Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2710]

Martin Bucer
an Bullinger und
Theodor Bibliander
Straßburg,
8. Dezember 1546

Autograph: Zürich StA, E II 348, 451-454 (Siegelspur) Teildruck: CO XII 443f, Nr. 862 (Anfang); PC IV/1 508f, Nr. 475 (Schluss)

[1] Möge der Brief der Straßburger Pfarrer an die Zürcher Kollegen [Nr. 2704] ernst genommen und beantwortet werden! Die Straßburger halten sich nämlich [in der Abendmahlsangelegenheit] an Gottes Wort. Sie lehnen jegliche Interpretation ab, bei der die menschliche oder die göttliche Natur Christi zu kurz kommen würde. Sie möchten weiterhin Gemeinschaft mit all denjenigen pflegen, die sich an das Basler [d.h. an das Erste Helvetische] Bekenntnis halten. Sollte es trotz allem Zürcher geben, die die Straßburger nicht mehr als Glaubensbrüder betrachten wollten, sollten die Zürcher jenen Einhalt gebieten, damit nicht noch andere die Straßburger in dieser ohnehin schon so schwierigen Zeit auf derartig harsche Weise behandeln. Hoffentlich wird die Antwort der Zürcher tröstend und nicht schmerzhaft ausfallen! [2] Ferner sind die Zürcher Pfarrer gebeten, ihren Straßburger Kollegen zu erklären, wie die Antwort der Vier (protestantischen] Orte an Kaiser [Karl V. vom 26. Oktober] zu rechtfertigen sei. Die Straßburger Obrigkeit schätzt nämlich Zürich; so auch der Landgraf [Philipp] von Hessen, der dies hoffentlich weiterhin tun wird. Die heutige Lage Deutschlands

a-a Am Rande nachgetragen.
29 Nördlingen.
30 Zur Ergebung Nördlingens s. Nr. 2700, Anm. 7.
31 wertvolle Gegenstände; s. SI III 655. — Unter Berufung auf den Beschluss einer außerordentlichen Besteuerung durch den Schmalkaldischen Bund (ein Beschluss, der von den anderen Verbündeten jedoch nicht umgesetzt wurde; s. Nr. 2691, Anm. 6) ordnete der Konstanzer Rat Anfang Dezember eine Besteuerung aller Bürger an, um damit die Freiheit der Stadt gewährleisten zu können; s. Konstanz
132, wo von einer einprozentigen Steuer auf liegendes und fahrendes Vermögen die Rede ist, jedoch die weiter unten im vorliegenden Brief gemachten Angaben nicht bekannt sind.
32 D.h. ein Florin.
33 Ein Kreuzer entsprach 0,25 Batzen bzw. 0,016 Florin; s. Nr. 2607, Anm. 26.
34 Damals war der Batzen 4 Kreuzer oder etwa 1/15 = 0,066 Florin wert; s. Nr. 2607, Anm. 26; Nr. 2697, Anm. 15.
35 Thomas Blarer.


