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Autograph: Zürich StA, E II 441, 710-713 (Siegelspur) Ungedruckt
[1]Segenswunsch. Zwick hat aus Bullingers Brief [nicht erhalten]erkannt, dass dieser seinen
letzten Brief [nicht erhalten] nicht richtig verstanden hat. Er wollte keinesfalls, dass der
Zürcher Rat Kontakt mit Basel oder Frankreich aufnimmt, sondern dass Bullinger persönlich
an einen vertrauten Menschen in Basel schreibt, damit dieser die Angelegenheit beim französischen
Gesandten in Basel [Guillaume Du Plessis, sieur de Lvancourt] in die Wege leitet.
Zwick kann sich auch nicht vorstellen, dass diesbezüglich etwas mit Schwyz oder Zug zu
erreichen wäre. Die Zeit drängt! Deshalb kommt nun Peter Scher von Schwarzenburg zu
Bullinger angeritten. Er wird ihm Zwicks Plan erläutern. Und sollten die Zürcher Geheimen
davon erfahren, werden sie kaum etwas daran auszusetzen haben, da weder den Zürchern
noch den anderen Eidgenossen ein Nachteil daraus entstehen kann. — [2] Es gilt nun, die
Angelegenheit durch einen vertrauten Vermittler bei König Franz I. oder bei dessen Gesandten
zu befördern. Ob Bullinger sich dabei des Hans Wunderlich oder eines ihm gut bekannten
Baslers bedient, ist völlig egal. Hauptsache, es geht schnell! —[3]Zu erwägen ist auch, ob die
Sache dem Vermittler eher mündlich oder schriftlich dargelegt werden soll. Zwick und Scher
wäre es lieber, wenn dies mit einer schriftlichen Anweisung geschehen würde, bei deren
Ausfertigung Scher mithelfen wird. —[4] Falls Bullinger ebenfalls dieser Meinung ist, soll er
sich nicht an die Entwürfe halten, die Zwick ihm das letzte Mal zukommen ließ. Diese sind zu
vernichten. Bulliger möchte sich nun ait den Anweisungen Schers orientieren, die er selbstverständlich
verbessern darf -[5] Fände er es aber angemessener, den Vermittler mündlich
zu unterrichten, so ist Scher bereit, dies zu übernehmen. Bullinger sollte dann ein Empfehlungsschreiben
an Wunderlich oder an den Basler Vertrauten richten, in dem Scher allerdingsBriefe_Vol_19-332 arpa
namentlich nicht erwähnt werden darf Der Abt von Weingarten [Gerwig Blarer]hat den
Konstanzern seine Vermittlung angeboten, wie es A[mbrosius Blarer]ausführlicher berichten
wird. Angeblich wurde er [von Kaiser Karl V.]beauftragt, mit den [protestantischen]Städten
bezüglich deren Geldbuße und Huldigung zu verhandeln. Heute, Sonntag den 20., erschien
zudem ein Gesandter [...] des Landkomturs [Johann Werner von Reischach] in der Stadt.
—[7]Aus den Beilagen [nicht erhalten], die Bullinger nur wenigen [Zürcher Ratsherren] zu
lesen geben sollte, wird ersichtlich, wie der Konstanzer Rat an Hans Jakob von Landau und
Hans Baumgartner geantwortet hat. Bullinger soll die Beilagen wieder zurückschicken und
mitteilen, was er über den Brief an Landau denkt. —[8][P.S.:] Gerade ist das Schreiben des
Zürcher Rats eingetroffen, durch das Zwick über die Einberufung einer Tagsatzung am kommenden
Sonntag erfährt. Die Konstanzer haben nicht vor, einen Gesandten dahin abzuordnen,
zumal dies Anlass für Gerede geben würde! —[9] Nun gilt es, Wunderlich bzw. den Basler
Vermittler noch schneller über Zwicks Plan zu informieren, damit der französische Gesandte
noch vor Beginn der Tagsatzung darüber verständigt werden kann. —[10] Da Zwicks Plan
keiner großen Erläuterungen bedarf soll er Wunderlich oder dem Basler schriftlich dargelegt
werden. —[11][Guillaume Du Plessis, sieur de Lyancourt], soll selbst entscheiden, ob er die
Angelegenheit lieber in Basel oder Bern mit den dortigen Geheimen besprechen will, oder
lieber während der Tagsatzung mit den dorthin abgeordneten Bernern oder Baslern. Wichtig
ist nur, dass er dabei lediglich Vertrauenspersonen aus Zürich, Bern oder Basel heranzieht.
