auf das oben erwähnte Schreiben der Konstanzer vom 28. Oktober.
28 Dieser Bitte entsprechend sandte Vadian die Dokumente schon am 6. November mit einem nicht näher genannten Boten zurück; s. Nr. 3072.
29 Zunftmeister Georg Müller.
30 Subjekt sind die Konstanzer Ratsherren. - Zur Kommentierung dieser Stelle s. Nr. 3065,11-18.
31 König Heinrich II. von Frankreich. -Vgl. zu dem Folgendem Nr. 3065,18-23.
32 Sébastien de l'Aubespine, abbé de Bassefontaine; s. Nr. 2996, Anm. 12.
33 Angesprochen ist der etwa Mitte Juli an Heinrich II. gerichtete Brief der Konstanzer; s. Nr. 2955, Anm. 12 und Anm. 14.
34 Die Innerschweizer.
35 Giovanni Angelo Ritio und Giovanni Domenico Panizzone, die sich im Herbst 1547 in Luzern aufhielten; s. Nr. 3040, Anm. 90. Sie befanden sich noch in der Eidgenossenschaft, als die nächste Badener
Tagsatzung am 22. November 1547 begann (s. dazu unten Z. 93-99). denn ein Schriftstück, das am 24. November in Baden angefertigt wurde, weist ihre Unterschrift auf; s. dazu EA IV/1d 892 zu n.
36 Louis Daugerant, Seigneur de Boisrigaut.
57 In Solothurn residierten seit 1530 die französischen Botschafter.
38 Girolamo Franco und sein ihn begleitender Dolmetscher Albert Rosin; s. Nr. 3046, Anm. 17.
39 = satiabitur.
40 Der römische Politiker und Feldherr Marcus Licinius Crassus (115-53 v.Chr.) war für seinen sprichwörtlich großen Reichtum bekannt; vgl. Cicero, Epistulae ad Atticum, 1, 4, 3.
41 Vgl. allerdings Bullingers etwas mildere Aussage in Nr. 3065,47-52 und Anm. 29. -Vgl. ferner die unmittelbar danach geäußerte Befürchtung Bullingers mit der von Oswald Myconius in Nr. 3057,30f, geäußerten Angst.


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sed, ne ulla quidem ratione aut honestate ducantur, voluptas, levitas, licentia affectus istos quolibet abripiunt. Non feret divina iustitia pestilentissimam et extremam conscelerationem 42 . Perdet eos quoque, qui se ipsis 18/r. coniunxerint. Quamquam 43 hodie mihi vir 44 non fluxae fidei retulerit, quod Lucernae a quibusdam praecipuis dicatur: "Audimus Bernates se regi Gallorum foedere quodam coniunxisse. 45 Id non permittemus illis! Cogentur foedus illud renunciare, idque multas ob causas." Breviter: Volunt isti hommes imperare et praescribere omnibus! Tanta est in ipsis malicia, superbia et barbaries, ut non possit illa non citra ingens detrimentum Helvetiae fern aut exire. Dominus servet omnes invocantes nomen suum! 46 e lnveniuntur apud illos hommes, qui palam dicunt: e "Speratis forte auxilia a nobis, siquidem vobis inferatur bellum; caeterum non est, quod quicquam speretis a nobis auxilii, nisi prius renuncietis novae religioni vestrae, veterem revocatis et recipiatis." Haec scilicet sunt consilia istorum hominum; haec fides, haec amicitia!

Ego nos abunde felices crederem, si nihil spei collocaremus in istos, paci studeremus et, quia caesar et Gallus foedera poscunt, neutri confoederaremur. Satis amica esset responsio, si diceremus: "Wir habend mitt dir, keyser, ein erbeinigung 47 , mitt dir, könig, ein friden 48 . Darby wöllend wir blyben, uns nitt parthyen 49 , sunder üwer beider gute guner und fründ sin, etc."50 Sed his forte nimium tibi molestus sum. Angunt tamen haec animum meum, qui incolumem cupio patriam communem, quam tamen perdi video ab illis, quibus imperare non possum. Dominus servet ecclesiam suam! Amen.

Mitto Pomerani 51 descriptionem periculorum et deditionis urbis Wittenbergae, quam superioribus diebus 52 ad me misit illustrissimus princeps Georgius, comes a Wirtemberg. Remittes una cum literis aut apographis Constantiensium. 53 Forte huiusmodi descriptionem prius accepisti ab amicis. Depinxit se Pomeranus f hac descriptione melius, quam ullus potuisset pictor. Rem gravem non potuisset ulla begutta 54 muliebrius, ineptius, dissolutius, stultius describere! Isti hommes et se et totam religionem nostram hostibus

