Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3056]

Jodocus Kilchmeyer
an Bullinger
[Bern],
25. und
31. Oktober 2 und [kurz nach dem 4. November] 1547

Autograph: Zürich StA, E II 360, 427f; [Beilage:] E II 360, 419f (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Bullinger tadelte in seinem letzten Schreiben [nicht erhalten]Kilchmeyer für seine Nachlässigkeit im Briefaustausch. Er hätte recht, wenn Kilchmeyers große Arbeitslast und die unerwarteten bzw. raschen Abreisen etwaiger sich nach Zürich begebender Boten nicht erklären würden, dass dieser so selten schreibt. Bullinger soll ihm dies also nicht übelnehmen, sondern weiterschreiben und ihn dabei ermahnen, trösten und anleiten! Bullinger ist ja dafür verantwortlich, dass Kilchmeyer, als bereits erschöpfter Greis, sich so sehr abrackern muss, während er ihn früher nie einer noch so kleinen Anstellung innerhalb der Stadtmauern von Zürich für würdig hielt! Bullinger entschuldige den Unmut von Kilchmeyer. Dieser weiß schon, dass der Weg zur Ruhe und zum Ruhm mühsam ist, dass schwierige und gefährliche Aufgaben nichts für Faule sind, und dass Bullinger das Gemeinwohl vor Augen hat, und zwar nicht jenes, das sich Kilchmeyer vorstellen kann, sondern jenes, das dem Heil der gemeinsamen Heimat dient. Doch genug damit! -[2]Als Kilchmeyer [Ende Oktober 1546] sich anschickte, nach Bern abzureisen, beteuerte er vor dem Zürcher Rat, dass er vorhabe zurückzukehren, außer Gott habe anderes mit ihm vor. Er beschloss auch bei sich, schon im darauffolgenden Sommer Bern wieder zu verlassen. Als er kürzlich, mit einigen Bernern ein paar Tage in Zürich weilte, unterhielt er sich mit den Bürgermeistern Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater ausführlich darüber. Er eröffnete Letzterem, dass Johannes Haller ihn in Bern ersetzen sollte, weil dieser dafür höchst geeignet wäre, zumal er gelehrt, stark, fromm und ausdauernd ist. -[3]Desgleichen empfahl Kilchmeyer Haller einigen Berner Amtsträgern so sehr (wobei er ihnen seine Absicht, Bern zu verlassen, verschwieg), dass dieser nun im Berner Rat zum Thema wurde. Kilchmeyer hat zudem vor, auch künftig eine Berufung Hallers nach Bern zu erwirken, es sei denn, man gebe ihm klar zu verstehen, dass dies aussichtslos sei. Kilchmeyer setzt große Hoffnungen auf Haller, und dies schon seit dessen Kindheit. Oft prophezeite er ihm, er werde sein Nachfolger in Küsnacht. Was aber, wenn diese [ihm von Gott eingeflößte] Hoffnung sich auf Bern bezog? -[4]Kilchmeyer weiß allerdings nicht, ob Haller noch in Augsburg oder schon in Zürich ist, ob er tot oder noch am Leben ist. Bullinger möge dies in seinem nächsten Brief [nicht erhalten]mitteilen und sich für Hallers Berufung nach Bern, in dessen Heimat, und für Kilchmeyers Rückberufung nach Zürich starkmachen. Kilchmeyer wurde sich auch mit einem geringen Posten und Lohn (und warum nicht in der Stadt?) zufriedengeben. Er hatte nie große Ansprüche und war stets mit Wenigem zufrieden! Kurzum: Auch wenn Gott seine Predigttätigkeit gesegnet hat, so wird doch der stärkere und gelehrtere Haller die Stelle, die Kilchmeyer nur ungern besetzt, viel besser versehen. - [5] Vorhergehendes

25 Bullinger empfing vorliegenden Brief am 31. Oktober; s. Nr. 3065,73-76.
1 Siehe unten Z. 45-47.
2 Siehe unten Z. 50-53 und 73.
3 Das Nachwort des vorliegenden Briefes wurde nach dem 1. November verfasst (s. unten Z. 86f), und zwar spät genug, um von diesem Tag nicht von "gestern" oder
"vorgestern"sprechen zu können. Da zudem das in Solothurn steckengebliebene Gepäck des Jean Hotot (von dem dieser am 1. November erfuhr) noch immer nicht in Bern eingetroffen war, als vorliegender Brief abgesandt wurde (s. unten Z. 85-89), ist davon auszugehen, dass dieser nicht allzu lange nach dem 4. November abgesandt wurde.


