Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2731]

[Ambrosius Blarer]
an Bullinger
[Konstanz],
30. Dezember [1546]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 695-697 (Siegelspur);
[Beilage 1 von Konrad Zwicks Hand a :] E II 441, 687;
[Beilage 2 von Konrad Zwicks Hand:] E II 441, 688 b

Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung des Briefes: Blarer BW II 555f, Nr. 1386; Beilagen ungedruckt

[1] Blarer hätte gern schon gestern den im vorliegenden Schreiben eingeschlossenen Brief abgeschickt, doch war der Bote bereits aufgebrochen. Darum schickt er nun einen eigenen Kurier [...] damit ab. [2] [Am 28. Dezember] um 10 Uhr nachts kamen Gesandte aus Lindau, die man in die Stadt einließ. Sie brachten ein an Lindau gerichtetes Schreiben der

a Dies legt ein Vergleich mit den von Konrad Zwick verfassten Briefen vom 16. Januar und 7. Februar 1547 (Zürich SM, E II 364, 78-83) nahe.
b Tinte, Papier, Handschrift sowie der Erhaltungszustand der beiden Beilagen (die nass wurden, wodurch die Tinte mit der Zeit völlig verblasste) lassen deren Zusammengehörigkeit erkennen. Die in der Beilage 1 noch deutlich sichtbaren Brieffalten erlauben ferner den Schluss, dass vorliegender Brief gemäß den unten Z 1 und Z. 31-33 gemachten Angaben durchaus die beiden Beilagen hätte enthalten können. Der Inhalt der drei Dokumente spricht zudem für deren Zusammengehörigkeit.
20 könnten.
21 uff dise mainung ongefar: mit ungefähr diesem Inhalt.
22 hinin plutschete: (in die Falle) hineintappe.
23 den hals abstechen: umbringen, erledigen; s. SI X 1248.
24 Verzeiht.
25 Mit Brief Nr. 2731 vom 30. Dezember.
26 Sorgen, ich versum mich: Ich mache mir Sorgen, dass ich zu lange auf mich warten lasse (in Anbetracht auf Blarers Gäste; s. oben Z. 3).
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Briefinhalt.


