[2744]

Johannes Haller
an Bullinger
Augsburg,
7. Januar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 370, 45f (Siegel) Ungedruckt

[1]Im Bewusstsein der großen Gefahr, in der die gesamte Kirche schwebt, hofft Haller, bald Bullingers Antwort auf seine wiederholten Briefe [HBBW XVIII, Nr. 2723. 2726] zu empfangen. Viele Augsburger verlieren den Mut. Doch die Pfarrer erweisen sich als so einig wie noch nie zuvor und warnen (vermutlich umsonst) vor einem Abfall und vor einem schändlichen Frieden. Zwar ist das Volk noch standhaft, doch kann sich dies bekanntlich rasch ändern. Wenn der Frieden ausbleibt, würden alle Wohlhabenden aus der Stadt fliehen. Käme es aber zu einer Volksherrschaft, dann hätten [die Pfarrer]überhaupt nichts mehr zu sagen. [2] Soeben wurde gemeldet, dass man sich in Straßburg über eine Aussöhnung mit Kaiser Karl V. berät. Käme es dazu, dann werden die bereits an Lebensmittelknappheit leidenden Augsburger wohl ebenfalls den Kampf aufgeben, zumal sie kaum alleine ausharren werden, nachdem die Ulmer und die von diesen verführten Städte sie verraten haben. Wie schön wäre es, wenn Gott die Stadt nicht verlassen würde! Da sie aber so viele Verräter und Taugenichtse zählt, wird sie wohl auch zu Fall kommen. [3]Die Fugger sind wieder in die Stadt zurückgekehrt. Wahrscheinlich

60 Schmalkaldischer Bund.
61 widerrufen. —Vgl. HBBW XVIII 455,2-7.
62 Zu den Verhandlungen Esslingens und Reutlingens mit dem Kaiser s. PC IV/1 542. 545. 559. 566.
63 die rechnung nitt machen: mir nicht vorstellen; s. Fischer V 205.
64 Philipp von Hessen.
65 Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen.
66 Mit Brief Nr. 2746 vom 11. Januar.
67 festem.
68 Drohungen.
69 Gefahr.


