[2272]
Autographa: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 69 (Siegelabdruck) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 396-398, Nr. 1227
Angesichts der Ereignisse wundert sich Bullinger über Blarers Schweigen und bittet um Nachrichten.
—Auf dem Tag zu Baden am 20. Oktober und in der darauffolgenden Woche wurden
etliche schwierige Angelegenheiten geklärt. Da die Zürcher [als Vorort bei der Erneuerung]
der Bünde nicht auf die Heiligen schwören lassen wollten, die Fünf Orte aber daran festhielten,
hat man sich in Rücksicht auf die allgemeine Lage darauf geeinigt, auf das Schwören zu
verzichten und weiterhin den ohnehin ewigen Bündnissen treu zu bleiben. —Obwohl die [protestantischen
eidgenössischen] Städte aufgefordert wurden, bei einem Krieg im Reich keine
Seite mit Söldnern zu versehen, kam das Gerücht auf sie hätten [Philipp von Hessen]Truppen
zugesagt. Die Städte stritten dies aber ab und baten die [katholischen]Sieben Orte, auch aufBriefe_Vol_15_601 arpa
Verlangen Papst [Pauls III.] oder anderer keine Truppen gegen die Deutschen zu schicken.
Letzteres werden die Boten dieser Orte weiter vermitteln. —Vier Boten [...] aus Zürich, Luzern,
Uri und Schwyz sollen unverzüglich nach Mailand zu Verhandlungen mit dem [Statthalter
Alfonso d'Avalos] entsandt werden und dabei auch die Gerüchte um eine dortige Kriegsrüstung
abklären. Zu Baden wurden auch zwei Wagen aus Italien mit Kriegsrüstung beschlagnahmt.
—Außerdem hat der Rat von Augsburg mit dem Überbringer [...] des vorliegenden
Briefes den [Zürcher] Rat um Entsendung eines Predigers für Augsburg oder Kaufbeuren
gebeten, worauf hin Bullinger dem Rat [Jodocus Kilchmeyer und Johannes Haller]vorschlug.
Der [Zürcher Rat] ist verärgert, dass Isny den erbetenen [Konrad Klauser] wegen der Gehaltsfrage
entließ, was sich auf die Anfrage Augsburgs negativ auswirken könnte; die Sache
wird morgen entschieden. —Grüße.
S. Nüwer zytung nimpt mich ser wunder, das jr so gar not schrybend, bsonders in disen wunderbaren louffen 1 , da ich wol gedencken kan, ir habind allerley kuntschafft. Bitt, ir wollind, das jr meinend war sin 2 und ettwas nutzes bringen, mir zuschryben.
Die eydgnossen habend den tag gehallten zu Baden 20. octobris 3 und nachvolgend untz 4 uff sontag 25. octobris. Habend vil schwerrer händlen nitt unglücklich volendet. Wie der span under inen xm 5 von des eydschwerren 5 wagen der pündten, deßhalb mm herren 7 den eyd alein gaben und nemmen wollen by gott und nitt by den heiligen, und die 5 orts 8 vermeint, die heiligen ouch darzu ze haben, 9 ist der span jezund gar uffgehept also: Diewyl die pündt eewig sind, man schwere glich oder nitt, so sol man jetzund nitt schweren, also den span vallen lassen und zu allen teylen trüwlich aneinandren pündt hallten mitt redlichem hälffen wider mencklichen 10 , mitt lib und gilt, besonders jetzund gilt eydgnossen sin so sich also seltzame spyl anhebend. 11
Und alls ir wüssend, das an die stett geworben ist, ob krieg imm rych uffstünd 12 das die christlichen stett 13 in der eydgnoschafft uff dwädery 14 syten knächt louffen wollind lassen, etc., 15 habend die lander und ettliche ort in eydgnossen ir kuntschafft gehept und verstanden, die stett habind dem lantgraffen 16 ein starcken zug 17 zugesagt. Habend dorumb die ste[tt]b
Briefe_Vol_15_602 | arpa |
---|
gen 18 Die stett habend geantwort, sy habind nieman kein zug zugesagt, und begärind an die 7 ort 19 das ouch sy, ob ettwas werbung an sy beschach vomm bapst 20 etc., das sy wider die Tütschen kein knächt louffen lassind. Habend die botten in abscheid genommen, guter hoffnung, es werde nitt abgeschlagen. 21
Hinyn in das Meyland sind geordnet 4 botten, zwen von stetten, Zürych und Lucern, 22 zwen von ländern, Ury und Schwytz 23 Die sollend angants verryten 24 und mitt dem marggysen 25 verschaffen, das er den merckt ufflöse 26 und von sinen frävlen fürnemmen stande 27 ; das sy ouch lügind, was es für ein wasen 28 in Meyland, diewyl das gschrey ist von einer gwaltigen rüstung. 29 Und alls der tag zu Baden xm, sind zwen wagen dahyn heruß uß Italia kummen und das land nider geweldt 30 Und diewyl ror 31 und kriegsrüstung daruf[f]|| 69V. geladen und man nitt wüssen mögen, wider wen man es bruchen wollen, habendts die eydgnossen gmenlich nidergelegt 32 biß uff wytern bescheid, etc. 33
So vil habend wir jetzund nüwer zytung, et quod Augustanus senatus misso hoc tabellionem et scriptis literis postulavit a magistratu nostro concionatorem, quem vel Augustae retinere vel in vicinam aliquam urbem (Kauffbäuram 35 puto) ablegare possint. 36 Nos duos magistratui indicavimus; quid facturus sit, ignoro. 37 Hoc certum est, Iznenses valde offendisse nostros, quod propter pecuniam postulatum 38 dimiserunt. Metuo, ne forte adhuc commoti dificilius Augustanis obsequantur; nam valde indigne tulerunt
Briefe_Vol_15_603 | arpa |
---|
repulsam. Cras absolvetur coram senatu negotium. Dominus faxit, ut omnia bene cedant!
Vale. Tiguri, 28. octobris 1545.
Salvi sint omnes viri boni et fratres.
[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. Ambrosio Blaurero, domino et fratri suo venerabili. Constantz.