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Ulmer mit, welche ein ähnliches auch an Konstanz geschickt haben sollen, nur dass dessen Überbringer sich offenbar verspätet hat. Darin berichten die Ulmer, dass Kaiser [Karl V.]sie begnadigt habe. Die Bedingungen werden jedoch nicht aufgeführt, nur dass dies angeblich nicht zum Schaden ihrer Religion geschehen sei, denn über die Religionsangelegenheit soll ein freies Konzil bestimmen. Der Kaiser erlegte den Ulmern eine Geldstrafe auf Die Ulmer sollen den Kaiser auch gebeten haben, alle Protestanten zu begnadigen, allerdings vergebens. [3] Sie konnten aber erreichen, dass die süddeutschen Städte genauso wie Ulm in die kaiserliche Gnade aufgenommen werden, wenn sie sich sofort unterwerfen. Daher sollten alle Städte bevollmächtigte Gesandte auf den kommenden Sonntag [2. Januar 1547] nach Ulm schicken. Diese sollen in schwarzer Kleidung (als Zeichen der Demut) erscheinen (die Ulmer wollen ihnen auch zu einem Frieden verhelfen). Anderenfalls werde der Kaiser umgehend 2'000 holländische Reiter gegen die Städte hetzen, bis diese sich zu Verhandlungen bereit erklären. [4] Der Konstanzer Rat hat daraufhin lediglich beschlossen, Gesandte auf den Sonntag nach Ulm zu schicken, um die Details und Bedingungen zu einer solchen Versöhnung zu erfahren und dementsprechend handeln zu können. [5] Dies hat Blarer vertraulich von seinem Cousin Konrad Zwick erfahren. Nicht einmal Blarers Bruder [Thomas] weiß etwas davon. Blarer und Zwick haben sich lange darüber beraten und kamen zum Schluss, dass die Zürcher Ratsherren so schnell wie möglich ein Schreiben an die Konstanzer Obrigkeit richten sollten, und zwar so, wie es im beiliegenden Brief dargelegt wird. Bei der ganzen Angelegenheit dürfen jedoch die Namen Blarers und Zwicks keinesfalls erwähnt werden! [6] Der Kaiser will die Städte mit guten Worten auf seine Seite bringen, das Haus Österreich erweitern und keine anderen Bündnisse mehr zulassen. Da gewiss der Eidgenossenschaft ebenso viel daran liegt wie Blarer und Zwick, dass Konstanz nicht mit dem Kaiser paktiert (was vermutlich eintreten wird, wenn man keine andere Lösung findet, genauso wie es mit den anderen süddeutschen Städten wohl schon geschehen ist), wäre es gut, wenn der Zürcher Rat die anderen Eidgenossen zu einer baldigen Tagsatzung einberiefe und ihre Verbündeten über die Lage und deren möglichen Folgen informieren würde. Zwar werden die katholischen [Orte] kaum etwas gegen den Kaiser unternehmen wollen, doch sollten sie wenigstens den [protestantischen] Orten [Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich] erlauben, im Interesse sowohl der Eidgenossenschaft als auch der Konstanzer Letzteren mitzuteilen, dass, wenn sie in Jahresfrist niemanden zum Nachteil der Eidgenossen durch ihre Stadt passieren lassen noch [dem Feind] sonst irgendwelche Hilfe leisten, die [protestantischen] Orte ihnen im Notfall mit Bewilligung ihrer Verbündeten zu Hilfe kämen. [7] Zwick möchte gerne mit Bullinger oder (falls dieser verhindert wäre) mit einer anderen geschickten und vertrauenswürdigen Person darüber sprechen, sei es in Stammheim oder anderswo, vorausgesetzt, dass Zwick dabei durch Stein [am Rhein] durchreist [um keinen Verdacht zu erregen]. Bullinger soll durch den gegenwärtigen Boten rasch mitteilen, wann und wohin Zwick sich begeben soll. Ein Treffen wäre vonnöten, zumal nicht alles schriftlich behandelt werden kann. [8] Diese Angelegenheit darf nur mit den vertrauenswürdigsten [Räten]besprochen werden, denn es wissen wirklich nur Blarer und Zwick davon! [9] Auch wenn die Zürcher wahrscheinlich nicht für sofort ein Tagsatzungsdatum festlegen können, sollten sie doch unverzüglich einen Brief wie jenen in der Beilage, an den Konstanzer Rat richten. Auch sollten sich Zwick und Bullinger rasch treffen! [10] Der Herr möge der Angelegenheit zu einem guten Ende verhelfen! Unsere Sünden und unsere Undankbarkeit haben diese schwere Prüfung und Bestrafung verursacht. [11]Verzeihung für das plötzliche Schreiben! Die Sache duldet keinen Aufschub. [12][Beilage 1:] Wie etliche [Zürcher Ratsherren] an ihre Geheimen Räte schreiben sollen. [13] Die [Zürcher Ratsherren] erhielten die glaubhafte Nachricht, dass mit den Konstanzer Nachbarn Verhandlungen im Gange sind, durch die Zürich und die Eidgenossenschaft schon bald großen Schaden erleiden könnten. Daher ersuchen sie ihre Geheimen Räte, den Konstanzern schriftlich oder mündlich Mut zuzusprechen und diese zu bitten, sich auf nichts einzulassen, das der Eidgenossenschaft schaden könnte, sondern vielmehr Entsprechendes zu melden. So seien sie zuversichtlich, dass die Zürcher und die anderen Eidgenossen den Konstanzern gern helfen werden. [14] Dies wollten die [Zürcher Ratsherren] an ihre Geheimen mitteilen. Sie bitten diese ferner, sich nur an die Geheimen Räte von Konstanz zu richten, damit die Sache nicht öffentlich werde.


