Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2886]

[Ambrosius Blarer
an Bullinger]
[Konstanz],
20. April [1547]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 751f (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 618f, Nr. 1433

[1] In Konstanz treffen laufend Briefe ein, in denen von einer Einigung zwischen Herzog Moritz von Sachsen und dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen die Rede ist. Der Kurfürst soll sich dem Herzog gegenüber freundlich erwiesen haben. Allerdings wollte er nicht die Räte des jungen Moritz begnadigen, weil sie diesen verführt haben. Auch die Landstände beider Sachsen möchten zusammenhalten und keine Fremden ins Land lassen. Ähnliches wird auch aus Nürnberg berichtet. - [2] Kurz zuvor aber sollen König Ferdinand und Herzog Moritz 15 Fähnlein zu Kaiser Karl V. geschickt haben. Diese schlugen, ohne es zu ahnen, ihr Nachtlager nur fünf Meilen von den kurfürstlich-sächsischen Truppen auf Letztere rückten dann während der Nacht heran, griffen am frühen Morgen an und vernichteten 12 Fähnlein. Doch beteiligten sich die Kavalleristen beider Seiten nicht an der Schlacht, um nicht gegen Freunde kämpfen zu müssen. -[3] Weil der Kaiser zu keinem Proviant mehr gelangt, ist zu befürchten, dass er wieder an die Donau zieht. - [4] Es wird berichtet, dass die Böhmen rebelliert haben und der König die bedeutendsten Adligen hinrichten lässt, angefangen bei dem [Grafen Hieronymus von]Schlick. Andere wiederum behaupten, dass der böhmische Adel schließlich doch noch zum Kaiser übergelaufen ist. Diese Meldungen werden wohl falsch sein. - [5] Es ist merkwürdig, dass man so gut wie nichts über die benachbarten katholischen

22 Anna, geb. Adlischwyler.
23 Von Bullingers Kindern lebten zu diesem Zeitpunkt Anna (geb. 1530), Margaretha (1531), Elisabeth (1532), Heinrich (1534), Hans Rudolf (1536), Christoph (1537), Veritas (1543) und Dorothea (1545). - Am 19. Mai 1547 wurde der Sohn Felix geboren, der am 22. März 1553 starb; s. HBD 35,1-4; 43,29f.
24 Schuler hatte sich aus Vorsicht schon in zwei früheren Briefen an Bullinger bei
der Übermittlung von Nachrichten zurückgehalten (s. nämlich HBBW XVIII, Nr. 2646,[7]; Nr. 2667,[1]) und seine Briefe nur mit seinen Initialen (wie im vorliegenden Brief) bzw. gar nicht unterschrieben.
1 Der Brief reiht sich problemlos in die Korrespondenz zwischen Blarer und Bullinger im Jahr 1547 ein.
2 Das Jahr ergibt sich aus dem Briefinhalt.