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Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
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wollen sie diese zur Annahme eines Friedens bewegen. Haller befürchtet einen Aufstand, den die Pfarrer vermutlich mit ihrem Leben bezahlen werden. [4]Karl V. soll das Herzogtum Württemberg besetzt haben. Folglich wird es in Augsburg zu Versorgungsengpässen kommen. [5]Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen soll sich wieder seines Landes bemächtigt und Herzog Moritz von Sachsen um sein Herzogtum gebracht haben. Über den Landgrafen Philipp von Hessen kursieren viele Gerüchte. Kurfürst und Landgraf die den Städten all ihr Geld abverlangt haben, stehen in Augsburg in ganz schlechtem Ruf Deshalb sind auch die Städte dermaßen geneigt, einen Frieden mit dem Kaiser einzugehen. Memmingen und Biberach geben schon nach. Gervasius Schuler soll sogar in einer Predigt die fromme Gesinnung des Kaisers gelobt und versichert haben, dass dieser sich geändert hätte und nicht nach der Vernichtung des Evangeliums trachte! Auch Martin Frecht in Ulm soll sich allzu nachgiebig zeigen. [6]Die Augsburger Pfarrer sind sich einig. Sie mahnen mit allen Kräften zur Buße, vermögen es aber nicht, die Missbräuche, den Wucher und die Gotteslästerung abzuschaffen. [7] Die Kirche sei dem Herrn, ihrem einzigen Haupt, empfohlen! Sie muss ja erprobt werden. Doch was sollen die [in Augsburg wirkenden Zürcher Pfarrer] tun ? Haller ist der Meinung, dass sie bis zum Äußersten ausharren sollten, solange die Augsburger standhaft bleiben. Wenn aber die Augsburger die Wahrheit verleugnen, ist Haller der Meinung, dass sie unbedingt gehen sollten. Würden sie zuvor noch in die Hände der Feinde fallen, sind sie bereit, für Jesus zu sterben. Sähen sie aber eine Fluchtmöglichkeit, würden sie diese ergreifen. Fest steht, dass sie nicht in einer Kirche bleiben können, die mit dem Teufel paktiert und das freie Bekenntnis der Wahrheit verbietet. Die Augsburger Obrigkeit will die drei Pfarrer [Lorenz Meyer, Thoman Ruman und Rudolf Schwyzer d.Ä.] nicht zurück nach Zürich ziehen lassen, weil dadurch der Verdacht entstehen könnte, dass sie vorhat, das Evangelium zu verleugnen (was aber zutrifft). Läuft die Sache schief wird sie die Pfarrerschaft dafür verantwortlich machen. Sie wirft ihr bereits vor, verrückt zu sein, weil sie das Volk dermaßen zur Standhaftigkeit anhält. Ob sie denn nicht wisse, dass, falls die Bevölkerung zu Schaden käme, diese sich gegen die Pfarrer auflehnen würde? [8]Es schmerzt Haller zu hören, wie schlecht man über die Eidgenossen redet. Daher ist es ganz gut, dass die Zürcher [ihren] Soldaten verboten haben, Zürich zu verlassen! Sogar Sebastian Schertlin scheint wie alle anderen [hauptsächlich an eigener Bereicherung interessiert zu sein]. [9]Georg Frölich ist ganz ratlos, wie Bullinger es vermutlich aus seinen Briefen [Nr. 2741 und Nr. 2742] entnehmen wird. Er ist der einzige, den Haller bewundern kann. Deshalb empfiehlt er sich mit diesem dem Willen Gottes an. [10] Wenn nur der Zürcher Rat schreiben und zeigen würde, dass er um seine Pfarrer besorgt ist! Sollten Letztere endlich wissen, was zu tun sei, würden sie sich brieflich an ihn wenden. [11]Bernardino Ochino, der die Gesinnung der Antichristen genau kennt, ist sehr niedergeschlagen. Er empfiehlt sich Bullinger. [12]Francesco Stancaro übersendet hiermit zwei Büchlein als Dank für die ihm von Bullinger bekundete Freundschaft. [13] Hans Wilpert Zoller ist wohlauf: Heinrich Richmut trägt jetzt eine echte (so viel Haller es beurteilen kann) goldene Kette um den Hals! Wird er das auch in Zürich tun? Einer seiner zwei Kameraden, [Hans Jakob "der Minder"?] Brennwald, benimmt sich aber ganz anständig. [14]Morgen sind Bürgermeisterwahlen. Hätten die [Überbringer des vorliegenden Briefes] solange noch gewartet, hätte Haller auch darüber berichtet. Er vermutet, dass die Altbürgermeister [Hans Welser und Jakob Herbrot]wiedergewählt werden. Der erste sucht um jeden Preis den Frieden, der zweite aber nicht, sofern er den Leuten nicht etwas vortäuscht. [15] Der Augsburger Schulherr Christoph Wirsung und der wohlhabende [Leonhard II.] Weiß wollen, dass ihre Söhne (zum einen Philipp, zum anderen Georg und David), die derzeit in Straßburg studieren, ihr Studium in Zürich fortsetzen. Sie teilten diesen das schriftlich mit und legten ihrem Brief ein für die Zürcher bestimmtes Empfehlungsschreiben Hallers bei. Sollten nun diese Jungen tatsächlich nach Zürich kommen, möchten die Zürcher sich ihrer gut annehmen und einen seriösen Kostgeber finden, zumal sie ehrenhaften und zahlkräftigen Familien angehören. Sixt Birck und Haller bürgen gerne für sie. [16] Vor wenigen Tagen hat Hans Vogler [d.J.]Haller schriftlich informiert, dass er vor einem Jahr in Lindau eine [heimliche] Ehe mit [Maria Grafner], der Tochter der verwitweten [Euphemia, geb. Gasser], einer Schwester des Augsburger Arztes Achilles Pirmin Gasser, eingegangen sei. Dr. Gasser, der


