Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3159]

Jodocus Kilchmeyer
an Bullinger
Bern,
Sonntag, 11. März 1548

Autograph: Zürich ZB, Ms F 81, 86 (Siegelspur) a Ungedruckt

[1]In den letzten Tagen erhielt Kilchmeyer zwei Briefe von Bullinger [nicht erhalten]. Den einen überbrachte Benedikt Schürmeister, den anderen ein Italiener [Petrus Franciscus Rizardus], der drei Jahre lang als Pfarrer in Thusis gewirkt hat. Bullinger soll wissen, wie f roh Kilchmeyer aufgrund beider Briefe ist: Denn dieser hat jetzt zum einen erfahren, dass die von [Benedikt Bähler ausgestellte]Quittung, um die er sich gekümmert hatte, gut bei Bullinger angekommen ist. Zum anderen weiß er nun, dass er mit seinem letzten Schreiben [Nr. 3125 vom 31. Januar 1548]nicht nur Bullingers Kummer über seine seltenen Briefe lindern, sondern auch noch ihre alte Freundschaft bekräftigen konnte. Bullinger hatte sich

a Mit Schnittspuren.
5 vallis Telline: im Veltlin.
6 Zu Martino Paravicini s. oben Anm. 4.
7 Im Schulalter waren damals Heinrich d.J.,
Hans Rudolf und Christoph; s. Nr. 3114, Anm. 6.
8 Clavenna Rhetorum: Chiavenna.


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ja diesbezüglich schon das Schlimmste ausgemalt, woran er (wie es die Menschen ja oft tun) mehr als nötig litt. Aber weit gefehlt! Kilchmeyer wäre es niemals in den Sinn gekommen, Bullinger nicht mehr als einen seiner Vertrauten anzusehen. Es wäre völlig abwegig, sich von seinem alten, stets höchst zuverlässig Freund abzuwenden. Doch genug davon! So etwas muss sich eher durch Taten als durch Worte erweisen. -[2]Kilchmeyer hat neulich Nikolaus Pfister [seinen angekündigten]Brief für Kaspar Seidensticker zur Übermittlung [nach Thunstetten]übergeben, der Bullingers Bitte an Seidensticker enthält, die ihm irrtümlich zugeschickte [Quittung]nach Zürich zurückzusenden. Wenn Seidensticker dieses Schriftstück hat, wird Bullinger es zweifellos bald zurückerhalten. Der Irrtum ist ja nur aufgrund von dessen Arbeitslast geschehen! -[3]Den Teil aus Bullingers Brief über den Ungehorsarn der Berner Studenten in Zürich hat Kilchmeyer den [anderen]Berner Schulherren mit größter Umsicht vorgelesen und dargelegt. Hier drückt ihn der sprichwörtliche Schuh nämlich sehr! Denn kaum hat Kilchmeyer mit großer Mühe bewirken können, dass die Berner Studenten nicht mehr [nach Straßburg] an die bucerische Schule, sondern nach Zürich geschickt werden, da machen diese all seine Anstrengungen zunichte! [Mit ihrem Verhalten]untergraben sie nicht nur seinen unermüdlichen und kräfteraubenden Einsatz f ür das Ansehen der Berner Kirche, sondern lassen auch noch den Verdacht aufkommen, dass Kilchmeyer aus Missgunst gegenüber der bucerischen Schule gehandelt habe. Dabei ist doch der Berner Kirche und der Eidgenossenschaft in ihren unruhigen Verhältnissen mit [der Ausrichtung nach]Zürich besser gedient! Was für ein Undank! Was kann man von diesen Leuten, die sich schon in ihrer Jugend derart benommen haben, denn noch erwarten, wenn sie einmal alt sind? Die Stellungnahme [des Berner Rats]lässt noch auf sich warten. Wenn die Studenten nicht gänzlich töricht sind, werden sie die ihnen drohende Strafe aber schon erahnen können. Wie Kilchmeyer glaubt, soll nach Ostern nicht nur ein [vom Berner Rat]bevollmächtigter Bote [nach Zürich]geschickt werden, um die Gläubiger [NN]der Studenten auszubezahlen, sondern auch deren Strafe für ihren Ungehorsam und Undank verhängt werden. -[4]Die Berner [Schulherren]haben sich, wie Bullinger verlangt hat, dafür ausgesprochen, nur noch Zürcher [Schüler] mit einem Empfehlungsschreiben aufzunehmen. An diesen Beschluss, der schon längst überfällig gewesen ist, wollen sie sich nun strikt halten. Wenn sich Kilchmeyer nicht täuscht, können das die beiden jungen Männer, Adam [Frey] von Dietlikon und Ezechiel [Ramp], der Sohn des Wildberger Pfarrers [Johannes Ramp], bestätigen: Denn als sie vergangene Woche zu ihm kamen und um seine Unterstützung [bei der Aufnahme an der Berner Schule]baten, hat er sie auf solche Weise abgefertigt, dass sie wohl kaum so bald wiederkommen werden. -[5]Es treibt sich auch ein gewisser Joachim Forrer aus Winterthur in Bern herum. Als er Kilchmeyer sehr wortgewandt [nach einer Anstellung]fragte, erwies er sich aber (wie viele Jugendliche!) als eingebildet, und konnte auch kein Empfehlungsschreiben der Zürcher vorweisen. Daher hieß ihn Kilchmeyer, sein Glück anderswo zu versuchen. -[6] Wie es um Johannes Gisling steht, kann Bullinger von Junker Jakob Rordorf erfahren. -[7]Zu guter Letzt soll Bullinger von Rordorf und Rizardus, dem Überbringer des vorliegenden Briefes, erfahren, womit sich Kilchmeyer neuerdings auf Gottes Geheiß beschäftigt und abmüht, nämlich mit den ihm von den Franzosen [Johannes Calvin und Pierre Viret]verursachten Schwiergkeiten, für die aber zweifellos Simon Sulzer und Beat Gering verantwortlich sind! Weil Kilchmeyers Mittel und Kräfte nicht ausreichen, um diese unheilvolle Zwietracht zu überstehen, und Johannes Hallers [Versetzung]nach Bern [von den Zürchern]abgelehnt wurde, hat


