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Autograph: Zürich StA, E II 357a, 791f (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 671f, Nr. 1491
[1]Blarers Cousin Konrad Zwick äußerte gestern seine Befürchtung, dass Bischof Johann von
Weeze gegen Konstanz intrigieren könnte [indem er auf eine Zuspitzung der Lage von Konstanz
bei Kaiser Karl V. hinwirkt]. Denn als die Konstanzer vergebens auf eine Antwort auf
das an Nicolas de Perrenot, Herrn von Granvelle, adressierte Gesuch [um eine Aussöhnung
mit dem Kaiser und König Ferdinand] warteten, wurden die Mandate [des Kaisers] gegen die
Stadt verkündet. Nun, da sie auf eine Antwort auf ihr Versöhnungsangebot warten, hören sie
wieder nichts! - [2] Die spanischen Söldner sind jetzt nach Ravensburg gelangt. Zwick befürchtet,
dass sie innerhalb einer Nacht nach Konstanz vordringen und die Vorstadt Petershausen
überfallen könnten. Um diese feindlichen Pläne vereiteln zu können, sollte die Konstanzer
Obrigkeit beizeiten Hilfstruppen anwerben. -[3]Da man aber solche Truppen nur von
den Eidgenossen bekommen könnte, bittet Zwick um Folgendes: Bullinger möge doch vorsichtig
in Erfahrung bringen, ob die Zürcher es den Konstanzern erlauben würden, die Untertanen
der aus Konstanz stammenden Gerichtsherren im Thurgau als Söldner einzuziehen, oder ob
eine Möglichkeit bestünde, dass die Konstanzer auf eigene Kosten zwei- bis dreihundert Mann
bei den Eidgenossen anwerben. Zwick erkundigt sich vorsorglich, aus eigener Initiative, und
ohne Wissen der anderen, nicht einmal des Bruders Thomas von Ambrosius Blarer, nämlich
genauso wie schon einst, als weder Bullinger noch die Zürcher Räte es ihm glauben wollten,
und es deswegen zu bedauerlichen Missverständnissen kam! Falls nun die Zürcher Räte der
Meinung sind, dass auf Zwicks Bitte eingegangen werden könnte, würde er gegebenenfalls den
Konstanzer Rat dazu anhalten, ein solches Gesuch [bei den Eidgenossen] zu stellen.
-[4] Wären aber die Zürcher der Meinung, dass diese Bitte keine Chance habe, und es besser
wäre, auf eine solche zu verzichten, so würde Zwick diesbezüglich schweigen, bis andere
Ratspersonen auf die Idee kämen, einen solchen Antrag [bei den Eidgenossen] zu stellen.
Dann aber würde er im Interesse von Zürich und von Konstanz davon abraten, damit es nicht
zu einer Absage [von Seiten der Eidgenossen] kommen musste, was sowohl für [die Zürcher]
als auch für die Konstanzer schlimme Folgen haben wurde. -[5] Blarer schickt diesen Brief
mit einem eigenen Boten [...], denn die Angelegenheit ist gewiss zugleich für Zürich als auch
für Konstanz wichtig. Die spanische Kavallerie könnte leicht in einer Nacht nach Konstanz
gelangen und der Stadt jegliche Erkundung unmöglich machen. Und wird Petershausen besetzt,
ist Konstanz verloren! Blarer hatte schon immer diesen hinterhältigen Plan des Bischofs
befürchtet. Wenn [der Angriff auf Konstanz]gelingt, würde das dein Kaiser gut passen. Wenn
nicht, wurde dieser sich mit Ausreden entschuldigen. Das Ausbleiben von dessen Antwort ist
wirklich sehr verdächtig! Gott beschütze die Konstanzer, und Bullinger bete für diese.
-[6] Geschrieben um zehn Uhr vormittags. Blarer hat dem Boten gegenüber vorgegeben, einBriefe_Vol_20-652 arpa
Brief aus Augsburg sei an Bullinger zu übermitteln. Letzterer soll entscheiden, ob der Bote in
Zürich warten oder sogleich wieder fortziehen soll. - [7] Grüße an Sebastian Schertlin und
Marcell Dietrich von Schankwitz. -[8][P.S..] Haben die Drei Orte Truppen nach Bellinzona
geschickt?