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davon nichts wusste, ließ [Maria] zu sich nach Augsburg kommen. Sobald Vogler davon erfuhr, besuchte er sie oft. Dies kam Gasser verdächtig vor. Daraufhin erfuhr er von seiner Schwester von dieser Ehe. Als er Vogler zur Rede stellte, gestand er. Vogler bat zudem den Doktor, ihm zu helfen, sich mit seinem Vater [Hans Vogler d.Ä.] zu versöhnen und zu einer Stelle zu gelangen. Sobald Haller das erfahren hatte, erkundigte er sich bei Gasser. Dabei wurde ihm klar, wie ernst Gasser die Angelegenheit nimmt und wie schwierig es für Vogler d.J. sein würde, sich seines Gelübdes zu entledigen. Gasser bat Haller, Vadian zu schreiben, um diesen zu bitten, zwischen Sohn und Vater zu vermitteln, zumal er beide gut kenne. Bullinger soll Vogler d.Ä. davon nur erzählen, falls sich eine gute Gelegenheit bieten würde, denn Haller hat sowieso vor, dem Vater diesbezüglich zu schreiben. Das Mädchen ist ehrbar. Haller weiß aber nicht, wie begabt es ist. [17]Ach, wenn nur bald ein Brief von Bullinger käme! Haller ist nicht mehr fähig, sich dem Studium oder dem Lesen der Heiligen Schrift zu widmen. Nur mit Mühe vermag er, seine Predigten zu verfassen. Wegen der verworrenen Lage (und nicht etwa aus Angst) kann er sich kaum konzentrieren, ja nicht einmal beim Beten. [18]Gruß an Rudolf Gwalther. Haller hätte dessen Predigtnotizen zum Hebräerbrief auch zurückgeschickt, aber er musste den Boten schon so viele andere Briefe mitgeben. Er wird die Notizen bald senden. Gruß an Anna [geb. Adlischwyler] und an die Kinder, auch von Hallers Frau [Elsbeth, geb. Kambli]. Empfehlung an Konrad Pellikan und Theodor Bibliander. Gruß von Birck, der gerade anwesend ist. [19] Haller konnte den Brief nicht nochmals durchlesen.

S. Non possum tibi describere, venerande pater, quanto in periculo non nostrae res modo, sed totius ecclesiae versentur! Scripsi proxime semel atque iterum. 1 Anxius tuum expecto consilium et responsum. Declinant animi plurimorum apud nos. Ministri 2 tamen verbi sumus omnes concordes. Talis inter nos nunquam adhuc fuit concordia et consensus. Instamus, ne deficiant, ne impiis se tradant conditionibus, sed metuo parum nos effecturos. Plebs quidem constans est. Sed scis, quam sit mobile vulgus. 3 Nisi recipiatur pax, diffugient divites et superiores omnes. Plebe autem habenas tenente sub equo equitabimus omnes. 4

Hac hora fertur etiam Argentinenses meditari, ut paciscantur cum caesare 5 . Quod si fit, tanto maior dabitur nostris deficiendi occasio. Premimur rerum penuria, qua facile plebs vincetur. Ulma, per deum, omnes alias prodidit civitates. 6 Augusta solane manebit? Utinam vel sola maneret! Sperarem dominum non derelicturum nos, sed quoniam proditoribus et nebulonibus abundat urbs, non video, quomodo mansura sit constans.

Reversi sunt in urbem Fuggeri. 7 Quid monstri alant, 8 nescio, sed facile coniicio hoc unum mohn, ut in aliquas pacis conditiones urbem trahant. Seditionem metuo valde eamque tandem nostris capitibus finiendam.

1 Bezug auf die Briefe vom 23. und 27. Dezember 1546 (HBBW XVIII, Nr. 2723. 2726).
2 Zu den Namen der damals in Augsburg wirkenden Pfarrer s. HBBW XVII 379, Anm. 46.
3 mobile vulgus: s. dazu TPMA XII 278, Nr. 1.1.
4 Gemeint ist: Wenn aber das Volk die Herrschaft übernimmt, werden wir alle nichts mehr zu sagen haben.
5 Karl V. — Zu den um den 4. Januar 1547 stattfindenden Beratungen der Straßburger über eine etwaige Verständigung mit dem Kaiser s. PC IV/1 556f, Nr. 514 (mit Anm. 2 zur Datierung).
6 Zu Ulms Ergebung s. Nr. 2734, Anm. 4. — Bei ihren Friedensverhandlungen bemühten die Ulmer sich, auch die anderen süddeutschen Städte einzubeziehen.
7 Unter anderem Anton Fugger, der am 3. Januar 1547 aus Schwaz in Tirol nach


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Caesarem aiunt occupare ducatum Wirtenbergensem. Nescio quot Iam occupasse oppida. Unde nobis nec vinum nec alia, quae ad commeatum, amplius subministrabuntur.