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er den Entschluss gefasst, nach der Verhandlung (deren erfolgreichen Abschluss er nicht bezweifelt!) um seinen Rücktritt zu bitten. -[8]Grüße, auch an Bullingers Frau [Anna, geb. Adlischwyler] und Familie sowie an alle Kollegen, insbesondere an Augustin Fries. Ebenfalls grüßen Eberhard von Rümlang, Johannes Wäber und Nikolaus Pfister, die den durch sein hohes Alter und seine vielfältigen Lebenserfahrungen erschöpften Kilchmeyer zuverlässig unterstützen. -[9]Erneuter Gruß. Die Zürcher sollen nie vergessen, für die Berner Kirche und das gemeinsame Wohl der Eidgenossenschaft zu beten.

S. Binas literas 1 superioribus diebus a te accepi, dilectissime frater, unas per Benedictum Schurmeyster 2 , alteras per Romanum 3 quendam, qui annis tribus apud Rhetos egit in Dussis concionatorem. Quibus 4 me scias velim maxime exhilaratum, partim quod ex eis intellexeram quittanciam 5 illam a me, ut ipse scribis, probe curatam tibi esse fideliter redditam, partim vero dolorem tarditate ac literarum mearum raritate contractum unis literis 6 meis non solum esse profligatum, sed eciam veterem amiciciam nostram reparatam ac confirmatam, de qua tu opinione plus quam re ipsa (ut facile fit inter mortales) laborans tibi nonnihil decidisse somniasti. Nam ita de me sentire nunquam licebit, cum nunquam induxerim in animum vel minimum e fratrum numero abiicere. Tam abest, ut tibi renunciare statuerim veteri amico, et quem semper fide et officio sum expertus fidelissimum. Quum vero de huiusrnodi 7 rebus quam verbis potius testificandum esse censeam, satis de hoc dictum sit.

