Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2131]

[Martin Bucer] an
Bullinger
Straßburg,
9. April 1545

Original von Konrad Hubert mit autographer Nachschrift und Beilage: Zürich StA, E II 348, 447f. 455f (Beilage mit Siegelspur) Ungedruckt

Bucer dankt für Bullingers Brief [Nr. 2096] und das [,,Warhaffte Bekanntnuß"]. Er bedauert, dass sein Brief [HBBW XIV, Nr. 2049] so spät und geöffnet eintraf Auch wenn er wohl ahnte, dass sein Rat, den Philipp [Melanchthon] und andere auch befürworteten, kaum befolgt werden würde (was Bullingers Brief [Nr. 2096]bestätigt), wollte er doch damit bekunden, wie sehr ihm die Sache Christi und der Kirche am Herzen liegt. Er war im Gegensatz zu anderen nie der Meinung, dass die Zürcher Luthers [,,Kurtz bekentnis"] nicht beantworten oder sich nicht verteidigen dürften; doch hätten dabei Christi Gaben in anderen Menschen nicht in Frage gestellt werden dürfen. Da einige [Eidgenossen] das Abendmahl im Gegensatz zum [Ersten Helvetischen Bekenntnis]auf eine Gedenkfeier beschränken, die [Zürcher]Luther [in ein schlechtes Licht] rücken und die Gaben Christi in diesem nicht anerkennen, wird ihre Verteidigung sie wohl anklagen. Für ihren Glauben wären die [Zürcher] zu sterben bereit; [ihre Gegner] würden dies auch für Christus tun. Die [Zürcher] würden nur dann schweigen, wenn man ihre Meinung anhand der Heiligen Schrift widerlegen könnte; doch wer nicht will, kann nicht überzeugt werden. Bucer steht nicht auf der Seite des Gegners, sondern auf der von Christus. Er hat die [Zürcher] auch nicht einschüchtern wollen, falls sie etwas Falsches über seine und Capitos Friedensbemühungen schreiben würden, was sie tatsächlich getan haben. Solange aber Bucer deswegen von Luther nicht zur Rechenschaft gezogen wird, wird er die falsche Behauptung der [Zürcher] dulden; anderenfalls wird er anhand der Akten seiner Treffen [mit den Eidgenossen]beweisen, dass er nie behauptet hat, der Streit zwischen Luther und den [Eidgenossen] sei nur ein Streit um Worte, wenn diese das Abendmahl auf eine Gedenkfeier beschränkten. Bucer möchte gern wissen, inwiefern er sich den [Zürchern] gegenüber undankbar und ungerecht gezeigt hat. War er denn etwa weniger freundlich ge

c aprilis unter gestrichenem martii.
28 Anna, geb. Adlischwyler.
29 Zu Bullingers Kindern s. oben Nr. 2061, Anm. 17.
a Die übereinstimmende Papierfaltung und die gemeinsame Herkunft der Blätter (mit gleichem Wasserzeichen) beweisen, dass Brief und Beilage zusammengehören.


