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Autograph: Zürich StA, E II 346, 169f (Siegelspur) Ungedruckt
Frölich empfing drei Briefe Bullingers [nicht erhalten] von einem einzigen Boten [...]. Die
[zwei] ersten Briefe meldeten zu Frölichs Erschütterung, dass die [Zürcher] Kirche keinen
Diener nach [Augsburg] schicken könnte; der letzte aber stimmte die [Augsburger]froh, da
der Zürcher Rat ihnen darin trotz eigenen Mangels [an Pfarrern] die Entsendung Johannes
Hallers ankündigte. Ihre Dankbarkeit werden die [Augsburger] in einem eigenen Brief bekunden.
Haller wird in [Augsburg]eingesetzt und nicht woandershin geschickt werden. Er soll
noch vor dem Wintereinbruch nach [Augsburg] kommen. — Sehr willkommen ist Bullingers
eigenhändiges Manuskript mit der in Zürich gebräuchlichen Kirchen- und [Pfarr]ordnung.
Frölich will zu erreichen versuchen, dass auch die [Augsburger] Kirche sich danach ausrichtet.
Bullinger wird vom [Augsburger]Rat ein [Geschenk]für diese und seine anderen Verdienste
erhalten. — Die ihm von Bullinger anvertrauten Geheimnisse hat Frölich lediglich den
[beiden] Bürgermeistern [Hans Welser und Jakob Herbrot] eröffnet; vor allem Welser hofftBriefe_Vol_15_634 arpa
auf eine allmähliche Stärkung der Freundschaft zwischen den [deutschen und eidgenössischen
Protestanten]. — Das unglückliche [Zweite Regensburger Religions]gespräch kommt in Gang.
Von den [Protestanten] sind Philipp Melanchthon, Martin Bucer, Erhard Schnepf und Johannes
Brenz dazu abgeordnet; als Auditoren der Magister Franz Burchard, Graf Wolrad von
Waldeck, Balthasar von Gültlingen und Hieronymus Baumgärtner; als Gehilfen Martin Frecht
und Veit Dietrich: fast alle ausgesprochene Lutheraner. Diese haben die ausdrückliche Auflage
erhalten, nichts gegen die [Heilige]Schrift zu entscheiden noch Zweideutiges zu genehmigen.
Hoffentlich sind weder die Kolloquenten noch die Auditoren aus der Partei des Kaisers
[Karl V] bestimmt worden, so dass es zu keinem [Religions]gespräch kommt! — Vielleicht
werden in Kürze Gesandte des [Schmalkaldischen]Bundes zum Rat von [Zürich]kommen und
bitten, weder fremden Soldaten den Durchzug durch die Eidgenossenschaft gegen die [deutschen
Protestanten] zu gestatten noch den Papisten Hilfstruppen gegen die Evangelischen zu
schicken, sondern vielmehr [den Schmalkaldenern]Hilfe zu senden. Als Gegenleistung werden
die Eidgenossen bei den [Schmalkaldenern]Hilfe finden. Zürich soll die Gesandtschaft freundlich
empfangen. —Bullinger ärgert sich, dass Frölich [Anna, geb. Adlischwyler] drei Goldstücke
schenkte. Damit wollte Frölich nur Bullingers Kosten vergüten, die diesem durch den
[Augsburger] Rat wegen der Entsendung von Boten an Matthias Erb entstanden. —Als glaubwürdigen
Bericht über den Braunschweiger Feldzug legt Frölich einen Brief des Landgrafen
Philipp von Hessen an die Augsburger bei. Später erfuhr man, dass Reiter und Fußsoldaten
von Herzog Heinrich [von Braunschweig] beim Abzug die Bauern brandschatzen und plündern
wollten. Daher haben die [Schmalkaldener]jene am 23. Oktober [1545] angegriffen,
über 100 Reiter getötet, 18 Adlige, unter ihnen 6 Domherren, gefangengenommen, viel Fußvolk
umgebracht und sie zum Abzug in kleinen Gruppen gezwungen. — Im Zelt des [Herzogs
Heinrich]fand man einen ganzen Kasten voller Briefe, aus denen Intrigen vieler Potentaten,
besonders aber der [katholischen Geistlichen]hervorgehen, die auch die Eidgenossen betreffen
sollen. Deshalb sollten die [Zürcher] eine Gesandtschaft auf den [Schmalkaldischen Bundestag]
zu Frankfurt schicken, wo am 6. oder 9. Dezember [1545]die evangelischen deutschen
Obrigkeiten gegen die Abhaltung eines Konzils, ob in Trient oder anderswo, abstimmen und
über die [Fortsetzung ihres Bündnisses] beratschlagen werden. —Herzog Heinrich liegt gefangen
zu Ziegenhain, sein Sohn [Karl Victor] zu Kassel. [Heinrich] hatte, ehe die [Schmalkaldener]
von seinem Vorhaben wussten, mit Hilfe der Papisten 4'000 Reiter und 7'000
Knechte zusammengebracht; eine Zahl, die bis auf 20'000 [Mann]stieg. Am 18. Oktober griff
er die [Schmalkaldener] an. Danach gab es einen Waffenstillstand, welchen [Heinrich] aber
nicht einhielt, weshalb der darüber erzürnte Landgraf [Philipp] von Hessen zum Angriff
schritt. Jetzt verhört man [Heinrichs]Helfer. —Größe an Bügermeister [Hans Rudolf] Lava-ter
den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs], Rudolf Gwalther, [Konrad] Gessner und
alle [anderen] im Hort der Gelehrsamkeit. Frölich wird bedeutsame Nachrichten stets mitteilen.
