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Autograph: Zürich StA, E II 357, 116f (Siegelspur) a Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 580f, Nr. 1403
[]]Blarer hat nichts Neues zu berichten. Angst und Not breiten sich aus. Durch Konrad Zwick
übersandte er einen Brief [Nr. 2778]. Möge Zwicks Mission [in Zürich] erfolgreich sein!
—[2]Blarer hat Bullingers Briefe [Nr. 2774 und Nr. 2776]empfangen. Dieser hätte sich nicht
wegen seines Briefes [Nr. 2767]entschuldigen müssen, zumal Blarer ein größerer Schmierfink
ist. Wie könnte es aber anders sein angesichts der vielen Ereignisse und des Zeitmangels?
—[3]Am [26. Januar]schickte der Konstanzer Rat einen Briefboten [...]nach Augsburg, dem
Blarer auch einen Brief für Georg Frölich anvertraute. Die Spanier fingen den Boten ab und
beschlagnahmten die Briefe (die nichts Wichtiges enthielten). Dem Boten taten sie nichts.
— [4] [Peter] Buffler schreibt aus Isny, dass sich unter den von dort an Kaiser Karl V.
gesandten Abgeordneten der Schreiner und Zunftmeister Hans [...]befand (der schon einmal
bei Bullinger war). Dieser Mann, der den Kaiser seit etlichen Jahren kennt, sagte, er habe
diesen sowohl zu Pferd als auch zu Fuß eindeutig erkannt, als er wegen der Huldigung [in
Ulm] war. —[5] Der Kaiser befindet sich in Ulm, so auch Herzog Ulrich von Württemberg,
der den Fußfall persönlich vollziehen wird. Die kaiserlichen Truppen sollen im Ulmer Gebiet
die Leute arm machen und sich in der Stadt merkwürdig aufführen. —[6]Buffler schreibt, dass
ihm aus Wien (wo er ja eine Niederlassung hat) berichtet wurde, Suleiman I. stehe in großer
Rüstung. Zudem gebe es viele Raubüberfälle in Franken. So seien in der Nähe von Würzburg
etliche Wagen mit Gütern aus den Niederlanden beschlagnahmt und zwei weitere bei Nürnberg
geplündert worden. —[7]Der Kaiser schickt Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach
mit 500 Reitern und etlichen Einheiten gegen den Kurfürsten Johann Friedrich von
Sachsen. Erforderte ferner den fränkischen Adel und die Bischöfe von Würzburg und Bamberg
[Melchior Zobel bzw. Weigand von Redwitz]auf den Markgrafen militärisch zu unterstützen.
Doch haben Letztere bei einem Treffen in Nürnberg den Antrag des Kaisers abgelehnt mit der
Begründung, dass das Haus Sachsen sie nicht angegriffen hat. Bei dem Kurfürsten sollen
5'000 Kavalleristen und 20'000 Infanteristen sein. Auch Landgraf Philipp von Hessen soll
über ein ansehnliches Heer verfügen. Und Coburg ist für einen etwaigen Angriff des Markgrafen
gut gerüstet. —[8] Blarer muss abbrechen, da er auch noch etliche Schreiben nach
Württemberg und Ulm abschicken will. —[9]Bullinger soll weiterhin für die Konstanzer beten.
Der Herr bewahre diese vor einem faulen Frieden und gebe ihrer Obrigkeit seinen Willen zuBriefe_Vol_19-223 arpa
erkennen. Ohne die von Gott verliehene Tapferkeit wird man angesichts des Versagens der
anderen Städte nicht bestehen können. Blarer hofft aber dass der gnädige Herr den Konstanzern
weiterhin zur Seite steht. —[10] Bernardino Ochino ist am Samstagabend [29. Januar]
aus Augsburg kommend in Konstanz eingetroffen. Der Kaiser hatte seine Auslieferung (wie
auch die des Sebastian Schertlin) gefordert, doch Augsburg ermöglichte ihm die Flucht. Er
wird wohl auch nach Zürich kommen. — [11] Frölich und viele andere gute, fromme Leute
leiden tausend Qualen. Möge Gott ihnen beistehen! —[12] In Eile.
S. Es ist, min h[ertz]g[eliepterl brüder, nichts news, das ich zü schriben hab. Angst und not bricht in in allen orten. Hab euch by meinem lieben vetter 1 geschriben. 2 Hoff, er sölle etwas güts ussrichten. Das welle got!