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wesen, als sie es während des letzten Treffens in Zürich 1538 und einige Male danach waren? Er verzeiht ihnen aber alles und bemüht sich um wahre Liebe. Der Herr möge ihm helfen, lediglich im Interesse der Kirche weiterzuwirken. Beiliegend einige seiner Bücher, mehr, um sich den [Zürchern] zu empfehlen, als weil er der Meinung wäre, diese Bücher könnten ihnen von Nutzen sein. Die Zeiten sind schlimm; umso mehr sollte man dem Herrn ernsthaft dienen und in Leben, Wort und Schrift bekunden, dass es [den Protestanten] allein um den gekreuzigten Christus geht. Bucer kann begreifen, was die [Zürcher] ihren Gegnern vorwerfen. Desgleichen begreift er, was man bei den [Zürchern] vermisst. Doch jeder sollte sich bemühen, dem anderen kein Hindernis zu sein. Auch Bucer ist bereit, ermahnt und belehrt zu werden, auch wenn er allein dem Herrn folgen muss. Da niemand fähig ist, den anderen von seiner Krankheit zu heilen, sollte man sich nur darum bemühen, die in einem Menschen verborgenen Gaben Christi im Interesse der Kirche zu fördern, und nicht etwa versuchen, den anderen zu ändern. Der Herr belehre die Seinen! Mögen die Zürcher Bucers Schreiben gut aufnehmen! [Beilage:] Kaiser [Karl V.] tobt in [den südlichen Niederlanden] und lässt Frauen lebendig begraben und Männer verbrennen. Durch [seinen Vertreter König Ferdinand 1.]befürwortet er am Reichstag [in Worms], [Suleiman J.]entgegenzutreten, wenn nicht mehr in diesem, so wenigstens im nächsten Jahr. Der Gemeine Pfennig soll diesem Feldzug dienen. Demzufolge sei es nicht an der Zeit, sich der Religionssache zu widmen, zumal das Konzil [in Trient] zu tagen begonnen hat. Einige Reformmaßnahmen kann man wohl treffen, doch wird letztlich das Konzil darüber entscheiden. Man sollte sich lieber des Reichskammergerichts annehmen, welches seit August [1544] kein Urteil mehr fällen kann. Die Kurfürsten und die [Freien Reichs]städte wollen, dass man sich in Religionssachen an die früheren Abkommen hält. Die Fürsten, unter denen die Bischöfe überwiegen, stimmen jedoch der Haltung des Kaisers zu. [Herzog Heinrich] von Braunschweig macht dem [Bischof] von Münster, [Franz von Waldeck], Schwierigkeiten. Man versucht, dem Landgrafen [Philipp von Hessen] zu schaden. [Der Kaiser], der zuvor für eine Beschlagnahmung von Herzog Heinrichs Territorium war, unterstützt diesen nun und verlangt dessen Rehabilitierung. Die Päpstlichen arbeiten an einem Bündnis, dem auch [Herzog François I.] von Lothringen beigetreten sein soll. [Hermann von Wied, Erzbischof von] Köln, der weiter kämpft, und [Franz von Waldeck, Bischof von]Münster, seien den Gebeten der [Zürcher]anempfohlen.

||E 11348, 447r. S[alutem] d[ico] in domino.

Literas et librum tuum 1 accepi et gratias habeo de libro. Meam epistolam sive librum 2 te accepisse tam sero et apertum 3 non est factum mea culpa ac dolet. Quanquam providebam 4 iam tum consilium non tam meum quam multorum Christi servatoris, ecclesiarum eius ac vestrum vere studiosorum, et inter hos Philippi 5 apud vos tantundem, quantum scribis, 6 ponderis habiturum,

1 Brief Nr. 2096 vom 12. März und das mit diesem Brief durch Froschauer übermittelte "Warhaffte Bekanntnuß" oder dessen lateinische Fassung, die "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio"(s. Nr. 2096, 38f). —Zum "Warhafften Bekanntnuß"und zur "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio" s. oben Nr. 2061, Anm. 9.
2 Bucers Brief vom 13. Dezember 1544 (HBBW XIV, Nr. 2049), den Bullinger als "literas prolixas adeoque libellum" (Nr. 2096, 2) bezeichnete. — Zum angeblich späten Eintreffen von Bucers Brief in Zürich s. ebd., Z. 3 und Anm. 2.
3 Vgl. oben Nr. 2096, 2.
4 Diese Befürchtung spürt man schon zu Beginn von Bucers Brief vom 13. Dezember 1544; s. HBBW XIV 585.
5 Philipp Melanchthon. —Aus HBBW XIV 583, 63-65. 587, geht hervor, dass Melanchthon sich wünschte, dass die Zürcher auf Luthers Schrift nicht antworteten; aus MBW-Reg IV, Nr. 3883 und 3894, dass er über die Antwort der Zürcher nicht erfreut war.
6 Siehe oben Nr. 2096, 8-12.


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optarim tamen, ad vos quam primum pervenisset 7 quod ut testarer apud vos 8 religio Christi et cura ecclesiarum compulit.