Electorem 9 aiunt omnem ditionem suam iterum in fidem redegisse et ducem Mauritium 10 suo etiam ducatu privasse. De langrafio 11 etiam incerta multa. Illi, quoniam hoc belli tempore nihil nisi pecunias quaesiverunt et emunxerunt urbes, valde male apud nos audiunt, unde etiam tanto facilius ad pactum ineundum commovebuntur. Memminga, Bibracum et aliae civitates etiam declinant. 12 Gervasius 13 , nescio quo spiritu indutus insano, pro publica concione laudat pium caesaris animum. Suadet, ut dedant se. Eum esse conversum; non enim quaerere evangelii internicionem 14 , sed nescio quae alia. Audio Frechtum Ulmae quoque nimium in hanc rem concessisse.

Sumus nos unanimes: Clamamus ad ravim usque, 15 poenitentiam ut nunquam antehac urgemus, sed non possumus efficere, ut abrogentur abusus, usura, blasphemiae, etc. Unde mihi non multum boni promitto.

Age! Commendamus nos et ecclesiam domino, cuius est; qui solus est caput eius. 16 Oportet probetur. 17 ||45v. Quid vero nobis in his turbis sit agendum, consule, obsecro. Dum steterint 18 apud veritatem, ad sanguinem usque manebimus. Ubi vero se tradiderint aut si eos se tradituros sentiamus, non puto ullo modo nobis esse manendum. Si inciderimus in manus eorum, erimus deo e superius contribuente spiritum suum animosi et alacres in testimonio Iesu. 19 Si vero contigerit commoda elabendi occasio, utamur ea prudenter. Non enim possum manere apud hanc ecclesiam, quae societatem cum Belial 20 init; ubi non dabitur libera veritatis professio. Nolunt domini nostri remittere 3 fratres 21 , ne videantur defectionem meditari, quam tamen revera meditantur. In ministris tandem cudetur haec faba. 22 Nobis enim sic instantibus aperte dicunt, annon insani simus? Quid cum plebe simus effecturi? Plebem ipsam in nos irruituram, ubi aliquid ipsi sit patiendum. In summa: Inter sacrum et saxum stamus. 23

Augsburg zurückgekehrt war; s. Kirch, Fugger 119.
8 Vgl. Adagia 2, 4, 98 (ASD II/3 394, Nr. 1398).
9 Johann Friedrich I. von Sachsen.
10 Moritz von Sachsen.
11 Philipp von Hessen.
12 Siehe dazu s. Nr. 2741, Anm. 4.
13 Gervasius Schuler.
14 = internecionem
15 Siehe Adagia 4, 1, 70 (ASD II/7 82, Nr. 3070).
16 Vgl. Eph 1, 22; 5 23; Kol 1,18.
17 Vgl. Sach 13; 1Kor 3, 13.
18 Gemeint sind die Augsburger Obrigkeit und Bevölkerung.
19 Vgl. Apk 1, 9; 12, 17; 19, 10; 20, 4.
20 Teufel; vgl. 2Kor 6, 15.
21 Lorenz Meyer (Agricola), (Hans) Thoman Ruman (Römer) und Rudolf Schwyzer d.Ä. — Der Zürcher Rat hatte mit einem Brief vom 14. Dezember 1546 (s. HBBW XVIII 444, Anm. 4) den Augsburger Rat aufgefordert, die Zürcher Pfarrer in Augsburg nach Zürich zurückkehren zu lassen. Die Augsburger Behörden kamen aber dieser Bitte nicht nach und schrieben den Zürchern am 7. Januar 1547 (Zürich StA, A 202.1, Nr. 21), dass sie die Pfarrer nicht entbehren könnten.
22 Die Pfarrer werden dafür bezahlen müssen. —Zum Sprichwort s. Adagia 1, 1, 84 (ASD II/I 192, Nr. 84).


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Tigurini bene faciunt, quod interdixerunt, ne quis abeat militatum, 24 dann 25 vil lüt, hob und nider, redend den Eidtgnossen so übel, das mirs hertz blüten möcht. Wil gern sehen, was si usrichtind. Man sichts aber leider wol. Der Schertlin laßt nun auch daugen 26 ins tüfels nammen vergülden. Privata quaerunt omnes!