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Pfaffen und ihre Verbündeten hört! - [6] Die besonders in Augsburg und Ulm zurückgelassenen kaiserlichen Söldner sind höchst unzufrieden und desertieren, weil sie schlecht bezahlt werden. Auch soll der Kaiser gesundheitlich, angeschlagen sein und es ihm an Geld und Kriegsknechten fehlen. Zwar erwartet er neue Soldaten, doch wird er wohl kein Geld dafür haben. Er konnte ja nur deshalb so lange Krieg führen, weil reiche Kaufleute ihn mit Tonnen von Gold versehen haben. -[7] Vadian hat die Aufzeichnungen [über die Badener Tagsatzung vom 28. März] noch immer nicht geschickt. Wie fahrlässig, zumal sich in den zwei letzten Tagen etliche Personen von St. Gallen nach Konstanz begaben! Diese Aufzeichnungen wären Blarer so nützlich. Hoffentlich verläuft bei der Tagsatzung von Solothurn alles gut. - [8] In Konstanz steht es immer noch so, wie es Blarer zuletzt mitteilte. Der Herr bewahre die Seinen vor einer trügerischen Sicherheit! - [9] Beiliegend höchst vertraulich eine Schrift, die von einem frommen Laien [...]verfasst wurde. Blarer konnte sie nur einen halben Tag behalten, ehe er sie weiterschicken musste. Deshalb konnte er in der Eile nur eine Abschrift davon erstellen. Außer dein verschwiegenen und vorsichtigen Konrad Pellikan, mit dein Bullinger sich jetzt [im Urdorfer Bad] aufhält, soll niemand etwas davon erfahren. Was meint denn Bullinger dazu? Der Autor wäre bereit, die Schrift ausführlicher in einem Dialog zu verarbeiten. Bullinger soll sie bei nächster Gelegenheit zurückschicken, denn Blarer hat davon nur dieses eine Exemplar. -[10]Gruß an Pellikan. Gott lasse ihn und Bullinger gut baden, damit sie der bedrängten Kirche besser dienen können! Blarer hätte sich gerne zu den Badenden gesellt, doch hatte er keine guten Vorwand dafür, zumal er derzeit (Gott sei Dank!) bei guter Gesundheit ist. Die Badenden sollen aber für Konstanz beten. - [11]Landgraf Philipp von Hessen soll rüsten. Sebastian Schertlin und Marcell Dietrich von Schankwitz sind noch in Konstanz. Hoffentlich wird Blarer bald gute Nachrichten übermitteln können! - [12] Er bedankt sich für Bullingers ausführlichen Brief [Nr. 2881] und möchte unverzüglich über das Treffen in Solothurn informiert werden. Am letzten Sonntag [17. April] überbrachte der Engländer John Butler einen Gruß von Vadian, aber (und wie seltsam!) nicht die oben genannten Unterlagen! -[13]Gruße an Hans Schöner. -[14] Gute Wünsche für Bullinger und Pellikan beim Baden!

Es wirt bestendigklich hergeschriben, daß hertzog Morytz 3 mitt dem churfursten vertragen seye und er 5 inn ganz freuntlich gehalten, seine räth aber, als die 6 das jung blut 7 verfürt haben, nitt begnaden wellen. Es habind sich ouch die zwo landtschafften 8 Sachsen und des hertzog Mauritzen, zusamen verpflicht, das sy lyb und güt zusamen setzen und nieman frömbdern in jr land lassen wellen. 9 Diß wirt auch für und für 10 von Nürnberg geschriben.

Letstlich und allererst vorm vertrag habend der könig" und hertzog Mauritz dem kaiser 12 15 fendlin knecht zugeschickt. Sind auff ain nacht funff myl 13 wegs von den sachsischen gelegen. Habend sich nichten args versechen . Seind aber die sechsischen die ganzen nacht gezogen. Habend sy

3 Moritz von Sachsen.
4 Johann Friedrich I. von Sachsen.
5 Der Kurfürst.
6 als die: als solche, die.
7 Der Herzog war damals 26 Jahre alt.
8 Landstände (hier vom ernestinischen und albertinischen Sachsen); s. FNHDW TX/1 198-201.
9 Ein falsches Gerücht, das offenbar im Zuge der Friedensverhandlungen zwi
sehen Herzog und Kurfürst entstand; s. dazu Nr. 2880, Anm. 19.
10 für und für: immer wieder. 11 Ferdinand I.
12 Karl V.
13 Eine deutsche Meile entsprach etwa 7 bis 8 km.
14 sich nichten args versechen: gar nichts Schlimmes erwartet.


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unversechendes 15 morgens uberfallen und 12 fendlin erlegt. 16 Die raisigen 17 aber baiderseyts habend da gehalten unnd zugesechen, ainander litt angreyffen wellen, diewyl sy durch ainander befründt seind gewesen.

Dem kaiser soll kam profiandt sollen mögen zugohn, das man besorgt, er werd widerum hinder sich zuruck und an die Thainow 18 zyechen.

