Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3085]

[Bullinger]
an Ambrosius Blarer
Zürich,
2[5]. November 1547

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek Vadiana, Ms 35, 281r. (Siegelspur) Zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 674, Nr. 1496

[1]Bullinger hat Blarers Schreiben vom 23. November [Nr. 3083] am Vorabend erhalten. Er bedankt sich für die mit Blarers Brief vom 24. November [Nr. 3084] übermittelten Warnungen. Als er Letztere Hans Rudolf Lavater mitteilte, befahl dieser, sie ohne Nennung seiner Quelle an Johannes Haab und Itelhans Thumysen, die Gesandten [auf der begonnenen Tagsatzung] zu Baden, weiterzuleiten oder abzuschreiben. Bullinger schrieb also die eine Warnung ab. -[2] Er kann nichts dafür, dass die Rückerstattung des von Kaspar Seidensticker [Ambrosius Blarer und Konrad Zwick]geschuldeten Geldes so lange gedauert hat. Er hat vielmehr immer wieder dazu angehalten, doch hat Seidensticker erst jetzt reagiert. -[3]Bullinger hatte keine Gelegenheit, sich mit Blarers Vetter Konrad Zwick über die Kriegsmaschine zu unterhalten, da sie beim Gespräch über so viel anderes redeten, u.a. über Blarer, was Bullinger Grund zur Sorge uni diesen gab. Während der Mahlzeit konnte das Thema auch nicht angeschnitten werden, da ständig andere Leute hinzustießen. -[4]Nachdem Zwick sich verabschiedet hatte, kam der von ihm nach Basel gesandte Bote [...] mit dem hier beigelegten Brief von Sebastian S[chertlin] zurück. Der Bote verlangte von Bullinger weitere zehn Batzen, da Blarers Vetter ihm nur zehn gegeben hatte, und der Bote zwanzig für die vier Tage beansprucht (fünf pro Tag). Bullinger zahlte ihm also diesen zusätzlichen Betrag anstelle von Zwick aus. - [5] Er wird bei [Caspar Bodmer], dem Wirt des Gasthof Zum Rotenhuß, wegen der Arznei gegen das Fieber nachfragen und Blarer darüber informieren. -[6] Über die Tagsatzung zu Baden gibt es nichts Nettes zu berichten, außer dass König Heinrich II. von Frankreich Vater einer Tochter [Claude]geworden ist und nun begehrt, dass die eidgenössischen und Zugewandten Orte als Paten fungieren, wie schon zur Zeit seines Vaters Franz I. Sobald Bullinger Genaueres dazu erfährt, wird er berichten. - [7] Das Übrige wird Blarer vom Überbringer Gabriel Arnold, dem Rentmeister des Pfalzgrafen Ottheinrich, erfahren. Gruß.

Min willig dienst bevor. Uwer schryben, fürgeliebter herr und brüder, gethan 23. novembris , 2 ist mir hinächt 3 überantwort. Des 24. 4 danck üch seer umb die warnung 5 , die als ich sy minem herren Lavatar 6 laaß, befalch er mir, söliche Warnung, one meldung üwers namens, den botten 7 gen Baden, h.

1 Siehe dazu unten Anm. 4.
2 Blarers Brief Nr. 3083, der um ein Uhr nachts am 23. November verfasst wurde; s. Nr. 3083,17f; Nr. 3084, Anm. 8.
3 gestern Abend.
4 Gemeint ist Blarers Brief Nr. 3084, der um vier Uhr nachmittags am 24. November verfasst wurde; s. Nr. 3084,13. - Demzufolge kann Bullingers unten angeführtes Datum angesichts der Beförderungsdauer eines Briefes zwischen Konstanz und Zürich, die mindestens einen Tag betrug, unmöglich stimmen, so dass der 25. November als Datum des vorliegenden
Briefes vorauszusetzen ist. Diese Korrektur wird auch durch das Datum der unten in Anm. 30 angeführten und von Bullinger im vorliegenden Brief verwendeten Quellen bestätigt.
5 Siehe dazu s. Nr. 3084 und Anm. 2.
6 Der "stillstehende" Bürgermeister Hans Rudolf Lavater.
7 Die hiernach genannten Gesandten Itelhans Thumysen und Bürgermeister Johannes Haab, die auf die am 22. November begonnene Tagsatzung abgeordnet worden waren; s. EA IV/1d 885.


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Haben und m. Dumysen, zuzeschicken oder abschriben. So vil nun betrifft die warnung 8 , hab ich abgeschriben.