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wurde am 25. Oktober geschrieben. Kilchmeyer zählte damals auf einen Boten [Luzius Tscharner?], der schließlich nicht aufbrach. So ließ er den Brief unvollendet. Dann erschien ganz unerwartet am 30. Oktober ein Zürcher Bote [Melchior Schlosser], dem er den Brief gerne hätte mitgeben wollen, doch konnte er ihn nicht fertigstellen, da er die Predigt halten musste. Am Tag darauf konnte er dann den Brief in größerer Ruhe vollenden und hat ihn dein Bündner Luzius Tscharner anvertraut, ohne aber die Steile über Haller zu ändern, auch wenn er unterdessen vom Zürcher Boten erfahren hatte, dass Haller gottlob noch am Leben und wieder heimgekehrt sei. Dies erfreut ihn umso mehr, als er nun hoffen darf von Haller abgelöst und in der Stadt Zürich angestellt zu werden, zumal er auch vom Tode Heinrich Buchters erfuhr! Demnach hofft er nun, mit der Unterstützung von Bullinger, Theodor Bibliander und anderen problemlos irgendeine kleine Steile zu bekommen. -[6] Gruß, auch an Johannes Fries. Dieser soll wissen, dass die Berner Bibliothek seine zum Kauf angebotenen Bücher nicht anschaffen wird. Bullinger soll übrigens Lorenz Meyer (Agricola) mitteilen, dass seine Schrift "De bellicis rebus"Kilchmeyer gut übermittelt wurde. -[7] Dem vorliegenden Schreiben sind zwei weitere Briefe beigelegt. Der eine Brief [Nr. 3049] ist von einem frommen und belesenen Franzosen [Jean Hotot], der sich derzeit in Bern aufhält, nachdem er einige Monate in Zürich bei Georg Rubli verbracht hat. Rubli hätte ihm seine Sachen nachschicken sollen, doch sind diese immer noch nicht in Bern eingetroffen. Bullinger soll dafür sorgen, dass der Franzose sobald wie möglich sein Gepäck erhält. Der andere Brief [nicht erhalten] ist von einem in der Berner Landschaft wirkenden Pfarrer [Kaspar Seidensticker], der Bullinger darum bittet, das seinem Brief beigelegte Geld nach Konstanz an [Ambrosius Blarer und Konrad Zwick] sicher zu übermitteln. -[8]Grüße, u.a. an Rudolf Gwalther, Bibliander, Konrad Pellikan, Johann Jakob Ammann, Rudolf Collin, sowie an Bullingers Gattin Anna [geb. Adlischwyler] und Bullingers Bruder Johannes. -[9][P.S.:] Der vorliegende Brief war fertig, als Tscharner die von ihm geplante Reise vertagte. Demnach hat Kilchmeyer nicht den oben angekündigten Brief mit der für Konstanz bestimmten Geldsendung seinem vorliegenden Schreiben beigelegt. Diese Sendung wird Tscharner erst später übermitteln, da er vom Prädikanten [Seidensticker] beauftragt wurde, sich ,für ihn bei Bullinger einzusetzen. -[10]Noch Folgendes zu dem sich seit einigen Tagen in Bern aufhaltenden Franzosen: Am 1. November wurde dieser brieflich benachrichtigt, dass sein Gepäck sich schon seit fast drei Wochen in Solothurn befände. Er bedankt sich bei den Zürchern für die Mühe. Er wird nun dafür sorgen, dass seine Sachen ihm von dort nach Bern zugeführt werden.

Salutem et pacem. Reprehendis me, doctissime vir et confrater charissime, in literis tuis novissimis 4 velut in rescribendo admodum negligentem, in quo sane rectius ageres, si non cum negotiorum moles tumque tabellionum me absolveret festinata ac repentina abitio. Ut igitur tuum erit omnia boni consulere inque melius declinare, ita te obsecro, ne uspiam a scribendo, monendo, confortando ac denique instituendo me cesses, neque tarditatem meam remorari te atque deterrere sinas, negligentiae, quod plane occupationum est, adscribens. Hoc autem ne facias, arbitror tanto magis esse tuarum parcium 5 , quanto darius constet tua me opera et studio in illos, quos nunc sustineo, sudores, senem iam 6 et ferme corporis viribus exhaustum, compulsum esse, 7 cum antea nunquam tibi visus fuerim dignus intra moenia Tigurina vel infimam occupare condictionem. 8 Vide, quo me rapiat impaciencia

4 Nicht erhalten.
5 =partium.
6 Siehe dazu Nr. 3036, Anm. 7.
7 Kilchmeyer war widerwillig nach Bern gegangen; s. HBBW XVII 457, Anm. 5.
8 Ehe Kilchmeyer nach Bern entsandt wurde, hatte er 15 Jahre als Pfarrer im etwa 7 km südlich von Zürich gelegenen Küsnacht gewirkt.


