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Autograph: Zürich StA, E lI 351, 166 (Siegelspur) Ungedruckt
Dankt für die tröstlichen Briefe; möchte nach Ostern nach Zürich kommen. Der Kastellan von
Musso [Gian Giacomo de' Medici]hält sich bei [Wolf Dietrich von Ems]auf. Der Städtetag in
Ulm ist rasch zu Ende gegangen, soll aber neu einberufen werden. Der [Kaiserliche Bund]
wird in Lauingen tagen. Anläßlich der Tagung [der oberrheinischen und schwäbischen Städte]
in Esslingen hatte Herzog Ulrich den Konstanzer Gesandten bei sich zu Gast. Ein Brief von
König [Ferdinand] an den Herzog, in dem dieser der Untreue bezichtigt wurde, entpuppte sich
als Fälschung. Der Kaiser hat den [protestantischen] Städten und Fürsten in einem Brief versprochen,Briefe_Vol_05_187 arpa
bis zu einem allfälligen Konzil ihre Vereinbarungen einzuhalten. Nürnberg soll in
Donauwörth als einzige Stadt dem [Kaiserlichen] Bund beigetreten sein. Vadian wird Nachrichten
von Thomas [Gaßner] nach Zürich übermitteln. Vogt [Hässi] hat den Reformierten [im
Rheintal] das Gottesdienstgeläut verboten. Möchte Bullingers Rat und Hilfe, da er in Zürich
einen Geschäftspartner brauchen könnte. Herzog Ulrich hat die Prälaten verpflichtet, ihm zwei
Jahre lang die Hälfte ihrer Einnahmen abzuliefern. Als die Katholiken [am 27. März]auf einem
Friedhof [das Osterfeuer] weihten, wurden sie von einem Appenzeller Bauern beschimpft;
bittet, diese und andere Neuigkeiten auch an Jakob Rordorf weiterzugeben. Vadian wird
Bullinger über den Truppenzusammenzug im Etschtal schreiben. Grüße. Hofft, Bullinger nicht
zuviel Mühe zu bereiten.
Gottes gnaud erhalte unns alle. Amen etc.
Min sonders gliepter herr und bruder, von erst danck ich minem gott, der mir, gott waist es, durch üwer filfaltig schriben 1 und müg, wie ich das erfunden, trost empfangen, wie wol es mich bedurtt, das ich üch mytt minem ellend alsso hoch lang bemügen. Aber doch wais ich üwer gottsälig gemütt, das üch gott us gnaden geben nach siner maß, damitt ir mich fürnämlich alls ain klinglöbigen schwachen, och ander, trösten, dulden und tragen mügend. Pitt üch um gottes willen, wie ich wais, min ängstigen und zablen zu verzichen, doch mich in gedächtnus, angesechen 2 min lieb husfrowen 3 und kindly 4 , zu haben. Suma, so es gott zulast. bin ich willens, in stille 5 zu üch gen Zürich zu ritten nach ostern 6 , so sich diewil nitt anders der löffen 7 halb zutrüge, und üch zu überloffen 8 , villicht mitt üch ain entlichen ratschlag 9 in trüwen zethun. Gott wise mich etc.
Witer werden ir von minem hern burgermaister von Wadt 10 ettwas haben, daran glegen 11 . Davon ich üch nitt schriben. Doch bedenckends wol; dann das ich glob, das der von Müss 12 vergebens zu Ämptz 13 ligge, by dess von Ämptz 14 son 15 etc. Zu dem so ist er zu Dutlingen 16 über die nacht gsin; wais nitt, ob in der von Hewen 17 gwist hat; yetz waist ers wol 18
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Item ain schneller tag zu Ulm gsin 19 ; zerritten, sagt man, und uff 10 tag nach dem hailgen tag 20 ain andrer zu Ulm 21 .
Ittem der adel und ander ain tag gesetztt in die statt Loyngen 22 , ain herrenstatt, 4 mil under Ulm.
