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Autograph: Zürich StA, E II 441, 54 (Siegelspur) Ungedruckt
Hat in Rüti ein schwieriges Amt angetreten; denn er wird von den Bewohnern des ehemaligen Klosters und vom Pfleger [Jakob Kumber]befeindet und isoliert. [Wolfgang]Huber, der älteste der Mönche, und der Pfleger wollen ihn wegen seiner Matthiastag-Predigt, in der er über die Untaten und über das Ende des Judas sprach und dabei die Veruntreuuung von fremdem Gut, besonders von Almosengeldern, scharf rügte, bei der Obrigkeit in Zürich verunglimpfen. Bittet Bullinger, ihn zu rechtfertigen, wenn die Sache zur Sprache kommt. Grüße.
Pax multa diligentibus etc.
Min lieber her und vatter, ich bin wol ingedenck üer vätterlichen wortten, die ir mir anfenglich hand geseyt, ir werdent mich steken an ortt, da ich vil widerstand werd haben. "Si autem dominus pro nobis, quis contra nos?"[Röm 8, 31]. Ich hette wol mit sant Thoma mogen reden: "Domine, quo vis, mittas me, praeter ad Indos!"2 Doch han ich für mich genomen, mit göttlicher hylff, ich weite etwas fruchtbars uß dissem verstockten volck 3 han bracht, als üch geseyt han. Aber es ist nit da innen, so wend sy nit inhen lan 4 , so ist der pfleger und sy eines sinns und züchent ein gantz husgesind mit inen, bedarf nieman zu mir wandlen 6 , reden und handlen guttes, sy werdent verhasst und müssent es sur engelten, und pringen das volck nach irem wyllen.
So hett es sich geben jetz uff sant Mathias tag 7 , han ich sin election und end Jude 8 anzogen 9 und, womit Judas ein sömlicher schantlichen tod verschuldet hat, disse meynung, er sye ein schaffner gesin gottes und des allmusen, das habe er mißbrucht und darvon gestollen das klein, darnach das groß 10 , und in der gyt sin hertz besessen, das er siner er und ampts vergessen habe
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und nach frömbdem gut betrachtet, hab im got herumm 11 reprobum sensum 12 geben, das er in grossere laster gevallen sy, in verrättery, blut verbüssen 13 etc. 14 Also alle, die sych in gyt ergeben und mit frömbden gütter ummgant und die zu iren hand züchent, sonder 15 das helig almussen, das der armen zustat, die wirdt got straffen und ein erschrochelich end begegnen, ouch allen denen, die gottlosslich lebent und ir leben nit enderen, die werden allso jämerlich enden. Und andere gschryfft hiemit angezögt, namlich Numeri 16 16 : Dathan, Abyron; 4. Regum 9 17 : Jesabel; 1. Regum ultimo 18 : Saul; 2. Regum 18 19 : Absolon; 4. Regum 19 20 : Senacherib, et Abymelech 21 etc. Und also wyl ich üch herin rechnung geben han miner ler, und vermeynt also, ich hette es wol troffen und christelich exhortiert, nieman zu nachteyl. Da ist der Huber 22 , der eltist münch, uff die barkilchen 23 gelouffen und in 24 uffgewecht 25 , ob er nit darzu thu wel, ich hab sy und all amptlüt geschent und geschmecht, und ein gemeynd vociert und an sy bezüget 26 . Doch muß megen insagen, was sy wend, da nit an ist 27 . Aber es ist nit anders, dan wie ir hie bericht sind. Sy wend nit angerürt nach gestrafft 28 und geleit sin und alle wort sinistre ußlegen, als dann ettlichen me han gethon, und geschirren ander lüt an 29 , die ein uff lassen gan 30 , und wend sy dann die hend weschen. Und das füg ich üch ze wissen als einem lieben vatter und heren, dan den uffsatz 31 han ich erlanget, das ich die huren han vertryben 32 . Dann die heren hand ein eygen löffer 33 inen zugeschickt. Und verhoffte, ich welt das antichristenrich zestoren und dem frommen Christum darsetzen, wenn die widerchristen nit werent; ich hette fromer lutten gnug.
Ich byt üch, entschuldigen mich, ob es ettwan bedacht wurde 34 , und lassent mich bevollen sin by der warheit und rechten sachen. Beschirment mich, so wyl ich mich aller redlicher datten flyssen.
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Begrützen mir üer volck 35 . Vale prospere et sane.
Datum sabbato ante oculi.
Nicolaus Steiner
vestris praeceptis se a
subiciens.
[Adresse auf der Rückseite:] Ad dignissimas manus doctissimi viri, magistri Heinrici Bulligeri, concionatoris divinorum Thuricensis, domino suo semper obediendo.