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senem! Sed parce, quaeso. Scio enim per labores ad requiem et gloriam veram iter esse, 9 nec ingnavis 10 ardua et periculosa committi, teque omnia nimio zaelo, promovenda publicae salutis gratia fecisse, non quantum possum perpendens, sed quantum patriae nostrae salus exigat. Verum de hoc satis.

Ut Bernam abiturus, 11 in inclyto senatu Tigurino contestatus sum me rediturum quoque, nisi dominus exercituum 12 aliud iusserit. Ita et constitui mecum ad imminentem aestatem 13 Bernam relinquere ac Tigurum applicare; id quod nuper 14 (in urbe Tigurina cum quibusdam Bernatibus aliquot dies agens) a consulibus 15 aperui atque propositum meum ab imo ad summum usque exposui. Tractavi eciam cum Lavatero nonnihil de d. banne Hallero, ut is in locum meum collocaretur, quem scimus omnes doctum esse, fortem, pium atque constantem et ad huiusmodi onera ferenda maxime idoneum.

Pariter et Berne quibusdam primatibus d. Hallerum ita commendavi (tacito tamen meo proposito), ut in senatu super eo quaestio facta sit, nec desistam negotium hoc movere, donec vocetur, 16 aut ipse intelligam planis verbis frustra me causam illam agitare. Ita enim mihi vel a cunabulis magne spei futurus visus est, 17 ut sepe ei in faciem dixerim, successorem meum fore in Kußnach. Quid, si spem Bernam intellexisset?

a Dieses und alle darauffolgenden Klammerpaare ergänzt.
9 Vgl. Apg 14. 22.
10 =ignavis.
11 Kilchmeyer hatte sich Ende Oktober 1546 nach Bern begeben.
12 Zum Ausdruck dominus exercituum s. Nr. 2924, Anm. 23.
13 Gemeint ist der Sommer 1547.
14 Mitte August 1547; vgl. Nr. 2986,4f.
15 Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab.
16 Der Berner Rat hatte sich dafür schon am 9. Oktober entschieden; s. Nr. 3036,2-5. Zu einem entsprechenden Schreiben an die Zürcher kam es aber erst später; s. Nr. 2937, Anm. 25.
17 Kilchmeyer scheint eine engere Beziehung mit Hallers Familie gepflegt zu haben. Hallers Vater, Johannes d.Ä., wirkte seit Ende Juni 1527 in Zürich (s. Samuel Scheurer, Nachricht von dem Leben und Verrichtungen Joh. Hallers, in: Bernerisches Mausoleum, 6. Stück, Bern 1743, 5. 451), während der Luzerner Kilchmeyer (der schon 1521 Zwingli kennen gelernt hatte) noch nicht im Zürcher Gebiet wirkte. Erst am 20. März 1529 heiratete er im Großmünster von Zürich (wo Haller dA. zwischen Ende August 1525 und September 1528 als Helfer gewirkt
hatte, ehe er nach Bülach entsandt wurde; s. Scheurer, op. cit., S. 449; AZürcherRef 643, Nr. 1492) die Zürcherin Magdalena Eng (Zürich StadtA, VIII.C.1, EDB 213), mit der er schon seit etwa 1522 eine Beziehung hatte. Seit Ende 1530 oder 1531 wirkte Kilchmeyer in Rapperswil (St. Gallen), am anderen Ende des Zürichsees, als Pfarrer. Im Oktober 1531 konnte er im Zweiten Kappelerkrieg von dort entkommen, während Haller d.Ä. im Krieg umkam. - Laut Scheurer, op. cit., S. 453f, soll der im Januar 1523 geborene Haller d.J. sich schon sehr früh als begabt erwiesen haben: "Fleißig und eifrig war er [Haller d.Ä.] auch in Unterweisung seines eigenen älteren Sohns Johannsen, fienge die Sprachen mit ihm an ob [= bei] Erlernung des Gebätts des Herrn in teutscher, hebreischer, griechischer und lateinischer Sprachen. Der junge Johannes konnte diß bald. Darüber lehrte ihn der Vatter allerley trefliche Sinngedichte (Epigrammata), auserlesene Kernsprüche, schönste Auszug und Bluhmen von gebundenen [= Verse schreibenden] und ungebundenen Scribenten. Dise mußte der knab denen Freunden seines Vatters,