Item zu Essligen ist der tag zergangen 23 . Der hertzog von Wirtemberg hat den botten von Costentz 24 , hör ich, zu gast gladen vor usher.
lttem gwisse sag megen ir villicht vor wissen, das ain brieff usgangen an hertzog Ulrichen, als ob er vom küng 25 im rich usgangen, darin der hertzog gscholten, als ob er nitt halte oder handle etc. Uff das soll der hertzog botschaft zum künig gschickt haben, ob er den brieff lassen usgon, sich zuverantwurten. Sol der küng nichtz vom brieff wissen, sonder sich gegen im erzaigt als ain g[nedig]en küng etc. 26
Item der kayser sol gwüss den stetten und fürsten fürnämlich gschriben, abglaint haben etlich verunglimpfen dess gloubens, sich gegen inen erbotten als ain g[nedig]en kay[ser], mitt dem anhang, sy by dem richstag, abredung dess gloubens halb, bis uff ain concylum zu bliben lassen 27 .
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Item zu Tonnenwerd 28 habend ettlich ain punt gmacht, darinn ich kain statt hör dann Nürmberg gangen 29 , welches ich hör, von andren von inen übel zu gutt 30 . Dann zu Essligen 31 , hör ich, habend die Nürmberger och ain abschaid 32 mitt in haim bracht, doch darinn nitt alles erofnett und a inen nitt als anzaigt, so die andernn fürgenomen. Dann ich acht, ain jeder sunst zwen abschaid mit im hann, Nürmberg nun ain.
Item von Lindow hat uns Thoman 33 , der trüw prediger, zugschickt; achten 34 nun, herr doctor werd üch och davon schriben 35 etc.
Item der vogt von Glaris 36 hett die tag die unsers globens abgstelt, verbotten, daß sy zur bredig nitt lüten dörffent. Ain gutz wibly, sy und er alles, zum messtisch gangen b37 . Lutziffer wurd ab der kettinen loffen; er ist entrunnen 38 etc.
Item min pitt, by üch selb zu ratschlagen uff künftig, so ich zu üch kom, ob üch und mich villicht gut bedunckte, ainen gmainder 39 anzunemen, mit mir zu handlen, ob ir etwa uff ain person zwo gedencken. Dann ich wol werben 40 win, korn c, tuch, das ich lang getriben. Doch dörft ich ains kontmans 41 ; also loff ich aber fürs zil 42 etc.
Ich acht, ir habend ghört, daß der hertzog Wyrtemberg sine prelaten zu gast ghalten, inen halb fisch, halb flaisch geben, ain tracht und die ander d43 , und zur kolatz 44 gsagt, daß sy zway jar den halbtail irer nutzig nemen, mitt dem andern dess lantz beschwärd retten. Diesses zway jar weren etc. etc. 45
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Item uff sampstag 46 by uns habend die äptischen 47 uff dem kilchhoff gwicht 48 , mit dem wadel wiewasser ins für gsprengt. Also ist ain Appenzeller pur 49 darfür gangen. Do er sach ins für sprengen, sagt der pur: "He, he, das ist recht, daß dich botz diser schend mit dem zober und kätzer werch." Do rett Peter Weber, der das ghört, zum puren: "Istz nit recht?" Ret der pur: "Nain, warum thon sy es, dann darum, daß sy lüt beschissen und den buch füllend" etc. So fil üch gutt bedunckt, pitt ich üch, minem getrüwen Jacoben Rordorffern 50 och ettwan 51 fil zitung von dem puren oder sunst zu sagen.
Item von dem züg 52 an der Etsch wirt uch min herr doctor schriben 53 ; dann unser burger air 54 von Botzen komen etc.
Min husfrow danckt üch fast 55 , pittet, och ich, uwre 56 , och die muter 57 , zu grüssen.
Ob üch minthalb etwas zu fil, so not wäre, emals ich inhe 58 käme, pitt ich üch, mitt mir zu arbaiten 59 und zu wissen thon. Alls ich aber wol acht nitt nott etc.
Actum S. G[allen], zinstag nach dem ostertag anno 35. jar.
U[wer] armer, williger
Hans Vogler, yetz
zu S. Gallen.
[Adresse auf der Rückseite:] An min insonnders geliepttenn hernn und fründt, M. Hainrichenn Bullingern, prediger zu Zürych, zu aygnen handen.