Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3181]

Georg Frölich
an Bullinger
[Augsburg],
Dienstag, 10. April 1548

Autograph: Zürich StA, E II 346, 241f (Siegelspur) a Ungedruckt

[1]Frölich kann sich genauso berechtigt wie Bullinger Lin seinem nicht erhaltenen Schreiben] über das Ausbleiben von Briefen beklagen. Die schwierigen Zeiten entschuldigen beide. Frölich hätte jede Menge (völlig unverfängliche!) Neuigkeiten zu berichten, jedoch fehlt ihm dazu der Mut, weil anständige Menschen für derartige Nachrichtenübermittlungen schon fürchterlich bestraft wurden. -[2] Um die deutsche Freiheit ist es geschehen. Sie kann (so Gott will) nur mit der Zeit wiedererlangt werden. Die Reichsfürsten müssen gegen ihren Willen in Augsburg bleiben und werden durch die hohen Ausgaben regelrecht aufgerieben. Auf Seiten des Kaisers und [der Reichsstände]wird viel über den sogenannten Landfrieden, das Reichskammergericht, die Steuerabgaben und den Reichsbund verhandelt. ber diesen gibt es jedoch noch keinen Beschluss und keine Bekanntmachung. Den zu Grunde gerichteten Reichsstädten wird viel auferlegt. Davon werden sie sich kaum erholen. -[3] Während dieser langen und harten Verhandlungen geschehen allerorts viele Verbrechen. Den Sittenverfall sowie die harte Verfolgung vermeintlicher Häresie haben die Augsburger sogar selbst in ihre Stadt eingeführt! Viele gute Leute hoffen und beten, dass ein himmlisches Strafgericht dem ein Ende setzt. -[4]Unterdessen hat man sich ausgiebig über die Frage beraten, wie man sich in den Kirchen bis zur Einberufung des Konzils [einheitlich] verhalten solle: Karl V. wird [den Evangelischen]anscheinend die Priesterehe, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt und die Regensburger Rechtfertigungslehre [von 1541] zugestehen. Die evangelischen Kirchen müssen nicht wieder mit Götzen beladen werden und dürfen weiterhin auf gewisse Riten wie z.B. die Konsekration von Wasser und Salzes verzichten. Auch die freie Predigt bleibt erlaubt, sofern sich die jeweiligen Konfessionen nicht gegenseitig verunglimpfen. Wie immer aber sind die Papisten nicht bereit, irgendeine Änderung in ihren Gemeinden einzuführen, wollen aber dulden, dass die Lutheraner sich an die [Interims]verordnung halten. Der Kaiser soll wegen des fehlenden Gehorsams seiner [altgläubigen]Untertanen enttäuscht sein, sucht aber weiterhin nach feiner Einigung]. Ach, möge man doch von diesem sogenannten Interim absehen und dem Rate des Gamaliel folgen [nämlich das Urteil über die Konfessionen Gott überlassen]. Dann wäre zu hoffen, dass die [altgläubige]Teufelslehre bald in sich zusammenfällt. -[5]Frölich dankt Bullinger für das Buchgeschenk [ et digestio temporum"]. Schon der Titel lässt auf die große Nützlichkeit der Schrift schließen! Er hat bisher nur den Widmungsbrief mit dem Verweis auf [Rudolf Gwalthers grec sive servus ecclesiasticus"]gelesen und freut sich über die offenkundige Freundschaft zwischen den [beiden]Theologen! [Von den weiteren ihm zugesandten Exemplaren]übergab er eines Wolfgang Musculus, der die Schrift jedoch bereits von Johannes Haller erhalten hatte. Er hätte das dritte Exemplar nicht gefahrlos an den [inhaftierten]Herzog Johann Friedrich I. von Sachsen übermitteln können (der ohnehin an lateinischer Lektüre keine große Freude hat). Daher bändigte er es stattdessen

a Mit Schnittspuren.