S. Ternas simul a te, vir venerabilis, uno cum tabellario 1 accepi literas 2
quarum singula adeo amicabiles et iucunde sunt, ut decorum et copiamBriefe_Vol_15_635 arpa
respondendi penitus in me desiderem. Hinc fit, ut tantum tuo candore fultus
effutiam respondendo, quicquid in buccam venerit 3 . Scias ergo priores ex
literis tuis me nonnihil movisse, eo quod nunciabatur nullum a vobis ecclesiæ
ministrum ad nos venturum; posteriores vero ingenti nos gaudio affecerunt
significantes nimirum magistratus Tigurini erga nostros et amicitiam
et benevolentiam et ob id ex propria penuria factam esse copiam dominum
nempe Ioannem Hallerum seligendo, qui nostri ecclesiæ presit 4 .
Bone deus, qua alacritate, qua gratitudine, quo denique affectu senatus noster
tam ingens benefitium amplexus est! Perpetui, crede mihi, amicitiae et
fidei inter utrunque magistratum haec benevolentia arrabo et character erit,
ita ut nesciam, quid Tigurinus magistratus a nobis petere possit, quod non
acceptum facile referat. Gratificatoriae Augustanorum litere 5 de hoc etiam
aliquid testabuntur. Ioannem ergo illum Hallerum nostri in hac urbe ecclesiæ
praeficiemus nequaquam illum alio missuri. Charior quippe nobis erit, quam
quod inter barbaros ex tam celebri accitus collegio versari debeat! 6 Quantum
vero ad me pertinet, operam dabo, ut sentiat se a me non tam propter sua
diva ingenii dona quam propter Henrichum illum a meum Buliingerum diligi
et observari. Tu mandato illi, ut postulando et petendo ex me quidlibet non
intermittat. Nunc restat, ut iter ad nos maturet, antequam hiems ingruerit.
Manus impositionis 7 et synodi Tigurina formula dextra tua exarata 8 adeo grata sunt ut nihil supra. Dabo operam, ut nostra ecclesia etiam in hoc vestrae fiet conformis. Proinde recepturus es mnemosinon a magistratu nostro pro iis et alus tuis in nos collatis officiis. 9
Que mihi secreto 10 secreta communicasti, 11 nonnisi d. consulibus 12 aperui; illi nresertim Welserus plurimum gratificantur b sperantes fore ut pedetentim
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13 major et fortior amicitia et necessitudo inter vestros et nostros plantetur.
Colloquium quantumvis male auspicatum incipit progredi. 14 Per nostros sunt ad hoc deputati Philippus Melanchton, Martinus Bucerus, Erhartus Schneppius c et bannes Brentius. Auditores sunt magister Franciscus Burckart 15 , graf Wolrat de Waldeckh 16 Balthasar de Gultlingen 17 et leronimus Bamgartner; adiuncti vero Martinus Frechtus et Vitus Theodoricus 18 : singuli fere extreme Lutherani. 19 Hac tamen expressa informatione abibunt, ne contra scripturas aliquid committant aut amphibola 20 ° loco concordatorum ponant, sed aperte cuncta tractent. Ego tamen spero ex parte cesaris 21 neque colloquentes neque auditores adhuc subornatos esse, imo colloquium hoc futile in spongiam recisurum 22
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||169v. Brevi forsan foederis nostri 23 ad magistratum vestrum legati venient et petent, ne peregrinos milites per Helvetiam contra nos transire patiantur, ne quoque Helvetii papistis auxiliares copias adversum evangelicos mittant, imo nobis implorantibus supetias ferant, etc. Vicissim nos quoque habituri estis in subsidium vestrum paratos, etc. Velim, ut eiusmodi legatio humaniter tractaretur, donec dominus huic principio plura adiiceret.
