Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2121]

Gervasius Schuler an
Bullinger
Memmingen,
23. März 1545

Autograph: Zürich StA, E II 345, 296f (Siegelspur) Ungedruckt

Schuler erhielt am 22. März Bullingers Brief [nicht erhalten] und [die Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio" oder das Warhaffte Bekanntnuß"] und jubelte, und zwar nicht deshalb, weil Memmingen durch Luthers [,,Kurtz bekentnis"verunsichert]gewesen wäre, sondern weil diese Publikation bei etlichen [Memmingern] mehr Anteilnahme für die [Zürcher]hervorgerufen hat. Der Memminger Arzt Ulrich Wolfhart konnte, nachdem er Luthers Schrift gelesen

g Simlers Lesung Hammoniae ist nicht zuzustimmen.
h In der Vorlage mostrosissimorum.
47 Artois, heute im Nordosten Frankreichs (Dép. Pas-de-Calais).
48 Die Grafschaft Hennegau (Hainaut), im heutigen Belgien und Frankreich.
49 Mt 27, 38 par.
50 Theodor Biblianders "Relatio fidelis"; s. oben Nr. 2109, Anm. 10.
51 Dieser Brief wurde zweifellos mit Brief Nr. 2119 vom selben Tag übersandt.


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hatte, eine Nacht lang nicht schlafen. Er schenkte das Buch Schuler weiter und wollte nichts mehr davon hören. Luthers Gemeinheit ist für die Kirche bedauerlich! In Kempten predigte ein gewisser Johannes [Jakob]Schober, dass durch die Einsetzungsworte Wein und Brot nicht mehr Wein und Brot seien, sondern wahrer Leib und wahres Blut Christi. Schuler wurde deswegen von den übrigen zwei Kemptener Brüdern [Paul Rasdorfer und...] dorthin gerufen und hat von der Kanzel das Gegenteil verkündigt. [Schober] wurde aus der Stadt verwiesen. Doktor Johannes Marbach, ein ehemaliger Kollege von Paul Fagius, der in Wittenberg studiert hatte, vertritt in Isny die lutherische Abendmahlslehre. Neulich waren [bei der Abendmahlsfeier] etwa fünfzehn [Hostien]übriggeblieben, die [Marbach] dem Diakon [Georg Denneler] in den Mund schob, und auch Wein, den Marbach in einem Zug austrank. Wie im Luthertum üblich, konsekrierte er den Kelch und machte Kreuzzeichen darüber. Er soll ein Verräter der schwäbischen Kirchen bei Luther sein, der ihm seine Schrift zukommen ließ. [Ambrosius] Blarer, der von Marbach verleumdet wird, soll sich bald mit diesem treffen. Schuler wird die Schrift der Zürcher genau lesen. Diese sollen fortfahren, die Wahrheit zu verteidigen. Er wird seinerseits in Memmingen für Frieden sorgen. Auf dem Wormser Reichstag ist noch nicht über Religion verhandelt worden. [Karl V] liegt krank in Brüssel. Ferdinand [I.] kam am 14. März nach Worms. Die Kardinäle und die Päpstler empfingen ihn glanzvoll und bemühen sich, ihn davon abzuhalten, etwas [an Stelle seines Bruders] zu unternehmen. Schuler erhielt von dem [Memminger] Gesandten [Lutz von Freyburg oder Georg Maurer] einen Brief mit der Nachricht, dass die Reichspolizei[ordnung], die etwa 50 Blätter zählt, verfasst worden sei. Über die Religionssachen muss noch verhandelt werden, doch haben die [evangelischen Stände] den kaiserlichen Räten [Vorschläge] unterbreitet. Schuler dankt für die von Bullinger übersandte [Zürcher Schrift]. Ihm und seiner schwangeren Gattin [..., geb. Lübegger] mitsamt allen Kindern geht es gut. Der Rat hat sein Gehalt erhöht. Grüße von Ulrich Wolfhart, dem Bürgermeister [Balthasar] Funk, [Pfarrer Bartholomäus] Bertlin und den Brüdern. Gruße von Schulers Gattin an [Anna, geb. Adlischwyler]. [PS..] Bullinger soll zwei gute Glarner Schabziger [Käse] schicken, und zwar [über den] Gretmeister" oder "Hofmeister" [...] von Lindau. Schuler wird dafür zahlen oder Bullingers Ehefrau Flachs vom Feinsten dafür schicken.

Gratiam et pacem a domino per Iesum Christum, servatorem nostrum.

