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Autograph: Zürich StA, E II 357, 238 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung des Brieftextes: Blarer BW II 643, Nr. 1461 1
[1]Blarer hat Bullingers Brief vom 22. Juli [Nr. 2960] mit Dank erhalten und hofft, dass sein
letzter [Nr. 2963] und sein vorletzter Brief mit den fünf Batzen [Nr. 2955] gut übermittelt
wurden. -[2]Bullingers fürsorgliche Warnung [bezüglich der Verhandlungen der Stadt Konstanz
mit Kaiser Karl V] ist willkommen. Es wäre schön, wenn [die Stadt] in ihrer Haltung
verharren könnte. Doch Gott allein weiß, ob das so bleiben wird. Ohne dessen Fürsorge wird
wohl auch Konstanz sich fügen müssen. Bullinger und die Zürcher Kirche mögen für die
Konstanzer beten. - [3] Der Kaiser ist noch nicht in Augsburg. Am 18. Juli befand er sich
noch in Nürnberg. Ja, der Reichstag wurde ausgeschrieben. Einige meinen, er würde in Speyer
stattfinden, andere wiederum in Regensburg, denn in Ulm und Augsburg sollen bereits einige
Menschen an der Pest sterben. Was auf dem Reichstag verhandelt werden soll, wird man bald
erfahren. Doch dessen Ergebnis wird nicht besser sein als jene der vorherigen Reichstage, da
vermutlich alles immer schlechter wird. Der Herr sei uns gnädig! -[4] Der Kaiser entlässt
immer wieder Kriegsknechte, so dass man glaubt, er wisse wohl, wie es mit Frankreich, den
Türken und allen anderen steht. Zwischen Frankreich und England gibt es Spannungen, und
[die Kaiserlichen]gießen Öl ins Feuer, damit es noch schlimmer wird. Der Kaiser soll viele
Kriegsknechte schicken, um den Aufruhr in Neapel niederzuschlagen. - [5] Es kursiert die
unverbürgte Nachricht, dass die Türken Pressburg eingenommen hätten. - [6] Am vergangenen
Donnerstag ist in Konstanz gegen vier Uhr morgens eine entsetzliche Feuersbrunst
ausgebrochen, die allerdings mit Gottes Hilfe gelöscht werden konnte. Das Feuer ist im Haus
eines Sattlers [...] an einem sehr gefährlichen Ort entflammt. Mindestens ein Haus, wenn nicht
sechs, sind abgebrannt. Auch andere Häuser sind in Brand geraten. Allerdings konnte man sie
retten. Wenn der Wind nicht nachgelassen hätte oder wenn das Feuer zu Beginn der Nacht
statt gegen Morgen ausgebrochen wäre, hätte es schlimm ausgehen können. Die Menschen
haben sehr tapfer und bis zur Erschöpfung gegen das Feuer gekämpft. Wären die Nachbarn,
nämlich die Thurgauer, die Radolfzeller und Meersburger sowie auch der Komtur der
Deutschherren auf der Mainau [Sigmund von Hornstein] nicht zu Hilfe gekommen, hätten die
Konstanzer es alleine nicht geschafft. Die Thurgauer erwiesen sich als besonders hilfsbereit.
Gott sei Lob und Dank! Er möge uns vor dem Höllenfeuer bewahren! -[7]Sebastian Schertlin
lässt grüßen. Marcell Dietrich von Schankwitz hält sich in Baden auf Größe an aile Familienangehörigen
und an alle Ratsherren und gute Freunde. Thomas Blarer und Konrad Zwick
lassen grüßen. Bullinger möge für Konstanz beten. -[8] [P.S.:] Blarer bat gestern Joachim
Rheticus, die lateinisch-deutschen Verse abzuschreiben, um sie mit diesem Brief zurückschicken
zu können, doch weiß er nicht, ob die Abschrift schon vorliegt. Falls nicht, sendet er sie
nächstens mit einen, sicheren Boten.Briefe_Vol_20-351 arpa
Freuntlicher, hertzgeliepter herr und brüder, ewer bruderlich schreiben 2 hab ich zu danck empfangen. Hoff, euch mein jungst schreiben 3 auch wol zukommen sein, desgleichen das davor, 4 sampt den funff batzen.