Des Sidenstickers 9 gällt hab ich nitt lassen dahinden blyben 10 von so vil zyts an 11 durch min sumselle 12 , dann 13 ich offt geschriben und gemanet. Hab aber kein antwort empfangen biß jetzund zu letzt.

Mitt üwerm vetter 14 hab ich gar nut anzogen des kunststucks halb 15 , nitt nun 16 , das es sich in der red nitt fügen 17 , sunder daß wir für und für 18 anders redtind, und er mich üwern halben angsthafft 19 gemachet, ouch über das maal 20 sunst lüt zu uns kamend, daß wir die selben zyt nut reden kontend.

Alls er aber mitt mir abgeredt 21 , ist der bott 22 von Basel heruff kummen, den er hinab geschickt. Hat mir den brieff, der hie yngeschlossen, von h. Sebastion S[chärtlin]23 überantwort, und gesagt, üwer vetter habe imm 10 batzen gäben. Das überig sölle ich imm gaben: das sye 24 noch 10 batzen (dann der tagen syend 4; den tag hab er begärt 5 batzen) a . Dieselben 10 batzen hab ich imm zallt von üwers vettern wägen.

By dem wirt Zum rooten huß 25 wil ich flyssig vragen von wägen des febers und üch ein antwort wüssen lassen.

Von Baden habend wir noch nut, onet das 26 die red heruff kumpt, dem jungen könig in Franckrych 27 sye ein dochter 28 geboren. Da begäre er, das

a Klammern ergänzt.
8 Jene, die sich im zweiten mit Brief Nr. 3084 übermittelten Schreiben befand, welches Blarer zurückhaben wollte; s. Nr. 3084,2-7.
9 Kaspar Seidensticker. - Siehe dazu Nr. 3040,65-77; Nr. 3056,69-72. 79-84; Nr. 3083,10f.
10 nitt lassen dahinden blyben: nicht ausstehend gelassen; s. SI 111411.
11 von so vil zyts an: seit so langem.
12 Versäumnis; s. SI VII 967. - Siehe dazu Nr. 3056, Anm. 46.
13 denn.
14 Konrad Zwick war kurz vor dem 20. November für ein oder zwei Tage zu Verhandlungen in Zürich gewesen; s. Nr. 3073, Anm. 25.
15 hab ich gar nut anzogen des kunststucks halb: habe ich gar nicht die Kriegsmaschine (zu dieser s. zuletzt Nr. 2980, Anm. 15) zur Sprache gebracht. -Bullinger bezieht sich hier auf die in Nr. 3083,12f, von Blarer gestellte Frage.
16 nur.
17 gepasst (hat).
18 für und für: fortwährend.
19 besorgt.
20 über das maal: während der Mahlzeit.
21 mitt mir abgeredt: von mir Abschied genommen (hat).
22 Unbekannt. - Vielleicht jener Bote, den Zwick (wohl aus Zürich, wie dieser Abschnitt es nahelegt) zu dem sich damals in Basel (s. Nr. 3065, Anm. 11) aufhaltenden Gabriel Arnold gesandt haben könnte. - Zu Zwicks Besuch in Zürich s. oben Anm. 14. Arnold muss Basel etwa am 22. November verlassen haben, da er der Überbringer des vorliegenden Briefes war; s. unten Z. 27f. Er wird also bei seiner Rückreise nach Konstanz die Strecke bis nach Zürich mit dem ihm von Zwick von Zürich aus gesandten Boten zurückgelegt haben.
23 Schertlin war am 19. November 1547 in Basel eingetroffen; s. Nr. 3081 ,36-38.
24 sei.
25 Vermutlich Caspar Bodmer; s. Nr. 3083, Anm. 14. - Blarer dankte am 18. Februar 1548 für Bullingers Ermittlung und Antwort; s. Blarer BW II 686, Nr. 1511.
26 onet das: außer dass.
27 Heinrich II.
28 Claude, geb. am 12. November 1547, gest. am 20. Februar 1575; s. Histoire généalogique et chronologique de la maison


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die Eydgnossen von orten und zugewandten imm die uß touff hebind und sine gevätteren werdint 29 , wie sines vatters 30 . Sobald ich gruntlich hab, wie es stat, sol üch nut verhallten blyben.

Caetera ex quaestore 31 ducis Otthoni Heinrychi Palatini, qui has tibi reddit. Vale cum tuis omnibus. Tiguri, 24. 32 novembris 1547.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Ambrosio Blaurero, Constantiensis ecclesiae ministro fideli, fratri incomparabili. Constantz."b33