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Autograph: Zürich StA, E II 368, 234f (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Wunderlich hat das Anliegen von Bullingers Brief [nicht erhalten]begriffen. Gott erbarme sich der Seinen und mehre deren Glauben! —[2] Wunderlich hat die ganze Angelegenheit dem sich derzeit auf dem Weg [in die Eidgenossenschaft] befindenden Botschafter des französischen Königs Franz I. in einem Brief dargelegt und vorgeschlagen, diesbezüglich sogleich eine Vollmacht vom König zu erwirken, denn anderenfalls wüsste der Botschafter nicht, was aus der Sache würde, wenn er sich der Dinge am Bodensee annähme. Die Franzosen sind nämlich untereinander nicht sehr zuverlässig, sodass sie die Vorschläge guter Leute nicht unbedingt berücksichtigen. —[3] Wunderlich hätte sich aus der Sache herausgehalten, wäre diese nicht Gott dienlich. Demzufolge will er alles dafür tun. Gleich nach Eintreffen des Botschafters wird er diesen aufsuchen und sich bei ihm für das Wohl der Eidgenossenschaft einsetzen. — [4] Beim Botschafter handelt es sich um den sieur de Lyancourt [Guillaume Du Plessis]. Schon vor 26 Jahren diente er [Louis de Forbin] sieur de Soliers [und] seinem Bruder [Charles Du Plessis, sieur de Savonnières], damals Botschafter des Königs in der Eidgenossenschaft. Wunderlich kennt ihn gut. Er ist ein freundlicher und frommer Mann. Sobald er geantwortet hat, wird Bullinger durch Wunderlichs eigenen Boten informiert werden. —[5] Wunderlich erweist sich Gott gerne als nützlich in dieser Angelegenheit. Dieser schenke Bullinger und seinen Kollegen Kraft und Ausdauer. In Eile.
Min underthenig, guttwillig dientst sampt was ich eren unnd liebs vermag zuvoran, erwurdiger, günstiger, lieber herr. Ich hab mitt grossem hertzleid uwer schriben 1 alls im grund 2 verstanden. Der allmechtig gott wöll sich aller siner gleubigen erbarmen und den glouben meren, darmitt wir in sinn willen erfunden werden.
Ich schriben jetz gegenwurtigklich uff der post deß kungs 3 bottschafft, so er 4 jetz heruß schickt, 5 , alls von mir selbs 6 , den gantzen handel 7 mitt dem anhang 8 , ob er nut gewollt hett 9 , darin zu handlen 10 , das ers angends 11 an den küng langen lasse, und im 12 anttwurtt und gewallt 13 werde zugeschickt; dan 14
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er ist fur sich selbs, dem küng wede a kein 15 knecht. Er versäch dan die ding am Bodensee, unnd weis doch darby nitt, wie oder was darin gehandlet wirtt! Dan die Frantzossen sind gantz untrüw an einandern, und schafft 17 , obschon ein byderman 18 inen etwas warhafftz furtreitt 19 , das sys verachten; nitt das ichs sy ursach hab 20 .
Ich was in willen, mich der handlungen gar zu entziechen. So 21 ich aber gespurren mag 22 , das ich darin gott b dienen, so sol mich kein ubelmugen 23 , cost noch arbeitt nitt duren lasen 24 , unnd, so bald jetz der Frantzoß 25 heruß kumpt, wil ich mich angentz 26 zu im thun und allen möglichen flyß anwenden, darmitt in dem und in andern dingen gehandlet werde, was der Eydgnoschafft zu guttem mag erschiessen 27 .
Der bott, der uff der straß ist, heist monsieur de Lyencourtt 28 . Ist vor 26 jar by dem herren von Solliers 29 unde sin bruder 30 , ein pott deß kungs in der Eidtgnoschafft, gelegenn. Den 31 ken ich vast wol 32 . Ist nitt bößertig, unnd fromen dingen hold 33 gsin. Was mir jeder zitt 235 fur anttwurtt zukumpt, wil ich uch heimlich und angentz by eignem potten zuschicken.
Gott, der aller warheit ist, weis, das ich in disen handlungen im gern darin well 34 . Der geb gnad uch und allen sinen dienern, das ir bestentlich beharen biß an das end in üwerm stand und wessen 35 .
Datum illentz zu Nuwenburg, deß 4. tag Hornung anno, etc., 47.
Uwer williger diener allzit
Hanns Wunderlich.
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[Adresse vor f. 229a,v.:] Dem wolgelerten meister Heinrich Bollinger, predicant im Grossenn Munster der statt Zurich, minem erenden 36 , lieben herren zu sins selbs handen.