Ewer getruwe warnung 5 nemmend wir gern an. Weilten nichts lieber noch hertzlicher, dann das wir allso beleyben 6 kondten. Obs aber gesein möge oder werde, waist allain der barmhertzig truw gott. Der müsß mitt sondern gnaden ob uns halten 7 , oder ich sorgen, wir müssind ouch in bengel 8 beyssen und thain 9 , das unß beschwerlich seye, ob es glichwol vor gott verantwurtlich 10 sein möchte. Ach, bittend und hettend für uns sampt ewer kirchen, das unß der herr gnedigklich erhalte!
Der kaiser 11 ist noch nitt gen Augspurg kommen, sonder den 18. iulii noch zu Nürnberg gewesen. Der reychstag wirt usgeschriben, wie ir melldt, 12 dann das 13 ettlich sagen gen Spyr, die andern gen Regenspurg, dann 14 zu Ulm und Augspurg stirbt es etwas an suchten 15 . Was die handlung diß reychstags sein werde, wurt man bald gewar. Kann aber nitt besser sein dann der vorigen; aber zu besorgen, das letst werde ymmer das ergst sein! Der herr seye unß gnedig.
Der kaiser urlobt das kriegsvolck ymmer vornenzu 16 , das man gentzlich acht, er wisse wol, wie er mitt Franckrich, Turcken und allenthalb stande. Aber Franckreych und Engeland sollend nitt wol zusammen sechen 17 , und schütt man 18 öl in das führ, das es dest grösser und heller werd. Kaiser soll vyl knecht schicken, die unru in Napleß ze stillen. 19
Es wirt her geschriben und kompt sonst ouch die mähr 20 , der Turck solle Pressburg 21 erobert und eingenommen haben. Ist aber noch kam grund 22 .
Wir habend verschines 23 donstags 24 zu vier uren gegen tag ain grausame, erschröckliche brunst 25 hie gehapt, die gott mitt sondern gnaden und wunderbarlich hat zergehn 26 lassen. Ist in ains sattlers 27 huß angangen, an ainem
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gar sorgklichen 28 ort. Sind ain hauß oder 29 sechse verbrunnen, aber vyl, vyl buser angangen 30 , die man aber erreddt hat. 31 Es was ain wynd. Wa 32 derselbig nitt abgestanden, were es ubel ergangen, oder were diß brunst gegen nacht 33 wie 34 gegen tag angangen. Unser volck hat sich gar dapfer und waidlich geprucht 35 , aber 36 so gar abgemerglet 37 . Weren die nachpuren 38 nitt kommen, hettends die unsern nitt erharren 39 mögen. Es sind all nachpuren zuzogen: Die Turgöwer, die von Zell 40 und Merspurg, ouch der comethur usß der Maynow 41 . Die frommen Turgöwer habend sich nun gar waidlich gehalten. Dem herren seye lob in ewigkait! Der behüt unß gnedigklich vor dem hellischen und ewigen fuhr.
Der herr Schärtlin 42 empeut euch alles güts. Marcell 43 ist zu Baden. Grütz ewer liebs hausgesind sampt allen herren und güten frunden. Die unsern empietend euch vyl dienst, gutz und grütz, sonderlich mein lieber brüder 44 und vetter 45 . Bittend gott getrulich und hertzlich für unß! Datum den 26. iulii 1547.
[Ohne Unterschrift.] |
Carmina 46 illa Latinogermanica nescio, an mittere nunc possim. Ioachimus Rheticus 47 heri describenda accepit. Si nunc mittere non licebit, proxime inde nuncio certo remittam.
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[Adresse auf der Rückseite:] Domino Heinricho Bullingero, amico suo summo. Tiguri.