e-e Am Rande nachgetragen anstelle eines ziveieinhalbzeiligen Texts, den Bullinger unlesbar gemacht hat. -
f Uber der Zeile nachgetragen.
42 Laster; Bosheit.
43 Hier als "indessen" zu verstehen.
44 Unbekannt.
45 Ein falsches Gerücht; vgl. schon Nr. 2993,[3] und Anm. 4; Nr. 2996,12f; EA IV/1d 894 zu x.
46 Vgl. Joel 2, 32.
47 Zu diesem Vertrag vom 7. Februar 1511 s. Nr. 3004, Anm. 24.
48 Zu diesem "Ewigen Frieden" vom 29. November 1516 s. Nr. 2881, Anm. 42.
49 Partei ergreifen.
50 Vgl. Nr. 3065,54-65.
51 Johannes Bugenhagen. - Zu dessen Schrift "Wie es uns zu Wittemberg ergangen ist" s. Nr. 3045, Anm. 17. Diese wurde damals sehr unterschiedlich bewertet; s. MBW-T XVII 154, Nr. 4876; 176, Nr. 4895; 281, Nr. 4967. 52 Am 17. Oktober; s. Nr. 3045,25-27.
53 Siehe dazu oben Anm. 27.
54 Begine (Laienschwester). Hier mit einer negativen Konnotation.


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irridendam et contemnendam proponunt! Pari stultitia descripserunt et d. Lutheri mortem. 55 Meliorem 56 his opto, etc.!

|| 187v. Diu nihil ad te scripsi, optime Vadiane. 57 His ergo resartio, quod peccavi. Tu ineptus meis parce. Vive et vale. Ultima octobris 1547.

Tuus H. Bullingerus.

Die von Schwytz schickend iren löuffer 58 . Der bringt ein brieff von den 5 orten, lutend, min herren mögind gedencken 59 , was sy nun ettlich mal habind getaget 60 alein: Das belange den keyser, von desse 61 anschlegen sy menche 62 warnung habind. Nun sage man vomm tüfel so lang, biß er kumme, etc. Stellend minen herren heym 64 , ob nitt nutz und nodtwendig, in sölichen gfaaren ein tag zu beschryben, etc. Das ist beschähen uff 20. 65 novembris. Doch ist gestern ein bott 66 zu üch hinuff gelouffen, das irs alles wüssent, etc. Ich fürcht, ich fürcht uffsatz 67 und betrug! Gott beware uns.

4. novembris.

[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. loachimo Vadiano, domino suo.

55 Vgl. Bullingers Aussage in HBBW XVI 245,4-6. - Vielleicht ist das dort von Bullinger kritisierte "epicedium", dessen Druck laut seiner dortigen Angaben vier (in-4) Blätter (quaternio) beanspruchte und das laut vorliegender Stelle von mehreren Autoren geschrieben worden war, doch der von Justus Jonas und Michael Caelius verfasste Bericht über "Doctor Martin Luthers Christlicher abschid und sterben", welcher damals tatsächlich in Konstanz auf vier Blättern (vgl. HBBW XVI 239,5) nachgedruckt worden war (VD16 ZV27824 - zwei Exemplare davon in Zürich ZB, Ms 59, 86a; Ms F 16, 34r.-37v.); was bedeuten würde, dass weder in HBBW XVI 223, Nr. 2380 (s. dort Anm. 2), noch in aaO, S. 245,5, das Wort "epicaedium" wortwörtlich als Trauergedicht, sondern als ,Trauerbericht" zu verstehen wäre.
56 meliorem mortem.
57 Der letzte erhaltene Brief Bullingers an Vadian datiert vom 15. August (Nr. 2992), und in den darauffolgenden erhaltenen Schreiben Vadians an Bullinger (Nr. 2993, Nr. 3010, Nr. 3012 und Nr. 3018) bedankt sich Vadian für keinen späteren Brief Bullingers.
58 Unbekannt. - Zu dieser Gesandtschaft, die am 1. oder 2. November in Zürich eingetroffen war, s. Nr. 3065,95-104.
59 sich Gedanken darüber machen.
60 besprochen. - Die Innerschweizer hatten sich in Brunnen (Kt. Schwyz) am 4., 7. und 17. Oktober, in Schwyz am 29. Oktober nur unter sich versammelt; s. EA Wild 855f, Nr. 397; 858f, Nr. 399; 859- 862, Nr. 400; 869f, Nr. 402.
61 =dessen; s. SI XIII 1029.
62 manche.
63 Zu verstehen: Wenn man vom Teufel spricht, kommt er tatsächlich; vgl. Wander IV 1099, Nr. 930. - Bullinger entnahm diese Bemerkung dem Brief, den die Fünf Orte an Zürich am 29. Oktober sandten; s. EA Wild 870.
64 anheim.
65 Zu verstehen: Die Zürcher haben (als Vorort der Eidgenossenschaft) eine Tagsatzung für den 20. November einberufen. - Zu dieser s. Nr. 3065, Anm. 62.
66 Unbekannt. - Die damit verbundenen Ausgaben sind nicht im Rechnungsbuch unter den "Loufenden boten" verzeichnet. Vermutlich haben die St. Galler den Botenlohn übernommen.
67 Hinterlist; s. SI VII 1533.
68 Vadian hat vorliegendes Schreiben vermutlich aus Versehen mit seinem Brief Nr. 3072 vom 6. November an Bullinger zurückgesandt; s. Nr. 3076,[1].