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[15] Vielleicht fallen den Zürcher Geheimen noch andere Maßnahmen ein, wie man die gutnachbarlichen Beziehungen zwischen Zürich und Konstanz weiter pflegen könnte. Die Zürcher [Ratsherren] sind ebenfalls bereit, dazu beizutragen, und schreiben mit dieser Absicht auch an Bern und Basel. [16] (Notiz Bullingers:] An die Geheimen Räte von Zürich. [17][Beilage 2:] Was die Geheimen Räte von Basel, Zürich und Bern an die Geheimen Räte von Konstanz schreiben sollen. [18]Die Geheimen Räte wissen um die große Gefahr, in der Konstanz schwebt. Sie und ihre Räte sind am Wohlergehen Konstanz' und am Erhalt der guten Beziehungen zwischen der Stadt und der Eidgenossenschaft interessiert. Deshalb bieten sie den Konstanzern ein heimliches, zinsloses Darlehen von 15'000 Florin an. Dafür aber sollen die Konstanzer sich schriftlich verpflichten, solange sie das Geld nicht zurückbezahlt haben, niemanden gegen Basel, Bern, Zürich und im Allgemeinen gegen die Eidgenossenschaft durch ihre Stadt oder ihr Territorium ziehen zu lassen, noch den Feinden irgendwie zu helfen, sondern vielmehr diese abzuwehren, sollten sie mit Gewalt einen Durchzug erzwingen wollen. [19] Würde aber der Fall eintreten, dass die Konstanzer das Geld noch nicht zurückgezahlt haben und sie zu ihrem besseren Schutz mit den Bürgern stärkere Wache halten oder fremde Hilfstruppen annehmen müssten, so würden Basel, Bern und Zürich ihnen erneut 1'000 bis 10'000 Gulden vorstrecken. Was die Stadt Konstanz davon für die Abwehr verwendet, wird sie nicht zurückzahlen müssen. Den Rest aber schon, und zwar innerhalb eines Monats nach Beurlaubung der Hilfstruppen. [20] Konstanz soll mitteilen, ob ihr dies hilfreich sei. Falls nicht, so soll sie wissen, dass dieser Vorschlag ihretwegen geschieht und gut gemeint ist.

Fr[untlicher], h[ertzlich] l[ieber] herr und bruder, ingelegten brieff 2 wolt ich euch uff gestert geschickt haben, aber der bott was hinweg. Yetzund tragt sich zu, das ich euch disen aignen botten 3 haben schicken wellen.

Uff necht zu zechen 4 ur in der nacht sind ettlich gesandt von Lyndauw herkommen. Hat man ingelassen. Die zögend an deren von Ulm schreiben, das inen zukommen seye, dessgleichen ouch meinen herren zilkommen werde (dann der bott sich gesumpt habe) c . Und ist innhalt dero von Ulm schreiben, das sy anzögend, wie sy von kai[serlicher]m[ajesta]t 5 zu gnaden uffgenommen seyen worden (doch nitt anzögt, mitt was geding 6 und conditionen, dann allain, das es on nachtail seye ir religion -dann was dyeselbigen belange, sölle uff ainem freyen christelichen concilio erleuteret werden), 7 dessgleichen dem kaiser ain geltstraff erlegt und das sy habind zum trungelichsten 8 gesucht, das sölich gnad allen Protestierenden widerfaren möchte, aber nitt erlangen mögen. 9