Die Behem 19 sollend noch ganz handtuch 20 seyn und mitt macht zusamen gezogen 21 (wiewol ain gassengschray entstanden, der behemsch adel seye gleych 22 zu dem kaiser gefallen) a , und lasß der kunig yetzund die fürnemsten in Behem rychten; hab 23 an dem Schlicken 24 angefangen. Aber nach den gloubwirdigen schreiben ze rechnen kan es nitt war sein, ouch ausß andern gloubwirdigen ursachen.

Das gschray ist gar nitt laut um unsere pfaffen 25 und ire verwandten 26 . Nitt waiß ich, wes die schuld ist.

Die knecht in den besatzungen der stett werdend ubel bezalt. Derhalb ettlich hinwegziechend und ubel zufriden in Augspurg und Ulm. So soll der kaiser an lyb, güt und volck ganz schwach sein, aber frisch volck gewertig 27 . Des gelts halb, maint man, werde es im hart lygen 28 , dann 29 wann im vormals ettlich reych kouffleut nitt thunnen gold fürgestreckt, 30 hetten er und die seinen den krieg so lang kinswegs beharren mögen.

Die acta 31 sind mir noch vom d. Vadiano nitt zukommen, welchs mir doch ganz laid, das er als farlesig ist. Dann diß baid tag leut von S. Gallen hie

a Klammern ergänzt.
15 unversehens.
16 Ein falsches Gerücht, das auch in Martin Bucers Brief an Ambrosius Blarer vom 19. April (Blarer BW II 617, Nr. 1432) zu finden ist.
17 Kavallerie.
18 Donau.
19 Böhmen.
20 tätig.
2! Vgl. Nr. 2875,[4].
22 dennoch.
23 (er) habe.
24 Graf Hieronymus II. von Schlick (geb. 1494, gest. 1550), Herr von Elbogen (Loket, Karlovarsky kraj) in Böhmen, ehemals Burggraf zu Eger. Er stand auf der Seite der Protestanten Böhmens und widersetzte sich König Ferdinand. Das hier gemeldete Gerücht ist jedoch falsch. Schlick blieb am Leben und wurde im August 1547 vom siegreichen König begnadigt, auch wenn er zur Strafe seine Herrschaft über Elbogen abtreten musste. -Lit.: Hans Lorenz, Stefan Schlick; Hieronymus und Lorenz Schlick, in: Sudetendeutsche
Lebensbilder, hg. y. Erich Gierach, Bd. 1, Reichenberg 1926, S. 75-86. Zur Bestrafung und Abtretung Elbogens s. Franz Heisinger, Die Stadt Elbogen und die Herren von Schlick, in: Jahresbericht der Oberrealschule und des Unterrealgymnasiums zu Elbogen 1870, Prag [1870], S. 21; Michael Pelleter, Denkwürdigkeiten der Stadt Falkenau an der Eger und ihrer nächsten Umgebung, Falkenau 1876, S. 56.
25 Vgl. z.B. HBBW XIX 108f.
26 Verbündeten. - Siehe dazu z.B. HBBW XIX 39 mit Anm. 176.
27 erwartend (sein); s. SI XVI 1615.
28 hart lygen: knapp werden. 29 denn.
30 Siehe dazu HBBW XVII 258,106-114; 322,83f und Anm. 94.
31 Die Aufzeichnungen Bullingers zur Badener Tagsatzung vom 28. März, die für Vadian in St. Gallen und zur Weiterleitung an die Konstanzer bestimmt waren; s. Nr. 2881,36-39.


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gewesen und ich ausß ursachen die gar gern haben weht. Gott verlieh, das zu Solenthurn 32 alles wol gehandelt.

