Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2742]

Georg Frölich
an Bullinger
[Augsburg],
6. Januar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 346, 222 (Siegel) Ungedruckt

[1] Da ihm ein zuverlässiger Bote [...] zur Verfügung steht, will Frölich seinem heutigen Schreiben [Nr. 2741] noch Folgendes hinzufügen: Trotz der ungewissen Lage ist (soweit Frölich es einschätzen kann) der Augsburger Rat absolut gegen eine Kapitulation vor Kaiser Karl V., es sei denn, er werde dazu gezwungen. Die Patrizier aber wollen das Gegenteil. Dies könnte zu einer Auseinandersetzung führen. Frölich hält natürlich zu denen, die sich für das Evangelium und für die [deutsche] Freiheit einsetzen, auch wenn dabei die Welt zugrunde ginge. Der Herr verleihe Beständigkeit! Freilich wird das schwer, weil Augsburg ganz allein dasteht. Vielleicht kommen doch noch tapfere deutsche [Streitkräfte] der Stadt zu Hilfe. [2] Die Eidgenossen sollten eine Gesandtschaft zum Kaiser schicken und ihn zu einem Vergleich drängen. Er lebt nämlich noch (auch wenn er sehr krank ist) und befindet sich im Herzogtum Württemberg. Herzog [Ulrich]hat sich noch nicht mit ihm eingelassen. Wenn doch der Herzog von den Helvetiern Trost empfangen würde und er standhaft bliebe! [3]Gruß. S. Licet hodie tibi paucissimis scripsi, 1 tamen nactus fidelem gerulum 2 volui hec minutula addere prioribus. Nimirum rebus quantumvis fluctuantibus tamen senatum nostrum, quantum coniectura consequi possum, in hoc omnino erit, ut civitatem hanc hosti 3 non dedat, nisi extrema necessitate adactus. 4 Cum vero patricii (ut vocantur) contrarium satagant, valde timeo, ne dissidium oriatur. Ego quidem decrevi eas partes foturum me, quae ad tuendam veritatem evangelii et libertatem faciant, etiam si mundus corruiturus sit. Dominus clementer respiciat ad animas bonorum et largiatur nobis fidem et constantiam in domino. Negotium quippe difficilimum erit, cum humanis auxiliis prorsus destituti simus. Si qua fortitudo et virilitas in Germania vigeret, forsan nobis tandem ita in extremis laborantibus succurret.

Vestri sane nunc deberent legatos pro composicione communis negocii ad caesarem mittere. Caesar adhuc est in vivis, 5 et nunc in ducatu Wirtembergensi agit, 6 sed valde egrotus. Dux Wirtembergensis 7 nondum cum ipso pepigit. 8 O, si per Helvetios consolacionem acciperet, ne se dederet!

1 Mit Brief Nr. 2741.
2 Unbekannt.
3 Kaiser Karl V.
4 Siehe dazu Roth, Augsburg III 463f.
5 Zuvor waren Gerüchte über den Tod des Kaisers in Umlauf gewesen; s. dazu die Verweise in HBBW XVIII 353, Anm. 20.
6 Der Kaiser befand sich vom 24. Dezember 1546 bis zum 18. Januar 1547 in
Heilbronn; s. Stälin 579. Er litt damals sehr stark an der Gicht; s. Aufzeichnungen des Kaiser Karl's des Fünften, hg. v Baron Kervyn van Lettenhove, ins Deutsche übertragen von L. A. Warnkönig, Leipzig 1862, S. 148.
7 Ulrich von Württemberg.
8 Falsch. Siehe nämlich Nr. 2739, Anm. 42; Nr. 2743, Anm. 57.


Briefe_Vol_19-089arpa

Vale, anime mi, celerrime. 6. ianuarii 1547. Tuus Georgius Laetus, etc. [Adresse auf der Rückseite:] Herrn Henrichen Bullinger, Zurch, etc., meinem geliebtn herrn unnd brüder ze handen. Zurch.