C Dieses und das nächste Klammerpaar ergänzt.
2 Siehe dazu unten Z. 31-33. 72-75 und Anm. 24.
3 Unbekannt.
4 zehn. — In Anbetracht von oben Z. 1-3 kann damit nur der 28. Dezember, 10 Uhr abends gemeint sein. Blarer wird erst nach der Absendung seines Briefes Nr. 2730 vom 29. Dezember über die hier behandelte Angelegenheit informiert worden sein, vielleicht sogar durch den in Nr. 2730,3, erwähnten "Besuch". Dass das Datum des vorliegenden Briefes stimmt und nicht auf den 31. Dezember
zu verlegen ist, geht aus der Tatsache hervor, dass Bullinger seine Antwort Nr. 2732 am 31. Dezember um 5 Uhr nachmittags verfasst hat.
5 Karl V.
6 Bedingungen.
7 Siehe dazu die Verweise in Nr. 2723, Anm. 86.
8 dringlichsten.
9 Zu den damaligen Friedensverhandlungen Ulms mit dem Kaiser s. Nr. 2712, Anm. 9; Nr. 2714, Anm. 1; und zuletzt Nr. 2722,34f.


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Sovyl aber die oberlendschen stett belange, haben sy sovyl erlangt: Wa 10 dieselbigen unverzogelich 11 kommind und sich ergebind wie Ulm, sollind sy ouch allso uffgenommen werden. Derhalb sollend sy all ir bottschafft uff sontag yetzkunfftig 12 mitt vollem gwalt 13 gen Ulm abfertigen in schwartzen klaidern, demütikait anzezaigen. So wellind die von Ulm inen aller ding anzögung thain 14 , wie man sich halten und in die sach komen müsse. 15 Dann wa sollichs nitt bescheche, werde der kaiser unverzöglich byß in 2'000 strayffende d pferdt 16 , hollendisch und frisch 17 , heruff schicken dysen stetten zu nachtail und verderben, byß man wyter mytt inen handlen kan.

Daruff aber mine herren nitt weyter entschlossen, dann das 18 sy uff sontag gen Ulm schicken wellen, aigentlich 19 zu vernemmen, was die articul und conditionen dißer versünung (wie sy es nennend) seyen, damitt sy e allsdann weyter der gepur nach handlen mögind.

||696 Sölichs hat mir in vertrauwen min lieber vetter C[onrad] Z[wick] anzögt. Habend baid lang 20 mittainander davon gereddt, und warlich, warlich (deum celi testor), sonst waist kam ainiger 21 mensch davon; ouch min lieber bruder 22 nitt! Und sech unß 23 noch für das best an, das ewere herren ain sölich schriben, wie in dem ingelegten brieff angezögt, 24 an unsere herren unverzogelich thäten. Aber da söllt ir by lyb 25 weder minen vetter 26 noch minen namen melden uß vylerlay ursachen.

Und diewyl des kaisers vorhaben dahin stat, die stett 27 mitt guten worten 28 an sich ze bringen, und das hauß Österich baß zu bevestigen und ze ufnen 29 , und all ander pundtnusß 30 verhüten (wie wir wissen, denen allen, die

d Am Rande nachgetragen.
e Über der Zeile nachgetragen.
10 wenn.
11 unverzüglich.
12 den 2. Januar 1547.
13 mitt vollem gwalt: mit Vollmacht.
14 inen aller ding anzogung thain: ihnen alles darlegen.
15 Um zu einem Frieden mit dem Kaiser zu gelangen.
16 Gemeint sind die Reiter.
17 neue, muntere. — Wahrscheinlicher ist aber, dass Blarer hier frisisch (aus Friesland) zu schreiben beabsichtigte.
18 dann das: als (außer) dass.
19 genau.
20 Wohl am 29. Dezember; s. oben Anm. 4. 21 einziger.
22 Thomas Blarer.
23 sech unß: scheint uns.
24 Damit ist der unten als Beilage 2 abgedruckte Briefvorschlag gemeint, der als Vorlage zu einem Brief der Geheimen Räte von Zürich (s. dazu unten Anm. 71), Basel und Bern an die Konstanzer Geheimen
Räte gedacht war. Diesem Briefvorschlag war ein weiteres Dokument (Beilage 1) hinzugefügt. Letzteres war für einige Ratsherren von Zürich bestimmt (wie dies aus unten Z. 104f hervorgeht - zumal andere Bürger kaum die Initiative hätten ergreifen dürfen, den Räten der anderen eidgenössischen Orte diesbezüglich zu schreiben) und sollte auch als Vorlage zu einem Schreiben dienen, mit dem diese ihren Geheimen Räten den Briefvorschlag in Beilage 2 hätten übermitteln sollen. — Ein wie in Beilage 2 vorgeschlagener Brief hätte auch von den Basler und den Berner Ratsherren an die Konstanzer Geheimen Räte gerichtet werden sollen; s. unten Z. 108f.
25 by lyb: um keinen Preis.
26 Konrad Zwick.
27 die süddeutschen Städte.
28 besser.
29 erweitern.
30 wie z.B. den Schmalkaldischen Bund.