Nihil prorsus vos debere ad Lutheri librum 9 respondere, non ego, sed alii censebant. Respondere equidem vos cupiebam, sed ut et vestras ecclesias apud pios homines defenderetis et, quae Christi sunt in alus, non oppugnaretis nec in suspitionem iniquam raperetis. Nunc, quia videmini rem in eucharistia non Christum ut Confessio habebat Basiliensis 10 — sed memoriam tantum Christi re ipsa absentis quod alii quidam vestrum aperte scripserunt facere, tum nihil praetermisistis, quibus ostendatis Lutherum esse malum virum, plenum fastu fratrumque contemptu, contentiosum, praefractum, furentem, impurum, 11 nec aliquo loco in ecclesia Christi vos eius dona et ministerium dignari, 12 scio apud innumeras ecclesias defensionem vestram fore non levem vestrum ac ministerii vestri accusationem. Obiicitis, quae ille in vos; sed et ista mihi et quam plurimis dolent ut quae maxime. Ad vestram confessionem vitam et omnia || 447v. vultis deponere. 13 Nos tantundem deposuimus et ad nostram 14 idque non quando nos perpulit adversarius, sed quia monet verbum Christi. 15 Non cedetis nec tacebitis, nisi apertis scripturis convicti. 16 At qui nolit, convinci his 17 non potest.

Me non cum adversariis, 18 sed cum veritate Christi coniuncturum scripsi. 19 Non minatus sum, siquidem de Capitonis et mea actione pro concordia narretis aliud, quam res habet 20 — id quod certe fecistis. Non enim nec

7 Zu verstehen: ut epistola ad vos quam primum pervenisset.
8 Siehe z.B. HBBW XIV 505f, 92-98. 515, 44-53.
9 "Kurtz bekentnis"; s. oben Nr. 2061, Anm. 7.
10 Damit ist das "Erste Helvetische Bekenntnis" von 1536 gemeint; s. HBBW XIV 503, Anm. 21. —In Art. 22 [23]steht: "vom heylgen nachtmal bauten wir also, das der her im helgen abendmal sin lyb und blüt. das ist sich selbs, den sinen warlich anbütet ..., nit das der lyb und das blüt des herrn mit brot und wyn natürlich vereinbaret oder rumlich darin verschlossen werdend, oder das ein lipliche fleyschliche gegenwürtigkeit hie gesetzt werde, sonnder das brot und wyn us der insatzung des herren hoch bedütende, heilige waarzeychenn sigind, durch die von dem herren selbs, durch den dienst der Kuchen, die ware gemeinschafft des lyps unnd bluts Christi den glöubigen fürgetragen unnd angebotten werde ..."(RBS 1/2 52f). — In der Orthodoxa
... confessio, Zürich, Christoph Froschauer, 1545 (BZD C 343; Text online unter http://www.e-rara.ch), f. 32r.-v., wird der zweite Teil dieser Erklärung hervorgehoben.
11 Siehe z.B. Orthodoxa ... confessio, f. 24v. 25v. 26r. 38v. 81r. 88v. 90v. 91r. 93r. 94r 108r. 111v. 115v. 122v. 123r. 127r.-v., wo scharfe Aussagen gegen Luther zu finden sind.
12 Was tatsächlich auf die "Orthodoxa ... confessio" zutrifft.
13 Vgl. oben Nr. 2096, 10-12.
14 Zu verstehen: ad nostram confessionem.
15 Vgl. Mt 10,32 par.; Mk 8,38 par.; Röm 10, 9f.
16 Bezieht sich auf oben Nr. 2096, 13f.
17 Gemeint ist: scripturis.
18 Bucer reagiert auf oben Nr. 2096, 141. 23f.
19 Siehe oben Nr. 2071, 18f.
20 Bucer reagiert auf oben Nr. 2096, 15, eine Stelle, in der Bullinger seinerseits auf HBBW XIV 587 Bezug nimmt.