Vicesima secunda die marcii a accepi et litteras tuas 1 et scriptum contra calumniatorem illum Lutherum 2 doctissime Bullingere simul et venerande frater, quod ingenti animi mei iubilo accepisse me tibi persuasissimum sit, obsecro, non quod ecclesia Memmingensium insano Lutheri scriptor quicquam offensa sit et hoc scripto restituenda summa enim tranquillitate degit, presertim quod eucharistie negotium attinet sed quod amici aliquot veritatis studiosi simul et symiste mei 4 vestri causa eo supra modum sint refocillati 5

Est apud nos vir pietate et eruditione insignis, nomine Huldricus Wolfart, 6 medice artis doctor et omnium studiosorum unicus moecenas 7 ad quem

a In der Vorlage marci.
1 Nicht erhalten.
2 Die "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio" oder das "Warhaffte Bekanntnuß"; s. oben Nr. 2061, Anm. 9.
3 Luthers "Kurtz bekentnis"; s. oben Nr. 2061, Anm. 7.
4 Zu deren Namen s. Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben 310-313.
5 Memmingen stand von Beginn der Reformation an im Spannungsfeld zwischen lutherischen und zwinglischen Tendenzen und richtete sich ab den 1530er Jahren zunehmend an Straßburg aus; s. Litz, 133— 139.
6 Ulrich Wolfhart.
7 Mäzen.


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liber Lutheri postreme editus, das lasterbuch, primum pervenit. Hic legit atque sic consternatus est animo, ut fere noctem insomnem egerit. Altero die michi quoque legendum misit 8 ea lege, ut lecto libro nunquam ille ad illius manus perveniret; tam horruit Lutheri nugacissimum scriptum. In summa nemo non saltem mediocriter veritatis amans hunc libellum explosum optavit. Was soll ich sagen? Die schalcksmuter ist dem Luthero gar auß dem hußlin kommen. 9 Doleo profecto vices alias adflictae ecclesiæ Christi. Satis alias turbarum est in universo orbe! Vach, 10 que insania, quanta impudentia, hanc sacramentariam contentionem velut postliminio revocare!

Kampiduni 11 nuper exortus fuit insignis nebulo 12 qui pro publico contione ausus fuit dicere: "Wann das prot in des becken hauß 13 und der wein beym wirt ist, so ist es worlich und naturlich prot und wein; wann aber die wort 14 daruber gesprochen werden, so ist es b wores c naturlich leyb und plut Christi und nitt meer weyn, etc., und prot."Ego vero, a reliquis duobus fratribus 15 vocatus eo, contrarium dicere pro sugestu coactus sum amore veritatis, et post multa pericula per dominum effeci, ut pelleretur urbe Lutheranus ille, qui tecto proprio nomine se Ioannem Schoberum 16 appellari d permisit.

b In der Vorlage es über gestrichenem der.
c In der Vorlage wore (der Fehler erklärt sich aus der vorhergehenden Anm.).
d In der Vorlage apellari.
8 Ein entsprechender Brief ist nicht bekannt.
9 Weitere Belege für diese Redewendung sind unbekannt. Zu verstehen ist wohl: Die Bosheit ist dem Luther außer Kontrolle geraten.
10 \ach = Vah.
11 Kempten im Allgäu (Bayern).
12 Siehe dazu unten Anm. 16.
13 becken hauß: Bäckerei.
14 Gemeint sind die Einsetzungsworte; s. Mt 26, 26-28 par.
15 Gemeint sind Paul Rasdorfer (Rhodocomus), von 1536 bis 1548 Pfarrer in Kempten (s. Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben 163, Nr. 950), und entweder der 2. Diakon (= 3. Prediger) Johannes Schmidt (Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben 305) oder der Archidiakon (= 2. Prediger) Jakob Schopper aus Biberach (geb. 1521), Abendprediger in Biberach, der 1543 einen Streit mit dem aus Basel kommenden Benedikt Widmann über das Abendmahl auslöste, es Frecht aber erlaubte, den Streit im Bucerschen Sinne zu schlichten.
Schopper wurde 1544 nach Kempten und am 7. Januar 1546 nach Ravensburg beurlaubt und starb am 29. März 1547 in Biberach (s. Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben 192, Nr. 1137, und 3041; HBBW IV 416f, Anm. 11; Warmbrunn 211f; Litt 261).
16 Jakob Schober, alias Hermann, der sich in Nördlingen den Ansprüchen des neu ernannten Pfarrers Kaspar Löner widersetzte. Dieser verlangte, von Schober und dessen Kollegen Georg Hieher als Superintendent anerkannt zu werden (Ludwig Tortur, Neue Briefe zu Löners Wirksamkeit in Nördlingen, in: Zeitschrift für bayrische Kirchengeschichte 3, 1928, 85-104). Wenn Weber Ende Oktober 1544 von seinem Dienst "seiner zwinglischen leer halber" entlassen wurde (Turtur, aao, S. 91, Anm. 2), trifft dies für Schober nicht zu, auch wenn Turtur beide Fälle undifferenziert behandelt. Vielmehr zeigen die von Turtur gedruckten Quellen, dass "herr Iacob Schober ist beurlaubt unangeseen seins trefflichen predigens, allein seins unwesens halben seins predigens von stand abzusteen; im aber des künftigen vierteljars besoldung hienach zu geben bewilligt, doch das sein schulden