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würde dies nämlich mehr denn je erfordern ... —[3] In ihrem Brief haben die Vier Orte dem Kaiser zu Recht seinen Bund mit Papst [Paul III. vom 26. Juni]vorgehalten, demzufolge die Häretiker ausgerottet und alle Deutschen wieder der römischen Kirche zugeführt werden sollen. In seinem Schreiben an die Vier Orte [vom 27. August] hat natürlich der Kaiser weder diesen Bund bestritten noch die Absicht geäußert, ihn in Frage zu stellen. Er leugnete lediglich, das Wort Gottes und den christlichen Glauben unterdrücken zu wollen; doch denkt er selbstverständlich dabei an sein Verständnis des Wortes Gottes und an seinen Glauben. [4]Dass er in seinem Schreiben betont, nicht nur Päpstliche, sondern auch Protestanten auf seiner Seite zu haben, bedeutet noch längst nicht, dass er vorhat, den Bund mit dem Papst oder die Wormser und Augsburger Edikte [von 1521 bzw. 1530] zu widerrufen! Es ist schwierig, ein starkes [Holz]bündel zu brechen. Doch da nun das Bündel durch persönliche Feindschaften unter den [Protestanten] und durch deren Habgier aufgeschnürt wurde, konnte der Kaiser die kräftigsten Ruten brechen, so dass er nun auch ohne Mühe die bereits zerstreuten schwächeren Hölzchen zerbrechen wird. Er hat dem Herzog Moritz [von Sachsen](der behauptet, dass er an seiner Religion festhalten wolle) auch nichts Weiteres versprochen, als dass er den Rehgionsstreit auf gütige Weise schlichten werde. Was aber bedeutet dies anderes als das Aufzwingen der Konzilsbeschlüsse? Fest steht auch, dass der Veranlasser dieses Krieges sein dominikanischer Beichtvater [Pedro de Soto] war, der die Protestanten für die größten Feinde der Welt hält. Man weiß ja, was sich in "Belgien" zuträgt! [5] Die Vier Orte wissen ferner, dass der Kaiser den Protestanten an den Reichstagen zu Regensburg [1532] und zu Speyer [1544]Religionsfreiheit versprochen hatte. Auf dem Wormser Reichstag [von 1545] sagte er aber, dass er ihnen zu viel verheißen hätte und seine Versprechen nicht einhalten könne. [6] Nun verlangt der Kaiser, dass die [Vier Orte] sich an die alten Verträge [mit den Habsburgern] halten und deshalb die Heimkehr ihrer [bei den Schmalkaldenern dienenden] Söldner anordnen und den Ungehorsamen mit einer Strafe drohen. Darauf haben die Vier Orte geantwortet, dass sie wie bisher vorhätten, dem Kaiser zu dienen, und dass die Untertanen, die sich in den Krieg begeben haben, gegen ihre Mandate gehandelt hätten und deshalb zu bestrafen seien. Damit haben sie den Kaiser beruhigt und außerdem zugegeben, dass alle, die den [Schmalkaldenern] zu Hilfe gekommen sind, etwas Sträfliches getan haben. Daraus kann man ableiten, dass die [Schmalkaldener]aufständisch sind und nicht wegen ihres Glaubens angegriffen werden! Offensichtlich wurden die Vier Orte nur deshalb zu einer solchen Antwort veranlasst, weil der Kaiser ihnen versichert hatte, ihre Religion nicht unterdrücken zu wollen. Man erwartete jedoch von ihnen, dass sie als Glieder Christi, des Deutschen Reichs und der deutschen Stände in ihrer Antwort nichts Schädliches für die [Schmalkaldener] schreiben würden, es sei denn, sie wären zum Schluss gekommen, dass der Kaiser weder die [Schmalkaldener] wegen ihres Glaubens angreift noch die Freiheiten der Deutschen gefährdet. Man hätte also erwartet, dass die Vier Orte sich dem Kaiser gegenüber als christliche Verbündete der [Schmalkaldener] erwiesen (Verbündete, die sich an Gottes Wort hielten und sich den Lästerungen des Antichristen widersetzten). [7] Der päpstliche Nuntius [Girolamo Franco] hat doch den [Eidgenossen] den Inhalt des Vertrages zwischen dem Papst und dem Kaiser eröffnet. Daraus geht ja deutlich hervor, dass mit diesem Krieg Deutschland wieder dem Papst unterworfen werden soll. Die Vier Orte müssen also ebenfalls um sich fürchten. Sie hätten daher den Kaiser ausdrücklich fragen sollen, ob er denn wirklich mit dem Papst ein solches Bündnis eingegangen ist (es sei denn, der päpstliche Nuntius hätte diesbezüglich gelogen) oder ob er etwa nicht mehr vorhabe, dieses Bündnis zu halten. Erst wenn er sie diesbezüglich beruhigen könne, würden sie ihre Söldner zurückrufen; ja sie würden sogar die [Schmalkaldener] dazu anhalten, sich ihm gehorsam zu zeigen. Da er ferner behauptet, nichts gegen die deutschen Freiheiten vorzuhaben, hätten die Vier Orte ihn fragen sollen, warum er denn Stände angreife, die zuvor weder gehört noch verurteilt wurden. Und solange der Kaiser nicht versichert hätte, den Vertrag mit dem Papst abgesagt zu haben, hätte man von den Vier Orten erwartet, dass sie sich als gute Verteidiger der Gerechtigkeit und der Freiheiten erwiesen hätten und nicht den Kaiser mit solch einem Brief beruhigt haben würden, wie sie es taten, ohne zuvor zu versuchen, den Kaiser zum Frieden zu bewegen. Die [Schmalkaldener] wissen ganz genau, dass der Kaiser den Vier Orten niemals hätte versichern können, das Bündnis mit