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Capito nec ego vobis Basileae diximus tantum esse inter Lutherum et vos discrepantiam verborum, 21 siquidem vos in sacra coena absentis tantum Christi symbola ponatis, sed siquidem exhiberi per ecclesiae ministerium in sacra coena cum pane et vino veram corporis et sanguinis domini communicationem agnosceretis et negaretis tantum naturalem symbolorum cum corpore et sanguine domini unionem aut localem illorum in his inclusionem, ut scilicet Confessio Basiliensis habet. 22 Haec, inquam, si sentiretis, ita diximus nihil re, sed verbis tantum inter vos controverti. lam autem scribitis vos Capitonem et me vobis Basilea in primo conventu hac de re habito simpliciter proposuisse contentionem sacramentariam mehr in worten dann im grund gestanden sein. 23 Id si tulerit Lutherus nec me pertraxerit in causam, ipse me ei non admiscebo - non certe vestri styli metu (veritas enim apud filios ve-|| 448r ritatis vincit 24 tandem), sed quod contentionem omnem inter ministros ecclesiarum pernitiosam novi et alia multo magis necessaria ecclesiis scripta praestare non valeo. At si Lutherus ea de re me impetat, id de nostra narratione apud vos testabor, quod ex actis conventuum vestrorum, 25 quibus interfuimus, ac etiam novissimi Tigurini 26 dare possum demonstrare. Si propterea excipietis vos me aliter, quam e re sit ecclesiarum, dominus dabit mihi, ut me a vobis expediam 27 bono ecclesiae.

Scribis: "Si ingratus et iniquus nobis esse perrexeris". 28 Ego vero opto a vobis cognoscere, cui vestro in me beneficio ingratus unquam extiterim aut quid in vos designarim iniquitatis; satisfaciam vobis, si potero. Amicitiam inter nos et fraternitatem non minus coluisse me scio, quam vos erga me colueritis in ultimo quidem vestro conventu Tiguri 29 et postea aliquamdiu. 30

21 Bucer spielt auf Orthodoxa ... confessio, f. 31v., an: Capito und Bucer hatten in Basel im Januar 1536 behauptet, dass der Abendmahlsstreit "in verbis potius quam ipsa sententia existeret", das ist "mer inn worten dann in grund stünde" (laut der deutschen Fassung des Warhafften Bekanntnuß, Zürich, Froschauer, 1544, f. 33r.).
22 Siehe oben Anm. 10.
23 Siehe oben Anm. 21.
24 Vgl. oben Nr. 2097 und Anm. 32.
25 Im Zusammenhang mit dem Abendmahlsstreit traf Bucer sich mit den eidgenössischen Theologen in Aarau am 1. Dezember 1535, in Basel zwischen 30. Januar und 4. Februar 1536, in Aarau am folgenden 1. Mai, in Basel am 24. September 1536 und in Bern am 10. September 1537; s. BucerDS VI/I 13-16.
26 novissimi Tigurini conventus: Anspielung
auf das Treffen mit Bucer und Capito zwischen dem 29. April und dem 3. Mai 1538 in Zürich; s. HBBW VIII 117, Anm. 12. 132, Anm. 1; Rainer Henrich, Zu den Anfängen der Geschichtsschreibung über den Abendmahlsstreit bei Heinrich Bullinger und Johann Stumpf, in: Zwa 20, 1993, 11-51.
27 Vgl. Lk 12, 58.
28 Siehe oben Nr. 2096, 221.
29 Ironisch zu verstehen; bei erwähntem Treffen in Zürich (s. oben Anm. 26) wurden Capito und Bucer unfreundlich behandelt; s. HBBW VIII 131, Anm. .3:XIV 587.
30 Siehe z.B. HBBW XIV 460, 40. 554, 50-54. 587. An der letzten Stelle soll Bullinger Bucer der Unaufrichtigkeit beschuldigt und gesagt haben, dieser verdiene es, dass man ihn an den Ohren ziehe.


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Domino autem et ecclesiae eius illa condonavi et, quae verae charitatis sunt, sectari studui. 31 Idem porro studebo, etiamsi -quod dominus avertat - me in causam hanc vel vos vel Lutherus vel utrique pertrahatis.