Egre inter cetera fers, quod uxorem 24 3 aureis donaverim. 25 Non equidem volui illis tue liberalitati, sed tantum expensis tuis satisfacere, quas fecisti nomine magistratus nostri ad d. Mathiam Erbium tabellarios mittendo, etc., quemadmodum coste tue 26 honestissime id satis exposui. Ne igitur sis amplius ea de re sollicitus, sed persevera in dilectione Leti, qui tibi tot inquietudines parit, quas tamen nolit tam cumulate fieri. Scribas ergo mihi posthac non nisi ab utilioribus negotiis vacuus.
Von dem brunschwigischen krieg kan ich nit grundtlichern bericht schreiben, dann wie mein genediger herr, lanndgraf Philips zw Hessen, der theur Josias, 27 meinen herrn selbs zü frischer that 28 geschrieben hat, 29 wie innliegende copei außweist. Dem ist güter glauben ze geben. Wer lustbarlich zu horen und lesen, wa die nebenhandlung und geschicht, dem sich viel zugetragen, auch ußgedruckt wem. 30 Seyt diesem schreiben haben meine herrn oder ich kamen weitter beschaid, dann das herzog Henrichs 31 reutter unnd fueßvolkh inn irem abzug die baum uff lannd wider prantschetzen unnd plundern wollen; darumb die unnsern uff den 23. octobris mit ettlichen reuttern unnd fueßvolkh inn sie gesetzt, der reutter ob hundert erlegt, 18 vom adl, darunder 6 thumpfaffen 32 gewest, gefanngen, viel vom fueßvolkh umbracht unnd sie enntlich dahin gepracht, das sie die fennlin abreisen unnd rottweiß 33 uß dem lannd ziehen muessen.
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Inn des tyrannen von Brunschwigs zellt ist ain gantzer kassten vol brief gefunnden worden, daraus sich, als unnser gnädiger herr landgraf schreibt, wundersame practic vieler potentaten, innsonnderhait aber der pfaffen erfynndt. Unnd, als ich vernimme, soll es die aidgenossen auch antreffen. 34 Wann es eur herrn gelegenheit were, ettwas groß zu er- || 170r. farn, so mochten sie ungeferlich 35 uff 6. oder 9. decembris schirist 36 gen Franckfurt verordnen. Da werden die evangelischen sampt allen teutschen dem wort gottis anhengige oberkaiten erscheinen unnd wider die execution des trientischen 38 oder ains anndern dergleichen concili ratschlagen, auch von amer ainigung reden 39 Unnd achte dofür, eure herrn sollten, dahin ze kumen, angesprochen werden. Wa nit, wurd man sie dannoch uff gedachtem tag von hertzen gern sehen, etc.
Hertzog Henrich ligt zu Ziegenheim 4 °unnd sein sone 41 zw Cassel gefanngen. Seien furwar rechte wunder gottis geschehen. Der tyrann hat bei 4'000 reutter unnd ob 7'000 knecht durch huss der bäbstier gehapt, eh wir von seinem vorhaben gewisst. So ist er darnach inn alles starckh worden bis inn zwaintzig tausent. 43 Unnd als die unnsern noch nit gefasst gewesen, hat sie hertzog Henrich anfencklich angriffen uff 18. octobris unnd schaden gethon, dodurch ettwas forcht entstanden. 44 Doruff ain anstand amen tag lang erfolgt, 45 welchen der tyrann auch nit gehalten, darab landgraf erhitzigt, unnd hats durr unnd dapffer hinein gesetzte. Dem gott der herscharn sei lob, preiß und herlichait in ewikait! Das pfaffengeschwurm 47 hat amen mercklichen schrecken darab empfangen. Yetz wurdt mit hertzog Henrichs helf-fer gehandlt; 48 was unnd wie weit, geit 49 die zeit zu erkennen.
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Gruest mir herr burgermeister Lavatern 50 den herrn statschreiber 51 dominum Rodolphum Gvalterum, Geßnerum et totum domicilium Palladis 52 Ego, si quid rerum memorabilium audiero, semper ad te perscribam. Vale, meum cor.
12. novembris 1545.
Tuus ex animo G. Letus, archigrammateus Auguste Vindelicorum.
[Adresse auf der Rückseite:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, ecclesiaste Tigurino venerabili, amico et fratri.