—[12]Die [vier]protestantischen Orte sollten das Thema Konstanz erst dann mit den anderen
Orten anschneiden, wenn sie merken, dass Letztere Konstanz geneigt sind; ansonsten würde
dies Konstanz und den [Vier Orten] nur schaden. Sollte sich also während der Tagsatzung
herausstellen, dass die anderen Orte dem Kaiser nicht unterwürfig sind (oder käme der französische
Gesandte bzw. die Innerschweizer auf Konstanz zu sprechen), dann sollten die Zürcher
und die anderen [drei Orte] ihre Verbündeten dazu veranlassen, sich mit einem Brief an
den Konstanzer Rat zu wenden, um diesen zu bitten, sich ja nicht gegen die Eidgenossenschaft
aufhetzen zu lassen. —[13] Wenn also die Zürcher Gesandten [an der Tagsatzung] merken,
dass es tatsächlich zu solch einem Brief kommt, sollen sie Folgendes sagen: Wohlan, liebe
Eidgenossen! Im freundlichen Schreiben an Konstanz sollte darum gebeten werden, im Notfall
keine Söldner anzunehmen, die vom nördlichen Teil des Bodensees stammen, da Letztere dem
Kaiser anhängen und sich nicht wehren würden, wenn dieser vorhatte, durch Konstanz [gegen
die Eidgenossen] zu ziehen. Deshalb sollten die Konstanzer im Bedarfsfall eher Eidgenossen
anwerben. —[14]Käme es zu solch einem Brief wäre dies sowohl für die [Eidgenossen] als
auch für die Konstanzer von Vorteil. —[15]Alles in allein ist es wichtig, dass man den Fall
Konstanz nicht behandelt, solange es keine Anzeichen dafür gibt, dass die anderen Eidgenossen
Konstanz gegenüber positiv eingestellt sind. Trifft aber Letzteres zu, dann sollte man
vorgehen wie oben ausgeführt.
Die gnad gottes mit uns. Die stercke uch an seel und lib zü sinem lob und siner kirchen besserung! Amen. Uß üwerem letsten schriben 2 verstand ich, das ir min schriben 3 nit recht gemerckt 4 . Dann es ist min mainung nit gwesen, das uwere herren das anbringen by Basel oder F[ranckrych] thun solltent, sonder das ir für üwer person ettwa ainem vertruwten gen Basel geschriben hettent, der die sach glich by der f[ranzösischen] pottschafft 6
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angericht 7 hette. Demnach 8 kan ich nit gedencken, das mit Schwytz oder Zug ettwas zü handlen sye. Aber damit wir ainanderen recht verstanden und die sach gefürderet werde (dann es nahet dem ennd 9 ) a , so hab ich mullen schwager Petter Schären 10 vermögt 11 das er zü uch ryte. Uß desselben instruction werdent ir minen anschlag 12 , als 13 ich hoff, gruntlich vernemmen. Und diewyl aller verzug pfenndtlich 14 , so hab ich die sach uff den allerkürtzesten weg angericht, so ich gedencken mögen. Achten ouch, das diese practik, wo die an die gehaimen 15 zü Zürich gelangen wirtt, weder inen noch anderen nachtailig sin werde.
Jetz stadt 16 dise sach daruff, man müß ain vertruwten mann haben, der darzü geschickt sye, das er bim F[rantzosen]17 oder siner pottschafft die sach uff den rechten weg furdere. Gefallt uch nun hierzu der Wunderlich 18 oder ettwa ain vertruwter zü Basel, 19 das gilt mir glich. Ich kenn niemandts. Der aber die sach zum furderlichesten 20 ußrichten kan, der wirtt der best sin.
Zum anderen ist das zü bedencken, ob dem underhendler (es sye ainer zü Basel oder der Wunderlich) dise sach besser muntlich oder schrifftlich zü bevelhen 21 sye. ||71lb Mag es durch uch c mit schrifften ußgericht werden, so ist es minem schwager 22 und mir das liebst. Waß dann er uch mit abschriben 23 wirtt helffen mögen, das soll von im nit gespart werden. Und in dem fall, do ir schriben werdent, sollend ir miner vorigen copyen 24 kaine hinweg schicken, sonder zerrißen, und jetz alain uff sch[wager] Peters instruction acht haben. Die mögent ir aber üwers gfallens wol besseren.
So ir aber für besser ansehen wurdent, das der underricht 25 bim Wunderlich oder zü Basel muntlich geschehe, hab ich sch. Petern erbetten, das er sich zü demselben will gebruchen lassen. Dem wellend dißfals ain brieflin geben an Wunderlich oder den anderen zü Basel, aber sinen nammen darin nit anzaigen. Got geb gnad!