Dominus custodiat me, ne aliud agam, quam quod e re sit ecclesiarum ipsius, detque spectare semper, non quid liceat, 32 multo minus quid libeat, sed quid expediat ad sanctificandum nomen ipsius. 33 Opto vos in ipso optime valere. 34

Mitto libellos meos, 35 magis ut declarem, quod studeo esse gratus vobis, quam ut putarim lectionem eorum vobis aliquid collaturam. Iterum valete.

Argentorati, 9. aprilis 1545.

[Autographe Nachschrift:] Optimi viri, cogitemus et consyderemus, quam sint hi dies mali 36 et, si unquam, hoc certe tempore oporteret nos versari in nostro ministerio cum timore et tremore 37 ||448v. multo omnique ratione vitae nostrae, verbis et scriptis orbi testari nihil nos velle scire quam dominum Iesum et hunc crucifixum 38 , et ab eo longe abesse, ut ulla in re quam in cruce domini nostri Iesu Christi gloriam nobis lubeat. 39 Nolo, ut praedicationi Christi 40 ob ullam mundi iniquitatem tantulum detrahatur, aut tenebrae ulla in parte in eam inducantur. Eam autem opto a nobis omnibus efferendae illi 41 et illustrandae observari religionem, cuius in Christo domino et apostolo eius exemplum videmus nobis esse propositum.

Video, quid in me ipso, quid in iis quibus irati estis, iure desideretis. Video, quid etiam in vobis iure desideretur. Singuli itaque, et qui prior

b eam am Rande nachgetragen.
31 Vgl. 1Kor 14, 1; 2Kor 6, 6; 8, 8, usw.
32 Vgl. 1Kor 6, 12; 10, 23.
33 Vgl. Mt 6, 9 par.
34 Vgl. Röm 16, 22; 1Kor 16, 19.
35 Kurz zuvor waren folgende Schriften Bucers erschienen: Ein Christlich ongefährlich bedencken, wie ein leidlicher anefang Christlicher vergleichung in der Religion zu machen sein möchte (s. oben Nr. 2128, 25, Anm. 9); Ein christliche Erinnerung an die Keiserliche und Königliche Maiestaten sampt Churfürsten, Fürsten und Stende ... Teütscher Nation jetzund zu Worms versamlet ..., [Straßburg, Kraft Müller], 1545 (BucerBibl, Nr. 149; VD 16 B 8852; Einleitung und Text in BucerDS XIII 227— 336); und vielleicht schon die im März/April erschienene Schrift: Wie leicht unnd füglich Christliche vergleichung der Religion und des gantzen kirchendiensts
Reformation bey unß Teutschen zß finden und in das werck zu bringen, Straßburg, Kraft Müller, 1545 (BucerBibl, Nr. 150; VD 16 B 8958; Einleitung und Text in BucerDS XI/2 351-454). — Die Schrift: Bestendige Verantwortung auß der Heiligen Schrifft und war Catholischer Lehre ... des Bedenckens vonn Christlicher Reformation, das der Hochwürdigst ... Furst ... Herman Ertzbischoff zß Cöllen ... hievor hat außgeben..., Bonn, Laurenz von der Mülen, [Januar] 1545 (BucerBibl, Nr. 152; VD 16 K 1732; Einleitung und Text in BucerDS XI/3 23-672), kommt hier wegen ihres Umfangs kaum in Frage.
36 Vgl. Eph 5, 16.
37 Phil 2, 12.
38 1Kor 2, 2.
39 Gal 6, 14.
40 1Kor 1, 23; 2Kor 4, 5.
41 Gemeint ist: praedicationi Christi.


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potest ante caeteros, ad praescriptam nobis a domino formam 42 nos conformemus, ne cuiquam ullam demus offensionem 43 vituperandive ministerii nostri occasionem, nedum causam. 44 Me profecto moneri quam luberrime a quibusvis opto de cunctis meis erratis; audire alios cupio, quanquam sequi unum dominum debeo. In alus autem - dum video dominum nec mihi nec alus hominibus medendi eorum c morbis facultatem ullam reliquam fecisse - ferendum puto, quod mutare non valeo, et id interim in unoquoque nihilominus colere et ad ecclesiae Christi utilitatem promovere me debere, quodcunque video donum Christi ad hoc ipsum 45 ullis hominibus collatum esse.