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er ingenomen hat, ingestrickt sein 31 ), und wir baid aber warlich glouben, das gemainer Aidgnoschafft vyl, vyl und glich nitt minder dann unß selbs daran gelegen ist, das Costentz in sölich sachen nitt f gerathe (wie dann zu vermuten, das g sölichs, wa nitt ain anderer weg funden werde, g geschechen werde - dann wir nitt zwyflen, es seye schon mitt den andern oberlendischen stetten allen beschechen), hettend wirs für gantz fruchtbar, wann ewer herren glich die anderen Aidgnossen beschriben 32 , und inen sölichs fürgehalten 33 mitt erzellung, was gemainer Aidgnoschafft daran gelegen were 34 . Und wiewol vermutlich, das die päpstischen nichts wider den kaiser handlen werdind, wann dann die evangelischen örter 35 nun 36 ain bewilligung von den andern 37 haben möchten, meinen herren 38 ze schriben, etc., wa sy 39 inn jarsfrist (damitt man mitt lenge der zyt nitt beschwert werd) nieman durch ir statt den Aidgnossen zu nachtail passieren lassen, noch ainichen 40 andern furschub thain 41 , so wellten sy 42 hinwider, so ainer statt Costentz von etwarn 43 unbillichs zugefügt wellte werden, mitt bewilligung irer anderer Mittaidgnossen sy h44 beschützen und schirmen, ouch mitt gepurlichem zusatz 45 versechen, etc. Sölichs möchte der sach zu gutem gerathen, und das wir noch allso 46 mittainander in guter nachpurschafft belyben und baiden teilen, so vyl diß sach betrifft, geholffen werden. 697r.

|| Aber myn lieber vetter (so es euch ouch für gut anseche - wie es mich warlich das allerbest bedunckte 47 ) were gutwillig, selbs mitt euch 48 muntlich von disem allem ze reden, so ir inn etwahin beschiedind 49 , das 50 er durch Stain 51 müsste, 52 es were gen Stammen oder gleich an ain ort, das ZÜrich nächer und euch desshalb gelegner were. Oder köndt ir ye 53 nitt, das

f Am Rande nachgetragen.
g-g Am Rande nachgetragen.
h Über der Zeile nachgetragen.
31 allen ingestrickt sein: allen auferlegt wurde; s. SI XI 2197. — Zu den Namen einiger Städte, die sich damals bereits ergeben hatten, s. Nr. 2725, Anm. 28.
32 einberiefen (zu einer Tagsatzung). — Eine neue Tagsatzung der Eidgenossen wurde tatsächlich für den 10. Januar 1547 nach Baden einberufen. Dort wurde auch die Angelegenheit von Konstanz behandelt; s. EA IV/1d 755 g. 763 zu g. Noch vor Ende Januar 1547 kam es in Zürich zu einem weiteren Treffen zwischen Konstanz (vertreten von Konrad Zwick) und Zürich; s. aaO, S. 764f.
33 dargelegt, mündlich vorgetragen (werde); s. SI II 1234.
34 was daran gelegen were: wie wichtig es sei.
35 Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich. 36 nur.
37 von den katholischen Orten.
38 den Ratsherren von Konstanz.
39 die Konstanzer.
40 irgendwelchen. 41 furschub thain: Hilfe leisten.
42 Die Vier (protestantischen) Orte.
43 von etwarn: von irgendwo.
44 die Stadt Konstanz.
45 Zuschuss (s. SI VII 1565), in Anbetracht von unten Z. 116-118, oder Hilfstruppen (s. SI VII 1569) in Anbetracht von unten Z. 124-133.
46 auf diese Weise.
47 erscheint.
48 Bullinger.
49 etwahin beschiedind: irgendwohin bestellten.
50 so dass. 51 Stein am Rhein (damit kein Verdacht bei den anderen Ratsherren von Konstanz entstünde).
52 Stammheim (Kt. Zürich).