Um unß steht es noch aller ding, wie euch vormals 33 anzögt worden. Gott well unß im frid gnedigklich erhalten und doch vor aller böser sicherhait bewaren, 34 etc.

||752 Hiemitt schick ich euch ain schrifft 35 ains guten frommen mans 36 . Ist mir nun 37 ain halben tag zu hand gewesen. Hab sy glych hinweg schicken

32 Wo am 18. April eine Tagsatzung geplant war; s. Nr. 2877, Anm. 25.
33 Nämlich in zwei nicht mehr erhaltenen Briefen; s. Nr. 2881, Anm. 2.
34 In Anspielung auf Jer 6, 14f; Ez 13, 6-16; 1Thess 5, 3-6.
35 Blarer hatte bereits in den ersten Tagen des Monats April eine Schrift (von der er sich zuvor noch in Eile eine Kopie anfertigen konnte, wie dies aus unten Z. 37-40 hervorgeht) Martin Bucer in Straßburg zugesandt, mit einer ähnlichen Bitte wie im vorliegenden Brief, diese zu begutachten und so schnell wie möglich zurückzusenden. Am 19. April hatte Bucer sie immer noch nicht erhalten (Blarer BW II 617, Nr. 1432). Erst am 13. Mai ging er darauf ein, indem er sie als zutreffend bezeichnete und sich überrascht zeigte, dass die Konstanzer, die ihn durch ihr gutes Urteilsvermögen stets beeindruckt hätten, den Druck dieser Schrift untersagt haben. Ausgehend von der Beobachtung , ,nihil unquam actum est synceriter vel in religionis vel in reipublicae causa; Verbum Domini praetexuimus omnes, sed sub eo praetextu nihil quam papalis tyrannidis liberationem publice quaesivimus", vermittelt er dann seine persönliche Analyse der damaligen Lage; s. ebd, 5. 622-626, Nr. 1438. Johann Jakob Simler, der im 18. Jh. den vorliegenden Brief Blarers abschrieb (Zürich ZB, Ms S 63, 212), verwies an dieser Stelle auf Bucers Brief vom 13. Mai 1547 und bemerkte dazu: "Blarer redet hier vielleicht von dem ersten ermanungsschreiben eines ungenannten an den Rath zu Costans, so an dem end dieses 1547 Jahrs sich findet". Bei seiner Abschrift des zuvor erwähnten Bucer-Briefes, den er laut eigenen Angaben anhand des damals im Straßburger Kirchenarchiv aufbewahrten
Autographs anfertigte (Zürich ZB, Ms S 64, Nr. 20), verwies Simler wiederum auf den vorliegenden Brief Blarers. Und am Schluss des letzten, dem Jahre 1547 gewidmeten Bandes kopierte er aus einem "codex Ulstetteranus" eine lange Abhandlung mit der Überschrift: "Ein Sendbrief an einem Erbarn Rhat der Stadt Costentz"(Zürich ZB, Ms S 65, Nr. 185), dessen Text er (wie er es klarstellte) nicht dem Original, sondern einer zeitgenössischen Kopie entnahm. Simlers Quelle stammte also, wie im Fall von Bucers Brief, aus einem Straßburger Bestand, und zwar aus der Handschriftensammlung des Johannes Ulstetter (1519-1563), die 1870 mit der ganzen Bibliothek der Straßburger Hochschule in Flammen aufging; s. NDBA XXXVII 3950. In Simlers Band geht diese Abhandlung unmittelbar der Abschrift eines weiteren langen undatierten Briefes (Ms S 65, Nr. 186) voraus, der (laut Simlers Angabe) bereits in Ulstetters Sammlung unverzüglich nach der Abhandlung von der gleichen Hand wie diese abgeschrieben worden war, so dass bereits Simler den Brief als Beilage der Abhandlung auffasste, beide Dokumente (nicht zuletzt schon aus rein inhaltlichen Gründen) derselben Person zuschrieb, und der Meinung war, dass der undatierte Brief wohl an Konrad Zwick oder an Thomas Blarer gerichtet gewesen sein müsste. Allerdings äußerte sich Simler nicht zum Verfasser des Briefes und der Abhandlung. Feststeht, dass zu Beginn des undatierten Briefes ein Brief vom 25. Dezember [1547] verdankt wird. Dass die Vermutung Simlers über einen Zusammenhang zwischen der im vorliegenden Brief erwähnten "Schrift" und dem oben erwähnten "Sendbrief" wohl zutreffend ist, geht u.a. aus dem Vergleich


