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Autograph: Zürich StA, E II 366, 41 (Siegelspur) Druck: Boehmer, Dryander 404f, Nr. 18; Druck und spanische Übersetzung: Enzinas BW 176-179, Nr. 21
[1]Nach der Abreise von Johannes Oporin 1 erfuhr man, dass die Augsburger sich mit Kaiser
Karl V. verständigt haben und dieser ihnen die Ausübung ihrer Religion bis zur Abhaltung
eines freien Konzils in Deutschland gewährt hat. Doch mag es noch lange dauern, ehe es zu
solch einem Konzil kommt! Es ist ferner zu befürchten, dass dieses sich nicht als frei, sondern
als tyrannisch erweisen und Ausgangspunkt einer traurigen Knechtschaft wird. Der Kaiser sollBriefe_Vol_19-226 arpa
auch den Augsburgern versprochen haben, ihre Privilegien unangetastet zu lassen. Sie konnten
allerdings nicht erreichen, dass er keine Truppen in Augsburg stationieren wird. Vermutlich
versucht er mit seinen schmeichelhaften Worten, sich der Stadt völlig zu bemächtigen, um
diese dann auszunutzen oder sich dort auf einen Angriff der ihm angsteinflößenden Türken und
Franzosen vorzubereiten. —[2]Bernardino Ochino wird alles noch ausführlicher schildern. 2
Der Kaiser hat während der Verhandlungen mit Augsburg ausdrücklich die Verhaftung von
Ochino gefordert. Die Stadt ließ diesen jedoch nicht fallen, verabschiedete ihn und stellte ihm
sogar eine Leibwache für die Reise zur Verfügung. Er bricht nun nach Basel auf Die St. Galler
lassen ihn bis nach Zürich von einem Stadtbeamten [...]begleiten. Von dort aus sollen die
Zürcher ihn mit einer Leibwache versehen. 3 —[3]Hieronymus Sailer lässt grüßen und bittet
Bullinger, ihm Neuigkeiten mitzuteilen, besonders zu Rudolf Gwalthers Angelegenheit, 4 zumal
eine solche Benachrichtigung die Lage kaum verschlimmern kann. —[4]Gruß. [P.S.:]Gruß
auch an die übrigen Kollegen und an Theodor Bibliander, den Enzinas bald anzutreffen hofft. 5