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in Bullingers Namen [dem Augsburger Stadtadvokaten]Nikolaus [Müller, genannt]Maier aus. -[6]Über die Freilassung des Herzogs hat er bisjetzt nichts gehört. Sicherlich wird dieser aber nicht aus der Haft entlassen, weil viele seine große Beständigkeit [im Glauben] fürchten. Zum Gerücht, dass Landgraf Philipp von Hessen demnächst freigelassen werde, weiß Frölich nichts Verlässliches. -[7]Er wurde von [dem Augsburger]Geheimrat Hans Welser verleumdet (dem Bullinger seinen Matthäuskommentar [richtig: Lukaskommentar] gewidmet hatte) und ist daher nun in einer sehr gefährlichen Lage: Ihm wird nämlich unterstellt, dem Kaiser Wortbruch und Untreue vorgeworfen zu haben. Bullinger sieht also seine Not: Die Augsburger, denen er zwölf jahre lang treu gedient hat, bringen ihn in solch große Bedrängnis, statt ihn und seine Familie zu beschützen! Dabei ist er für solch ungehörige Äußerungen viel zu vorsichtig. Er hat nie über den Kaiser gelästert, sondern ihn immer gebührend geehrt! Warum steht Frölich dann ein Leben in Traurigkeit bevor? Wird er gar eines Tages durch Neid und Verleumdung zu Fall gebracht? Was für ein Elend! Gott wird aber auch dem ein Ende setzen. [Bis dahin]wird Frölich Trost in Bullingers Buchgeschenk finden. -[8]Er verübelt es Christoph Froschauer d.Ä. nicht, dass er die gegen Johannes Pedionaeus' Werk ["De bello Germanico Liber"]gerichtete Schrift ["De bello germanico in laudem bannis Pedionaei"] von [Thomas Naogeorg]vorsichtshalber nicht drucken will. Die [allgemeinen] Umstände sind schon gefährlich und widerwärtig genug! -[9]Frölich konnte die sechs Exemplare der "Eidgenössischen Chronik" von Johannes Stumpf die er von Froschauer erhalten hat, bisher noch nicht den angedachten Empfängern übergeben. Er wird diesem die Schulden [für die Bücher]aber [bald]begleichen, wie er ihm auch schon mitgeteilt hat. Bullinger soll ihn um etwas Geduld bitten. -[10]Frölich beglückwünscht die Zürcher zu ihrer [sicheren]Lage. Er selbst möchte auch endlich aus seiner unerträglichen Situation befreit werden, sei es durch Exil oder eine andere Anstellung! -[11]Sebastian Schertlin hat sich, wie man in Augsburg hört, König Heinrich II. von Frankreich verpflichtet und den Kaiser damit [abermals] verraten. Wenn das wahr ist, stehen auch Frölich, seinem engen Vertrauten, neue Schwierigkeiten bevor. Man wird ihm vorwerfen, dass er zuvor zweimal unter Lebensgefahr zu Schertlin [nach Konstanz]gereist ist. Dabei hatte er ihm von der Annäherung an Frankreich abgeraten. Ein großes Unglück! -[12]Soweit Frölich es abschätzen kann, bemüht sich der Kaiser um Frieden und Vergebung. Es ist daher kaum zu befürchten, dass er in diesem Jahr zum Befreiungsschlag gegen seine Feinde ausholt. Vielmehr wird er für Ruhe und einen allgemeinen Frieden sorgen. -[13]Die Zürcher sollen den geschwächten Augsburgern mit Gebeten beistehen. -[14]Wolfgang Musculus und Sebastian Lepusculus werden sich hoffentlich in Augsburg halten können. Von den anderen [Pfarrer] ist wenig zu erwarten: Sie sind ungebildet und pflegen keinen anständigen Lebenswandel. -[15]Möge es Gwalther, Haller und den Zürcher Pfarrern gut ergehen. Frölich schließt Zürich in seine Gebete ein. Grüße. -[16]Er hat Bullingers Brief [nicht erhalten] am 10. April 1548 bekommen.

S.P.D. Quod accusas silentium, 1 idem merito accuso, mi desyderabilissime Bullingere. Excusabit tamen utrumque temporum difficultas. Que scriberem, haberem fere

1 Ein entsprechender Brief von Bullinger ist nicht erhalten. Seit Frölichs letztem Brief vom 19. Januar 1548 (Nr. 3113) können zwei nicht erhaltene Briefe Bullingers an Frölich nachgewiesen
werden. Der erste dürfte den unten in Z. 31-36 erwähnten Exemplaren von Bullingers Werk "Series et digestio temporum"beigelegen haben. Da Frölich die Bücher zur Ab-


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infinita. Audatiam autem scribendi non habeo, licet eiusmodi sint, que neminem bonum jure offendere possint. 2 Cedamus igitur horribilibus exemplis, que docent, quam facile vel optimi plectantur.