Christus, dominus et magister noster, 46 ipse nos doceat et vere suos discipulos faciat in omnibus. Amen.

Si ita haec mea excaeperitis, ut scripsi, optimo ea animo excipite.

[Autographe Beilage:] ||E II 348, 455r. Imperator 47 in Belgico horrendis modis saevit, mulieres vivas defodit, viros ustulat. 48 In comitiis 49 proposuit per fratrem 50 Turcam 51 adventare; 52 tempus igitur non esse, ut de religione in comitiis his d , ut promiserat, 53 agatur; quod etiam non sit necesse concilio 54 iam celebrari coepto. 55 Nam receperit de reformatione actionem instituturum,

c eorum morbis über der Zeile nachgetragen.
d his, ut promiserat am Rande nachgetragen.
42 Anspielung auf Mt 18, l-6 par.; 20, 25-28 par.
43 Röm 14, 13.
44 2Kor 6, 3.
45 Gemeint ist: ad promovendum ecclesiae utilitatem.
46 Ioh 13, 13f.
47 Karl V.
48 Etwaige Anspielung auf das in Tournai (Doornik) hingerichtete Paar Marion (Marie) de Le Pierre und Jacques de Le Tombe. Die Frau wurde lebend begraben, der Mann aber, weil er seinen "Irrtum"widerrufen hatte, geköpft (nicht verbrannt). Doch wurden zu dieser Zeit viele andere Menschen verbrannt (s. z.B. unten Nr. 2133, 15 und Anm. 11), so dass sich die von Bucer hier überlieferte Nachricht erklären ließe. Zur Hinrichtung des oben genannten Paars s. Jean Crespin, Histoire des vrays tesmoins, Genf 1570 (GLN 1774), f. 151, wo die Begebenheit mit Pierre Brullys Verhaftung in Zusammenhang gebracht wird. Laut Alphonse L. E. Verheyden,
Le martyrologe protestant des Pays-Bas au XVI e s., Bruxelles 1960, p. 265, ist das Paar am 23. Februar 1545 hingerichtet worden.
49 Der Reichstag zu Worms; s. oben Nr. 2064, Anm. 33.
50 König Ferdinand I. — Karl V. hatte Ferdinand gebeten, ihn auf dem Reichstag bis zu seiner für Anfang April in Aussicht gestellten Ankunft zu vertreten; s. Heidrich, Karl V. II 55.
51 Sultan Suleiman I.
52 Siehe die kaiserlichen Propositionen für den Reichstag vom 17. und 24. März 1545 (RTA JR XVI/1 117-120, Nr. 15; 128f, Nr. 16). Darin wurde die Offensivexpedition gegen die Türken für 1545 bzw. für das Folgejahr thematisiert.
53 In dem vom Kaiser am 10. Juni 1544 gebilligten Reichsabschied von Speyer, an dem jener "eynen andern gemeynen reichßtag fürnemlich von wegen der streittigen religion ... auf nechstkünftigen herbst odder winterzeit" versprach; s. RTA JR XV/4 2271.
54 Das von Paul III. nach Trient einberufene Konzil.
55 Siehe die kaiserliche Proposition vom 17. März 1545 (RTA JR XVIIi 115, Nr. 15)


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56 tamen ut constaret certa religionis ratio, dum concilio generali aliquid certius constitueretur. Agendum igitur esse de Turcis, si non iusto bello petendis cum tempus ad id bellum apparandum defluxerit tamen hoc anno arcendis, dum in sequentem annum iustum offensivum, ut vocant, bellum apparetur (pecunia etiam ab aliquibus statibus collecta petatur). 57 Agendum esse et de iudicio camerae constituendo et sustinendo a statibus, de quo constituendo, si status inter se convenire non valeant, debere eos sibi deligendi iudicem et assessores potestatem facere. 58 Ab augusto 59 enim nullum iudicium camerae fuit, quod de assessoribus et judice non potuerit convenire. Inter electores 6 °maior pars vult promissa et constituta servari in prioribus comitiis, ut primum de religione agatur. Idem e civitates petunt. In ordine principum, quia episcopi numero superant, major pars imperatori assentitur omnia, minor sentit cum electoribus 61 Itaque de ||455v. communi responso convenire non potuit; singuli ergo suum 62 regi dederunt. Dominus det constantiam iis qui sunt in meliore sententia.