Curavi hisce diebus literas certas 8 opera Artopei 9 nostri perferri ad Casparem Sydenstiker propter quittancie errorem 10 abs te diversitate occupationum 11 comrnissum. Nihil dubitans, si illam habet, et te propediem habitururn.

1 Nicht erhalten.
2 Benedikt Schürmeister. -Dieser hatte Bullinger am 15. Februar 1548 einen persönlichen Besuch in Zürich angekündigt. Bei dieser Gelegenheit wird er den nicht erhaltenen Brief Bullingers an Kilchmeyer zur Übermittlung nach Bern mitgenommen haben; s. Nr. 3140, 16-18.
3 Gemeint ist der Italiener Petrus Franciscus Rizardus aus Meran (Südtirol). -Dieser hatte seit spätestens Weihnachten 1545 als Pfarrer in Thusis (Kt. Graubünden) gewirkt und war wohl nun nach Bern gereist, um vor seinem Stellenantritt in Büren an der Aare (Kt. Bern) die Berner Disputation von 1528 am 10. März 1548 zu unterzeichnen; s. HBBW XV, Nr. 2311; Berner Prädikantenrodel (Bern StA, B III 21), f. 33r.
4 Gemeint sind die erwähnten beiden Briefe von Bullinger.
5 Gemeint ist wohl die mit einem Siegel versehene Quittung von Benedikt Bähler, um
die sich Kilchmeyer im Auftrag Bullingers gekümmert und seinem letzten Brief an diesen beigelegt hatte; s. Nr. 3125, 14-18.
6 Kilchmeyers letzter Brief datiert vom 31. Januar 1548 (Nr. 3125).
7 de huiusmodi: über Derartiges.
8 Nicht erhalten.
9 Nikolaus Pfister.
10 Bullinger, der seinem vor dem 28. Januar 1548 verfassten, nicht erhaltenen Brief an Kilchmeyer eigentlich einen Beleg über die Tilgung der Schulden von Seidensticker, dazumal Prediger in Thunstetten, hatte beilegen wollen, schickte diesem irrtümlich stattdessen ein ganz anderes, nicht für ihn bestimmtes Schriftstück. Kilchmeyer hatte bereits in seinem letzten Schreiben vom 31. Januar 1548 angekündigt, Seidensticker mit einem Brief zur Rücksendung des Dokuments zu veranlassen; s. Nr. 3125, 4-13.
11 Zu Bullingers vielen Verpflichtungen s. schon Nr. 3137,4-7.


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Preterea, quantum attinet studiosorum 12 nostrorum (proh pudor!) b pudendam contumatiam, literas 13 tuas summa qua potui diligentia dominis nostris scholarchis 14 et prelegi et exposui. Hic enim me calceus, ut proverbio dicitur, non parum urget, 15 quod post multos labores meos et studium omne vix tandem eo ventum sit, ut schola Buceriana valedicta Tigurum studiosi nostri mitterentur, ipsi vero nunc omnes labores meos evacuant! Neque solum ardorem, qui omnem quietem mihi adimens vires indies exhaurit promovende ecclesiæ Bernatum gratia, subvertunt, irritos faciunt, sed etiam me suspectum velut hec egerim magis ad invidiam Buceriane schole, quam ut per Tigurinam melius ecclesiæ nostre atque rebus turbatis Helveticis consuleretur. O ingratitudinem! Si in viridi talia faciunt, quid, quaeso, in arida senectute ab eis sperandum est? Mulctam, quam laturi sunt (ni prorsus stupidi!) responsionis

