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Autograph: Zürich StA, F II 361, 160-160a (Siegelspur) a Ungedruckt
[1]Obwohl Erb selten schreibt und Bullinger und Gwalther fast nie zum Schreiben kommen
(sie sind ja mit vielen kirchlichen und weltlichen Aufgaben beschäftigt), weiß Erb dennoch,
dass das Unglück der von arglistigen Widersachern immer häufiger geplagten Kirche [der
Herrschaft Reichenweier]den Zürchern wohl bekannt ist. Diese sollen unablässig beten, dass
der Glaube [in der Grafschaft]nicht untergeht! -[2] Um die Kirche von Reichenweier steht
es wie folgt: Während des [Basler Exils] von Graf Georg von Württemberg-Mömpelgard
verkommt in der Herrschaft die christliche Lebensweise! Selbst die Vornehmen und die
politischen Amtsträger pflegen einen völlig verdorbenen Lebenswandel: Sie suchen ihren
Vorteil, verschließen die Augen vor den öffentlichen Schandtaten und bringen damit dem
Wort Gottes eine so große Verachtung entgegen wie noch nie. -[3]Der Graf lebt in Basel
und hat zu viele Sorgen, um auch noch diesen schlimmen Zuständen entgegen wirken zu
können. Er wird sowohl von Kaiser Karl V als auch von seinem Bruder, Herzog Ulrich von
Württemberg, schlecht behandelt. Ihm werden sogar vom Herzog die ihm zustehenden
Auszahlungen aus seinem Herzogtum verweigert! Daran verzweifelt er beinahe (wie es bei
Adligen üblich ist), da er denkt, dass es um ihn geschehen sei. Die feindlichen Habsburger
im benachbarten Ensisheim verbreiten allerorts das Gerücht, dass sie über [die Herrschaft
Reichenweier]herrschen werden. Sie wollen nichts von dem der Herrschaft geschuldeten
Einkommenszehnten und sonstigen Zahlungen hören, zu denen sie verpflichtet wären. Und
dabei handelt es sich nicht einmal um hohe Beträge! Und so kommt es, dass das Volk das
Evangelium für dieses Ubel verantwortlich macht. -[4]Erb und seine Kollegen predigen
mit aller Kraft dagegen, richten aber dabei kaum etwas aus. Kurz: Der Teufel ist Meister
geworden. Das aber ist die Vergeltung für den Undank [gegenüber Gott]und den Mangel an
Bußfertigkeit! Möge Gott die verdiente Strafe unverzüglich verhängen, damit die Frommen
noch etwas ruhigere Zeiten erleben dürfen und das Evangelium [erneut]verehrt wird. Aber
warum sich derart Sorgen machen? Es geschehe der Wille des Herrn! -[5]Den wenigen
Pfarrer in Reichenweier wird Karl V. wohl den Untergang bringen. Aber sie werden selig sein,
denn Gott ist mit ihnen. Jener aber ist zweifellos des Teufels! Das wird er [schon] merken.
-[6]Es gibt viele Schmeichler, die meinen, dass der Kaiser in der Religionsangelegenheit
richtig handeln wird. Sollen sie nur an ihren Kaiser glauben! Erb teilt diese Meinung nicht,
denn er weiß, wie verschlagen Karl V. in der Vergangenheit vorgegangen ist. Für ihn und
die Seinen ist Christus der einzige Erlöser. Und dieser hält das Herz des Kaisers in seiner
Hand und kann es nach Belieben wenden. [Soviel zur Reichenweierer Kirche.] -[7]Der
Bericht über die von Kardinal Cristoforo Madruzzo angeführte Gesandtschaft zu Papst
Paul III. bezüglich des Trienter Konzils, die vom Kaiser und den Reichständen veranlasst
wurde, wird den Zürcher wohl schon bekannt sein. Ebenso sicherlich auch die Antwort des
Papstes und die vom Kaiser und den Reichsständen daraufhin gefassten Beschlüsse. Darausbriefe_vol_21-159 arpa
wird die Natur dieser Schmeichler offenkundig. -[8]Bucer wurde neben einigen anderen
Predigern aus den Reichsstädten [nach Augsburg]berufen. Sie sollen dort in den strittigen
Religionsfragen eine Einigung ausarbeiten, die so lange gültig sein soll, bis ein freies
Konzil einberufen werden kann. -[9]Die Zürcher mögen für die Kirche [der Herrschaft
Reichenweier]beten, damit dort weder Christus noch die Wahrheit preisgegeben werden.