D. Laetus est etiam valde dubii animi, sicut ex literis eius 27 forte a intelligis. Nescit, quo se vertat. Illum solum ego suspicio, parique me cum ipso committam fortunae.

Vellem, ut ad nos scriberent domini Tigurini b et facerent aliquam redeundi spem, ne videremur ab eis in his periculis deseri prorsus. Si quid certius fieri senserimus, communi epistola ipsis significabimus. 28

D. Bernhardinus 29 valde deiectus est. Novit enim is ingenia horum antichristianorum. Rogavit, ut ipsum tibi commendem.

D. Stanggarus 30 agit tibi magnas gratias pro oblata amicitia. Mittit tibi haec duo opuscula. 31

Zollerus 32 valet. Heinrych Rychmüt 33 torquem aureum (nisi me materia fallit) de collo depensum gestat hic; miror, si domi quoque. Alter eius comes Braevaldus 34 est honestus homo et gravis.

a Über der Zeile nachgetragen.
b Über der Zeile nachgetragen.
23 Vgl. Adagia 1, 1, 15 (ASD II/1 128f, Nr. 15).
24 Dieser Entschluss wurde wohl während der letzten Oktobertage 1546 gefasst, nachdem die Vier Orte sich gegen einen Eintritt in den Krieg auf Seiten der Schmalkaldener entschieden hatten (s. HBBW XVIII 34-36), es sei denn, dass Haller an die abschlägige Antwort der Zürcher auf die vom Augsburger Rat am 13. Juni 1546 an Zürich gerichtete Bitte um Soldaten denkt; s. HBBW XVII 88 und Anm. 2.
25 denn.
26 Dauben, Faßbretter; s. FNHDW V 287 s.v. Dauge. —Der Sinn dieses Sprichwortes ist unklar. Vermutlich wirft Haller dem Schertlin vor, sich während des Krieges sehr bereichert zu haben; s. dazu Schertlin, Leben 63. Im NT wird das Geld mit Mammon (dem Teufel) in Zusammenhang gebracht; s. Mt 6, 24 par.
27 Die Briefe Nr. 2741 und Nr. 2742.
28 Dazu kam es mit einem am 18. Januar 1547 von Haller verfassten, aber ebenfalls von den drei anderen Zürcher Pfarrern unterschriebenen Brief an Bürgermeister und Rat von Zürich (Zürich StA, A 177, Nr. 160). Der unter der Adresse
angebrachte Zürcher Kanzleivermerk lautet: "Bericht, dass Augspurg sich mit dem Keyser accommodiert habe, und pitt, dass man sie widerumb heimbberüffen wolle".
29 Bernardino Ochino.
30 Francesco Stancaro.
31 Um welche Schriften es sich handelte, ist unbekannt. Im Jahr 1546 hatte Stancaro den Einblattdruck Rabinorum recentiorum et Anabaptistarum falsa opinio de duobis Messiis, priscorum Thalmudistarum authoritatibus confutata, Neuburg a.d. Donau, Johann Kilian (Exemplar in Zürich ZB, Signatur: EDR 1546 Ia,1) publiziert. —Stancaro bedankte sich mit den beiden Schriften für Bullingers Buchgeschenk von Ende 1546; s. HBBW XVIII 434 mit Anm. 62.
32 Hans Wilpert Zoller d.J.
33 Der Zürcher Heinrich Richmut, der im Schmalkaldischen Krieg als Hauptmann fungierte; s. HBBW XVIII 207, Anm. 28.
34 Vielleicht ist damit Hans Jakob Brennwald "der Mehrer", noch wahrscheinlicher aber dessen Sohn "der Minder" (ab 1552 Zünfter zur Safran in Zürich) gemeint. Zwischen den Familien Brennwald und Richmut sind Beziehungen


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Postridie consules eligentur. 35 Si expectassent illi 36 , scripsissem quoque. Non tamen alios eligendos puto quam veteres: Welserum scilicet et Herbrotum. Welser omnibus modis quaerit pacem. Alter non item, nisi me fallit iudicium eiusque dissona sunt ab animo verba.