De Germanic libertate iamiam actum est, 3 quam nemo facile recuperabit, nisi tempus, cuius offitium est mutare (non tarnen nisi ita deo concedente et ordinante) b . Principes imperii hic 4 retinentur invitissirni. Consumunt enirn multa et profundunt. 5 Imo consumuntur et ipsi! De pace publica, quam pacem provincialem 6 vocant, de iudicio camere imperialis et de contributionibus 7 multa hinc inde 8 tractata sunt. Tractatum etiam est de foedere 9 , sed nihildum conclusurn neque publicatum. Video miseris civitatibus multa misere imponi, que, ut sunt omnino pessundate 10 , vix unquam reflorescent.

Interim, dum hic omnia diu et severiter quidem aguntur, multa fiunt ubique fere latrocinia, multe cedes et nos ipsissimam Sodomam 11 et Sorbonam 12 scelerum in nostra urbe plantavimus. Multi boni et sperant et precantur, ut ignis de celo labatur et finem tantorum tandem faciat malorum. 13

b Dieses und die folgenden Klammerpaare ergänzt.
fassungszeit des vorliegenden Briefes bereits an die unten genannten Personen weitergegeben hatte, dürfte der Erhalt der Bücher und des Briefes bereits einige Zeit zurückliegen. Frölich vermerkt unten in Z. 81, dass er den zweiten nicht erhaltenen Brief von Bullinger am 10. April 1548 erhalten hat. In Anbetracht der etwa einwöchigen Reisezeit von Zürich nach Augsburg wird dieses Schreiben Anfang April 1548 verfasst worden sein.
2 Die Gefahr war gegenwärtig, dass Briefe von kaiserlichen Agenten abgefangen und die Briefschreiber sowie die Überbringer bei verfänglichen Briefinhalten zur Rechenschaft gezogen wurden. Zudem spricht Frölich hier aus Erfahrung: Während des Donaufeldzuges wurden einige seiner Briefe an Bullinger abgefangen; s. HBBW XVIII, Nr. 2689,1-4; HBBWXIX 37 ("Überlegungen zur Briefbeförderung"); XX, Nr. 2952,1f.
3 Zum Verlust der (deutschen) Freiheit vgl. auch Nr. 3111,12; Nr. 3145,13-16.
4 in Augsburg.
5 Joachim Vadian berichtete bereits im Januar 1548 von zahlreichen Banketten in Augsburg; s. Nr. 3108,9-11.
6 pacem provincialem: Landfrieden. - Zu den Reichstagsverhandlungen über diesen,
das Reichskammergericht und die Anschläge (Reichssteuern, erhoben auf Basis der Reichsmatrikel) s. Rabe, Reichsbund 295-321. 332-351; RTA-JRXVIII/1 69-83.
7 Steuern; s. Kirsch 704.
8 hinc inde: Gemeint ist zwischen Kaiser Karl V. und den Reichsständen.
9 Die Bestrebungen Karis V., durch einen neuen Reichsbund eine monarchische Reichsreform durchzuführen, sollten aufgrund der Ablehnung durch die Reichsstände fehlschlagen; s. Nr. 3145, Anm. 23; Nr. 3160,15-18; HBBW XX, Nr. 2960, Anm. 25; Rabe, Reichsbund 361-366.
10 zugrunde gerichtet; s. Kirsch 2140. - Zu den Forderungen an die Reichsstädte s. beispielsweise Nr. 3111,9f; Nr. 3161,39-41 und Anm. 38.
11 Sodom. - Gemeint ist Sittenverfall; vgl. Gen 19, 1-11.
12 Die Anspielung auf die Theologische Fakultät der Universität von Paris (Sorbonne) meint hier wohl die strenge Verfolgung von vermeintlicher Häresie, von der Ludwig Lavater in seinen Briefen aus Paris an Bullinger aus erster Hand zu berichten wusste; s. Nr. 3119, 24-26; Nr. 3136,52-62. 64-93.
13 Vgl. Gen 19, 24f; Offb 20, 9f.