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dem Papst gebrochen zu haben. Demzufolge hätte er auch nicht von ihnen verlangen dürfen, sich an die mit [seinem Hause]geschlossenen Verträge zu halten, zumal seine Allianz mit dem Papst diese verletzt. Die [Schmalkaldener] wundern sich ferner, dass die Vier Orte nicht auf die Behauptung des Kaisers reagierten, laut der die [Schmalkaldener] die Mönche zwingen würden, ihren Orden zu verlassen, ja sogar von ihnen einen Eid verlangten, nie wieder Mönch zu werden. [8]Die Feinde können sich jetzt rühmen, nicht nur Moritz [von Sachsen]und die brandenburgischen Fürsten, sondern auch die Vier Orte überzeugt zu haben, dass die [Schmalkaldener] aufständisch seien. [9] Die Zürcher sollen doch verstehen, worauf der römische Antichrist und die [Kaiserlichen]zielen! Auf Grund all dessen kann sich Bucer nicht vorstellen, dass die [Zürcher Kollegen] die Antwort der Ihren nicht bedauern. Wüssten sie aber mitzuteilen, warum es zu solch einer Antwort gekommen ist und warum die [Schmalkaldener] vonseiten der (Vier Orte] etwas Besseres erwarten dürfen, sollen die [Zürcher] dies tun, damit Bucer es denjenigen erklären mag, die ihn baten, sich diesbezüglich zu erkundigen. [10] Der Kaiser erlegt den [Schmalkaldenern] hohe und für ganz Deutschland schädliche Friedensbedingungen auf Die [Schmalkaldener] sind nämlich [finanziell]erschöpft. Sie haben auch nicht mehr viele Soldaten, während der Feind durch den Zuwachs der Truppen von Herzog Moritz und den Böhmen frecher geworden ist. [11] Der himmlische Vater aber wird die [Schmalkaldener] nicht dem Antichristen ausliefern. Er führe und tröste diese zu seiner Ehre und zum Heil seiner Kirche. Dies ist bestimmt die Zeit, in der in den Meisten die Liebe erkaltet und der Glauben höchst selten wird. [12] Der [Ewige] Landfrieden [von 1495] verlangt, dass jeder Stand des Reiches den unschuldig Angegriffenen Beistand leistet. Nun aber vollstrecken sogar Verbündete ohne irgendein vorausgehendes Urteil den Bann gegen die Ihren! Noch weniger würde jemand den [Schmalkaldenern] zu Hilfe eilen! Gestern kam jemand [...] aus dem Lager des Kurfürsten (Johann Friedrich von Sachsen]. Er erzählte, wie diesem abgeschlagen wurde, durch Franken in sein Territorium zurückzugelangen. Die Kaiserlichen besetzen die protestantischen Städte Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber, die für Geld vom Militär verraten wurden. So steht es menschlich gesehen mit den [Schmalkaldenern]. Doch Gott wird die Kirche nicht dem Antichristen ausliefern! [13] Bucer empfiehlt die jungen Berner [Jonas Danmatter, Johannes Fädminger und Adam Mühlhofer]. Sie sind fromm und lerneifrig. [14]Gruß.

S. D. Quae in communibus literis 1 ad vos scripsimus, rogo per dominum, valeant apud vos id, quod debent ex verbo dei et lege charitatis christianae. Dum enim nos continemus in simplici confessione verborum domini et diserte exciudimus omnem illorum interpretationem, qua aliquid detrahatur vel humanae naturae in Christo vel gloriae coelesti, et cupimus colere cum omnibus in confessione Basiliensi 2 perseverantibus christianam communionema, a , non arbitror nunc esse apud vos, qui nos nolint in domino ut fratres complecti. Et siqui velint durius agere, confido vestra vos autoritate illorum rigori esse moderaturos, ne occasio detur aliis hoc afflictissimo ecclesiae tempore item duriuscule exigere, quae illi sentiunt, ac etiam sentire se arbitrantur ex verbo dei. Rogo, dignemini nobis respondere, et quae nos in domino consolentur, non dolorem dolori adiiciant!