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Wir haben diser tagen nichts nuws, dann das der appt von Wingarten 26 sich ouch zü underhandlung erpotten mit vil güten wortten. Weß er sich sunst hören lassen d , werden ir uß m[eister] A[mbrosius] vernemmen. 27 Glicher reden geschehent vil. Diser appt soll ain commission haben, mit den stetten zü handlen der geltstraf und des ayds halben. Hütt sonntags den 20. ist ain pottschafft 28 vom landtkommenthur 29 ouch hie gwesen.
Waß mine herren dem von Lando und vorhin dem Bomgartner für antwurt geben, werden ir uß den copyen, so hie by ligend, 30 vernemmen. Die wellend nit vil lüth lesen lassen und mir by erster pottschafft wider schicken und gott bitten, das wir nach sinem willen handlent. Uff miner herren antwurt an Lando beger ich uwer gutbedunken 31 und urtail zü hören.
Conrat Zwick. |
||712r. Nachdem ich diß hievornen geschriben, kumpt uwerer herren brief, daruß ich verstand, das jetz sonntag 32 ain tag 33 gehalten werden soll. Nun versiech ich mich 34 nit, das mine herren dahin schicken werdent von minder geschrays wegen 35 .
Zum anderen ist von noten, das Wunderlich oder diser zü Basel nichts dester minder der sach ylentz bericht werdent, damit die f[rantzösisch] pottschafft des vor dem tag verstendiget werde.
Zum dritten, diewyl der anschlag kurtz und klar, so achten ich, es möcht bim Wunderlich oder Basel wol schrifftlich ußgericht werden.
Zum 4., ob der F[rantzos]36 die sach lieber zü Basel oder Bern by den haimlichen oder jetz uff dem tag by den gsandten von Bern oder Basel ußrichten welle, das stadt zü im, 37 alain das by vertruwten [leuten]e und alain das die dry stett Zürich, Bern und [Basel] darzü gezogen werdent.
Zum 5. gedunckt mich 38 , güt sin, das die evangelischen Ortt 39 deren von Costentz by den anderen nit gedenckent, 40 es were dann, das sy züvor erfaren möchtent, das sy nit übel gesinnet. Sunst haben ir zü gedencken, sollte unserthalb ettwas angebracht werden und ain böser schluss 41 daruff volgen, so würd es uch und uns zü nachtail raichen. Wann sy sich aber in beratschlagung
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deren löffen also erzaigent, das man vermuten mag, sy werden nit güt kaiserisch sin, alsdann 42 (oder do 43 der F[rantzos] oder von Lender 44 selbs Costentz halb anregung 45 thun wurdent, da) f möchtent dann uwere herren ||713rg und ander h ouch das best darzü reden und mins bedunckens 46 alain daruff handlen, das minen herren ain fruntlicher brief geschriben würde mitt bitt, sich wider die A[idgnossen] nit bewegen zü lassen.
Danebent 47 aber, wann uwere herren vernemment, das ain sollich schriben wellte bewilliget werden und die potten 48 sich unsert zimlich wol mercken liesint, so halt ich, es were alsdann wol zü thun, das uwere herren daruff anbracht hettent ain solliche mainung: Wolan, lieben A[idgnossen]! Ir wellend denen von C[ostentz] fruntlich schriben und bitten, etc., wann sich aber zü C[ostentzl ain gefarlichait zütregt, also das sy ain zusatz 49 annemmen müsstent, were i güt, das man die practick machte 50 , das sy den zusatz von den unseren nemment. Dann sollend sy ain volck 51 zü inen nemmen uber see 52 , so ist es alles kaiserisch, und möcht bald ain verretery gemacht werden, wann die von C. schon gern den pass weren 53 welten, das sys nit thün kuindtent, sunst wan 54 unser volck in der statt were. So werent wir dester sicherer, etc.
Wann man dann die sach dahin bringen möcht, das den uweren 55 bevolhen würde, solliche practick zü machen, und das sy uns im fall der not ainen züsatz lassen möchtent, so were es uwer und unserthalb güt
Summa summarum: Daruff ist zü sehen, standent die gemüther nit wol gegen uns, das man unsert halb nichts anbringe. Erzaigent sy sich früntlich, das alain, wie oben angereckt, gehandlet werde. Gott geb gnad und frid.
[Adresse auf f. 712v.:] Dem wirdigen und gotsgelerten herren Hainrichen Bullinger, prediger zü Zürich, minem lieben herren und vertruwten fruind. 56