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Autograph: Zürich StA, E II 346, 194f (Siegelfragment) Ungedruckt
Frölich ist für Bullingers Antwort vom 4. Dezember [nicht erhalten]auf seine Briefe [Nr.
2289. 2294] sehr dankbar. Niemanden liebt er mehr als Bullinger. — Für die Entsendung
[Johannes] Hallers [nach Augsburg] hat Frölich schon früher gedankt. Nun übermittelt er
auch den Dank von [Augsburger] Rat und Kirche. Der gebildete, fromme Haller hat einige
Male über die Überlegenheit des [protestantischen] Glaubens sowie über die Sakramente des
alten und neuen [Bundes]gepredigt. Dabei hat er das Abendmahl klar erläutert. Der begeisterte
Rat ist demnach bereit, Haller gegen die Theologen, die es auf ihn abgesehen haben,
zu verteidigen. Deshalb sollen morgen alle Kirchendiener vor dem Rat erscheinen, wo ihnen
bei Strafe des Stellenverlustes jede Feindseligkeit untersagt werden wird. Haller wird in etwa
zwei Wochen nach [Zürich] zurückkehren, um seine Frau [Elsbeth Kambli] und das Kind
[Agnes] zu holen. Noch vor seiner Abreise wird seine Anstellung geregelt werden. — Was
Bullinger in Bezug auf das von Frölich übermittelte sowie auf das vom Augsburger Rat noch
zu übersendende Geschenk schrieb, macht Frölich traurig. Er sucht ein Mittel, mag dieses
auch noch so klein sein, wie Bullinger von [Augsburg]geehrt werden könnte. —In Regensburg
sind die Kolloquenten eingetroffen. Eigentlich hätten [Martin]Bucer und [Martin]Frecht auf
dem kürzesten Weg durch Augsburg hindurchkommen müssen, doch bogen sie weit vorher ab,
vielleicht, um die Zürcher zu umgehen. Das Kolloquium wird nichts bringen. —Bullinger soll
Vadian brieflich trösten, dass weder ein Frecht noch ein Bucer oder ein Musculus die [Augsburger]
Kirche beunruhigen kann. Im Hinblick auf die Abendmahlslehre ist nämlich Augsburg
gut aufgestellt, so dass nicht einmal Musculus und seine Anhänger den Götzendienst wieder
einführen könnten. Denn als Augsburg mit dem Wittenberger [Luther]eine Konkordie einging,
geschah dies nicht auf Kosten der Wahrheit. —Grüße an [Konrad]Pellikan, [Rudolf] Gwalther,
[Erasmus] Schmid, [Theodor] Bibliander, [Johannes] Wolf und [Konrad] Gessner.
—[Beilage:]Frölich hat mit Freude von Bullinger vernommen, dass Hans Wilpert Zoller sich
in Augsburg gern einen Namen machen würde. Diesen Wunsch hatte Zoller schon kurz vor
seiner Abreise [aus Augsburg] Frölich gegenüber geäußert. Sebastian Schertlin war aber
schon zum hessischen Hof abgereist. Drei Tage nach Zollers Abreise wurde Frölich nach
Konstanz abgeordnet, so dass er Schertlin erst nach seiner Heimkehr schreiben konnte. Eine
Antwort hat er noch nicht erhalten. Er wird diese in einem Brief den er Haller anvertrauen
wird, übermitteln. —Frölich übersendet die von [Heinrich Steiner]etwas mangelhaft gedruckte
Schrift [,,Warhafftige erzölung der Geschicht, was sich Hertzog Heynrich von Braunschweigs
dises gegenwertigen Jars zugetragen..."]. —Frölich dankt für die von Bullinger übermittelte
Nachricht. —Alle Einungsverwandten sind für die Verlängerung des [Schmalkaldischen]Bundes,
auch Württemberg. Die Verbesserung [der Mängel des Bundes] scheint bevorzustehen.
Zwei Kurfürsten [Hermann von Wied und Franz von Waldeck]möchten [Mitglieder]werden.
[König Franz I. von]Frankreich, [König Heinrich VIII. von]England und der schwedische
König [Gustav I. Wasa]bewerben sich auch darum. Dänemark ist schon [im Bund]. —Auch
Kaiser [Karl V.] hat den [Schmalkaldischen Bundestag in Frankfurt]beschickt, um die Befreiung
Herzog Heinrichs zu bewirken, doch scheint eher eine Machenschaft dahinter zu
stecken. —Aus Herzog Heinrichs [beschlagnahmten]Briefen und Schriften sind Details über
den braunschweigischen Krieg zu entnehmen. Das wird üble Folgen haben. — LandgrafBriefe_Vol_15_698 arpa
[Philipp] von Hessen hat in St. Goar am Rhein eine von Papst [Paul III.] veranlasste Sendung
von SOO Stück Kriegsmaterial beschlagnahmt. Diese war für Spanier und [Italiener] bestimmt,
die unbewaffnet und demzufolge unverdächtig in [Deutschland] hätten eindringen
sollen. —Es ist geplant, die [katholischen]Eidgenossen gegen die evangelischen Deutschen zu
gebrauchen, um dann, sobald das Reich [dem Kaiser unterworfen ist], auch die Eidgenossen
unter [dessen] Joch zu zwingen. — Die deutschen Bischöfe und Pfaffen fürchten sich. Jeder
schaut auf den Bundestag in Frankfurt. —Grüße an die Bürgermeister [Johannes Haab und
Hans Rudolf Lavater], die sich über diese schwere Lage Gedanken machen sollen. —Grüße an
den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs].