53 gar.


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dann sonst etwar 54 geschickter und vertrauwter dahin keme. Er 55 wellte aber euch am liebsten haben. 56 Darum wellt by disem botten ylends berichten, wahin er kommen sölle und uff wann, so irs anderß 57 ouch für gut achten, wie es dann by mir warlich nitt allain gut sonder ouch zu geschickterer handlung aller ding notwendig were; dann es sich nitt alles dermassen schriben lasst.

Darum sind daruff ylends bedacht 58 und redend davon mitt den vertrauwtesten, damitt die sach kainswegs verhönt 59 werde! Dann by höchster warhait, und so thür ich euch schweren kan, waist by unß kam ainiger mensch von diser sach usserhalb unser zwayer 60 .

Sover aber vyllicht der tag 61 von ewern herren nitt alls 62 ylends ussgeschriben kondte 63 werden, so sind doch daran, das ain sölich schriben 64 , wie in bygelegtem brieff gemeldet wurt, an meine herren von den eweren unverzogelich i bescheche, etc. Das wurt 65 gut sein; und das min lieber vetter und ir unverzogelich zusamen komind.

Bittend den allmechtigen gott, das er doch dise schwere sachen all zu gutem end laiten und bringen welle. Wie sind doch diß so schwer anfechtungen und gross strauffen 66 unserer sund und undanckbarkait!

Verzicht 67 mir min ylend 68 schriben. Die zyt forderts, das man sich herinn nitt sümme. Gott mitt euch zytlich und ewigklich! Amen. Datum den 30. decembris zu 10 uren vor mittag.

Ir kendt mich wol.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem erwirdigen, hochgelerten herren Heinrich Bullinger zu Zürich, meinem insonder vertrauwten lieben herren, zu selbs aignen handen 69 . I Am Rande nachgetragen.

54 irgendeiner.
55 Zwick.
56 Entsandt wurde Ratsherr und Obristmeister Georg (Jörg) Müller, der wie Bullinger der Zunft zur Meisen angehörte (s. zu diesem HBBW X 69, Anm. 3; Schnyder, Ratslisten 308; Nr. 2732, Anm. 11 und Anm. 18). Das Treffen mit Konrad Zwick kam in Stein am Rhein zustande. Wie, wird in Nr. 2732,16-28. 38-47, erörtert. Die Gesandschaft Müllers ist zudem in Zürich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1546/47, S. 47 der Ausgabenabteilung für reitende Boten, belegt.
57 sonst.
58 sind daruff ylends bedacht: nehmt euch der Sache schnell an.
59 in Schaden (nämlich ins Gerede) gebracht; s. Grimm XXV 576.
60 Gemeint sind Blarer und Zwick.
61 Die oben in Z. 43-45 vorgeschlagene eidgenössische Tagsatzung. 62 so.
63 könnte.
64 Nämlich das schon oben in Z. 31-33 angedeutete und unten in Beilage 2 vorgeschlagene Schreiben der Zürcher Geheimen Räte an die Konstanzer Geheimen Räte, dem sich auch die Berner und Basler Geheimen Räte anschließen sollten.
65 würde.
66 Strafen.
67 Verzeiht.
68 Hier wohl im Sinne von "dringendes".
69 Blarer hatte für diesen Brief einen eigenen Boten bestellt; s. oben Z. 2f.