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Ubi nunc sit, ignoro: Augustae vel Tiguri, inter vivos vel inferos? 18 Verum ubicunque tandem existat, optime ei praecatum esse volo, teque oro, ut proximis literis 19 cerciorem me facias de illo, operam tuam in hoc impensurus, ut ipse Bernam mittatur, patriam suam 20 (ut vin boni est) exculturus, me vero Tigurum recipiat, ubi nihil exopto, quod claris et magnis ingeniis debetur, sed tantum minimam (quae intra civitatis muros esse potest) conditionem. Parvo salario contentus ero, et ob hoc ditissimus. 21 Nunquam magna quaesivi, sed (ut de me sancte iactem)22 possidens abieci maxima hilarique animo reliqui; 23 neque propter hoc quicquam mihi defuit, quod vitae huius necessitas atque dignitas eciam requirit. Summa: licet dominus per me, servum suum inutilem, 24 sermonem vitae 25 quamplurimum foecundet, tamen fortioris erit 26 atque doctioris, qui, quam nunc invitus sustineo, subeat functionem.

Scripsi hec 25. octobris putans tunc, quem nactus fueram, nuncium 27 abiturum; quod ubi factum non est, literas infectas reliqui, alia vice, ubi se obtulisset occasio, paratus ilias conficere tibique mittere. Atque ita demum 30. die octobris inopinato apparuit tabellarius Tigurinus 28 , cui libentissime eas dedissem, sed tum conficere quidem ilias propter conciones publicas minime licuit. 29 Distuli ergo in sequentem diem, quo factus quietior paulo illas confeci tibique ferendas eximio viro Lucio Tscharnero Rheto 30 commisi, ita tamen ut de Hallero nihil mutarim in eis 31 , cuius condictionem

so ihme etwa kamen, ein Besuch abzustatten, hersagen, die sich offt darob verwunderten und erfreuten."
18 Haller war am 12. oder 13. Oktober nach Zürich zurückgekehrt; s. Nr. 3017, Anm. 38. - Siehe ferner unten Z. 52-54.
19 Nicht erhalten.
20 Siehe dazu Nr. 3036, Anm. 8.
21 Vgl. Wander V 189, Nr. 13.
22 Vgl. 1Kor 1, 31; 2Kor 10, 17.
23 Vgl. 1Kor 7, 30; Phil 3, 7f.
24 Lk 17, 10.
25 Phil 2, 16.
26 Zu verstehen: Es ist die Aufgabe eines Stärkeren.
27 Vermutlich auch schon hier der unten in Z. 50-53 und Z. 79-84 erwähnte Luzius Tscharner.
28 Wohl Melchior Schlosser, der um diese Zeit nach Freiburg i. tile, und Solothurn entsandt worden war, und demnach durch Bern gereist sein wird; s. Zürich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1547/48, "Laufende Boten", S. 53.
29 Der 30. Oktober war ein Sonntag.
30 Luzius Tscharner (1481-1562), ein Bekannter
von Zwingli. Aus unten Z. 79-84 geht hervor, dass er in Bern lebte und demzufolge nicht mit dem in Johannes Travers' Brief Nr. 3042 vom 16. Oktober erwähnten Bündner Beamten identisch sein kann. - Tscharner hatte im Sommer 1525 die Bernerin Margaretha von Wattenwyl (eine ehemalige Nonne des Klosters Königsfelden) geehelicht, die im Witwenstand am 23. Dezember 1564 (und nicht 1546) ein Testament verfasste und vermutlich nicht allzu lange danach verstarb. - Tscharners Umzug nach Bern ist nicht bereits 1526, sondern erst in den 1530er Jahren anzusetzen: Vermutlich kurz nachdem er am 7. September 1530 die Herrschaft Reichenbach im Kandertal (in der Berner Landschaft) erworben hatte. - Lit.: Bern StA, Urkunden C I a, F Varia I, unter Reichenbach; LL XVIII 315; HBLS VII 70; Z VIII 49, Anm. I; 549, Anm. 1; HBBW VII 68, Anm. 5; Pf-Bern 103; Wilhelm Jenny, Johannes Comander. Lebensgeschichte des Reformators der Stadt Chur, Bd. 1, Zürich 1969, S. 240. 267f.