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Ad haec Isne 17 est quidam doctor bannes Markbachius 18 , qui ante annum post Paulum Fagium e Wittenberga illuc venit. Is acerrimus propugnator est Lutherani sententiae in re eucharistie. 19 Is nuper volens cenam dominicam celebrare panes in numerato habere voluit, simul et communicantes; 20 sed numero falsus. Worend wol funffzehen hergot 21 uberpleyben 22 . Die schob er dem diacono 23 doselbs allzumal in den mund; was schier 24 doran erstickt. Und pleyb ein gut thayl wein in dem kelch über; das tranck der doctor auß in eym trunck e , das imme die ougen worend ubergangen. Dorzu, do er consecriert (ita habet Lutheranismus), decht er die kanten auff, 25 macht krutzer

e In der Vorlage truck.
daran abgezogen werden" (Eintrag der Nördlinger Ratsprotokolle unter dem 7. Juli 1544; Turtur, aao, S. 93, Anm. 5). Schon Rublack, Nördlingen 231, der jedoch die zwei Fälle noch nicht explizit unterscheidet, bemerkt, dass "der Unwille über die übergeordnete Stellung des Pfarrers ... nur bedingt etwas mit Zwinglianismus zu tun" hat. Jakob Schober war seit 1538 in Nördlingen tätig (Turtur, aao, S. 103, Nr. 15). Nach seiner Entlassung im Juli 1544 erreichte er, dass der Nördlinger Rat ihm am 5. Januar 1545 einen "abschied vergönnt, wie er urlaub genommen" (s. Turtur, aao, S. 93, Anm. 5), und ihn mit einen Abschiedsbrief, datiert vom 12. Januar 1545, versah (s. Rublack, Nördlingen, 232, Anm. 44). Daraufhin wurde er in Kempten als 2. Diakon angestellt (s. Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben 305) und könnte sich dabei als "Johann" bezeichnet haben, um eine Unterscheidung zum Namen von Jakob Schopper (s. oben Anm. 15) zu erleichtern. Infolge des von ihm verursachten und in diesem Brief geschilderten Vorfalls wurde er noch vor dem 5. März 1545 mit seiner schwangeren Gattin aus Kempten entlassen und bemühte sich von Göppingen aus um eine Stelle bei Martin Frecht in Ulm, der ihn an Bucer verwies (s. Blarer BW II 351). Studium in Straßburg. Am 18. November 1553 1. Examen in Bergzabern. Von 1553 bis 1556 Pfarrer in Kandel. Von 1556 bis 1568 an St. Augustin in Speyer. Schober starb am 2. Februar 1568. — Lit.: Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben 190, Nr. 1125 (weitgehend zu korrigieren und zu ergänzen); Pfälzisches Pfarrerbuch 4171, Nr. 4855.
17 Isny im Allgäu (Baden-Württemberg).
18 Johannes Marbach, lutherischer Theologe, geb. 14. April 1521 in Lindau, gest. 17. März 1581 in Straßburg. 1539 Studium in Wittenberg, 1540 Magister; Luthers Haus- und Tischgenosse; 1541 ordiniert, Unterpfarrer in Jena. Noch im selben Jahr Hebräischstudien bei Paul Fagius in Isny. Am 16. Februar 1543 Promotion zum Dr. theol. unter Luthers Vorsitz. In Isny geriet er aufgrund seiner lutherischen Einstellung in Konflikt mit dem zwinglischen Diakon Georg Denneler und dem Magistrat (s. dazu HBBW XIV 212, Anm. 3). Dank Bucers Vermittlung kam er nach Straßburg, wo er am 12. Juli 1545 Prediger an St. Nicolai und vom 3. August 1547 bis 1557 daselbst Pfarrer wurde. Am 24. November 1552 Nachfolger Kaspar Hedios als Präsident des Kirchenkonvents. 1557 bis 1581 Prediger am Hohenstift St. Thomas. —Lit.: Immanuel Kammerer, Die Reformation in Isny, in: BWKG 53, 1953, 37f; BBKL V 747-753 (mit weiterer Lit.); NDB XVI 102f (mit weiterer Lit.).
19 Entspricht Luthers Worten, die er zur Verabschiedung Marbachs gesagt haben soll; s. Kammerer, aao, S. 37.
20 Zu verstehen ist: Er wollte, dass die Zahl der vorbereiteten Hostien mit der der Kommunizierenden übereinstimme.
21 Gemeint sind Hostien.
22 übrig geblieben.
23 Georg Denneler; s. oben Anm. 18.
24 was schier: war fast.
25 decht er die kanten auff: deckt er den Kelch auf, d.h. entfernt das darüber liegende Kelchvelum.