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Preterea diu multumque nunc tractatum est super religione, quomodo videlicet et qualiter interim, donec concilium 14 cogatur, in ecclesiis vivendum sit. 15 cesar 16 , ut constanter audio, matrimonium sacerdotale, utramque speciem sacramenti, articulum iustificationis, ut Ratisbone 17 iamdudum in formam redactus est, concederet. Templa ab imaginibus vacua non oneraret idolis et liberam evangelii predicationem, ita tarnen, ne pars una alterarn calumnietur c nec carpat c , admitteret, item consecrationem salis, aque et eiusmodi liberam relinqueret. Sed papiste (semper sui similes!) ne pilum quidem cedere volunt, verum aiunt se laturos, ut Lutherani eo ordine vivant, se autem ritus suos integre servaturos. Id quod imperatorem pessime, ut dicitur, habet, ut, qui sibi multum pietatis et obedientie de suis pollicitus sit, jam nihil minus re ipsa experiatur. Utinam sic tractatus isti, quos Interim vocant, in spongiam recidant 18 et consilio Gamalielis 19 saluberrimo omnia agantur. Hinc brevi futurum sperarim, ut doctrina diaboli in se ipsa evanesceret.

Pro exemplari 20 dono dato tibi gratias immortales ago, quod, ut titulus pre se fert, non nisi magnam utilitatem allaturum est. Vidi saltem dedicatoriam 21 , cuius mutua vicissitudo et reciproca dedicatio mihi valde arridet. Ex animo enim letor inter verbi doctores tam bene convenire et amicitie suavitatem ita exerceri. Musculo 22 exemplar unum dedi, qui respondit se ab Hallero 23 nostro antea unum accepisse.

c-c

Am Rande mittels Einweisungszeichen ergänzt.

14 Zum vertagten Konzil von Trient s. Nr. 3113, Anm. 4.
15 Zur angestrebten Übergangslösung, die als Interim bekannt wurde, s. zuletzt Nr. 3161, 27-33 mit Anm. 52.
16 Karl V.
17 Gemeint ist das Regensburger Religionsgespräch von 1541.
18 Vgl. Sueton, Augustus, 85, 2.
19 Der Pharisäer Gamaliel bewirkte vor dem Hohen Rat die Freilassung der Apostel. Fr führte dazu an, dass deren Wirken, sofern es nicht dem Willen Gottes entspreche, vergeblich sei. Wäre es aber von Gott gewollt, könne man ohnehin nichts dagegen ausrichten; vgl. Apg 5, 38f.
20 Zweifellos handelt es sich um Bullingers kürzlich erschienenes Werk "Series et digestio temporum" (HBBibl I 176; VD16 B9689), das mit einem nicht erhaltenen Brief von Bullinger übermittelt worden sein dürfte;
s. oben Anm. 1. -Zum Erscheinungsdatum der Schrift s. Nr. 3121, Anm. 1. -Offensichtlich hatte Bullinger neben dem für Frölich bestimmten Geschenkexemplar mindestens noch zwei weitere Exemplare dieser Schrift mit der Bitte um Weitergabe zugeschickt. Eines davon war anscheinend für Johann Friedrich I von Sachsen gedacht; s. unten Z. 34-37.
21 Bullingers zwischen dem 28. und 31. Januar 1548 verfasster Widmungsbrief (Nr. 3121) richtete sich an Rudolf Gwalther. Darin verwies Bullinger auch auf dessen Karlstagsrede, gedruckt unter dem Titel grec sive servus ecclesiasticus"(VD16 W1127; BZD C391); s. Nr. 3121,[4].
22 Musculus wirkte seit 1531 als Pfarrer in Augsburg; s. HBBW IV, Nr. 345, Anm. 9.
23 Johannes Haller, der zu der Zeit als Pfarrer am Großmünster in Zürich wirkte; s. HBBW X, Nr. 1374, Anm. 9.


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Tertium tuo nomine doctori Nicolao Maier 24 exhibui (Dux 25 Saxonic non tuto aditur neque Latina lectione valde delectatur).

