Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3083]

[Ambrosius Blarer]
an Bullinger
[Konstanz],
23. November [1547]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 862 (Siegelspur) Zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 673, Nr. 1494

[1]Soeben erhält Blarer von einem guten und für Gottes Sache eifernden Mann [...]folgende Nachricht: -[2] Von angesehenen und gut informierten Leuten sei sowohl mündlich ais auch schriftlich zu vernehmen, dass Kaiser Karl V. (sollte dieser bis zum Frühling am Leben bleiben) ganz bestimmt die Eidgenossen strafen und von mehreren Orten aus angreifen werde. Schon jetzt seien geheime Machenschaften im Gange, um die Eidgenossen zu spalten. -[3] Blarer hat Bullingers Schreiben [nicht erhalten] mit Kaspar Seidenstickers Brief und dem [noch von diesem ihm und Konrad Zwick geschuldeten] Geld erhalten. -[4]Bullinger möge berichten, was ihm Konrad Zwick über die Angelegenheit [der Kriegsmaschine], von der Blarer [in Nr. 3066] bereits geschrieben hatte, kürzlich im Gespräch geantwortet hat. - [5] Der Wirt [Caspar Bodmer] des [Gasthofs Zum Rotenhuß] soll einen Schwager [...] haben, der eine Arznei gegen das Fieber kennt. Bullinger möge sich danach erkundigen und das Rezept mitteilen. -[6]Ein Uhr [nachts].

In diser stund kompt mir under anderm diß zytung 2 von ainem gar fromen, yferigen mann 3 , uff diße wort:

"Ich waiß euch hieby nitt zu verhalten 4 , das von treffelichen leuten, so geachtet wirt, des wissen haben mögen, gereddt und geschriben, das man es in kamen zwyfel setzen, sich ouch darnach schicken solle, so die kaiserlich majestat 5 den frühling erleben, werde ir majestat sich gewisslich understehn 6 , die aidgnossen ze strauffen und sy nitt an ainem oder zwayen, sonder mehr orten anzegryfen. 7 Und solle schon yetzund die practick gemacht sin 8 , das sy selb under ainander unainig und zertailt sein sollen. 9 "

So wisst, das mir ewer schrifften vom Sidenstycker 10 und dem gellt worden. Sag euch flyssigen danck.

Lieber, lasst mich wissen, was euch min vetter" nehermal 12 uff ewer ansprechen, davon ich euch geschriben, geantwort hat. 13

1 Das Jahr lässt sich insofern bestimmen, als Bullingers Brief Nr. 3085 vom 25. November eine offensichtliche Antwort auf vorliegenden Brief ist.
2 Nachricht.
3 Unbekannt.
4 verschweigen.
5 Karl V.
6 anschicken.
7 Vgl. zuletzt Nr. 3081,1-3. 10-21.
8 solle die practick gemacht sin: sollen Intrigen (von Seiten der Kaiserlichen) im Gange sein.
9 Vgl. Nr. 3062,53-55; Nr. 3065,64f; Nr. 3076.181.
10 Kaspar Seidensticker. - Dem Brief Seidenstickers an Blarer wird auch ein nicht mehr erhaltener Brief Bullinger beigelegt gewesen sein. -Zur Angelegenheit s. Nr. 3040,65-77; Nr. 3056,69-72. 79-84; Nr. 3085,7-9.
11 Konrad Zwick.
12 kürzlich. -Zwick hatte sich kurz vor dem 20. November ein oder zwei Tage in Zürich aufgehalten; s. Nr. 3073, Anm. 25.
13 Angesichts der Antwort Bullingers darauf in Nr. 3085,10-13, ist hier von Zwicks Kriegsmaschine die Rede, die Blarer zuletzt in seinem Brief an Bullinger vom 2. November (Nr. 3066,76-79)


Briefe_Vol_20-679arpa

Item, der wirt zum huß by euch 14 soll ain schwager 15 haben, der ain gar gewisse kunst für das feber 16 konnen. Wellt, das jr mir das erfurind unnd zuschribind mitt der zyt.

Gott mitt a euch und den ewern ewigklich. Amen. Datum zu amer ur 17 , den 23. novembris.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] An meister Heinrich Bullinger zu Zürich.