Deinde rogo et oro scribere velitis, quomodo debeamus excusare responsum quatuor rerumpublicarum vestrarum 3 datum imperatori 4 . Vere amant

a Über gestrichenem confessionem nacheetracen
1 Brief Nr. 2704 vom 6. Dezember.
2 Gemeint ist das Erste Helvetische Bekenntnis.
3 Gemeint ist der Brief der Vier (protestantischen eidgenössischen) Orte bzw. Städte an den Kaiser vom 26. Oktober 1546


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gentem et respublicas vestras nostri; item Cattus 5 , quos velimus in amore vestri perseverare, ita ut et dominus praecipit 6 et certe praesens Germaniae status requirit si unquam alias.

Respublicae vestrae 451v. || recte obiecerant imperatori foedus initum cum pontifice 7 ad extirpandum haereticos, qui habentur ipsis haeretici, et ad b reducendum in obedientiam sedis Romanae omnes, qui in Germania ab illa ad obedientiam Christi defecerunt. Imperator autem in suo responso 8 non negat 9 se hoc foedus inivisse; non negat etiam c illud se servare velle; tantum negat 10 se velle vi opprimere verbum dei et christianam religionem, quod dubium non est intelligere eum de eo verbo et ea religione, quam d ipse sequitur.

Quod scripsit 11 se non pontificis tantum, sed etiam protestantium auxilia 12 secum habere, id neminem potest securum facere de executione foederis pontificii vel potius edicti Wormaciensis 13 et recessus Augustani 14 . Fascibculum

b Über der Zeile nachgetragen.
C Über der Zeile nachgetragen.
d Über gestrichenem quod.
(s. Nr. 2606, Anm. 60). — Die Unzufriedenheit der Straßburger Obrigkeit mit diesem Schreiben veranlasste die Vier Orte, den Basler Ratsherrn Bernhard Meyer zum Pfeil nach Straßburg abzuordnen; s. Nr. 2691, Anm. 4.
4 Karl V.
5 Landgraf Philipp von Hessen.
6 Joh 13, 34; 15, 12.
7 Paul III. — Anspielung auf das zwischen Karl V. und Paul III. geschlossene Bündnis vom 26. Juni 1546; s. HBBW XVII 146, Anm. 52, und Nr. 2663, Anm. 60. — In ihrem Brief vom 26. Oktober an den Kaiser erklärten nämlich die Vier Orte, dass sie während der am 9. August begonnenen Badener Tagsatzung (s. dazu HBBW XVII 292, Anm. 27) sich nicht der Antwort ihrer katholischen Verbündeten angeschlossen hätten (zu dieser Antwort s. HBBW XVII 337, Anm. 13), weil sie damals über "die Püntnuß zwischen E. Kay. Maj. und den Babst" erfuhren und diese "Pündtnuß und Babstlich Breve [vom 3. Juli; s. dazu HBBW XVII 146, Anm. 52; 221, Anm. 4] gar eines andern Innhalts dann E. Kay. Maj. zu inen [= den Eidgenossen]fürtrag und schreiben [das Schreiben, das Karl V. am 1. August an die Eidgenossen gerichtet hatte; s. dazu aaO, S. 337, Anm. 13] sich vernemen lassen"; s. Ludwig Friedrich von Jan, Staatsrechtliches Verhältnis der
Schweiz zu dem deutschen Reiche, Bd. 3: Urkunden-Buch, Nürnberg/Altdorf 1803, S. 171; EA IV/1d 700 zu a.2.
8 Damit kann nicht die in Rothenburg ob der Tauber am 5. Dezember verfasste Antwort des Kaisers (s. dazu Nr. 2721, Anm. 2) auf den oben in Anm. 3 erwähnten Brief der Vier Orte vom 26. Oktober gemeint sein. Vielmehr ist hier das Schreiben des Kaisers an die Vier Orte vom 27. August gemeint (Zürich StA, A 176.2, Nr. 160, Original mit Siegel, empfangen von den Zürchern am 7. September), dessen Inhalt den Schmalkaldenern bekannt war, weil sie den Brief abgefangen und geöffnet hatten (s. Nr. 2606, Anm. 90).
9 Auf S. 3 des oben in Anm. 8 erwähnten Briefes vom 27. August.
10 Auf 5. 2 des oben in Anm. 8 erwähnten Briefes vom 27. August. — Zur Behauptung des Kaisers s. auch die Verweise in Nr. 2723, Anm. 86.
11 Auf 5. 3 des oben in Anm. 8 erwähnten Briefes vom 27. August.
12 wie z.B. die Hilfstruppen Moritz' von Sachsen und von den unten in Anm. 37 angeführten brandenburgischen Fürsten.
13 Das Wormser Edikt von 8. Mai 1521 gegen Luther und seine Anhänger (RTA-JR II 640-659, Nr. 92).
14 Der Augsburger Rezeß (Recess) oder Edikt vom 19. November 1530; s. Neue


