Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2933]

Sebastian Schertlin
an Bullinger
Konstanz,
28. Juni 1547

Autograph: Zürich StA, E II 335, 2054 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Der Überbringer, Gabriel Arnold von Rohrenfels, ist Rentmeister des Pfalzgrafen Ottheinrich sowie Rat des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz. Er musste wie Schertlin wegen seiner evangelischen Gesinnung die Heimat verlassen und reist nun umher. Da er gern die schöne Stadt Zürich besichtigen würde, bat er um ein Empfehlungsschreiben. Schertlin erfüllt ihm hiermit diesen Wunsch. Die Zürcher sollen freundlich zu ihm sein. Er ist vertrauenswürdig, und sie werden Neuigkeiten von ihm erfahren. - [2] Die Nachrichten. wird Arnold erzählen. - [3] Hat inan seit [Schertlins Besuch in Zürich] etwas Genaueres von der Tagsatzung zu Baden über die Pläne der ihm feindlich gesinnten Leute in Erfahrung bringen können?

S. Gunstiger unnd vertrauter lieber her, meister Henrich, zöiger diser 1 , her Gabriel Arnolt 2 von Rornfels 3 , meines gnedigen hem hertzog Ott Henrichs pfaltzgrafen rentmaister und dess pfaltzgrafen Friderichs churfurstenn 4 , etc., ratt, ain rechter liebhaber dess wort gottes unnd von desselben wegen jetzunder 5 auch, gleich so wol als ich, vertribner, 6 dweil er also herumb zeucht, die weil 7 zu vertreibenn, und willens, die schöne statt Zurich zu besichtigenn, hat mich gepettenn, ime ain kuntschafft 8 zu machen, damit er möchte die statt und allerlai schons wesens zusehen 9 . Welchs, dann ich ime (und alle eher 10 zu beweisen schuldig erkenne) a nit abschlagen sollen, hab ich ine an euch befürdern 11 wöllenn, gantz freuntlich bittend, mir in solhem 12 zu willfaren und gute gesellschafft zu laistenn. Ir werden auch von ime allerlai sachenn jetzo schwebende 13 erfaren mögen. Und ist im wol zu getrawenn. Bewist uch gegen ime freuntlichen. Das verdiene ich hinwiderumb umb euch 14 gantz freuntlich.

Ich schribe euch 15 newe ceitung 16 so vil ich dero hab, aber ir werdens muntlich von ime erfaren.

a Klammern ergänzt.
1 dieser Briefe (mit Singularbedeutung).
2 Gabriel Arnold; s. Nr. 2935, Anm. 21.
3 Rohrenfels (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen), südlich von Neuburg a.d. Donau.
4 Friedrich II. von der Pfalz.
5 jetzt; vgl. Grimm X 2325.
6 Zu Arnolds Vertreibung vgl. Nr. 2935,60-66. - Schertlin sollte damals Kaiser Karl V. ausgeliefert werden. Deshalb musste er Ende Januar 1547 die Stadt Augsburg verlassen und sich nach Konstanz zurückziehen; s. HBBW XIX 189, Anm. 18.
7 Zeit.
8 Empfehlung.
9 schons wesens zusehen: schöne Dinge besichtigen.
10 Ehre.
11 empfehlen; s. FNHDW III 527.
12 solchem.
13 jetzo schwebende: sich derzeit im Umlauf befindende.
14 verdiene ich umb euch: vergelte ich euch.
15 Ich schribe euch: Ich hätte euch geschrieben.
16 Nachrichten.


Briefe_Vol_20-258arpa

Was euch sidher 17 meinhalb von Baden, 18 wess vorhabens dise leut gegen mir 19 gewesen, möcht ich in vertrauen von euch wissen.

Datum Constantz, den 28. iunii anno 47.

S. Schertlin, ritter, subscripsit.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem würdigen und wolgelerten hem maister Henrichenn Bullinger, pfarrhern zu Zurich, etc., meinem lieben hem und guten freunt.