S. Die 4. huius mensis respondisti 2 ad proximas meas 3 affatim, et ea quidem copia et diligentia, ut videam illud, quod in exordio prelibas, esse verissimum. Nimirum te ob amorem in me tuum nullum scribendi finem invenire. Gratia ergo deo optimo, qui tanto humanae vitae specimine voluit me esse decoratum. Ego vicissim dico me chariorem te habere neminem, atque adeo charum, ut nequeam animum meum erga te satis exprimere. Dominus glutino hoc nos in vitam usque futuram a perpetuo consolidet atque conservet. Amen.
Pro Hallen missione 4 antea gratias egi. 5 Nunc vero maximas ago non tantum meo, sed et senatus, imo et totius ecclesiæ Augustanae nomine, quia ipsius eruditio et facundia pietati iuncta universos bonos ei arctissime hic devincit, neque fructus doctrina ipsius desunt. Disseruit aliquot concionibus de vetustate et excellentia nostri religionis et fidei, deinde ad sacramenta veteris et novae legis descendit nodumque caene domini dilucide b explicavit; 6 id quod ecclesiæ nostrae tam fuit gratum quam proficuum. Sentio quoque primores senatus nostri magna cum gratulatione veritatis assertionem tam dilucidam audivisse eosque in defensionem ipsius fore promptissimos, quemadmodum etiam opere pretium erit factu. Nam quidam theologastri. 7 , quos tu ipse nuper partim perstrinxisti, acuerunt dentes suos in illum; sed nostri ecclesia ministri omnes coram tredecemviris nostri magistratus cras sistentur illisque simultates et odia sine causa concepta interdicentur sub puna privationis ministerii. 8 Quo quidem instituto spero ulcus hoc sanari posse. Hallerus post duas hebdomadas forsan ad vos repedabit suas retculas
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9 et uxorem 10 cum prole 11 itineri ad nos accincturus se. Antequam vero abierit, constituetur illi et functio ecclesiastica et laborum premium, sicuti percipies. 12
Que de mnemosino per me transmisso 13 13 et a senatu c nostro adhuc transmittendo 14 14 scribis, profecto tristitia me affitiunt, et dant uberrimam occasionem execrandi eas leges, quibus indiscriminatim sanxitum est, ne quis bonus ab optimis, nil nisi de virtute cogitantibus, memoria ergo aliquid percipiat. 15 Dico tibi, frater, me quaesiturum modum, quo honorarii nostrorum particeps fias, licet id futurum sit perexiguum.
Col loquentes ex utraque parte, ut audio, Ratisbonae confluxerunt. 16 Butzerus et Frechtus 17 licet rectius et succinctius iter eo carpere nequiverint nisi per Augustam, tamen declinaverunt longe a nobis, forsan Tigurinos aversantes. Vaniloquium 18 non frugiloquium 19 video esse futurum. Unicum tamen est, quod in colloquio laudabimus, nempe levitatem, cui nemo subscripturus est.
Vadianum, illum optimum virum! Solare et scribe illi nondum in tantas nostram ecclesiam angustias arctatam esse, 20 ut vel Frechtus vel felis 21 vel mus 22 aliquis eam facile expugnet sive perturbet. Concordiam cum Witembergense 23 inivimus super veritate tuenda et retinenda, non super somnus et opinionibus defendendis. Preterea ecclesia nostra, quantum ad puritatem cene domini pertinet, iampridem ita est salubriter instituta, ut Lutheranismum ||194v. omnino ferre nequeat. Imo nec Musculus cum asseclis suis posset idolatriam hanc nobis reingerere, quia et ipsi per multos annos nihil aliud concionati sunt re ipsa quam Hallerus, etc. Spero igitur negotium hoc bene successurum.
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Vale et nostros singulatim ex me salutate Pellicanum, Gvalterum, Fabritium, 24 Bibliandrum, Wolfium, 25 Gesnerum, etc.
Die ipso natalis Christi anno 1546 26.
Tuus Georgius Letus, archigrammateus
Auguste Vindelicorum.
