[2682]
Autograph: Zürich StA, E II 336a, 259 (neu: 276) (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Myconius hat zwei Briefe (Nr. 2671 und Nr. 2672] zusammen abgeschickt und vorher
jeden sich ihm darbietenden Boten in Anspruch genommen. Warum klagt also Bullinger, dass
er selten schreibe? Und wie soll er denn wissen, ob er alle Briefe Bullingers erhalten hat oder
nicht? Aus den Antworten sollte dies ersichtlich werden. — [2] Er bedauert, eine falsche
Meldung über Papst [Paul III.] und Kaiser (Karl V.] verbreitet zu haben. Er dachte nämlich,
dass alle Nachrichten aus Konstanz (die Quelle seiner Information) glaubwürdig wären
— [3] Bullingers Mitteilung über den treulosen [Herzog] Moritz (von Sachsen] ist wirklich
schlimm. Myconius hätte dies nie von Moritz gedacht! Weniger furchterregend ist der Abzug
des Kurfürsten [Johann Friedrich von Sachsen] aus dem [protestantischen Feldlager]. Schon
lange finden manche, dass dieser besser daheim geblieben wäre. Ein guter Mann [...]schriebBriefe_Vol_18-294 arpa
neulich, dass die besten Reiter im Heer die Hessen und Pfälzer seien; die [Sachsen] sind so,
wie man sie kennt. Wenn der Kurfürst nicht am Krieg teilgenommen hätte, wäre dieser wohl
schon beendet. Angeblich war das kaiserliche Heer [den Schmalkaldenern] schon dreimal
ausgeliefert; der Kurfürst soll aber verhindert haben, dass diese Gelegenheiten genutzt wurden.
Dennoch wird Gott wohl wie bisher für die Seinen sorgen. —[4]Ziemlich viele kaiserliche
Landsknechte ziehen in der Nähe von Basel durch. Sie werden vom kaiserlichen Heer entlassen
worden oder von dort geflohen sein. Deshalb erwartet man bald gute Nachrichten aus
[Zürich]. Auch die eidgenössischen Söldner kehren aus Straßburg und von woanders zurück.
Man verspricht sich also für einige Monate Ruhe. —[5][Antoine] Morelet [du Museau], der
Gesandte des französischen [Königs Franz I.], reiste dieser Tage für zwei Monate nach Frankreich,
und zwar mit königlicher Bewilligung. Manche freuen sich darüber, weil sie denken,
dass Morelet den König im gemeinsamen Interesse [aller Protestanten] unterweisen wird.
Myconius hingegen setzt sein Vertrauen auf Gott allein. — [6] Die Söldner, die aus dem
kaiserlichen Lager in die Nachbarschaft von Basel zurückkehren, bleiben stumm! Nur schon
ihre Traurigkeit lässt erkennen, dass ihnen übel mitgespielt wurde. Auf die Frage über den
Verlauf des Krieges antwortete einer [...] aus dem Dorf Landser, dass diejenigen, die es wissen
wollen, selbst hingehen müssen. Im Dorf Grenzach sagte ein erfahrener Kriegsmann [...], dass
er unter keinen Umständen wieder zum Kaiser ziehen wolle. — [7] Gerade kommt der Bote
[...]. Myconius muss schließen. Gruß.
S. Binas 1 iam postremo simul misi et antea nullum tabellionem, quantum sciverim, meis non oneravi. Miror ergo, quod conquereris 2 rarius me scribere. Ignoro autem, si non accepi omnes, quas tu dedisti, nam ex actorum ordine patere videtur, quod dico.
Mendacia spargi 3 dolet; putaram ego nihil ex Constantia scribi non verissimum; nam inde fuit, quod narratum est de papa 4 contra caesarem 5 .
De Maunicio 6 profecto male nuncias. lurassem fuisse bonum virum! Doleo valde perfidiam eius. Quod abit autem elector 7 ad suos liberandos, non valde me terret. Nam quod adtinet ad ipsum, scio, qui 8 iam pridem optassent fuisset domi. De equitibus eius scripsit nuper bonus vir 9 : "Ex equitibus optimi sunt Hessici et Palatinenses. greck geck 10 sui sunt similes". Si abfuisset, putant quidam iam debellatum esse. Constat enim tertio in manus datum caesaris exercitum, si ille 11 rem non impedivisset. Age, dominus invocandus ut hactenus, et sperandum firmiter daturum esse, quod dedit hucusque.
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Transeunt milites cesareani satis multi iuxta urbem nostram. Nemo aliter putavit quam vel dimissos a cesare vel fuga elapsos. Expectavimus ergo letum a vobis nuncium aliquod. Redeunt item Helvetii ab Argentinensibus et aliunde. 12 Quare persuasimus nobis ad menses aliquot tranquillitatem.
Legatus Galli 13 Maurus 14 illis diebus abiit in Galliam. Ad hoc enim rex concessit duos menses. Sunt, qui ob id gaudeant. Arbitrantur enim regem instructum iri a legato in rem communem. 15 Dominus vero mihi adiutor; et non timebo, quid faciat mihi homo. 16
Qui redeunt a cesare circa Basileam, piscibus sunt magis muti. 17 Tristicia sola docent 18 non actum secum feliciter. In pago Lanser quidam 19 rogatus est a suis: "Quid ais? qui successit? loquere vel verbum!" Nihil respondet nisi: "Gand 20 und erfarends als wol als ich." In pago Krentzach 21 est, qui 22 dixit: "Mir gescheche ja glich wol old wee 23 , zum keyser kumm ich nümmermee!" Und der ist ein kriegsman von juget 24 uff . . .
Adest, qui 25 has 26 vult auferre. Desinere cogor. Vale per Christum lesum. Basileae raptim, 17. novembris anno 1546.
Tuus Myco.
[Adresse auf der Rückseite:] D. Heinricho Bullingero, domino suo venerandissimo. Zü[rich]a.