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müssen 38 und derhalb in der yl abgeschriben und euch allso in höchstem vertrauwen ouch wellen lesen lassen. Doch per amiciciae nostrae fidem te obtestor, ne cuiquam quicquam de hoc indices, nisi forte, qui tecum nunc est, Pellicano, 39 quem scio prudentem et tacendi gnarum virum. Scribes vero tuam sententiam, quidve tibi in hocce iudicio videatur. Es ist mir in hochstein vertrauwen zugeschickt von ainem layen, der willens, die summ diß arguments 40 in ain dialogum ze stellen und weytlöfiger ausszeziech[en]b 41 Aberc by allernechster bottschafft sollt ir mirs widerschicken und litt underlassen, 42 dann ich sonst kam exemplum hab. 43
h Textverlust durch Papierverlust. -
c Im Original hat Blarer am linken Rand des hier beginnenden Satzes einen senkrechten Strich, einen Stern und ein Zeigehändchen angebracht.
eines Auszuges aus der zweiten Seite dieses "Sendbriefes" mit der oben zitierten Stellen aus Bucers Brief hervor. Der unbekannte Autor ist nämlich wie Bucer der Meinung: "Dann es sey einmal nicht genug, das Pabsts Joch ab den achzeln geschütelt zu haben; man müße das Creuz Christi darfür darauf nehmen!" - Zum Inhalt des "Sendbriefes" s. unten Anm. 43.
36 Unbekannt. - Aus unten Z. 44 geht hervor, dass er kein Pfarrer war.
37 nur.
38 Blarer wird nämlich das Original an Bucer geschickt haben; s. oben Anm. 35.
39 Bullinger besuchte damals vom 17. April bis zum 11. Mai (zusammen mit seinem Bruder Johannes Reinhart, Konrad Pellikan und dessen Gattin Elisabeth, geb. Kalb, Eustachius Froschauer, dem Krämer Andreas Gessner d.Ä., Gotthard Richmut und vielen anderen, darunter auch sein katholisch gebliebener Verwandter aus Bremgarten, Ulrich Schodoler) das 1526 eingerichtete und ein wenig abseits von der Strecke Zürich-Baden gelegene Heilbad von Urdorf (Kt. Zürich); s. HBD 34,25f; Pellikan, Chronikon 175; Paul Boesch, Eine Badegesellschaftsscheibe von 1547, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte X, 1948, 69-71; Hans Ulrich Bächtold, "Das gute Leben in Urdorf". Heinrich Bullingers Badebericht von 1547, in: Bremgarter Neujahrsblätter 2005, S. 7-20. - Zum Bad von Urdorf s. Konrad Gessner, De Thermis, in: De Balneis, Venedig 1553, f. 296r. - Blarer ist einer der wenigen Korrespondenten Bullingers,
der über diesen Badeaufenthalt informiert wurde, und zwar deshalb, weil Bullinger ihn zum Bad eingeladen hatte; s. unten Z. 50f. Interessant ist zudem die Beobachtung, dass Caspar Brusch, der Bullinger damals gerne kennen gelernt hätte, von Gessners Student, Hans von Halm, ohne den erwarteten Abstecher durch Urdorf, direkt nach Baden geführt wurde; s. Nr. 2890 und Anm. 8. Aus dem beeindruckenden, von Bullinger selbst erstellten Inventar der während seiner Badekur erhaltenen Geschenke (veröffentlicht in Baechtold, aaO, S. Wf) geht jedoch deutlich hervor, dass dieser Badeaufenthalt in der Region Zürich nicht geheim gehalten wurde.
40 die summ diß arguments: die behandelten Hauptthemen.
41 Im VD16 konnte kein Dialog(us) bzw. Gespräch gefunden werden, dessen Inhalt mit der oben in Anm. 35 identifizierten und unten in Anm. 43 inhaltlich kurz beschriebenen Abhandlung übereinstimmen würde. - Die Sendung dieser Schrift an Bucer und an Bullinger, nachdem deren Druck in Konstanz untersagt worden war (s. oben Anm. 35), wird als scheuer Versuch Blarers zugunsten des ihm befreundeten Autors zu deuten sein, einen Druck des geplanten Dialogs doch noch woanders zu veranlassen.
42 Am 30. April musste Blarer erneut um Rücksendung der Abhandlung bitten; s. Nr. 2891,32f.
43 Die hier infrage kommende Abhandlung beträgt in Simlers Abschrift 22 A4-Seiten. Incipit (nach dem Gruß: "Gottes gnad durch Jesum Christum, usw."): "Es