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supra me ignorare dixeram. Nunc vero et vivere et in ||[428]patria b esse (laus deo!) tabellarius me edocuit et certificavit; id quod plane mihi tanto gratius fuit, quanto nunc spero facilius me voti compotem fieri, ut videlicet in locum meum surrogetur, mihi vero aliqua caedat intra Tiguri muros condictio. Quod ob id commodius posse fieri arbitror, quod eciam audio d. Buchterum terre valedixisse, 32 meque posse c opera tua, Bibliandri et aliorum citra negotium in angulum aliquem promoveri ex animo spero.

Vale in domino et Frisio nostro dic nomine meo salutes plurimas, deinde apud nos spem quidem nullam esse, ut libri eius vendibiles in bibliothecam nostram recipiantur. 33 praeterea libellum d. Lorencii Agricolae De bellicis rebus 34 summa fide mihi allatum esse.

Literis meis alit duae coniunctae sunt, quarum unae Galli cuiusdam 35 est 36 nunc apud nos morantis, qui superioribus mensibus Tiguri fuit apud Georgium

b Davor ein überflüssiges in. -
c Am Rande nachgetragen.
31 Nämlich in den oben Z. 32-34 gemachten Aussagen.
32 Heinrich Buchter war am 15. Oktober gestorben; s. Nr. 3041, Anm. 13. -Kilchmeyer hoffte also, dessen Nachfolger zu werden, während andere dafür vielmehr Haller in Betracht zogen; s. Nr. 3054,4-6.
33 Johannes Fries versuchte schon seit November 1546, einen Teil der von ihm einige Jahre zuvor erworbenen Bibliothek des Werner Steiner (gest. 1542) zu verkaufen, um vielleicht damit den Umbau seines neubezogenen Wohnhauses (s. HBBW XVIII 343, Anm. 27) z.T. finanzieren zu können; s. ad loc. cit., S. 43 und Nr. 2697. 2716. 2719. -Aus vorliegender Stelle wird deutlich, dass der Verkauf dieser Bücher an den jungen Johannes von Ulm (vor 1529-1580) trotz Bullingers Vermittlung Ende 1547 nicht zustande kam und demnach unsere in HBBW XVIII 343, Anm. 26, geäußerte Vermutung nicht zutreffend war. - Die Entstehungszeit der Berner Stadtbibliothek (der "Libery der Hohen Schule") ist zwischen 1528 und 1535 anzusetzen; s. Hans A. Michel, Das wissenschaftliche Bibliothekswesen Berns vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Bern 1985, S. 178.
34 Hier liegt die älteste Anspielung auf die Schrift "Stratagemata rerum bellicarum" vor, an der Lorenz Meyer (Agricola) während Jahren weiterarbeiten sollte. Im Februar 1554 ist belegt, dass er davon eine für Kurfürst Ottheinrich bestimmte
Übersetzung ins Deutsche anzuregen versuchte. In seiner Appendix Bibliothecae Gesneri, Zürich 1555 (VD16 G1702), f. 75r., berichtet Josias Simler: "Laurentius Agricola Vitoduranus scripsit libros aliquot de re militari, impressos ni fallor." Allerdings scheint es damals nicht zu einem Druck gekommen zu sein, da diese Schrift, die immerhin aus "aliquot libris" bestand, im VD16 nicht zu finden ist. Am 15. Mai 1556 erfährt man in einem Brief Meyers an Ottheinrich, dass seine Schrift "der kriegskampffstucken" aus "dry gwaltigen Büecher"bestand, und er diese für den Kurfürsten selbst ins Deutsche übersetzt hatte; s. Reinhard H. Seitz unter Mitarbeit von Rainer Henrich, Neue Forschungen zu Caspar Amman (OESA), seinen Werken und seiner Bibliothek. Mit der Caspar-Amman-Biographie des M. Laurentius Agricola von 1563, in: Jb. des Historischen Vereins Dillingen an der Donau 109, 2008, S. 102 und Anm. 148; S. 108f. - 1547 wird Meyer die Handschrift seines Werkes Kilchmeyer wohl nur geliehen haben.
35 Gemeint ist Jean de Hotot und sein letzter von ihm bekannter Brief an Bullinger vom 21. Oktober (Nr. 3049).
36 Literae (Plural) mit der Bedeutung von Brief (Singular) erklärt hier das stilwidrige est. -Die merkwürdige, aber belegte Konstruktion unae literae lässt sich anhand von Stotz IV 291f, Nr. 37.12, erklären.


