Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2654]

Francisco de Enzinas an
Bullinger
Basel,
1. November 1546

Autograph: Zürich StA, E II 366, 49 (Siegelspur)

Druck: Francisci Dryandri, Hispani, epistolae quinquaginta, hg. v. Eduard Boehmer, in: Zeitschrift für die historische Theologie 40, 1870, 394f, Nr. 7;

Druck und spanische Übersetzung: Enzinas BW 128-131, Nr. 9

[1]Bullingers Brief (nicht erhalten] war ein großer Trost für Enzinas. Auch wenn er wohl weiß, dass die [Protestanten] an der gegenwärtigen Lage nicht schuld sind, macht er sich (wie

a-a Am Rande nachgetragen.
b Hier und danach Textverlust bei Entfernung des Verschlussbandes.
59 auszurotten; s. SI VI 1809 s.v. usreuten.
60 Zu diesem schriftlichen "Fürtrag" s. Nr. 2652, Anm. 21.
61 Vgl. schon Nr. 2652,19-25.
62 nun manlich: nur tapfer.
63 7. November. 64 an die.
65 Siehe schon oben Z. 65-68.
66 Francisco de Enzinas, der damals in Basel wohnte.
67 Huldrych Zwingli d.J. und Josias Simler. — Diese studierten seit März 1546 in Basel und wohnten wie schon zu Beginn (s. HBBW XVI 219, Anm. 4) bei Konrad Wolfhart (Lycosthenes). Dies geht aus Bullingers Brief an Myconius vom 4. April 1547 (Zürich StA, E II 342, 170) deutlich hervor.
68 Vgl. auch oben Z. 2.


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könnte es anders sein) große Sorgen um die Kirche und um das Gemeinwesen, und empfindet das Bedürfnis, sich mit anderen darüber auszutauschen. Er weiß jedoch, dass der himmlische Vater den Überrest seiner Kirche [vgl. Jes 1, 9; 41, 14]nicht im Stich lassen wird, auch wenn die Zahl der Feinde immer größer werden sollte. [2]Gerne hat er von Bullinger über die in die Flucht getriebenen Kaiserlichen gehört. Noch lieber aber hätte er vernommen, dass ihr Anführer [Kaiser Karl V]gefallen sei. Denn solange dieser lebt, gibt es keinen Frieden für Deutschland, auch wenn jener im entferntesten Inneren Afrikas Zuflucht suchen würde. [3]Trotz der Kälte ziehen die Böhmen [die Truppen König Ferdinands 1. ]angeblich auf die Grenzen von Sachsen und Meißen zu. [4]Die Eidgenossen müssten sich folgenden Gedanken von Euripides [richtig: Menander] zu Herzen nehmen, der meinte, dass man zu Hause und frei bleiben sollte, wenn man sein Glück nicht preisgeben möchte. 1 Sie sollten sich auch der kalten Jahreszeit bewusst sein und nicht überstürzt reagieren. Mögen sie sich eher durch Abwarten dem unermüdlichen Feind erfolgreich widersetzen! [5]Enzinas wird Theodor [Bibliander] schreiben, wenn ihm die Zeit dazu reicht. Von diesem hat er noch keine Antwort erhalten. 2 Die "Historia [vera de morte]Diazii"3 befindet sich im Druck Sobald sie erscheint, wird Enzinas [Exemplare davon]nach Zürich senden. [6]Enzinas hatte bei Bullinger 4 Aufzeichnungen zu den drei ersten Sitzungen des Konzils von Trient gesehen. Dieser möchte sie ihm bei erster Gelegenheit zukommen lassen. Enzinas ist bereit, für deren Abschrift (durch einen Studierenden) zu bezahlen, und verspricht, Bullinger diese in gedruckter Form mit einigen anderen gerade im Druck stehenden Texten zum gleichen Thema zukommen zu lassen. 5 [7]Gruße an alle Kollegen Bullingers.
1 Menander, Fragmenta, 82 (132 oder 145), ediert in Poetae comici Graeci, hg. v. Rudolf Kassel und Colin Austin, Bd. VI/12, Berlin 1998, S. 84.
2 Enzinas wollte von Bibliander (s. Nr. 2656) die lateinische Fassung vom Glaubensbekenntnis (die "Summa christianae religionis") des am 27. März 1546 ermordeten Juan Diaz erhalten. Sie war Ende Februar/Anfang März 1546 in Neuburg a. d. Donau erschienen (s. HBBW XVI 416, Anm. 2). Bibliander besaß diesen Druck, weil er davon eine deutsche Ubersetzung anfertigte, die in Zürich unter dem Titel "Der Gloub und leer ouch läben unnd tod des hochgeleerten gottsäligen Johann Dietzen" erschien (s. HBBW XVII 337f, Anm. 21).
3 VD16 E1436; Gilly, Spanien 328-331; HBBW XVI 274, Anm. 12. -Enzinas war Herausgeber dieser unter dem Namen von Claude de Sénarclens veröffentlichten Schrift. Ihr wurde (auf f. m 2 r.-n 2 r.) die lateinische Fassung von Diaz' Glaubensbekenntnis beigefügt. —In Zürich ZB sind zwei Exemplare dieses Druckes erhalten: 5.27 1/3 und Md F 376/2 (letzteres Exemplar mit einer handschriftlichen Widmung an Johannes Fries).
4 Ende August 1546; vgl. HBBW XVII 361, Anm. 2.
5 Anspielung auf die Schrift: Acta concilii Tridentini anno M.D.XLVI celebrati una cum annotationibus piis et lectu dignissimis, [Basel, Johannes Oporin] 1546 (VD16 K2063 — zwei Exemplare in Zürich ZB: III N 160/2-3 und 5.271/2). — Diese Veröffentlichung enthält u.a. (f. o 4 v.-q 7 r.) Melanchthons Abhandlung "Causae, quare et amplexae sint, et retinendam ducant doctrinam, quam profitentur ecclesiae, quae Confessionem Augustae exhibitam Imperatori sequuntur, et quare iniquis iudicibus collectis in Synodo Tridentina, ut vocant, non sit adsentiendum" (Melanchthon-Bibliogr. II 1215f, Nr. 1546.9). — Der größte Teil dieser von Enzinas herausgegebenen Publikation (f. d 7 v.-o 2 r.) besteht aus den Texten und jeweiligen Kommentaren (Enzinas'?) der sechs ersten Dekrete des Konzils. Bullinger ließ tatsächlich den Text dieser Dekrete Enzinas zukommen; s. Nr. 2669. Allerdings ist heute in Bullingers Nachlass nur der Text der fünf ersten Dekrete erhalten (Zürich ZB, Ms A 84, S. 213-236, eine Abschrift von zwei Händen, vermutlich auf Berner Papier), während Enzinas noch ein sechstes Dekret veröffentlichte. Am Schluss des Druckes (f. s1r.-s8v.) sind die zwei Briefe des Papstes Paul III. an die Eidgenossen