Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2730]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz],
29. Dezember [1546]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 711 (Siegelspur) Zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 554, Nr. 1385

[1] Blarer hat gerade von diesem nach Zürich reitenden Boten [...] erfahren. Er hat aber Gäste, so dass er nur kurz schreiben kann. Bullingers Brief [nicht erhalten] wurde ihm übermittelt. Jetzt will er nur berichten, dass der Konstanzer Rat informiert wurde, dass Kaiser [Karl V. ] von den Städten, die sich ihm ergeben haben, unter anderem erwartet, dass sie künftig ohne sein Wissen kein Bündnis mehr eingehen. [2] Daher erscheint es Blarer sinnvoll, dass die Eidgenossen, und besonders die Zürcher, dem Konstanzer Rat schreiben, dass

b Über der Zeile nachgetragen.
cc — Textverlust bei Entfernung des Siegels.
wieder in Straßburg, wie sein von dort geschriebener Brief zu erkennen gibt (ebd., 553-55, Nr. 513). Der Abfall und die Besetzung Frankfurts und Umgebung durch von Büren machte es ihm jedoch unmöglich, weiter nach Hessen oder Kursachsen zu gelangen. Burchard und Lersner reisten hingegen kurz nach dem 29. Dezember nach England weiter (s. ebd., 532, Anm. 10. 545, Anm. 1; sowie Burchards Brief aus London vom 6. Februar 1547, ebd., 598f, Nr. 552). Erst im März 1547 trafen Burchard und Lersner wieder in Frankreich (Amiens) ein (s. ebd., 653, Nr. 584). Lersner gelangte spätestens am 18. April 1547 nach Kassel, wo er Bericht über seine Mission ablegte (ebd., 683-685, Nr. 609).
24 Der französische Gesandte Antoine Morelet
du Museau, der um Mitte November die Eidgenossenschaft verlassen hatte; s. Nr. 2682, Anm. 14.
25 Zu den ersten hier gemeinten Schreiben s. Nr. 2725, Anm. 26; zu den zweiten s. oben Anm. 5 und Anm. 6.
26 Wie Gott dies zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft mit dem persischen König Kyros tat; vgl. Jes 44, 28 —45, 2. 13.
27 Francisco de Enzinas, der mit Druckarbeiten in der Offizin von Johannes Oporin beschäftigt war.
28 Bezugnahme auf die Größe, die Bullinger zuvor an diese beiden übermittelt hatte; s. Nr. 2724,26-28.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Inhalt und besonders aus dem Zusammenhang mit Nr. 2731.


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sie hiervon gehört haben, dabei die wahren Absichten des Kaisers erkennen können und im Namen der alten Freundschaft mit den Konstanzern diese bitten möchten, dem Kaiser keine Zugeständnisse zu machen, die diese Freundschaft beenden und Spannungen mit den Eidgenossen verursachen. Im Gegenzug sind die Zürcher, und wohl auch die anderen Eidgenossen, jederzeit bereit, den Konstanzern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. [3]Solch ein Schreiben könnte verhindern, dass die Konstanzer in die Falle [des Kaisers] tappen. Blarer befürchtet nämlich sehr, dass dieser sie mit guten Worten ins Verderben stürzt. [4] Blarer muss abbrechen. [5][P.S.:]Mit dem nächsten Boten wird er mehr dazu schreiben. Er möchte (jetzt die Gäste]nicht auf sich warten lassen.

In grosser yl erfar ich disen ritenden botten 2 . Hab mittenzu 3 gest 4 . das ich nichts kan. Ewer schriben 5 ist mir wol zukomen. Kan nichts dismal, dann das mine herren anlangt 6 , wie der kaiser 7 ettlich beschwerlich conditionen inbinde 8 den stetten, die er innympt 9 ; under denen ouch dise, das sy fürohin on sin wissen kain pundtnusß 10 mitt nieman machen sollen, etc., und das ouch von ainem friden solle gehandelt werden, darinn diß und ander conditionen vergriffen 11 sein sollen.

Derhalb ich gedacht, es möchte nitt unütz sein, wa 12 die Aidgnossen a und sonderlich yetz ewere herren von Zürich a hetten meinen herren geschriben und angezögt, das sy sölichs, wie yetz gemeldt, fürkomme 13 , und, diewyl sy dann wol ermessen konnen 14 , zu was end diß alles angesechen 15 , und vorab 16 , wa die von Costentz derglichen friden und articul annemmen solten, das es nitt allain zu verhinderung kunfftiger früntschafft, sonder auch zu auslöschung der alten bysher gebrachten nachpurschafft und allso der statt Costentz und inen den Aidgnossen, nitt zu geringem schaden raichen wurde, so haben sy ausß nachpurlichem willen nitt underlassen konnen, sy des zu erinneren, mitt fruntlicher pitt, sich in sölchem allem flyssig und wol zu bedencken und nichts zu bewilligen, dardurch der gut will zwuschen den Aidgnossen und der statt Costentz aussgerut 17 und böse nachpurschafft verursacht werden möchte. Wa dann sy 18 18 inen 19 yeder zyt fruntlichen willen,

a-a Am Rande nachgetragen.
2 Unbekannt.
3 gleichzeitig; s. Fischer IV 1715.
4 Gäste. — Darunter vielleicht Konrad Zwick; vgl. Nr. 2731,28f.
5 Wohl ein nicht mehr erhaltener Brief Bullingers und kaum der schon vor zehn Tagen verfasste Brief Bullingers vom 18. Dezember (Nr. 2719).
6 das mine herren anlangt: dass meinen Herren [die Nachricht] zukommt. 7 Karl V.
8 auferlege.
9 Hier sowohl im Sinne von "einnehmen" als auch "aufnehmen" (letzteres bei den Städten, die sich dem Kaiser anerboten haben); s. SI IV 741f. —Zum Namen einiger solcher Städte s. Nr. 2725, Anm. 28.
10 wie etwa der Schmalkaldische Bund; vgl. Nr. 2731,35-38, oder sonst etwaige geheime Bündnisse, z.B. mit den Eidgenossen.
11 inbegriffen.
12 wenn.
13 das sy sölichs fürkomme: dass ihnen Solches zu Ohren komme; s. SI III 279 (wo "fürkommen" mit Akkusativ belegt ist).
14 könnten.
15 zu was end diß alles angesechen: was damit bezweckt wird; s. SI VII 555. 558.
16 vor allem.
17 vernichtet; s. Fischer I 498f.
18 die Zürcher; vgl. nämlich unten Z. 23-25.
19 den Konstanzern.


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guten rath und fürderung bewysen kondten 20 , das wellten sy nitt sparen. Und zwyfflen nitt, ander ire Mittaidgnossen werden glycher gstallt ouch gesynnet sein, etc.

Ain sölich schreiben uff dise mainung ongefar 21 möcht wol zu vyl dingen gut sin, das man nitt allso hinin plutschete 22 . Dann ich sorgen ubel ubel, gute wort werden unß den hals abstechen 23 .

Ich kan nitt mehr. Verzicht 24 mir. Datum 29. decembris, in höchster yl.

Am. Bl.

Schrib euch mehr by nechster bottschafft 25 . Sorgen, ich versum mich 26 .

[Adresse auf der Rückseite:] Meinem insonder vertrauwten herren m. Heinrich Bullinger. Zürich.