-[10]Grüße an Konrad Pellikan, Theodor Bibliander und die übrigen Pfarrkollegen samt
deren Familien. Ebenfalls Grüße an Gerold Meyer von Knonau d.J., der seit seiner Abreise
[aus Reichenweier]nichts mehr von sich hören lässt. Vielleicht wurde er zum Anhänger des
Kaisers... Erneuter Gruß. In Eile. -[11][P.S.:]Eigenhändige Grüße von Oswald Fürstenlob
und Nikolaus König. -[12]Der junge [Briefüberbringer], Bartholomäus [Hermann?] aus
Magdeburg, der im letzten Jahr als Lehrer an der Schule in Hunaweier wirkte, sei den
Zürchern empfohlen.
Gratia domini vobiscum. Tametsi ego raro vosque multis negotiis et ecclesiæ et reipublice nomine occupati fere unquam scribatis, scio tamen vobis ecclesiæ nostre adversitatem esse adeo cognitam (quam in dies magis ac magis malevolorum et versipellium insidiis mirifice agitetur), ut indesinenter pro nobis oretis, ne deficiat fides nostra. 1
Atque, ut sciatis, optimi vin et fratres in Christo observandissimi, quo in statu nostre sint res quibusque angamur maus, paucis hec accipite: Absente principe 2 omnis disciplina periit christiana! Proceres ipsi et quorum interest rempublicam gubernare, perversissime sunt vite hommes, sua querentes, ad publica conniventes flagitia. Deinde tantus contemptus est verbi etiam in tot adversis quam unquam.
Princeps agit Basilee nec hisce maus potest mederi ipse satis gravatus. 3 Impropitium 4 habet caesarem 5 , ne dicam et fratrem 6 , qui etiam ea, que ex ducatu illi debentur,
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solvere detrectat. Hinc ille foster 7 (ut sunt principum mores) animum despondet propemodum de se actum putans. Postremo finitimi domus Austriaci 8 adversarii ab Ensesheim 9 , etc., qui se nobis imperaturos ubivis gentium dissipant, omnia debita, decimas pro-||160v ventus, et quicquid nobis sub illorurn ditione debetur (tametsi non sit adeo plurimum) b , anathematizarunt ita, ut nemo illorum nostris deinceps sit a solvendo. Atque ita fit, ut vulgus suo more huius mali euangelion insimulet.
Nos interim ad rauzim usque clamamus 10 , parum tarnen promoventes, monemus, obiurgamus, solamur parum proficientes. Summa: der teuffel ist bey uns gar meister worden. Verum hec est retalio 11 ingratitudinis et impoenitentiae, etc. Hoc oro, si deo ita visum esset, ut meritarn poenam statim irrogaret atque pii tandem viderent etiam aliquantulum tranquilliora tempora, quo evangelii gloria latius propagaretur. Verum quid sollicitor? Fiat domini voluntas!
Nos fratres hic expectamus caesarem, tametsi pauci simus, ut nos devoret. Erimus ter quaterque beati. 12 Vident 13 ipse. Nam deus nobiscum. Quis Satanam cum illo esse dubitat?
Plures sunt palpones, qui putant caesarem religioni recte consulturum, quibus non subscribo, cum sciam, quibus fucis hactenus egerit. Habeant ergo ii suum caesarem, nobis Christus sit unica salus, qui ||160a r. cor caesaris habet in manu sua et, quocunque voluerit, vertet illud. 14
Acta apud papam c,15 de concilio Tridentino per Christophorum cardinalem, legatione fungentem nomine caesaris et statuum imperii, et responsum pape, item et deliberationem caesaris et statuum, ni fallor, habetis. Illic licet vobis videre adulatorum mores, etc.
Bucerus vocatus est cum quibusdam aliis imperialium civitatum concionatoribus, 16 ut consultent de communi pace in religione habenda, dum liceat caesari liberum convocare concilium.
oder Wörter-Buch in dreyen Sprachen, Genf 1718, S. 165 s.v. "sich heiser schreyen".
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Orate pro nobis, vin sanctissimi, et pro ecclesia nostra, ne Christus et veritas succumbat in tentationibus. Amen.
Salutabis Pellicanum, Bibliandrum ac reliquos symmystas vestros in Christo Jesu cum familiis vestris, item Geroldum 17 nostrum, qui a discessu nihil scripsit, forte factus caesareanus. 18 Valete in Christo Jesu domino nostro. Amen. Raptissime. Richenville, 10. die februarii 1548. Vester Erbius.
Vos salutant d Oswaldus Furstenlob 19 mit aigener meiner hanndt, d e Nicolaus Regius e 20 .
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Hunc adolescentem Bartholomeum 21 Magdeburgensem priori anno schole Hunnenvilensis pedotribe 22 vobis commendamus, etc.
[Adresse auf der Rückseite:] Eximiis vins d. Henrycho Bullingero et Rudolpho Gvaltero, ecclesiastis Tigurinis vigilantissimis, fratribus in Christo observandis. 23