[3112]
Autograph: Zürich StA, E II 343, 366 (Siegelrest) a Druck: Graubünden, Korr. I 121f Nr. 93
[1]Blasius wünscht Bullinger alles Gute. -[2]Obwohl es zurzeit nichts Berichtenswertes
gibt, wollte Blasius Bürgermeister Luzi Heim nicht [zur Badener Tagsatzung] reisen lassen,
ohne ihm einen Brief für Bullinger mitzugeben. Er wird von Heim alles über die Kirche und
Politik in Chur und die Neuigkeiten aus Italien erfahren. Sollte er Nachrichten über diebriefe_vol_21-084 arpa
Geschehnisse in Deutschland haben, kann er sie einfach Heim mitgeben. In Chur möchte
man nämlich erfahren, wie es um die standhafte Konstanzer Gemeinde und auch um die
anderen deutschen Kirchen steht, wie es sich mit dem Konzil von Trient verhält und was
inzwischen auf dem Augsburger [Reichstag]beschlossen wurde. -[3]Bürgermeister Heim
muss wohl nicht eigens empfohlen werden, da er Bullinger und [dem Zürcher Bürgermeister]
Johannes Haab bestens bekannt ist. Ihm ist es ja zu verdanken, dass Haab in Chur so verehrt
wird. -[4]Nun ist aber einer (Hans von Capol d.J.?] von den Drei Bünden zur Badener
Tagsatzung abgesandt worden, den die Zürcher, wenn sie ihn freundlich behandeln, nicht
undankbar erleben werden. -[5]Grüße. In Eile. -[6]Im Vertrauen: Die [Drei Bünde]
wurden davor gewarnt, dass Kaiser Karl V. vorhabe, seine Truppen notfalls mit Gewalt
durch das Veltlin nach Italien zu befördern, falls die Venezianer ihm den Durchgang
durch ihr Gebiet verweigern würden. Daher bitten die Bündner um Unterstützung bei den
Eidgenossen. Zudem sei ein Überraschungsangriff von 4'000 Schützen auf die Bündner
geplant! Sicherlich stammt dieser Plan vom lieben Kind, dem Markgraf Gian Giacomo
de' Medici, Kastellan von Musso. Das ist noch streng vertraulich! -[7][PS:]Grüße von
Johannes Comander und allen anderen Freunden.
bannes Blasius d. Heinricho Bullingero suo graciam ac vite innocenciam a domino precatur.
Quamvis in presenciarum nihil te scitu dignum haberem, ornatissime vir, attamen consulem nostrum Heimium 1 non passus sum b te sine literis meis convenire. Ex quo omnem rerum nostrarum statum cum ecclesiarum tum et prophanarum, nec non et ea, que ex Italia huc relata sunt, intelliges clarissime, per quem et tu, si quid novarum rerum ex Germania habes, ad nos deferre potueris commodissime c . Miramur enim iugiter, quo in statu sint res constantis ecclesiæ Constanciensis d , nec non et aliarum ecclesiarum Germanicarum, nec minus de concilio Tridentino, 2 et quid illi Auguste 3 interea constituerint.
Postremo non arbitror tibi eundem consulem literis meis commendare opus esse, cum optime noverim et tibi et domino consuli Habio 4 et notum et commendatissimum esse. Nam is honoris, quem nostri d. Habio exhibuerunt, author fuit unicus. 5
Nunc vero a dominis Trium Federum ad comitia Badensia legatus 6 , cui si quid humanitatis e exhibueritis, minime in ingratum contuleritis, etc.
briefe_vol_21-085 | arpa |
---|
His modo vale per dominum. Raptim, Curie, 19. ianuarii, anno 1548.
In aurem tibi dictum: Wir sindt gewarnet, wie das des keisers 7 züg 8 , so er nit durch der Venediger land passieren mög 9 f in Italiam wellen sy den paas gwaltig durch das Veltlin nemmen g . Darumb begeren die unsern by den eidgnosen radt und ouch hilff. 10 Und ist der ratschlag 11 , uns mit 4'000 büxenschützen nachs unversehenlich zu überfallen. Kompt on zwyfel von dem lieben und einfältigem kind 12 , vom Müsser, etc. Ist noch gar heimlich. 13 Idem tuus ex animo Blasius.
Te resalutat Comander 14 ceterique vin boni omnes.
[Adresse auf der Rückseite:] Prudencia, erudicione ac vera pietate prestantissimo viro d. Heinricho Bullingero, amplissime Christi ecclesiæ Tigurine antistiti curn fido, turn vigilantissimo fratri ac domino suo observandissirno. 15