Praeterea modo quod scribam, non habeo, nisi quod, si forte ad vos venerint iuvenes hi, Philippus Wirsung 37 , Georgius et David Weiß 38 , Augustani, qui iam Argentinae literis operam dant, habeatis eos propter honestissimos ||46r ipsorum et satis opulentos parentes 39 commendatos, quorum alter, Wirsungus, 40 est ex scholarchis unus. Hi me rogarunt, ut eos vobis commendarem, ut, si forte venerint Tigurum (scribent enim eis, ut Tigurum se recipiant), prospiciatis eis, apud honestum aliquem ut vivant virum. Sumptus largiter suppeditabuntur. Xystus 41 et ego erimus fideiussores. Afferent etiam sine dubio meas secum commendatorias 42 , quas a me impetratas parentes Argentinam mittunt, ut his fiat eis spes, quod Tiguri possint commodius nancisci hospitium.

Voglerus 43 ante paucos dies mihi confessus per scriptum ad me missum, quod ante annum, cum Lindoae ageret, 44 se ibi uxorem duxisse d. Achillis

nachgewiesen; s. Stefan Schöbi, Notz, Escher und Engelhard. Die Funktionen des städtischen Theaters am Beispiel von Jakob Rufs Weingarten-Aufführung 1539. Mit Biographie der 66 Spieler, in: Die Anfänge der Menschwerdung. Perspektiven zur Medien-, Medizin- und Theatergeschichte des 16. Jahrhunderts, hg. v Hildegard Elisabeth Keller, Zürich 2008 —Jakob Ruf. Leben, Werk und Studien 5, S. 166f. —Wäre vielleicht der hier gemeinte Brennwald mit dem in HBBW XVIII 207 und Anm. 34 namentlich nicht angeführten Leutnant, der im Dienste des Hauptmanns Heinrich Richmut stand, identisch?
35 Zum Datum der Bürgermeisterwahlen in Augsburg s. HBBW XVI 261f, Anm. 20. Gewählt wurden für das Jahr 1547 Jakob Herbrot und Hans Welser; s. Roth, Augsburg III 463.
36 Damit sind die Überbringer des vorliegenden Briefes gemeint.
37 Philipp Wirsung, Sohn des Augsburger Apothekers Christoph Wirsung (s. Augsburger Eliten 974f). Philipps Geburtsjahr ist auf 1532 oder 1531 anzusetzen; s. Istvan Bejczy und Michiel Verweij, Die "Institutio scholae christianae" (1534) von Gerard Geldenhouwer. Kritische
Ausgabe mit Kommentar, in: Humanistica Lovaniensia 49, 2000, S. 56f. Er wurde im Juli 1553 Prokurator der deutschen Nation in Padua, dort auch Doktor der Medizin und starb am 15. Oktober 1563 in Augsburg; s. Matricula Nationis Germanicae Artistarum in Gymnasio Patavino (1553-1721), hg. v Lucia Rossetti, Padova 1986 — Fonti per la Studia dell' Università di Padova 10, S. 4, Nr. 3.
38 David Weiß (geb. 1531, gest. 1593); s. Augsburger Eliten 900f.
39 Die Eltern von David und demzufolge von dessen bislang nicht nachgewiesenem Bruder Georg Weiß waren Leonhard II. Weiß und Anna Volz; s. Augsburger Eliten aaO.
40 Christoph Wirsung gehörte seit 1543 den Ratsherren an, die den Augsburger Schulbeirat unterstützten; s. Gerhard Gensthaler, Das Medizinalwesen der Freien Reichsstadt Augsburg bis zum 16. Jh. mit Berücksichtigung der ersten Pharmakopöe von 1564 und ihrer weiteren Ausgaben, Augsburg 1973, S. 64.
41 Sixt Birck (Betuleius).
42 literas commendatorias.
43 Hans Vogler d.J., der in Anbetracht der folgenden Angaben damals noch in Augsburg lebte.


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Gassari 45 sororis 46 filiam 47 . Ea iam a d. Achille, qui civis Augustanus factus est, 48 ad se accersita; quam statim reperit Voglerus eamque tam frequenter accessit, ut doctori fieret suspectus. Percontatus itaque prius ex sorore intelligit, quod eam duxerit. Deinde ipsum etiam allocutus Voglerum, qui fassus est se eam duxisse eiusque opem implorat, ut et patri 49 reconcilietur et ut conditionem nanciscatur. Ego, ubi hoc ex ipso intellexi, adii d. Achillem, num ita se res habeant, rogatum. Illum sentio rem urgere nec facile Voglerum hic elabi posse. Scripsi ergo hac de re ad d. Vadianum d. Achille sic suadente, si forte is praebuerit se comrnodum mediatorem inter Voglerum seniorem et doctorem Achillem, utrumque sibi familiarem. Non igitur est, ut tu quicquam ei 50 , nisi commode fieri posset, indices. Ego ipse etiam scribam ei. Volui tantum tibi significare, si quid praeberes consilii. Est ipsa Virgo honesta, sed nescio, quam donata.