Ewer schriben 3 hab ich hütt ouch empfangen zü grossem danck. Mich befrömbdt, das ir um verzichung bitten ewers schreibens, 4 so ich doch vyl ain grösserer sudler 5 hyn. Die löff 6 aber und yl gebends nitt anderß. Ich will meins gern gegen 7 dem eweren in allweg 8 abziechen 9 .
Meine herren habend morn acht tag 10 ain botten mitt brieffen uff Augspurg geschickt. Dem hab ich ouch ad Letum 12 brieff geben. Ist 13 underwegen von den Spaniern uffgehept 14 und im die brieff genommen worden. Ime habend sy nichts gethon. So 15 ist nitt sonders an den brieffen glegen.
Bufler 16 16 schribt mir von Ysne, das maister Hans 17 , ain schreyner und zunfftmaister zü Ysne b (diser man [ist] etwan 18 [by] euch [g]wesen) b ouch der gesandten ainer seye gewesen zum kaiser 19 , die ussönung anzenemen. Der sagt, er hab inn recht und aigentlich 20 gesechen. Kenne inn wol von ettlichen jaren her; hab inn zü rosß und stend gesechen, alls sy im zü füssen gelegen. Er sey es aigenlich.
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Jetz ist der kaiser zü Ulm, 21 und der hertzog Ulrich von W[irtemberg] ouch da. Will den füsßfal aigner person thain. 22 Man sagt wunder, wie sy 23 so vyl armer leut um Ulm umher machind und seltzam hausind in der statt.
Buffler zü Ysne schribt, das im von Wien geschriben werde (da er dann 24 sinen handel hat), das der c Turck 25 sich zü ainem treffelichen zug russte. Item es seye vyl rauberey im Franckenland. Nitt weyt von Wirtzburg seind ettlich wägen mitt gietern 26 heruff 27 usß dem Niderland gangen; hat man hinweg gefiert. Ouch nitt mehr dann 3 myl von Nürenberg 2 wegen mitt güttern uffgehowen 28 ; haind die rüter daruß genomen, was inn gefallen hat.
Der kaiser schickt margrauff Albrechten von Brandenburg ouch wider den churfürsten 29 mitt 500 pferdten und ettlichen fennlin knecht. 30 Hat 31 den adel in Francken, ouch den bischoff Wirtzburg 32 und Bamberg 33 gemanet, ze schicken mitt dem marggraffen. Aber sy habend mitt iren bottschafften zü Nuremberg ain tag gehalten und dem kaiser sein beger abgeschlagen. 34 Gesagt, das hauß Sachsen habe nichts wider sy gehandelt; allso sollend sy noch weyter züsamen kommen 35 . Nitt waist man, was druß wirt. ||117 Elector soll 5'000 raisiger 36 und 20'000 zü füß haben; der landgrauf 37 ouch ain zimlich volck zü füß und rosß. Coburg ist wol besetzt 38 , sich zü enthalten 39 vor dem newen hauffen, so marggrauff Albrecht dahin furt.
Nun musß ich abbrechen. Hab ettliche schreiben in 40 Wirtemberg und gen Ulm zü fertigen. 41
Ach lasst nitt nach zü bitten und zü betten, das unß der herr gott vor faulem friden gnedigklich bewaren und unser oberkait hie seinen gnedigen willen und wolgefallen zü erkennen und zü thain geben welle. Dann 42 er musß allain hertz und dapferkait geben, sonst kan und mag es nitt gesein,
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das in sölicher unbestendigkait aller anderer wir hie beston werden. Dann wir ouch (menschlich darvon ze reden) nitt darnach verfasset 43 seind mitt kamen dingen. Aber der lieb gott, der unß bysanher als 44 gnedigklich für 45 vyl ander in vyl sachen gemaint 46 hat, wirt unß ouch yetzund, hoff ich, kainswegs verlassen. Darum seye er durch sinen sun, unsern hailand, hertzlich gebetten.
Bernhardinus Ochinus ist Sampstag aubends 47 herkomen von Augspurg. Dann der kaiser inn und den hoptman Schertlin 48 hinauß 49 gefordert hat, aber 50 man hat inn hinaußgeschafft. Achten, werde zü euch ouch komen.
Der güt Letus ist in tausend lässen 51 , und noch vyl guter frommer leut mitt im. Gott well inen vätterlich helffen und trostlich sein. Amen.
Datum in yl, den letsten ianuarii 1547.
A. Bl. |
[Ohne Adresse.]52