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e solidum frangere erat difficile; abusus igitur nunc privatis quorundam nostrae confessionis hominum et odiis et cupiditatibus f frangit nunc f firmiores virgas, ut reliquas infirmiores et iam dissipatas frangere postea hoc possit facilius. Dux Mauritius 15 videri vult religioni suae optime cavisse, tamen nihil amplius extorsit ab imperatore quam eum velle dare operam, ut dissidium in religione 452r. || componatur durch freundtliche, gutliche wege und mittel oder andere ordenliche wege. Quae autem hae viae ordinariae quam decisio concilii et ipsius postea executio? Certum est imperatorem ad hoc bellum permotum a suo confessario 16 dominicastro 17 Hispano, quo, qui eum norunt, affirmant non posse fingi magis nobis hostem. Quid iam seviatur in Belgico 18 , notum est. 19

Haec vestrae respublicae non ignorant, sicut etiam vos non tatet nostris statibus 20 datam Ratisbonae declarationem 21 et Spirae 22 recessum, in quibus imperator multo plenius pacem pollicitus est nobis et religioni nostrae. Postea tamen Wormatiae 23 ingenue est testatus se plura promisisse nobis, quam iure debuerit, eoque non esse in potestate sua nobis ea promissa praestare. Haec, inquam, vestris nota fuerunt.

laing imperator ab illis 24 petiit, 25 ut velint servare h unionem hereditariam. quam cum eo habent, 26 revocare militem, qui nobis 27 militavit, punire nolentes reverti. 28 Illi vero responderunt 29 se deinceps ut hactenus servaturos

e Nach gestrichenem verum. —
f-f Über gestrichenem ubi perfregerit. —
g Aus einem zum Teil gestrichenen Cum ego. —
h Das v in servare über der Zeile nachgetragen.
und vollständigere Sammlung der Reichs-Abschiede, Bd. II: Von 1495 bis 1551, Frankfurt a.M. 1747, S. 306-332, bes. 306-316. 15 Moritz von Sachsen.
16 Beichtvater; s. Kirsch 655. 17 Dominicaster: abwertend für Dominikaner. — Gemeint ist Pedro de Solo.
18 "Belgien"entspricht z.T. dem nördlichen Teil Frankreichs, dem heutigen Belgien und dem südlichen Teil der Niederlande.
19 Siehe dazu HBBW XV, Nr. 2083. 2144. 2146. 2194. 2308; XVI, Nr. 2326. 2333. 2342. 2381; und die damals kurz zuvor gedruckte "Newe zeytung auß dem Niderland" (s. dazu Nr. 2630, Anm. 10; Nr. 2649,1; Nr. 2653,3-5, und Nr. 2658,5).
20 Gemeint sind die schmalkaldischen Verbündeten.
21 Am Regensburger Reichstag von 1532; vgl. HBBW V 188f, Anm. 27.
22 Am Reichstag zu Speyer von 1544, an dem antiprotestantische Reichsabschiede suspendiert wurden, weil der Kaiser auf die Unterstützung der Protestanten in seinen Kriegen gegen Frankreich und die
Türken angewiesen war; s. HBBW XIV 298 und Anm. 17; XV 99 und Anm. 26; 585 und Anm. 22.
23 Am Wormser Reichstag von 1545; s. HBBW XV 25; 364 und Anm. 9; 374,55; 453,23-29; 527 und Anm. 12.
24 von den Vier Orten.
25 Auf S. 1 des oben in Anm. 8 erwähnten Briefes vom 27. August.
26 Zu diesen Verträgen s. Nr. 2606, Anm. 56; Nr. 2661 und Anm. 3.
27 mit den Schmalkaldenern.
28 Auf S. 6f des oben in Anm. 8 erwähnten Briefes vom 27. August.
29 In dem oben in Anm. 7 erwähnten Brief, in dem die Vier Orte betonten, dass, falls der Kaiser tatsächlich nicht vorhatte, ihre Religion und das Wort Gottes zu bedrängen und auch nicht, Deutschland "irer libertet und Freihayt zu entsetzen", sie "dargegen ... urpütig und willig [sind], füran als bißher, aller deß wir schuldig sind und pflichtig seind, getreulich und aufrecht zu laysten und halten ... Und obgleich ettlich der unsern wider unser gebot zu Raiß gezogen, ist doch dasselb one


