Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3167]

Francisco de Enzinas
an Bullinger
Straßburg,
Dienstag, 20. März 1548

Autograph: Zürich StA, E II 366, 30 (Siegelspur) a Druck: Boehmer, Dryander 421f, Nr. 39; Druck und spanische Übersetzung: Enzinas BW 378-3 80, Nr. 42.

[1]Enzinas hätte nur wegen Bullingers [brieflichen]Warnungen [nicht erhalten]nicht von der Reise nach Konstantinopel abgesehen. Nun hält ihn aber ein unerwarteter, stärkerer Grund in Westeuropa zurück. Er möchte nämlich insbesondere Bullinger, aber auch den übrigen Zürcher Kollegen mitteilen, was ihm ganz unerwartet in Straßburg widerfahren ist: Er hat in Margarethe Elter eine Partnerin für das Leben gefunden! Es handelt sich um eine ehrenwerte Frau, die John Hoopers Gemahlin [Anne, geb. t'Serclaes]wohl bekannt ist. Von

c Klammern ergänzt. -
a Ohne Schnitt- oder Nadelstichspuren.
die "Epistulae duae de rebus hoc saeculo cognitu apprime necessariis: Prior De fugiendis impiorum illicitis sacris et puritate christianae religionis observanda, altera De christiani hominis officio in sacerdotiis papalis ecclesiae ye! administrandis ye! abiiciendis", Basel 1537 (VD16 1 gegen den Nikodemismus verfasst, die Martin Frecht offenbar nicht kannte. Daraufhin verfasste er auf Französisch den "Petit traicte monstrant que c'est que doit faire un homme fidele, congnoissant la vente de l'evangile quand il est entre les papiste"(USTC
4761), erstmals 1543 in Genf gedruckt, welcher 1544 (USTC 4769) und 1545 (USTC 4777) neuaufgelegt wurde, und danach die "Excuse a Messieurs les Nicodemites"(USTC 4768), die erstmals 1544 in Genf erschienen war; s. Bibliotheca Calviniana I Nr. 37/1. 43/6. 44/9. 44/11. 45/9.
12 überall; s. Hoven 594.
13 Mt 10, 28.
14 Mt 25, 25. -Bullinger selbst hatte Serin zuvor brieflich ermutigt, sein Talent nicht zu verbergen; s. Nr. 3139,6.


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ihrer Tugend würde Enzinas schwärmen, wenn er nicht offensichtlich befangen wäre... Von ihren außergewöhnlichen Begabungen soll Bullinger ohnehin lieber persönlich von [Anne, geb. t'Serclaes]als brieflich von Enzinas erfahren. Er möge gemeinsam mit allen Zürcher Kollegen für die Ehe und das gemeinsame Leben der Neuvermählten beten. -[2]Wenn Zeit dafür gewesen wäre, hätte Enzinas jedem einzelnen Zürcher Kollegen geschrieben. So Gott will, wird er das aber in einigen Tagen nach der Hochzeitsfeier nachholen. -[3]Enzinas empfiehlt Bullinger den Spanier Fernando [Diaz Paterniano], der einige Monate lang bei ihm gelebt hat [und nun diesen Brief überbringt]. Er hat gemerkt, dass dieser Bullingers Unterweisung und Belehrung in vielen Punkten bedarf Er hat ihn daher zum Aufbruch nach Zürich bewogen, damit er sich von den dortigen Gelehrten in der wahren Lehre unterweisen lasse. -[4]Grüße an Theodor Bibliander, Konrad Gessner, die übrigen Pfarrkollegen und Bullinger.

S.D. Non potuissent me tuae minae 1 ab itinere Constantinopolitano deterrere, nisi arctius me vinculum in hac Europae parte nec opinantem retineret. Nam, ut tibi (tanquam amico praecipuo) b et reliquis tecum fratribus significem, quod praeter opinionem meam in hac urbe 2 accidit, scito me accepisse vitae sociam, dominam Margaretam Elteram 3 , virginem nobilem et uxori domini Hopperi probe notam, cuius ego apud te virtutes praedicarem, nisi autor videri possim aliquo modo suspectus. Sed eius dotes non vulgares malo te ab uxore domini Hopperi cognoscere 4 quam in meis literis legere. Te oro vehementer et fratres omnes, ut hoc institutum nostrum et universum vitae cursum vestris precibus deo commendetis.

Scriberem nunc ad singulos 5 , si per ocium liceret. Sed hoc faciam (deo volente) intra paucos dies, ubi sacrum nuptiale fuerit celebratum. 6

Jam Ferdinandum Hispanum 7 tibi commendo, qui vixit apud me aliquot menses,

b Dieses und das folgende Klammerpaar ergänzt.
1 Bullingers briefliche Ablehnung von Enzinas Vorhaben, nach Konstantinopel zu reisen ist nicht erhalten; zum Reisevorhaben s. Nr. 3128,15-19 mit Anm. 11.
2 Straßburg.
3 Margarete, geb. Eiter (Marguerite d'Elter), geb. zwischen 1510 und 1515 im Herzogtum Geldern, hatte von 1527 bis Juni 1547 im Stift Sainte-Waudru (Mons; Belgien) gelebt. Sie war die Cousine von Anne, geb. t'Serclaes, der Ehefrau von John Hooper; s. Frances Luttikhuizen, Underground Protestantism in Sixteenth Century Spain. A Much Ignored Side of Spanish History, Göttingen 2017, S 299f.
4 Das Ehepaar Hooper hielt sich seit dem 29. März 1547 in Zürich auf und sollte noch bis zum 24. März 1549 dort leben. Es wohnte unweit von Bullinger im Haus Zum Engel, heute Kirchgasse 24; s. HBBWXIX, Nr. 2798,
Anm. 11; XX, Nr. 2872, Anm. 18 und Z. 26f mit Anm. 23.
5 Gemeint sind Bullingers Kollegen.
6 Enzinas nächstes erhaltenes Schreiben nach Zürich ist das an Bullinger vom 25. März 1549 (Zürich StA, E II 369, 75; Enzinas BW 440-443, Nr. 46).
7 Fernando Diaz Paterniano. - Der spanische Hebraist wurde Enzinas von Martin Bucer empfohlen und hielt sich seit spätestens dem 26. Oktober 1547 bei ihm auf; s. Enzinas BW 294, Nr. 35h. 304, Nr. 36. 380, Nr. 42, Anm. 4; Ignacio Garcia Pinilla, Hernando Diaz, un hebraista español en Basilea en 1547, in: Ad perennem magistri memoriam Germà Colón Domènech. Fesonomies i text, hg. y. MarIa Pilar Perca Sabater u.a., Castelló de la Plana 2021, S 217-233.


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et quia sentio in multis rebus eum indigere doctrina et institutione tua, autor illi fui, ut vos inviseret et a vins doctis solidam aliquam religionis doctrinam disceret.

Salutem dices meis verbis dominis c Theodore 8 , Gesnero et reliquis fratribus. Bene vale. Argentinae, 20. martii 1548. Tuus F. Dryander.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro domino Henrico Bullingero, ecclesiae Tigurinae ministro vigilantissimo. 9