De ipsius || 241v. liberatione nihil adhuc intelligo, propter constantiam egregiam, turn fortassis earn ob causam, quod virtus sua quibusdam formidabilis sit. Rumor est landgravium 26 brevi liberandum esse. Sed certi nihil scio.

Consul Welserus 27 , cui Matheum 28 tuum inscripsisti, me in extrema coniicit pericula impie et falso de me effutiendo, ac si ego dicerem atque pronunciarem cesarem nullis stare promissis neque ulli fidem servare. Ecce, mi frater Bullingere, in quibus verser erumnis! Hi siquidem, quibus animam meam subieci, quibus per 12 29 annos tot sudoribus tam fideliter famulatus sum, quorum patrocinio ego meique tuti et salvi esse deberemus, ab iisdem foede premimur. Ego per deum immortalem verba mea ita moderatus sum et os meum ita rexi, ut tale quippiam ex ore meo nunquam egressum sit. Scio equidem regi non esse maiedicendum, quemadmodum profecto in hoc non solum innocens, sed cesarem debite semper veneratus sim. Quid ergo Laetus in hoc seculo nisi vitam tristitia summa transiget reliquam aut per calumniatorum invidiam et calumnias una dierum misere occidetur? O, mi vir, quam acerba patior. Dominus autem rerum omnium dabit his quoque finem. 30 Ego consolationem ex libro tuo transmisso accepturus sum.

Quod Froschouerus scriptum 31 in Pedioneum imprimere veretur et recusat, nihil ilii imputo. Sunt res satis indigne et periculose odioseque.

Ego accepi 6 (ni fallor) exempla Cronicorum 32 ab Froschouero, que adhuc

24 Nikolaus Müller, genannt Maier, versah zu dieser Zeit das Amt des Augsburger Stadtadvokaten (Syndikus); s. HBBW XI, Nr. 1517, Anm. 1. - Sein ihm in Bullingers Namen zugesandtes Exemplar der "Series et digestio temporum" sowie Gwalthers grec sive servus ecclesiasticus" sollte Müller am 26. April 1548 Graf Wolrad von Waldeck schenken; s. Woirad, Augsburg Wf.
25 Johann Friedrich I von Sachsen. -Zu dessen Lage in kaiserlicher Gefangenschaft s. zuletzt Nr. 3148,17. - Zu seinem geringen lateinischen Sprachvermögen s. TRE XVII 97.
26 Philipp von Hessen, der sich derzeit in kaiserlicher Gefangenschaft in Heilbronn befand, sollte aber tatsächlich erst am 4. September 1552 freigelassen werden; s. Nr. 3160, Anm. 20; HBBW XX, Nr. 2948, Anm. 9. - Zu seiner in Kürze erwarteten Freilassung kursierten bereits im Februar 1548 Gerüchte; s. Nr. 3148,17.
27 Der Augsburger Altbürgermeister Hans (Johannes)
Weiser gehörte dem Geheimen Rat an; s. HBBW XII, Nr. 1648, Anm. 3. -Aus seiner Korrespondenz (1545-1557) mit Bullinger sind dreizehn Briefe erhalten.
28 Bullinger hatte Weiser 1546 nicht seinen Matthäus-(HBBibl I 144f), sondern seinen Lukaskommentar (HBBibl I 173) gewidmet; s. HBBW XVII, Nr. 2545.
29 Frölich stand seit 1537 als Stadtschreiber in Diensten der Reichsstadt Augsburg; s. HBBW XIV, Nr. 1990, Anm. 8.
30 Vgl. Vergil, Aeneis, 1, 199.
31 Gemeint ist eine Abschrift des Manuskripts von Thomas Naogeorgs (Kirchmeyers) Antwortgedicht "Dc hello germanico in laudem bannis Pedionaei"(VD16 K967 ) auf die von Johannes Pedioneus verfasste Schrift "De hello Germanico Liber"(VD16 P1110. P1111 ); s. Nr. 3113,19-25 mit Anm. 10; Nr. 3163,7f mit Anm. 7.
32 Gemeint ist Johannes Stumpfs "Eidgenössische Chronik" (VD16 S9864 ; BZD C396),


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in aedibus meis habeo nec potui hactenus ea communicare illis, quibus volebam. Oro igitur te, ut Froschouerum, virum optimum, preceris, ne moram numerandi pecunie egre ferat, sed paulum adhuc pacienter expectet. 33 Ego me debitorem feci illi solvamque debitum bona fide. Scripsi quoque ipsi, fere in eum, qui prelibatur 34 , modum.