Interim Brunsvicensis 63 struit insidias Monasteriensi, TM 64 cui adest pseudoclerus illius. Via ad landtgravium 65 affectatur. Brabantia 66 Brunsvicensi clam

e Idem civitates petunt am Rande nachgetragen. bzw. vom 24. März 1545 (RTA JR XVI/1 126f, Nr. 16).
56 Siehe die kaiserliche Proposition vom 17. März 1545 (RTA JR XVIIi 114-116, Nr. 15). Karl V. hatte geplant, auf dem Wormser Reichstag einen Reformationsentwurf vorlegen zu lassen, war jedoch durch seine Gichterkrankung und die Tatsache, dass der Papst das Konzil ausgeschrieben hatte, daran gehindert. Erstellte, falls das Konzil keinen guten Fortgang nehmen würde, "noch vor besluß dises reichstags" einen gesonderten Reichstag in Aussicht, "furnemlich dises articls und auch des Turggen halber"(ebd., 115f).
57 Zum geplanten Gemeinen Pfennig zugunsten des Türkenfeldzuges s. die kaiserliche Proposition vom 17. März 1545 (RTA JR XVIIi 120f, Nr. 15).
58 Siehe die kaiserlichen Propositionen vom 17. und 24. März 1545 (RTA JR XVI/1 117, Nr. 15; 127f, Nr. 16) zur Wiederherstellung des Reichskammergerichts; s. ferner Heidrich, Karl V. 1159. 68.
59 Seit August 1544. —Im Juli 1544 hatte sich das Gericht in den politischen und religiösen Wirren aufgelöst; s. Paul Richter, Aus
dem Reichskammergerichts-Protokoll des Assessors Mathias Neser, 1536-1544, in: Historische Zeitschrift 125, 1922, 440. 453f.
60 den Kurfürsten.
61 Zur Antwort der katholischen Reichsstände auf die vom Kaiser für den Reichstag vorgeschlagenen Propositionen (s. oben Anm. 52) s. RTA JR XVI/2 1213, Nr. 154; zur Antwort der evangelischen Reichsstände und der der Kurfürsten von Köln und von der Pfalz s. RTA JR XVI/2 1215— 1220, Nr. 155f.
62 Gemeint ist: suum consilium, iudicium.
63 Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel.
64 Franz von Waldeck, Bischof von Münster. — Herzog Heinrich versuchte, sich beim Bischof zu rächen, weil dieser seine 1542 erfolgte Vertreibung durch Landgraf Philipp unterstützt hatte. Der Herzog hatte sich am 16. Juli 1544 an Domkapitel und Stadt Münster gewandt und gefordert, sie sollten seinen Bruder Georg von Braunschweig-Wolfenbüttel, Dompropst zu Köln, als Koadjutor in Münster ernennen und den Bischof Franz von Waldeck zwingen, auf sein Bündnis mit dem Landgrafen und auf jede Beziehung zum Schmalkaldischen Bund zu verzichten; s. Wilhelm


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adsunt; 67 militem iam coegit gregarium. 68 Imperator, qui ante egit de sequestranda ditione Brunsvicensi, 69 donec causa judicetur, nunc petit Brunsvicensem simpliciter restitui, ne qui motus in Germania fiant.

Foedus papisticum instaurant, cui et Lotharingum 70 °dedisse se aiunt. Videtur antichristus 71 aliquid velle audere. Dominus eum reprimat 72 et ad veram nos omnes poenitentiam adigat et in se consensionem 73 Amen.

Coloniensis 74 gravissime etiamnum dimicat cum suis, 75 quem vestris precibus commendo ut et Monasteriensem.

[Adresse, möglicherweise von Bucers Hand, auf f. 455a,v.:]f Clarissimo viro d. Henrico Bullingero, Tigurensis ecclesiae ministro primar[io] fidelissimo, s[uo] fratri char[issimo].