b Dieses und das folgende Klammerpaar ergänzt.
12 Es ist nicht eindeutig ermittelbar, um welche Berner Studenten es sich hier handelt: Unklar ist, ob sich Johann Knechtenhofer und Abel Mühlhofer, die zuvor in Straßburg studiert hatten und zum Abschluss ihres Studiums Anfang 1547 nach Zürich geschickt worden waren, noch in Zürich befanden. Zudem wurden Ismael Buchser und Samuel Schnewli im Juli 1547 nach Zürich gesandt. Im Februar 1548 wurden ferner weitere namentlich nicht bekannte Stipendiaten von Bern nach Zürich geschickt; s. HBBW XX, Nr. 2764,1-15 und oben Nr. 3125, Anm. 12.
13 Gemeint ist einer der beiden oben in Z. 1-3 genannten, nicht erhaltenen Briefe Bullingers. -Zu dem unangemessenen Verhalten der Berner Studenten in Zürich gehörte auch, dass sie (vermutlich durch übermäßige Wirtshausbesuche) Schulden angehäuft hatten (s. unten Z. 28). Die Zürcher hatten die Studenten für deren Vergehen wohl gerügt und sich bezüglich der Art der Bestrafung an die Berner gewandt, jedoch bisher noch keine Antwort erhalten. - Etwa ein halbes Jahr zuvor, am 2. Juli 1547, waren die Zürcher brieflich um strengere Aufsicht über die Berner Studenten gebeten worden; s. HBBW XX, Nr. 2937,9-21.
14 Das Gremium der Berner Schulherren (scholarchae) bestand laut der Unterschrift des Briefes vom 23. Januar 1547 aus dem Berner Seckelmeister, weiteren Ratsherren, Prädikanten und Gelehrten aus Bern. Laut Kilchmeyers
Brief vom 2. Juli 1547 gehörte er selbst ab spätestens dieser Zeit der Schulbehörde an und ist auch im Juni 1548 noch als Schulherr nachgewiesen. Da Sulpitius Haller von 1540-1552 als Seckelmeister amtete und zudem sowohl im Januar 1547 als auch im Juni 1548 ebenfalls als Schulherr nachweisbar ist, gehörte wohl auch er zur Abfassungszeit des vorliegenden Briefes der Schulbehörde an. Da ferner im Juni 1548 die Vorsteher der Lateinschule und des Kollegiums zu Barfüssen, Eberhard von Rümlang und Nikolaus Pfister, den Schulherren angehörten und auch im März 1548 diese Ämter bekleideten, ist davon auszugehen, dass auch sie der Behörde angehörten. Allein die weiteren Ratsherren und Prädikanten können für die Abfassungszeit des vorliegenden Briefes nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Im Juni 1548 sind es jedoch die Ratsherren Venner Hans Rudolf von Graffenried und Glado May und die Prädikanten Johannes Haller (der sich im März 1548 aber noch nicht in Bern befand) und Johannes Wäber; s. HBBW XIX, Nr. 2764,58-62; XX, 74; Nr. 2937,33-35 mit Anm. 21; Adolf Fluri, Die bernische Schulordnung von 1548, in: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte. Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben von Karl Kehrbach, Jahrgang 11, 1901, S. 205. 207 mit Anm. 2; HLS VI 63 s.v. Haller, Sulpitius.
15 Vgl. Plutarch, Aemilius Paullus, 5, 2-3.


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dilatione facile odorari possunt. Arbitror ipse paschali foestivitate 16 peracta legatum mitti, cuius opera et mandato accepto satisfiat, non modo, quibus ipsi nostri debent, 17 sed eciam ipsos inobedientie et ingratitudinis commeritam c poenam laturos. 18

Quod mones 19 e vestris neminem a nobis excipiendum 20 nisi exhibitis literis 21 , ipsi 22 hoc illud iam pridem quam maxime necessum esse decrevimus servabimusque firmiter. Id quod, ni fallar, optime de me pronunciare ac testari possunt duo iuvenes illi Adam von Dietlikon 23 et Ezechiel 24 , fihius pastoris in Wyltperg, qui elapsa praeterita septimana ad me venientes atque operam meam inpiorantes sic ablegati sunt, ut facile credam ipsos non statim redituros.