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fideliter et simpliciter, quae debeant, i et eos, qui nobis militarunt, fecisse contra ipsorum mandata, ac ideo esse sub ipsorum indignatione et expectare, ut poenas reversi persolvant i. 30 Itaque videntur imperatorem securum facere de servando illi foedere, et agnoscere, quod peccarint, et sint ab ipsis puniendi, qui nobis militarunt, unde j certe apparetque, quod iam nostros habeant tanquam imperatori rebelles, et qui non sint hoc bello petiti religionis caussa, ut quos non solum non debeant adiuvare, sed etiam non permittere, ut sui his militent! Hoc ||452V. responsum videntur referre, quod imperator se declaraverit nolle vestram religionem et verbum dei opprimere, 31 etc. Verum ille id diserte non scripsit, quod vestram religionem nolit opprimere. Proinde boni viri spem habebant vestros, ut membra Christi et nationis Germanicae, nostrorum statuum et ordinum (ut vere amicorum vestrorum) k , eam habituros fuisse rationem, ut nihil contra hos responsuri fuissent, nisi ante certo comperissent et imperatorem nec religionem nec libertatem Germaniae petere et nostros imperatori rebelles esse. Et existimabant vos imperatori responsuros fuisse se Christi societate coniunctos cum omnibus, qui verbum Christi sequuntur l et antichristorum blasphemias reiecerunt.

Iam pontificem per nuncium suum 32 vobis capita foederis 33 inter ipsum et imperatorem icti exhibuisse de praesenti bello, in quibus habeatur dare m propositum finem huius belli esse ad obedientiam papae Germaniam revocare. Etiam imperatorem nemini pacem dare debere nisi volente pontifice. Vos vero inter eos numerari, qui et Germani sint et ab obedientia pontificis adacti verbo dei defecerint. Merito itaque et vos vobis ab bello metuere atque ideo rogare, ut velit diserte respondere imperator, an n nullum tale ||453r. foedus cum pontifice fecerit (et sit nuncius eius 34 mentitus cum verbis tum scriptis suis) aut si imperator hoc foedus interea resciderit et nolit eo teneri; nam si de eo vos certos fecisset, vos daturos operam, ut non solum nulli ex vestris arma contra eum sumerent, verum etiam ut nostri ordines satisfacerent ei de omni inobedientia, de qua legitimo iudicio fuissent convicti. Id enim, quod polliceretur de non violanda libertate Germaniae, posceret, ut inauditum et indemnatum neminem armis peteret. Si non respondisset

i-i Am Rande nachgetragen..
j Über der Zeile nachgetragen.
k Dieses und das nächste Klammerpaar ergänzt.
n —l In der Vorlage sequantur. —
m Rande nachgetragen. Über der Zeile nachgetragen.
unser vorwissen und befeich ... beschehen ..., sonder ain jeden hingeloffnen, wann der wider anhaimisch komen, in sein gebürliche straff treten und buessen lassen ..., auch warten sein müssen"(Jan, aaO, S. 172f).
30 Das hatten sie aber nicht ernstlich vor, wie dies aus zahlreichen Briefen des Jahres 1546 und schon allein aus Nr. 2663,61f, deutlich hervorgeht. Siehe ferner die Antwort der Vier Orte an die
Schmalkaldener (Zusammenfassung in Nr. 2662, Anm. 12) vom gleichen Tag (d.h. vom 26. Oktober) wie auch ihren Brief an den Kaiser.
31 Vgl. oben Z. 22-25.
32 Girolamo Franco; s. HBBW XVII 221; 210 und Anm. 9; 221 und Anm. 4.
33 Das oben in Anm. 7 erwähnte Abkommen. — Bucer hatte es kommentiert; s. HBBW XVII 146, Anm. 52.
34 des Papstes.


