Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2661]

Johannes Comander
an Bullinger
Chur,
8. November 1546

Autograph: Zürich StA, E II 365, 57 (Siegelspur)

Druck: Graubünden, Korr. I 102f, Nr. 77

[1] Comander dankt für den von [Johannes]Pontisella überbrachten Brief 1 und dessen Nachrichten über den [Schmalkaldischen] Krieg, die er den wichtigsten Kollegen mitgeteilt hat. [2]Folgendes zum Gotteshaustag [vom 24. Oktober in Chur]: Sowohl Kaiser [Karl V] als auch das Reich [die Schmalkaldener]haben ihre Botschafter dorthin entsandt. Der kaiserliche Botschafter [...] hat das Gerücht über das vergiftete Salz 2 dementiert und die Bündner ermahnt, sich an die Erbeinung 3 zu halten, an die sich Kaiser und König [Ferdinand I.]ebenfalls halten wollten. Daraufhin brachten die schmalkaldischen Botschafter [Hieronymus Pappus und Bastian Bär]4 auch ihr Anliegen vor, baten im Namen ihrer Freundschaft, dass die Bündner über die Pässe [keine feindlichen Truppen durchlassen möchten] und sprachen u.a. die Angelegenheit des Getreides an. Sie gaben ferner zu verstehen, dass die Bündner auf schlimme Folgen gefasst sein müssten, falls sie vom Kaiser besiegt werden sollten. Bürgermeister [Luzi Heim]wird diesbezüglich ausführlicher an [Johannes]Haab schreiben. Von diesem wird dann Bullinger Genaueres erfahren. [3] Bei den Bündnern hält es keiner (egal, ob er für oder gegen das Evangelium ist) mit dem Kaiser, außer den "Pfaffen" [den katholischen Geistlichen], die jedoch keine politische Macht mehr haben. Bischof [Lucius Iter] kam mit großem Prunk [nach Chur]geritten und wollte am Gotteshaustag teilnehmen. Allerdings schlug man ihm dies ab. [4] Johannes Blasius wurde im Prozess gegen den Bischof freigesprochen. 5[5] Blasius und [Luzi] Heim lassen grüßen.

23 Vgl. HBBW XVII 401,29f.
24 Zu den böhmischen Truppenbewegungen s. Nr. 2649 und Anm. Il: Nr. 2653,27— 31; Nr. 2654.
25 Die Fünf katholischen Orte; s. zuletzt Nr. 2653,6-11 und Anm. 9.
1 Nicht erhalten. — Pontisella hatte sich am 19. Oktober nach Zürich begeben, weil er seine Stelle in Chur aufgeben wollte; s. Nr. 2633.
2 Siehe dazu Nr. 2630, Anm. 1.
3 Anspielung auf die Erbeinung mit dem Kaiser und dem Hause Österreich von Dezember 1518; s. EA III/2 1417-1421, Nr. 39 (Text); Handbuch der Bündner Geschichte, Bd. 1, Chur 2000, S. 276 und Anm. 130.
4 Siehe Nr. 2633, Anm. 7.
5 Siehe HBBWXIH,Nr. 1798, 1816-1818; XIV, Nr. 1840, 1850f; Graubünden, Korr. I, S. XVIIf.