Rescribas ocius, oro, ut vel aliquantulum in his turbis respirem. Cessant omnia mea studia. Aegre conciones meas compono. Sacra tantum lego. Animus ita distrahitur, non metu, sed perplexitate rei, ut et ad preces non tam sim, quam nie velim esse, habilis.

D. Gvalthero dic salutem. Remisissem ei in epistolam ad Hebraeos memorialia, nisi alias literis multis onerassem nuncios. Mittam brevi. 51 Salutabis etiam uxorem 52 et liberos 53 dulcissimos. Salutat te mea 54 . Valere cupio d.

44 Vogler d.J., der sich seit Februar 1546 in Augsburg befand (s. HBBW XVI 190. 192). Laut vorliegendem Brief hatte er sich zuvor eine Zeitlang in Lindau aufgehalten. Demzufolge sind die chronologischen Angaben zum Lindauer Aufenthalt von Vogler d.J. in Rainer Henrich, Vom Luftikus zum Münzwerkregierer. Die Karriere Hans Voglers d. J. von Zürich (1524-1574/75), in: Von Cyprian zur Walzenprägung. Streiflichter auf Zürcher Geist und Kultur der Bullingerzeit. Prof. Dr. Rudolf Schnyder zum 70. Geburtstag, hg. v Hans Ulrich Bächtold, Zug 2001.— Studien und Texte zur Bullingerzeit 2, S. 76f, zu korrigieren. Henrich wusste damals noch nicht, dass Vogler d.J. so früh nach Augsburg kam.
45 Dr. Achilles Pirmin Gasser, Augsburger Stadtarzt.
46 Die offenbar verwitwete Euphemia, geb. Gasser, aus Lindau; s. Henrich, aaO, 78.
47 Maria Grafner; s. Henrich, 78f. — Sie wird letztmals erwähnt in einem Brief Voglers d.J. an seine Schwester Anna im Sommer 1569; s. Henrich, aaO, 79.
48 Gasser war 1546 nach Augsburg gekommen
und hatte durch seine Eheschließung mit der Augsburger Witwe Anna Tucher, geb. Ehem, das Bürgerrecht erhalten; s. Karl Heinz Burmeister, Achilles Pirmin Gasser. 1505-1577. Arzt und Naturforscher. Historiker und Humanist, Bd. 1: Biographie, Wiesbaden 1970, S. 109.
49 Hans Vogler d.Ä.
50 Gemeint ist Vogler d.Ä.
51 Der nächstbekannte Brief Hallers an Gwalther datiert vom 1. Februar 1547 (Zürich ZB, Ms F 39, 242f), allerdings werden dort diese Notizen zu Gwalthers Predigtreihe über den Hebräerbrief nicht erwähnt. Aus Nr. 2844,41-43, geht zudem hervor, dass Haller sie am 12. März immer noch nicht abgeschickt hatte. — Gwalther hielt diese Predigten zwischen dem 6. November 1542 und dem 26. Juni 1543 in St. Peter ab (Zürich ZB, Ms D 247, Nr. 179r.-249v.). Sie wurden erstmals posthum unter dem Titel In divi Pauli apostoli epistolas omnes d. Rodolphi Gvaltheri ... homiliarum archetypi, Zürich 1589 (VD16 W1091; BZD Cl 121), veröffentlicht. Wir danken Kurt Jakob Rüetschi für diese Angaben.


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Pellicanum, d. Theodorum 55 aliosque venerandos patres et fratres. Iubet te salvere d. Xystus plurimum, qui, dum haec scribo, mecum est. Augustae Vindelicorum, 7. ianuarii 1547. Ignosce. Relegere non licuit. [Ohne Unterschrift.] [Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, fidelissimo Tigurinae ecclesiae pastori, domino et patri suo venerando. M. Heinrych Bullinger.