Vestre gratulor fortune, quam possum maxime. Utinam dominus me tandem a mea functione 35 amplius intolerabili liberet et me vel in exilium vel alteram servitutem 36 transferat. Ego profecto importabilia porto. Deus nimium pondus sustineat! Amen.

Rumor hic est Sebastianum Schertlerum in Gallias concessisse. 37 Quod si ita est, ego novis retibus illaqueor. Nam cum Schertlerus fratris loco me habuerit, nunc autem aliquid qualecumque contra cesarem designaverit, primus ero inter suspiciosos, non consyderato me magno cum periculo corporis bis apud ipsum 38 fuisse et nihil aliud egisse, quam quomodo virum dehortarer, ne se Gallico mari 39 committeret. Ter igitur infelix sum.

Quantum coniicere possum, imperator paci et clementie studet. Nec multum timerem suam maiestatem hoc anno de hostibus vindictam querere, quin potius communi paci et tranquillitati consulat. luvate nostram imbecillitatem orationibus vestris.

Musculum spero mansurum erectum, item et Lepusculum 40 . De reliquis nihil mihi polliceor, quia neque docti neque bone vite sunt.

die in Zürich bei Froschauer gedruckt worden war; s. Nr. 3102, Anm. 3. —Frölich hatte Bullinger zuvor am 19. Dezember 1547 um die Zusendung weiterer fünf oder sechs Exemplare des Buchs gebeten; s. HBBW XX, Nr. 3095,7-9.
33 Offensichtlich ist Froschauer bei der Übergabe der bestellten Exemplare entgegen Frölichs Vorhaben nicht gleich ausbezahlt worden; s. HBBW XX Nr. 3095,8f.
34 Im Sinne von: zuvor angegeben; s. Niermeyer 1087.
35 Zu Frölichs Amt s. oben Anm. 29.
36 Dienst; vgl. Kirsch 2602.
37 Nachdem der in Basel weilende Schertlin laut Johannes Gasts Tagebuch mittels einer Summe von 500 Gulden von König Heinrich II. von Frankreich Anfang Januar 1548 angeworben worden war, ritt er am 7. März 1548 gemeinsam mit seinem Sohn Hans Sebastian nach Frankreich. Formell stand er seit dem 1. April in französischen Diensten; s. Schertlin,
Leben 70; Paul Burckhardt, Basel zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges, in: BZGA 38, 1939, S. 92; Gast, Tagebuch 302.
38 Gemeint ist Schertlin. Bisher war nur bekannt, dass Frölich am 20. Oktober 1547 unter großer Gefahr nach Konstanz aufgebrochen war, um mit Schertlin im Auftrag des Augsburger Rats zu sprechen. Fr hielt sich bis zum 5. November 1547 in der Stadt auf; s. HBBW XX, Nr. 3055,1-4; Nr. 3070,9-15. —Durch den vorliegenden Brief lässt lässt sich nachweisen, dass Frölich auch bei seiner ersten, im März 1547 erfolgten Reise nach Konstanz Schertlin getroffen hatte, der sich dort schon seit dem 2. Februar 1547 aufhielt; s. HBBW XX, Nr. 2880,1-4.
39 Gallico mari: Heinrich II.
40 Sebastian Lepusculus (Häslin) war im September 1546 von der Basler Kirche als Prediger nach Augsburg entliehen worden. Seither diente er als Helfer an der Barfüsserkirche; s. HBBW XVII, Nr. 2602,80-82 mit Anm. 82.


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Dominum Gvalterum, Hallerum et totam Musarum coronam salvam esse ex animo cupio. Reipublice vestre omnia felicia a domino rerum comprecor. Vale. 10. aprilis 1548.

Tue 41 mihi hodie exhibite sunt. Tuus G. L.

[Adresse auf 241a,v.:] Ornatissimo viro domino Henricho Bullingero, antistiti Tigurino, amico incomparabili. Zurich.