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[Beilage 1:] 70 ||E II 441. 687r. Copy, wie ettlich an die gehaimen zu Zürich, 71 etc., 72 schriben mögen:

Uns langt glüblich an, das mit unseren nachpuren, denen von Costentz, allerlay handlungen gepflegen werden, die vilicht mit der zit, und ettwa glich bald, uns und gemainer Aidgnoschafft zu mercklichem nachtail kummen möchten. Derhalb ist unser bitt, ir wellend schrifftlich oder mundtlich gedachten von Costentz nachpurlich und trostlich zusprechen und bitten, 73 das sy sich wider ain Aidgnoschafft nit inlassen, 74 sonder, wo 75 inen ettwas beschwerlichs 76 begegnete, uch des berichten wellend; so syent ir guter hoffnung, uwere hernn und oberen, ouch andern Aidgnosen werden inen so vil möglich [e]rlichen j rat 77 und gern bewysen.

Sollichs habent wir für uns selbs uch, den gehaimen, züschriben wellen mit bitt, ir wellend disse mainung 78 ouch allain den gehaimen zu Costentz anzaigen, damit es dester stiller blibe.

Wir achten ouch, es solle gut und unseren heren nit missfellig sin, wo ir sunst bequemme mittel wissent, die zu erhaltung güter nachpurschafft zwuschent uns und der statt Costentz dienlich werent, das ir dieselben nit versummetent. Darzu wellend wir 79 unsers thails ouch gern helffen, und wir schribent gliche mainung unseren Aidgnosen Bern und Basel ouch zu

Datum.

[Notiz Bullingers auf der Rückseite:]An die geheimen gen Zürych. Copy.

[Beilage 2:180 ||E II 441, 688r. Anzaigung, wie die gehaimen zu Basel, Zürich und Bern den gehaimen zu Costentz schriben mochtent.

j Am Rande nachgetragen und zum Teil im engen Einband verdeckt.
70 Siehe dazu oben Anm. 24. — Solch ein Brief wird kaum in Zürich verfasst worden sein, zumal es dort keinen eigentlichen Geheimen Rat gab (s. dazu unten Anm. 71) und die Angelegenheit vielmehr mündlich von Bullinger mit Bürgermeister Hans Rudolf Lavater besprochen wurde, ehe Letzterer sich daraufhin sogleich mit einigen Ratsherren beriet; s. Nr. 2732,9-11. 12-16.
71 Seit dem Zweiten Kappeler Krieg gab es in Zürich keinen Geheimen Rat mehr, weil dieser für diesen Krieg verantwortlich gemacht worden war. Dies wurde zwischen Stadt und Land in einem Abkommen festgehalten (Zürich StA, C I 3268, Kappelerbrief vom 3. Februar 1532). Nur im Falle eines bevorstehenden Krieges sollten (so Bullinger in einem Schreiben an Myconius vom 18. Februar 1539) Kriegsräte eingesetzt werden; s. Henrich, Myconius Nr. 536. Dies
scheint nun Ende 1546 (vielleicht schon seit dem 31. Oktober - s. Nr. 2653,70f -, spätestens aber seit dem 15. Dezember 1546 — s. Nr. 2719,28-37) der Fall gewesen zu sein, denn in Nr. 2732,12-16, berichtet Bullinger von der Beratung eines solchen Ausschusses, dessen Beteiligte er aufzählt.
72 Damit sind Basel und Bern gemeint.
73 Wohl im Sinne von dem in Beilage 2 mitgeteilten Text.
74 Vgl. oben Z. 48-54 und unten Z. 124— 133. 75 Wenn.
76 Nachteiliges (für die Eidgenossen).
77 rat bewysen: Hilfe erweisen.
78 Sachverhalt; s. FNHDW IX 2121.
79 Aus der weiteren Angabe dieses Satzes geht hervor, dass mit "wir" nur Ratsherren gemeint sein können. Siehe schon oben Anm. 24.
80 Die oben in Z. 3 1-33,72—75 und Z. 92-94