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Rubli 37 , cui sarcinas suas commendavit, quo per illum post discessum suum Bernam mitterentur, quas tamen hactenus non vidit, ut a me petiit, hec tibi significarem. Ita nomine Galli (pius enim et doctus vir est) oro, ut cures sarcinas suas, quamprimum fieri potest, habeat. 38 Alterae literae cuiusdam sunt apud nos in agro concionatoris 39 , qui operam tuam propriis literis 40 implorat, ut pecuniam inclusam literis Constantiam pertinentibus 41 in suum iocum, quomodo te docebit manus eius, perferri cures.

Iterum vale. Datum Berne, 31. octobris. Salutabis nomine meo d. Gwaltherum, Bibliandrum, Pellicanum, Ammianumd 42 , Collinum 43 fratresque omnes una cum uxore tua fratre tuo d. Joanne et familia omnis. 1547.

I. Kilchmeyer, tuus semper.

||419 [Beilage:]

Confectis literis et paratis omnibus noluit Lucius Tscharnerus, ut constituerat, proficisci, quapropter literas pecuniam continentes et ad Constanciam pertinentes non mitto, ut litterae meae sonant, 45 sed paenes me retinui, donec Lucius descendat, idque hac causa, quod concionator ille, qui pecunias mittit Constanciam, Lucio Tscharnero rem suam apud te exequendam commendavit.

d In der Vorlage Ammianu. -
e Diese Beilage wurde von Kilchmeyer auf einem kleinen Papierstück verfasst, das später auf die innere leergebliebene Seite des Blattes aufgeklebt wurde, auf dein Kilchmeyer die Adresse angebracht hatte. Eine spätere Hand fügte darüber die Angabe Ad pag. 428 hinzu.
37 Georg Rubli, Sohn des am 11. Oktober 1531 bei Kappel gefallenen Heinrich Rubli. Von Juni 1540 bis Mai 1544 Studium in Kappel. Im September 1544 in Lausanne als Schüler nachgewiesen. Dezember 1546 Trauung in Zürich. 1548 Konstaffel. 1549 Achtzehner. 1559 Pfleger des Sankt-Georg-Klosters in Stein am Rhein, wo er am 13. April 1562 starb. - Lit.: Zürich StA, E 117, Nr. 5, f. 5v.; Carl Keiler-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. 6 (Zürich ZB, Ms Z II 6), f. 685r.; HBRG I 96; Ein Reisebericht des Chronisten Johannes Stumpf aus dem Jahr 1544, hg. y. Hermann Escher, in: Quellen zur Schweizer Geschichte, Bd. 6, Basel 1884, S. 275f; Zürich StadtA, VIII.C.15, EDB 75; LL XVII 559.
38 Vgl. Nr. 3025,3-5; Nr. 3049,2-4; und unten Z. 85-89.
39 Kaspar Seidensticker, der kurz zuvor Prediger in Thunstetten geworden war; s. Nr. 3040, Anm. 67.
40 Nicht erhalten.
41 Ambrosius Blarer und Jakob Funcklin; s. Nr. 3040,71f.
42 Der Zürcher Schulherr Johann Jakob Ammann.
43 Der Griechischlehrer Rudolf Collin.
44 Anna, geb. Adlischwyler.
45 Oben in Z. 50-53 und Z. 69-72.
46 Am 23. November verdankte Ambrosius Blarer die späte Rückerstattung des ihm und Konrad Zwick von Kaspar Seidensticker geschuldeten Geldes; s. Nr. 3083,10f. Blarers Ausführungen lassen vermuten, dass er dabei auf einen nicht mehr erhaltenen Brief Bullingers reagierte, der zwingend vor Blarers Brief verfasst wurde. Angesichts der Beförderungsdauer eines Briefes zwischen Zürich und Konstanz muss Bullinger Seidenstickers Brief noch vor dem 22. November von Luzius Tscharner erhalten haben.


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Quod de Gallo illo scripsi, 47 qui nuper apud vos, nunc per aliquot dies Berne egit, de sarcinis eius mittendis cura Rubli, civis Tigurini, primo die novembris frustra scriptum esse apparuit, propterea quod eo die Gallus literas accepit sarcinas suas Solodori esse (idque iam in terciam septimanam), unde ilias ad se vehi curabit actis vobis omnibus gratiis f .

[Adresse auf S. 420:] Celeberrimo atque doctissimo viro d. m. Heinricho Bullingero, Tiguri apud praeposituram 48 pastori vigilantissimo, suo in domino confratri et simmystae perpetuo colendo.