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imperator se foedus illud pontificium rescidisse (nam inivisse negare nullo modo potest), sperabant nostri vos, ut amatores iustitiae et libertatis, adhuc tamen non ita securum illum o facturos fuisse de vestris nobis non ferendis auxiliis, nisi antea tentassent bellum hoc componere et nostrorum purgationem imperatori per legatos exposuissent, et rogassent eum, ut communi saluti Germaniae vellet condonare hoc hellum, etc. Nostri autem non dubitant imperatorem nec de rescisso foedere fuisse vobis certum responsurum, ||453v. ita nec a vobis potuisset aliquid de servando foedere 35 petere, quod ipse agnovisset se iam per foedus pontificium violasse. Mirantur quoque nostri, quod non commoverit vestros, quod imperator in criminibus, quibus nostros voluit rebellionis apud vos convincere, commemorarit 36 nostros monachos adegisse ad reiiciendum cucullos et promittendum, quod p eos nolint resumere.

Vehementer gloriantur nunc hostes ut Mauritium et Brandenburgios 37 ita etiam vos adductos eo esse, ut nos agnoscant pro rebeilibus et, si non sitis contra nos militaturi, tamen cauturi, ne vestri nobis militent.

At intelligit vestra prudentia, quo spectet antichristus Romanus, quid querat, quid etiam alii Quare existimo dolere vobis sic esse responsum a yestris. Tamen si quid est, quod excusare hoc responsum possit aut meliorem nobis spem addere, quam hoc responsum polliceri videtur, id rogo ad me perscribas. Et ii, qui me hoc a te petere iusserunt, omnino candido animo et vobis vere amico id petunt.

Durissimas conditiones pacis hostis proposuit 38 et toti 454r. || Germaniae perniciosissimas. Iam exhausti prorsus nostri sunt, 39 praesertim redacti in tam angustum numerum 40 et sic ausis hostibus accessione Mauritii et Boemorum.

Sed deus pater noster est, qui propter filium suum nos non prodet antichristis, eum nobiscum precarnini, ut nostros in omnibus dirigat et confortet ad gloriam nominis sui et salutem ecclesiae suae. Amen. Tempus sane est, in quo refrixit chantas multorum 41 et perparum reperitur fidei. 42

Commune foedus imperii, quod vocant den landtfrieden 43 , requirit, ut singuli imperii ordines adsint iis qui indemnati armis petantur. Nunc exequuntur

o Über der Zeile nachgetragen.
p Über der Zeile nachgetragen.
35 die oben in Z. 46f erwähnten Verträge.
36 Auf S. 5f des oben in Anm. 8 erwähnten Briefes vom 27. August.
37 Gemeint sind der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg und dessen Bruder Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin, beide Lutheraner, und vielleicht auch Herzog Erich Il. (d.J.) von Braunschweig-Calenberg-Lüneburg, der 1547 zum Katholizismus übertrat.
38 Subjekt ist der Kaiser. — Zu diesen Bedingungen s. Nr. 2698,34-38 und Anm.
41; zu den Verhandlungen mit dem Kaiser s. Nr. 2690, Anm. 6.
39 Vgl. dazu die Verweise in Nr. 2702, Anm. 10. 40 Vgl. Nr. 2689,16-19.
41 Vgl. Mt 24, 12.
42 Vgl. Lk 18, 8; 1 Tim 4, 1.
43 Anspielung auf den während des Wormser Reichstags von 1495 beschlossenen "Ewigen Landfrieden", laut dem ein Machthaber auf den Gebrauch von Gewalt zur Durchsetzung eigener Rechtsansprüche


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etiam bannum nullo iudicio praemisso decretum, qui et hereditariis foederibus atque arctissirnis sanguinis vinculis constricti invicem sunt ad omnem vim propulsandam. Tam abest, ut quisquam opem nobis ferret! Heri venit quidam 44 ab exercitu electoris 45 , qui memorat eum, ut instituerat, non posse per Franciam in suam ditionem reverti. 46 Exercitum imperatoris tenere Dunckelspuhel 47 et Rotenburgum 48 , oppida, quae nostrae confessionis militem 49 clamare pro pecunia 50 . Ita iacent res nostrae secundum carnem 51 ubique. Sed deus non prodet tamen ecclesias suas antichristis.

