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Autograph: Zürich StA, E II 366, 188 (Siegelspur) a Ungedruckt
[1]Die Briefe von Gilbert Cousin [Nr. 3165 vom 17. März 1548]und Gast [Nr. 3163 vom
13. März 1548] wurden gewiss von den zuverlässigen Boten [Antoine Cousin und N.N.]
überbracht. -[2]Gast hat sich verlässlich um die Weiterleitung des Briefes [nicht erhalten]briefe_vol_21-291 arpa
an die [oder von der?]Frau von Stadion [NN]gekümmert. -[3]Seltsam, dass Bullinger
[in seinem letzten, nicht erhaltenen Brief]gar keine Neuigkeiten mitgeteilt hat. -[4] Vor
Kurzem hatte er über die Prügelei der Burschen [aus Gaienhofen, Hemmenhofen, Feldbach
und Steckborn]berichtet. Und nun kann Gast ein ganz ähnliches Geschehnis vom Wirtshaus
"Zum Neuen Haus", unweit von Basel [in Kleinhüningen], berichten, wo sich Markgraf
Ernst von Baden-Durlach und die Stadt Basel die Steuereinnahmen und die Gerichtsbarkeit
teilen: Dort haben sich am Sonntag, dem 18. März [1548][kaiserliche] Landsknechte
der Zecherei von jungen Burschen und Handwerksgesellen aus verschiedenen Gegenden
angeschlossen. Unruhig wurde es, als ein Urner Bäckergeselle [NN.]nicht länger mit den
Landsknechten trinken wollte und daher einen von ihnen niederschlug. Man konnte den
Streit aber schlichten. Dann wurden die etwa acht [anwesenden]Eidgenossen von ungefähr
dreißig Bauern, die vor dem Wirtshaus standen, mit Geschrei ("Hier ist Österreich!"und
"Hier ist die Markgrafschaft!") provoziert. Sie konnten sich aber noch zurückhalten. Als sie
aber derb beleidigt wurden, stürzten sie sich auf jene, worauf eine etwa einstündige Prügelei
auf dem Reichsgebiet begann, bei der neun Männer schwer verletzt wurden. Der Wirt des
Gasthauses [N.N.]hat dabei mit Steinen nach den Eidgenossen geworfen. Er ist seitdem
auf der Flucht, wird aber seine Strafe noch erhalten! [Dennoch]konnten die Letzteren die
Prügelei für sich entscheiden. Nur ein Urner [N.N]wurde von den Bauern gefangen und
zur Burg Rötteln gebracht. Eine ordentliche Prügelei! -[5]Als König Ferdinand I von
der gemeinsamen, mit 8'000 Gulden gefüllten Kriegskasse der Adligen [Vorderösterreichs]
erfahren hatte, beanspruchte er das Geld für sich. Als sie sich weigerten, drohte er ihnen mit
Ungnade. Der Adel ist übel dran! Das geschieht ihm aber recht. -[6]So manche Gerüchte
sind im Umlauf denen Gast jedoch keinen Glauben schenkt. -[7] Viele Rechtgläubige
kommen auf ihrer Flucht vor der Grausamkeit Kaiser Karis V nach Basel. Dort breitet sich
nun eine unbekannte Krankheit aus, die den Körper wie durch eine Vergiftung anschwellen
lässt. Einige werden von ihr dahingerafft, andere überleben. Neue Menschen, neuer Glauben,
neue Krankheiten und neue Sitten... -[8]Grüße. Der Briefüberbringer [Fernando Diaz
Paterniano], der ausführlich über die Lage von Martin Bucer berichten kann, sei Bullinger
anempfohlen.
S. in domino. Gilberti 1 literas et meas te accepisse non dubito. Nam fidis hominibus concredidi.
Similiter curavi reddendas proximas dominæ a Stadion. 2 Mirum autem, quod ne verbulum quidem rerum novarum adieceris. 3
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De pugna puerorum ad me scripsisti proxime. 4 Non inconveniens erit, et que apud nos acciderunt, narrare: Es ist ein würthus, das heist Zum Nüwen Huß 5 , grad an Basel (ein roßlouff b darvon) b . Ist margrevisch und baslerisch, gemein umbgelt 7 und gemein gericht. Do haben die jungen gesellen dominica iudica 8 getruncken. 9 Do sindt lantzknecht kommen, haben ouch mit ynen gezecht. Es sindt antwerchsgsellen 10 do ouch gsin uß vil landen. Einer 11 von Un hat nit wellen fur und fur 12 trincken mit den lantzsknecht. Do hat sich ein lermen angehebt, hat der beckenknecht 13 ein lantzknecht 14 zu boden geschlagen, gsagt: "Müsste ich dan trincken, wan du woltest?" Man hat fridt genomen 15 . Darnach syndt etlich 16 furß 17 wirtzhuß gangen,
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haben geschruwen: "Hie gutt österich", die anderen: "Hie gutt marckgrävisch." Der eidgenosßen sindt etwan by acht gsin. Sind stille gesessen, byß sy handt angehebt schruwen: "Wo sindt die kümüler 18 und kuschneyer 19 ."Do sindt die unßer 20 usser c,21 gewischt, hinder 22 die buren, deren by 30 sindt gsin, haben einander gejagt uff dem feld by einer stundt 23 . Sindt by 24 9 wundet worden vast 25 ubel. Der wirt 26 hat hernach mit steinen in die unseren gworfen, der nun ist gweichen 27 . Aber im wirt sin theil werden 28 . Die unseren hendt das feldt behalten 29 . Einer 30 von Ury ist do bliben, den hendt die buren gefangen, in gen Röttelen gefirt uff das schloß 31 . Also schickte sich 32 alles zu einem krieg 33 .
Ferdinandus 34 rex hat geschmeckt 35 , das die landtschafft 36 hat byeinanderen gehan 37 8000 fi., die sy 38 zusamen gelegt 39 haben zu einer rustung, wo 40 etwas sich erhübe. || v Die wil er haben. Hat sy darum zum ersten gebetten, hernach, do es im abgeschlagen ist, getruwt 41 , das gelt zu geben by verlierung 42 aller seiner huldt 43 . Der adel ist nit wol daran. men beschickt 44 aber recht.
Multa praeterea vana sparguntur, quibus fidem non habeo.
Confluunt ad nos pii vin caesaris saevitiam declinantes. Inauditus praeterea morbus gliscit apud nos: Intumescunt corpora, quasi venena hauserint. Quosdam 4 morbi vis perdidit, quidam evaserunt. Novi hommes, nova fides, novi morbi et mores.
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Vale. Commendo tibi d. Ferdinandum 45 praesentium latorem, optimum fratrem, ex quo de statu Buceri 46 cognoscere poteris multa. Basilee, 23. martii 1548. Tuus G. [Adresse darunter:] Insigni theologo d. Heinrycho Bullingero, suo in domino charissimo. Zurich. 47