Furgeliepter herr und br[uder], es hat min l[ieber] v[etter]C[onrad]Z[wick] uff gesstert mitt mir gereddt, er trage groß sorg, der bischoff 2 habe ain untrüw 3 wider die statt im synn. Dann vorhin, wie sy vom Granvella uff ain antwurt gewartet, 4 seyen die mandata 5 ussgangen. Yetz aber, so sy sich der aussönung halber entlieh erpotten und wartind abermal uff bschaid und antwurt, 6 so komme nichts.
Dieweyl dann yetz die Spanyer gen Ravenspurg schon kommen 7 und in amer nacht a byß her auch kommen mögind, so furchte er 8 nitt unbillich 9 , man berathschlage ain überfal Peterßhaussen 10 unser vorstatt halber, und darum bedunckt inn", es were wol von hochen nöten, das sych unsere herren 12 mitt ainem zusatz 13 by zyt versechind, damitt sy dem find seinen anschlag brechind.
Diewyl er aber nitt gedencken kan, wa 14 sy amen uberkommen kondten dann allain usß den Aidgnossen, so ist syn b gantz fruntlich bitt, ir wellind ewer hofliche 15 nachfrag haben, ob litt möglich were zu erlangen, das man minen herren vergundte 16 , aintweders ire gerichtsleut 17 , die sy im Turgöw habend, zu inen in die statt ze nemmen, oder ob sy by euch ain mann, zwayoder dreihundert 18 uff iren costen ankommen mochten 19 , kainer anderen
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ursach, dann sich vor ainem uberfal zu beschirmen. Und diß thut myn lieber vetter usß getruwer fürsorg und für sich selb 20 , on aller menschen vorwissen. Das ist so war, alls es vormals etwan 21 auch war gewesen, ir aber oder die ewern nitt haben glouben wellen; darusß dann in ettlichen sachen vyl unguts missverstands gevolget. 22 Aber, so war gott lebt, so war waist ouch min aigner bruder 23 , noch nieman, nichts davon, etc. Aber min lieber vetter wolts darum gern wissen, dann so er vermainte, das es möchte erlangt werden oder das ain sölich pitt ewern herrn nitt zuwider were, so wurde er allsdann darzu rathen und es uff die ban bringen 24 .
Vermainte man aber, es möchte nitt erlangt werden und das besser were, ain solich ansuchen bescheche litt, so wurde er schweygen, und wann dann vylicht sölichs von anderen angeregt wurde, weilte er, sovyl im möglich, davor sein 25 , das es nitt bescheche. Und das were für ewere und unsere herren, das sölich ansuchen nitt geschäche, wa 26 es sollte abgeschlagen werden, dann usß dem abschlag wurde ain grosser unwill erwachsen, der mitt der zeyt weder den ewern noch unsern möchte zu gutem, aber wol zu vyl unrath 27 kommen.
Ich schick euch hieruff disen aignen potten 28 , dann gewisslich euch und unß etwas an disem uberfal gelegen. Es möchtend die reuter amer nacht
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lichtlich von Ravenspurg byß zu unß her kommen und all kuntschafft uffhalten 29 . Nemmen sy dann Petershusen in, so wirts mitt unß gethon sin. Ich hab ||792 allweg 30 diß untrüw besorgt. Furcht nun, es seye mir allso vorgesein 31 , der bischoff wurde disen possen reyssen 32 . Gerieths im, so wers dem k[aiser]33 wol gemacht 34 . Wa nitt, so wirt sich der k. entschuldigen. 35 Es ist warlich gantz argwönig 36 , das meinen herren als gar kam 37 antwurt kompt. Gott well unser wächter, schutz und schirm seyn hie und ewigklich! Dem sind sampt den ewern allen getrulich bevolchen und bittend on ufffhören für unß.
Datum den 9. Novembris zu zeche uren vor mittag. Den botten mögt ir uffhalten oder hinziechen lassen, nachdem 38 euch die sachen ansend 39 . Ich hab gegen dem botten dergleychen thon, alls ob ich euch brieff von Augspurg zuschicken müsse.
Sagt dem h. S. Schärtlin und Marcellen 40 vyl dienst, gutz und grütz.
[Ohne Unterschrift.] |
Lasst mich wissen, ob die drei Ort 41 gen Pellitz 42 gezogen.
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[Adresse auf f. 792a,v. :] Dem ehrwirdigen, hochgelerten herrnn Hainrich Bullinger zu Zürich, meinem fürgeliepten, vertrauten herrnn und brüder.