Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3016]

Johannes Blasius
an Bullinger
Chur,
20. September 1547

Autograph: Zürich StA, E II 365, 61f (Siegelspur) Druck: Graubünden, Korr. I 112f, Nr. 86

[J] Blasius und [Luzi Heim]1 empfingen durch Kaufleute Bullingers Brief [nicht erhalten] zusammen mit der Proposition 2 Kaiser Karis V. für den [Augsburger] Reichstag. Den für [Francesco]Negri bestimmten Brief Bullingers [nicht erhalten]3 haben sie an diesen weitergeleitet. - [2] In der letzten Woche war Blasius in Chiavenna sowie in den Veltliner Ortschaften Traona und Caspano. Dort hat man für die Stelle des [aus Caspano] vertriebenen Prädikanten [...]4 einen Nachfolger gewählt, nämlich den adligen Doktor Raphael Paravicini 5 Das wird dein Teufel wiederum zu schaffen machen! In Chiavenna gibt es einen schlimmen Streit zwischen Agostino Mainardi und Camillo Renato bezüglich der Sakramente. Während Mainardi die Ansicht vertritt, dass die Sakramente die Bündnisse Gottes bekräftigen, ist Renato dagegen. 6 Da beide ein echt italienisches Temperament haben, wird es noch viel Arger geben! -[3]Aus Italien kanten verbürgte Nachrichten wegen des Kaisers. Sein Kriegsvolk hat mit List und Verrat Parma 7 und Piacenza 3 eingenommen. Herzog Pier Luigi Farnese wurde [in

1 In der Vorlage steht der Plural: "hand wir entpfangen", worauf der Text mit "und pin in vergangner wochen" fortgesetzt wird. In Anlehnung an die Briefe Nr. 2932 und Nr. 2964 und angesichts der Tatsache, dass es sich in diesem Fall um eine politische Angelegenheit handelte, wird Bullingers nicht mehr erhaltener Brief auch an den Churer Bürgermeister Luzi Heim adressiert gewesen sein.
2 Zu diesen für den Reichstag von Augsburg verfassten "Propositiones" des Kaisers s. zuletzt Nr. 3012, Anm. 1.
3 Damit antwortete Bullinger auf Negris Brief vom 10. August (Nr. 2982).
4 Siehe dazu Nr. 2976.
5 Er war nicht der Vater von Bartolomeo Paravicini, der früher in Zürich studiert hatte (s. zu diesem Nr. 2902, Anm. 1). In einem am 10. März 1548 an Bullinger gerichteten Brief empfiehlt nämlich Camillo Renato einen Sohn des ausdrücklich genannten Raphael Paravicini zum Studium nach Zürich (s. Graubünden, Korr. 1123f, Nr. 95). Dieser Junge wurde aber einige Tage zuvor, am 27. Februar 1548, im Brief von Bartolomeo Paravicini (Graubünden, Korr. 1122f, Nr. 94) als Sohn seines frommen "vetters" (Verwandter; s. dazu SI 11133), dessen Vor-
name und Name nicht erwähnt sind, angekündigt. Demzufolge ist die Namensergänzung des Vaters von Bartolomeo in HBBW XIV, Nr. 2019, sowie auch die Aussage in Renato, Opere 159, Anm. 2, falsch. Bartolomeo könnte allerdings von Camillo Renato im Hause seines Verwandten Raphael unterrichtet worden sein (vgl. HBBW XIV 303, Anm. 1). - Bei dem in den oben erwähnten Briefen aus dem Jahr 1548 empfohlenen Sohn Raphael Paravicinis handelt es sich um Martino; s. Beat Rudolf Jenny, Antonius Stuppa - ein vergessener Humanist aus dem Bergell, in: Bündner Monatsblatt 1975, Nr. 3/4, S. 78f, Anm. 32; Emil Weller, Uebersicht der litterarischen Thätigkeit des Pietro Paolo Vergerio, in: Serapeum 5, Leipzig 1858, S. 73, Nr. 22 (Widmung des Martin an seinen Vater Raphael).
6 Zu diesem Streit s. Augusto Armand Hugon, Agostino Mainardo. Contributo alla storia della riforma in Italia, Torre Pelice 1943, S. 51-74; Jan-Andrea Bernhard, Reformation und Konfessionalisierung in den Drei Bünden (Graubünden), in: Die schweizerische Reformation. Ein Handbuch, hg. y. Amy Nelson Burnett und Emidio Campi, Zürich 2017, S. 328f.


Briefe_Vol_20-481arpa

Piacenza]erstochen und aus dem Schloss geworfen. [Galeotto II. Pico della]Mirandola 9 kam [diesem]anderthalb Stunden zu spät [zu Hilfe]und zog sich mit seinen Söldnern wieder nach Mirandola 10 zurück. 11 -[4]Gruß und Segenswunsch. In Eile.