[2156]
Autograph: Zürich StA, E II 346, 153 (Siegelabdruck) Ungedruckt
Welser dankt für Bullingers Brief [nicht erhalten] und die Antwort [der Zürcher]auf Luthers
[,,Kurtz bekentnis"], das [,,Warhaffte Bekanntnuß"], welches die wahren Gläubigen rehabilitiert.
—Er hat zu seinem Arger vernommen, wie die Stadt Überlingen der [Marta] Blarer ihr
Leibgeding verweigert, worüber auch beim Städte[tag zu Worms]gesprochen wurde. Die Frau
heiratete und wurde evangelisch. Überlingen ist als einzige Reichsstadt katholisch geblieben
und verweigert ihr daher die Auszahlung, was sich aber keineswegs ziemt. Seiner Meinung
nach sollte sie eine Supplikation an die Reichsstädte zu Worms stellen, damit diese Überlingen
auffordern, ihr das Leibgeding auszuzahlen. Denn sollte der Mann [Erasmus Schmid] auf
unangemessene Weise versuchen, [das Leibgeding] einzutreiben, könnte dies den [protestantischen]
Städten schaden. Welser will deshalb an die [Augsburger] Gesandten [Matthäus
Langenmantel, Melchior Scherer, Marx Pfister, Jörg Hopfer und Dr. Nikolaus Müller gen.
Maier] in Worms schreiben, damit sie sich der Sache annehmen. — Er hat Ambrosius Blarer
gebeten, die 32 Artikel der [Löwener]Theologen (die Kaiser [Karl V.]für verbindlich erklärt
hat und die das Papsttum wieder aufrichten sollen) an Bullinger weiterzuleiten. Gott möge
diese Pläne zunichte machen und dem Evangelium beistehen.Briefe_Vol_15_312 arpa
Gnat und fryt von got durch Crystum, unseren heylant, myt erbyetong meyner
gutwillygen dyenst, sent ewch, lieber her und bruder deß evengelio Jesu
Crysti, zuvor ann. Ich hab vornher ewer schriben myt eim biechlin Martin
Luters 1 — antwurt 2 auf seyn uncrystlych biechlin 3 wol enpfangen; deß ich
mych gegen got dem heren, der ewch solych gnat und hertz geben, nachmalß
ewer arbayt bedank. Dan da ist einem jedem glabygen 4 der nycht
weyters dan die warheyt Jesu Crysti sucht, genug geschechenn. Dan in soma
das sacrament Jesu Crysti mus gaystlych in kraft deß glaben, der von oben
herab kompt, enpfangen werden, welych das sacramentlych brot nycht geben
oder darzu helfen kann, anderst dan das 5 der eyngesetzt brauch vom
herren deß nachtmalß 6 ist, seyn tot zu verkyndygen, byß er kompt. 7
Wie die von Iberlyngen 8 der Blorerin 9 ir leyptong 10 gelt aufhalten 11, hab ich vernomen. Und ist myr recht zu meinen 12 bey den erberenn steten 13 auch darvonn gehert; non 14 handlen sys unbillych. Esß gebyrt sych nyt, bebstysch zu seynn und andren das ir 15 aufhalten, wan gleych eyn dunck 16 oder eynhayt
Briefe_Vol_15_313 | arpa |
---|
were. Sy hat sych vom lasten don 17 elych 18 verheyret, an evangelion ergeben, darann gantz crystlych gehandlet, obschon die von Iberlyngen die schyer bey alen reychssteten aleyn iberbleyben evangelio anzunamen 19 — eyn andren, babstischen glaben haben. Was get das an, das sy die erber 20 fraw darum 21 nyt zallenn weiten und sy sych myt andren verglychen? Haben nona dest mynder fug 22 sych solychs zu wegerenn 23 Mein rat: die erber fraw laß einn sublycacyon stellen an alle reychsstet, so jetz zu Wurms 24 sent 25 myt erzelong der geschycht, begeren 26 ir ein vyrschryft 27 an die von Iberlyngen zu gebenn, damyt sy betzalt wert und nyt getrungen 28 solyches leyptyng gelt zu verkaufen. Das derselb 29 nachmalß suche, eß durch eyn unnbequemlychen weg eynnzubrynngen, dardurch die andren stet auch nachtayl gewarten 3 °miesten, haben sy ursach, deß basß 31 annzuhalten 32 So will ich gen Wurms schriben, das meyner heren gesanten 33 darzu umb filer billychayt nach sollen helfen befyrderen b34
Ich hab dem heren Ambrosi Blorer 35 32 artykell zugesant 36 (so zu lesen beschlosen von babst teologen c ; die man fast 37 glaben 38 und halten sol; solych, die kayserlich majestät auch mandyert 39 — das anderst nycht ist, dan das elent babstum wyderum in seyn irtom und wyrde eyngesetzt, evangelio Jesu Crysti hinder dur 40 nydert drukt d41 )e myt byt, das er ewch die fort 42 zuschyke. Hof, habs dann, 43 zu got hofent, er wert ir anschleg brechend,
Briefe_Vol_15_314 | arpa |
---|
sych unser erbarmen und seyn heylygest ewangelio got geb, was sy darwyder ratschlagen 45 —bey unsß eilenden bleyben lasenn, do wyr aus gnat
||153v. Damyt befilch ich ewch in die genat 46 unser liebenn heren Jesu Crysti.
Datum 10. tag meyo in Augspurg deß 1545. jar.
E[wer] w[illiger] Hanns Welser.
[Adresse auf 153a,v.:] Dem wyrdygen, hochgelerten heren Hainrych Bulynger, forster 47 im wort Jesu Crysti zu Zurch. f48