Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[651]

Wolfgang Capito an
Bullinger
[Straßburg],
25. September [1535]

Autograph: Zürich StA, E II 348, 384 (Siegelspur) Regest: Capito, Corr. 196, Nr. 576

[Christoph] Froschauer wird das Nötige berichten. Es geht um das Konzil. [Franz I.], dessen Gesandtschaft erwartet wird, möchte wohl den Papst mit den deutschen Protestanten gegen den Kaiser einen. Capito dankt für eine Warnung und verspricht, wachsam zu sein. Grüßt alle Freunde in Zürich. Fordert zu sorgfältiger Prüfung [der neuen Ausgabe] von Philipp [Melanchthons] "Loci"auf

14 gegen ihren Willen.
15 Vgl. Lk 10, 2.
16 ohne.
17 Wie aus Graf Georgs Brief (vgl. oben Anm. 4) hervorgeht, waren die Pfarrer und Amtleute seiner Herrschaft Reichenweier - diese umfaßte die Pfarreien Reichenweier, Beblenheim, Hunaweier, Mittelweier und Ostheim (vgl. Bopp, Die evangelischen Gemeinden, aaO, S. 292) —mit der Berufung beauftragt.
An den Grüßen (unten Z. 9-12) läßt sich ablesen, daß Capitos Besuch in Zürich vom August 1535 noch nicht weit zurückliegen kann (vgl. oben Nr. 635, 8-11). Für 1535 sprechen auch die Äußerungen über die Politik des französischen Königs (Z. 1-5) und die Erwähnung der neuen Ausgabe von Melanchthons "Loci communes" (Z. 14f). Zum Tagesdatum vgl. Anm. d.


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S. Quae te, mi domine, scire volui, ex Froschouero cognosces. Agitur de concilio. Gallus 2 artibus subvertere aliorum tentat consilia. Ambit quosdam. Honesta legatio expectatur 3 . Mira molitur: pontificem, opinor, Romanum 4 contra cesarem 5 nobis Germanis, qui renatam Christi doctrinam amplectimur, coniungere 6 .

De monitione tua 7 habeo gratiam; prudent. Advigilo, etsi periculum inde etiamnum videor nullum subodorari, nisi quod malo quam alienissimos longissimeque dissitos esse nostros a ab istius pestilentiae contagio.

Bonos viros omnes, utpote Reschium consulem 8 , tribunos 9 , praefectum Badensium illum Edlibach 10 , omnes pariter amicos, dominos b praecipue eruditos ac professores cum parochis c ex me salvere iubeas. Nescio, quid invicem tibi hinc reddam, sicut proxime similiter scripsi 11 .

25. d septembris.

Locos e Philippi 12 expende accurate. Equidem sane nondum vidi, sed mihi promisit fausta omnia f .

V. Capito.

[Adresse auf der Rückseite:] Henrico Bullingero, ecclesiastae Tigurino, viro doctissimo vereque in domino fratri.

a nostros übergeschrieben.
b-c Von dominos bis parochis übergeschrieben.
d Die undeutlich geschriebene zweite Ziffer der Tageszahl ist wohl als 5 zu lesen; J. J. Simler (Zürich ZB, Ms S 41, 119) liest 3 (so auch Capito, Corr. 196, Nr. 576).
e-f Von Locos bis omnia nachträglich zwischen Datum und Unterschrift eingefügt.
2 König Franz I.
3 Bucer hatte am 22. September 1535 in einem Brief an Johannes Sturm für die Abordnung eines französischen Gesandten nach Deutschland plädiert (vgl. Seidel 167-169). Mit einem Besuch von Guillaume du Bellay in Straßburg wurde bereits zu einem Zeitpunkt gerechnet, als dessen Entsendung zum Bundestag von Schmalkalden noch nicht feststand; vgl. unten Nr. 659, 28f.
4 Paul III.
5 Karl V.
6 Zu den politischen Hintergründen der Bemühungen des französischen Königs um eine Konkordie vgl. Seidel 145-147. 149-151.
7 Über den Inhalt von Bullingers Mahnung ist nichts bekannt.
8 Bürgermeister Diethelm Röist.
9 Über die Zunftmeister des Jahres 1535 vgl. Die Zürcher Ratslisten 1225 bis 1798, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich, bearb. v. Werner Schnyder, Zürich 1962, S. 297.
10 Hans Edlibach war nie Landvogt zu Baden. 1535 versah Ägidius Tschudi dieses Amt, s. EA IV/1c 1316.
11 Oben Nr. 635, 9-11.
12 Philipp Melanchthons "Loci communes" erschienen 1535 in einer Neubearbeitung; vgl. oben Nr. 648, Anm. 8.