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Ir, die gehaimen, hettent jetz offtermals verstanden, in was gefaar sy, die von Costentz, stündent, etc. Diewyl nun uwere hernn und ir von hertzen genaigt werent, ain statt Costentz zu allem irem nutz zu furderen und denen mitteln nachzügedencken, dardurch die alt gut nachpurschafft und fruintschafft zwuschent inen und ainer loblichen Aidgnoschafft erhalten werden möchte, so habent ir k uß gutem fruintlichen hertzen nit underlassen wellen, inen nachvolgend mittel anzubieten, nemlich wo inen damit gedient, wellend ir inen in gehaim 15'000 fl. on ainichen jerlichen zins lyhen und fursetzen 81 . Dagegen begerent ir, das sy sich verschribent 82 , so lang sy sollich gelt nit widerum bezalent, das sy durch ir statt und oberkait wider uch l und gemaine Aidgnoschafft, ouch derselben verwandte, niemandts passieren lassent noch deren öffentlichen finden 83 hilff oder furschub thuynt, sonder schuldig sin söllend, den jhenigen, die den pass mit gwalt erlangen welltent, bestes vermögens zu weren. 84

Und damit sy söllichs versehen 85 und sich selbs dester baß schirmmen mögent, wann dan die gefarlichait die zit 86 , das sy obbernmelte summa nit bezalt habent, sich m also zutrage, das sy mit iren burgern sterckere wacht halten oder ainen frömbden züsatz 87 annemmen müssent, so n wellend ir [in]en abermals [vo]n n ainem biß in zehen tusent gl. 88 fursetzen, und waß sy davon uff den züsatz oder notwendige hut und wacht in zit der gefaar ußgebent, das sollend sy nit uch°schuldig sin wider zu bezalen, das überig aber, 688v. || was von den anderen p zehen tusent gl. uff den zus[atz]q , r hut und wacht' nit ußgeben wert, sollend sy in monats frist, na[ch]dem der zusatz geurlobet oder die gfaar uffhördt, widerum erlegen, etc.

Wo nun sy vermainent, das inen diß mittel nützlich und annemlich sye, so mögent sy uch jres gemüths berichten. Wo nit, sollend sy doch darby erkennen, das ir die sach irenthalb truwlich und gut gemainnt habent.

k Über der Zeile nachgetragen.
l Über der Zeile nachgetragen.
m Über der Zeile nachgetragen.
n-n Am Rande nachgetragen und zum Teil im engen Einband verdeckt.
o Über der Zeile nachgetragen.
p Überflüssiges Wort, das hier irreführend ist. Es handelt sich immer noch um den oben in Z 128 angeführten Geldbetrag.
q Hier und unten Text im engen Einband verdeckt.
r-r Am Rande nachgetragen.
angekündigte Beilage; s. dazu oben Anm. 24. — Ob die Zürcher nach dem Treffen zwischen Georg Müller und Konrad Zwick in Stein am Rhein (s. dazu oben Anm. 56) je ein solches Schreiben an die Geheimen Räte von Konstanz richteten, bleibt offen.
81 vorschießen; s. SI VII 1687.
82 schriftlich verpflichten; s. Fischer II 1320.
83 Feinden.
84 Vgl. oben Z. 48-54. 92-94.
85 söllichs versehen: solches einrichten (vorbereiten), oder: solches (nämlich den Durchzug feindlicher Truppen) verhüten; s. Fischer II 1330.
86 die zit: während der Zeit.
87 hier: Hilfstruppen.
88 Gulden oder Florin.