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Pientissimo viro d. Pellicano dices meis verbis plurimam cumulatissimamque in domino salutem. Is faxit, ut feliciter lavetis, quo deinde afflictae suae ecclesiæ diu etiamnum commodare possitis. Cuperem totis animis me contubernio vestro, si ullo honesto praetextu liceret, adiungere. Verum interim gratiae mihi agenda sunt servatori Christo, quod sano meo corpori hoc quidem tempore istoc remedio nihil est opus. Commendate nos et ecclesiam nostram domino valde diligenter!

Der landtgrauf 44 soll in etwas 45 ansechlicher rustung sin. Die hoptleut Schertlin 46 und Marcell 47 sind noch hie. Hoff zu gott, welle euch bald abenturig zytung 48 schreiben. Gott wells alles mitt gnaden fügen!

Bedanck mich ewers fleyssigen schribens 49 mitt pitt, mich furderlich 50 zu berichten, was ir ab 51 dem tag zu Solenthurn vernemmen werdtt. Vadianus hat mir auff sontag nechst 52 ain grütz by unserm Engellender zuempotten (Buttlerus 53 ist zu S. Gallen gewesen) d . Befrömbdt mich, das er mir die acta nitt geschickt hat.

Den Schönerum 54 bapt für bevolchen.

Gott lasß euch und den fromen Pellicanum wol und glucklich baden, wunsch ich von hertzen. Datum den 20. Aprilis.

[Ohne Unterschrift.]

[Ohne Adresse.]

d Der Text zwischen den von uns ergänzten Klammern wurde ant Rande nachgetragen.
spricht der Prophet Amos im 3. Cap." Explicit: "damit ihr euch dermaleinest auch mit der Freud desselbigen mögent freuen. Amen. E[euer] W[yßheit] allzyt williger bruder im Herren." Ausgehend von der Zuversicht, dass Gott die Seinen nicht ohne Auskunft über die Endzeit lässt, stellt dieser unbekannte Autor, hauptsächlich anhand der Weissagungen des Danielbuches und der Offenbarung, klar, dass das Ende da ist, indem er zugleich das bevorstehende Schicksal des Papsttums, des Kaisertums, des Türkischen Reichs und der wahren Kirche Christi darlegt. Ziel der Abhandlung ist es, dem Leser "ein Entsetzen ab solchen Plagen und Strafen" einzuflößen, und diesen zum Gehorsam gegenüber Gottes Wort. zum Gebet, zum Fasten, zur Buße und zum raschen Verlassen der "Babyl(onischen) huhren" aufzurufen.
44 Philipp von Hessen. - Vgl. Nr. 2872, Anm. 11.
45 ziemlich.
46 Sebastian Schertlin, der sich am 2. Februar 1547 nach Konstanz zurückgezogen hatte; s. HBBW XIX 189, Anm. 18.
47 Marcell Dietrich von Schankwitz.
48 abenturig zytung: vergnügliche Nachricht(en); s. FNHDW I 69.
49 Brief Nr. 2881 vom 15. April.
50 unverzüglich.
51 von.
52 d.h. am 17. April.
53 Der Kaufmann John Butler, der damals in Konstanz lebte.
54 Hans Schöner.