[Adresse auf f. 194a,v.:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, anthistiti ecclesiæ Tigurino, domino et amico ut fratri. Zurch. [Beilage:]
||195r. Was jr mir von dem frumen, wolgethonen, vhessten jungen geselln Hanns Wilpert Zoller geschrieben, 27 hab ich hertzlich gern gehört unnd inn sonnderhait, das er genaigt ist, hie kuntbar 28 zu werden unnd sein erliche freundschafft 29 im willen darzu gibt. Unnd wiewol er sich solcher gestalt alhier° gegen mir erclert hat, so ist es doch so nachend 31 vor seinem abschaiden geschehen, das ich seinen halb mit herr Sebastian Schertlin (der auch schon verrieten 32 geweest) nichts reden können. Ich bin auch eben des dritten tags, als Zoller und Zwingli von hinnen geschaiden, 33 durch meine herrn ußgesandt worden und im selben riet 34 gen Costantz kumen. Wie mir aber gott wider anheims 35 geholffen, hab ich herrn Sebastian Schertlin, welcher yetzt am hessischen hofe ist, 36 des Zollers halb geschrieben, 37 aber noch kam antwurt empfangen. Bin guter hoffnung, er sollt bald wider zue hauß gelanngen. So will ich alsdann die sach muntlich, wils got, mit une hanndln unnd euch bei 38 dem herrn Hallero allen beschaid schreiben. Das wollend Zollern mit erpietung meiner gantz willigen diennst, dem ich dits mais nit schreiben können, anzaigen.
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Hiemit ubersennde ich euch die warhafftig geschieht des jungsten brunschwigischen kriegs, wiewol das exemplar uß verlassung des druckers 41 ettwas wenigs mangelbar 41 ist. 42
Ich bedannckh mich curs trewen berichts in sachen euch bewisst 43 ganntz freuntlich unnd achte dofur, es soll sollichs an gebuerlichen Orten nit übel erschiessen 44 ,
Unnsere ainigungsverwandte 45 seien (gott löbe) alle ainhellig unnd des gemuets, die bundtnus zu bessern unnd zu erstrecken; Wirtemberg, vor dem man sich besorgt hat, so wol als anndere. 46 Unnd ist die besserung 47 numehr gar nahend gefunnden und vergleichung geschehen. 48 Über das begern noch zwen churfursten 49 des reichs darein 50 . Der Frantzoß 51 (mag ich euch mit glauben, doch in trauen sagen) wirbt auch darumb, 52 unnd, wiewol man sein aigenschafft waist unnd une nit mehr, als billich ist, trawet, so mag doch sollich suchen 53 zu gutem praucht werden. ||195v. Engelland steet auch inn gleicher handlung. Der kunig uß Schweden 54 sucht auch unnser ainigung. Denmarckh ist vor 55 darinn unnd begert erstreckung als annder 56 Haben alle ir botschafft zu Franckfurt.
Item kay[serliche]m[ajesta]t 57 hat auch ir botschafft 58 daselbs unnd lasst fur hertzog Henrichs 59 ledigung 60 werben, wiewol ich sorg, es sei dieselb
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legation mehr von practic 61 und zertrennung d weder 62 62 von hertzog Henrichs wegen angesehen 63 .
Wie unnd durch wene die jungst brunschwigisch empörung 64 angericht und gefurdert worden, erfynndt sich uß hertzog Hennrichs brieffen unnd schriften 65 lautere. 66 Es mag furwar ain weittrung 67 geben.
Der landgraf von Hessens 68 hat zu Sant Gewer am Rein 69 der italianischen munition und buxen 1'500 uffgehalten, unnd ist alle solliche russtung dem bapst 70 °und sunst niemand annderm zugehörig. 71 Des hat man gruntliche und gewiese erfarung 72 , und des mehr, das die nacketen 73 Spanier unnd Walhen 74 , wann sie unns uberzucken 75 wollten, on wöhr 76 unnd unverdacht 77 heraußkumen unnd sich durch diese munition wapnen möchten.
Der anschlag 78 ist gemacht, das die aidgnossen 79 wider die evangelischen Deutschen sohn praucht werden, unnd das hernach, wann das reich zedrumert ist, die aidgenosßn auch unnter das joch sollen gedrungen werden. Des und annders nichts haben wir unns zu fursehen.
Die deutschen bischof unnd pfaffen sitzen inn grosser forcht, unnd sieht yederman uff den tag zu Franckfurt. Wir wöllen aber unnsere augen auff den herren richten und seinen namen anruffen.
Gruesst mir mein gunstig gepietend herrn burgermaister 80 mit erpietung meiner willigen diennst. Mogt me dannoch ursach geben, diesen schweren sachen auch nachzedenncken; dann es ist umb das höchst zu thun, namlich umb di ere gottis, der menschen hail unnd umb die freiheit des vatterlands.
Den herrn statschreiber 8 unnd all gunstig herrn begere ich ze grue[ßen]e .
Datum ut in literis. 82