Divagatur et inter nostros quidam Wittodurus nomine Joachim Furerius 25 , qui et hisce diebus me multis elegantibus verbis convenit. Verum, quod fastuosus 26 , ut nostri sunt plerumque adolescentes, apparuit nullas literas habens a vobis, aliam ipsum quercum iussi excutere. 27

c In der Vorlage commeritam.
16 Ostern fiel im Jahr 1548 auf den 1. April. - Der nachfolgend angesprochene Berner Ratsbote mit dem Urteil über die Berner Studenten war am 2. April 1548 noch nicht aufgebrochen; vgl. Nr. 3176,65.
17 Siehe oben Anm. 13. - Wer die Gläubiger waren, ist nicht bekannt.
18 Zu verstehen ist: Arbitror ... non solum legatum mini, ..., sed eciam ipsos ... laturos (esse).
19 Zu Bullingers letzten, nicht erhaltenen Briefen an Kilchmeyer siehe oben Z. 1-3.
20 Gemeint ist: als Student.
21 Gemeint ist: ein Empfehlungsschreiben.
22 die Berner Schulherren; zu diesen s. oben Anm. 14.
23 Der ehemalige Zürcher Stipendiat am Großmünster Adam Frey von Dietlikon, geb. 1530, gest. 1589, schrieb sich im Frühjahr 1548 als Student an der Universität Basel ein. Ab 1554 wirkte er vornehmlich in Albisrieden und in Hausen am Albis und schließlich ab 1562 in Rifferswil als Pfarrer; s. Bullingers Stipendiatenliste vom Großmünster (Zürich ZB, Car C 44), S. 930, Nr. 92; M-Basel 59, Nr. 45; Pf-Zürich 279.
24 Der ehemalige Zürcher Stipendiat am Großmünster Ezechiel Ramp aus Wildberg (Kt. Zürich), geb. 1525, gest. 1584, schrieb sich
im Frühjahr 1548 an der Universität Basel als Student ein. Von 1550 bis zu seinem Tod wirkte er als Pfarrer, vornehmlich in Wädenswil und Uster; s. Bullingers Stipendiatenliste vom Großmünster (Zürich ZB, Car C 44), S. 930, Nr. 97; Pf-Zürich 476; M-Basel 57, Nr. 22. - Sein Vater, Johannes Ramp, wirkte von 1525 bis zu seinem Tod 1556 als Pfarrer in Wildberg; s. Pf-Zürich 476.
25 Der Winterthurer Joachim Forrer, gest. 1577, der sein Studium in Straßburg im Frühling 1546 beendet hatte, wandte sich nach Kilchmeyers Ablehnung auf seiner Suche nach einer Anstellung nach St. Gallen; dies offensichtlich ebenfalls erfolglos. Spätestens am 21. Juli 1548 trat Forrer laut seiner Unterschrift im Berner Prädikantenrodel eine Stelle als Prädikant in Mönthal (Bezirk Brugg, Kt. Aargau) an. Möglicherweise hatte das an Bullinger adressierte Empfehlungsschreiben (Zürich StA, E II 340, 175), das sich Forrer von Heinrich Lüthi und Matthias Hirsgarter am 15. Mai 1548 ausstellen lassen sollte, dazu beigetragen; s. HBBW XIII, Nr. 1831, Anm. 77; XIV, Nr. 1874, Anm. 6; Bern StA, B III 21, f. 33v.
26 eingebildet; s. Kirsch 1173, s.v. fastosus.
27 Vgl. Adagia 1, 5, 34 (ASD II/1 507f Nr. 434).


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Gisslingeri 28 nostri statum ex compatre nostro iunckhero Rordoff 29 pete.

Postremo, quomodo me dominus trudat, in quibusque veut versari me, recognosci, exerceri qualeque mihi nuper negotium natum sit et impositum d nempe a Gallis 30 indubie Sultzeri ac Batti 31 nostri machinatione, d partim a supradicto compatre 32 nostro explora, partim a Romano 33 illo, presenciarum latore. Negotio foeliciter, ut minime diffido, peracto statui abeundi veniam et commeatum exposcere. Suppellex 34 enim atque vires tenuiores sunt, presertim Hallero nobis negato, 35 quam huic pestilentissime possint discordie suppetere.