Adolescentes Bernates 52 vobis commendo. Sunt enim pii et studiosi.

Opto vos omnes rectissime valere. Argentorati, 8. decembris 1546.

Mart. Bucerus vester.

[Adresse auf der Rückseite:] Summa pietate et eruditione viris dominis Henrico Bullingero et Theodoro Bibliandro, suis in domino symmystis et fratribus colendis et chanissirnis. q

q Darunter von Bullingers Hand eine für ein ganzes Bündel von Briefen Bucers dienende Überschrift: M. Buceri 1543 44 45 46 47 usque 20. Martii.
zu verzichten habe, im Gegenzug aber erwarten dürfe, von den anderen Reichsangehörigen beschützt zu werden, sollte er auf ungerechtfertigte Weise angegriffen werden.
44 Unbekannt.
45 Johann Friedrich I. von Sachsen. — Zu dessen Route s. Nr. 2700, Anm. 5.
46 Vgl. auch Nr. 2715,35-40.
47 Dinkelsbühl; s. Nr. 2701, Anm. 33.
48 Rothenburg ob der Tauber; s. Nr. 2701, Anm. 40.
49 Kollektiver Singular.
50 clamare pro pecunia: ausrufen für Geld bzw. verraten; s. Kirsch 551.
51 Vgl. z.B. Röm 1, 3;4, 1; 9, 3. 5.
52 Laut Werner Westphal, Elèves et étudiants de la Haute-Ecole et de l'Académie de Strasbourg entre 1534 et 1621, Straßburg [ca. 1988](Typoskript), S. 89f. 96, handelt es sich um Johannes Dammater, Johannes Fadinger und Abel Mülhoffer, die Westphal als Studenten in Straßburg in den Jahren 1545 und 1546 nachweisen konnte, deren Namen aber offensichtlich falsch entziffert wurden. — Mit dem ersten wird Jonas Danmatter gemeint sein, der 1547 Helfer an der Kirche Scherzligen (Thun), 1549 Pfarrer in Guggisberg (Bern-Mittelland) und 1556 Pfarrer in Gerzensee (Bern-Mittelland)
wurde. Nach seiner Absetzung 1572 stellte man ihn jedoch 1573 wieder als Pfarrer in der Herrschaft Wil (Schlosswil, Kt. Bern) an, wo er 1595 starb; s. Pf-Bern 92. 94. 163. 290. 354. — Mit dem zweiten wird Johannes Fädminger von Thun (gest. 15. Okt. 1586) gemeint sein. Dieser Angabe zufolge wird er wahrscheinlich schon 1546 als Helfer zu Brugg (Kt. Aargau) angestellt worden sein und wohl nicht erst "um 1548" (so Max Banholzer, Geschichte der Stadt Brugg im 15. und 16. Jahrhundert, Aarau 1961, S. 288). Dort soll er noch im November 1547 (s. Pf-Aargau 74, Nr. 311) nachgewiesen sein, ehe er frühestens 1547 zunächst Pfarrer in Rüderswil, Emmental, Kt. Bern (wobei er diese Stelle auch ausgeschlagen haben könnte, wie er dies später bei anderen Stellen tat) und danach (oder vielleicht zur gleichen Zeit wie in Rüderswil), jedenfalls frühestens 1547 (laut Lindt aber erst 1550), Pfarrer im etwa 1 km von Rüderswil gelegenen Lauperswil wurde. Am 24. April 1556 wurde er an die Münsterkirche in Bern berufen, wo er zuerst als Helfer und 1566 als Pfarrer wirkte. 1576 wurde er zum Dekan der Berner Kirche ernannt. Wohl schon in Brugg wird er Barbara Wirth (geb. 18. April 1528, gest. 1562/63), die