Vale cum uxore 36 , familia omni. Salutatis in Christo fratribus omnibus precipue Frisio 37 meo. Salutant vos omnes d. Eberhardus a Rumlang, Textorius 38 , Artopeus summa fide mihi per gratiam ipsis datam senio 39 confecto et experimentis varus manus porrigentes.

Iterum valete omnes in domino et precibus vestris ad deum ecclesiæ nostre et

d-d Am Rande nachgetragen.
28 Johannes Gisling(er). -Kurz bevor dieser aus Konstanz geflohen war, um einer Bestrafung zu entgehen, hatte er angegeben, eine Stelle im Bernbiet zu erhalten. Vermutlich hatte sich Bullinger in seinem letzten, nicht erhaltenen Schreiben an Kilchmeyer nach Gislings Verbleib erkundigt; s. Nr. 3110,14-18; Nr. 3118, 27-30; Nr. 3127,10-13. - Dieser hielt sich etwa zu dieser Zeit tatsächlich in Bern auf wie sein Eintrag im Berner Prädikantenrodel belegt, mit dem er sich am 18. März 1548 der Berner Disputation von 1528 verpflichtete; s. Bern StA, B III 21, f. 33r.
29 Jakob Rordorf Junker, gest. 1556, gehörte zum Freundeskreis Bullingers. Zudem war Letzterer Taufpate von Rordorfs 1534 geborenem Sohn Heinrich. Kilchmeyer und Rordorf kannten sich vermutlich aus deren Amtzeiten als Pfarrer (1531-1546) bzw. Schaffner (1540-1545) in Küsnacht. Offensichtlich waren auch diese beiden durch eine Taufpatenschaft ihrer Kinder miteinander verbunden; s. oben Z. 43; HBBW III, Nr. 231, Anm. 1; V, Nr. 567, Anm. 50; XX, Nr. 2937, Anm. 18; zu den vielen Taufpatenschaften Rordorfs s. Salomon Rordorf-Gwalther, Mitteilungen über das Rordorf-Geschlecht. Als Manuskript für die Familie gedruckt, Zürich 1920, S. 64.
30 Franzosen. - Gemeint sind wohl Johannes Calvin und Pierre Viret. Letzterer war vermutlich
für die 99 Thesen verantwortlich, über die Anfang 1548 zunächst in Lausanne disputiert, dann aber auch in Bern heftig gestritten wurde; s. Nr. 3116, Anm. 142.
31 Die in Bern wirkenden Pfarrer Simon Sulzer und Beat Gering gehörten der lutherischen Partei Berns an. - Zur Auseinandersetzung dieser Partei mit den zwinglisch ausgerichteten Bernern s. Nr. 3116, Anm. 142.
32 Rordorf; s. oben Z. 40.
33 Rizardus; s. oben Anm. 3.
34 =supellex. -Vermutlich eine Anspielung auf Kilchmeyers Lohn, den er offensichtlich für den Unterhalt seiner Familie als ungenügend betrachtete.
35 Der Berner Rat hatte am 9. Oktober 1547 auf Betreiben Kilchmeyers die Berufung von Johannes Haller nach Bern beschlossen. Die entsprechende Bitte wurde von den Zürchern zunächst abgelehnt. Erst am 5. Mai 1548 sollten sich diese zur Entsendung Hallers entschließen; s. HBBW XX, Nr. 2937, Anm. 25; Nr. 3036,1-6.
36 Anna, geb. Adlischwyler.
37 Johannes Fries.
38 Johannes Wäber.
39 Kilchmeyer dürfte 1548 etwa 55 oder 56 Jahre alt gewesen sein; s. HBBW XX, Nr. 3036, Anm. 7.


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salutis communis Helvecie nostre obliviscamini nunquam! Berne, 11. marcii anno 48. I K., tuus semper.

[Adresse auf der Rückseite:] Celeberrimo viro d. Heinricho Bullingero, apud preposituram Tiguri pastori vigilantissimo, suo domino ac fratri observando semper. 40