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26 dorüber, ut effectui consecrationis pateret aditus. Hunc doctorem aiunt esse proditorem Suevicarum ecclesiarum apud Lutherum, cui Lutherus una cum literis 27 hanc suam brevem de eucharistia confessionem 28 miserat. Cum eo doctore Markbachio fortassis brevi acturus est d. Blaurerus. 29 Illum enim optimum virum diris blasphemiis proscindit dicens: "Blaurer hatt in den schwebischen kirchen nicht guts angericht, und die selben mitt der zwinglischen ketzerey übel verderbt." Sic omnes Lutherani spiritum preceptoris sui refferunt, ubique sui similes. Dominus faxit, ut e medio tollantur omnes huiusmodi contentiones, quibus et veritas obfuscatur et ecclesia turbantur. Ego nichil eque horreo atque Lutheranos adfectus. Pfudich 30 der ewigen schand! Wenn es der ergest holhüppenbub 31 gethon hett, were es noch zu vyl. En tibi iudicium omnium veritatis amatorum.

Ego diligentissime legam hoc scriptum Tygurinorum fratrum 32 quo hac vice nichil michi gratius contingere potuit, ita me deus amet. Pergite igitur, colendissimi viri fratres, tueri veritatem ea, qua decet christianos, modestia et Luthero permittite scurram agere; insanit enim. Ego, quod ad tranquillitatem ecclesiae Memmingensis uspiam fieri potest, idem conabor.

De comitiis apud Vangiones 33 nichildum actum est, quod religionis negotium spectat. Imperator 34 Bruxelle morbo acerrimo laborat. 35 Ferdinandus 14. marcum Vormatiam venit, 36 quem cardinales et pontificii magnifice exceperunt multis sudoribus laborantes, ut illum in officio contineant. Illo eodem die, quo haec scribo, accepi literas 37 a legato urbis nostrae 38 ex comitiis, qui ad me haec scripsit: "Eß ist ein beßerung und weg vorhanden, dordurch auß verhengnuß des almechtigen die sach noch zu gutem gerathen gleych sehen wyl. Die puncten des reychs pollicy in menschlichen sachen betreffend sind geoffnet. Ist ein lang ding, halt byß in 50 bletter. Acht, es werd getruckt. 39 So vyl ich aber des vernommen, sorg ich dem

f Lutherus am Munde nachgetragen.
g In der Vorlage marci.
26 Kreuzzeichen.
27 Nicht erhalten.
28 Luthers "Kurtz bekentnis": s. oben Anm. 3.
29 Siehe dazu unten Nr. 2134 17-40.
30 "Pfui über dich!"
31 Vgl. Hohlhipper": Ursprünglich "hausierender Verkäufer von Hohlhippen" (vgl. ..Hippenjunge. -bube"): ab dem 16. Jh. in der Bedeutung Schmähen ' "Lästerer" oder Schurke ' "Halunke"gebräuchlich: s. Grimm IV/2 1719. SI IV 932
32 Siehe oben Anm. 2.
33 Die Einwohner von Worms. —Anspielung auf den Reichstag zu Worms.
34 Karl V.
35 Siehe dazu zuletzt oben Nr. 2094, 11f und Anm. 16.
36 Siehe oben Nr. 2065, Anm. 23.
37 Nicht ermittelt.
38 Entweder Lutz von Freyburg (Freiburg), bis 7. März 1545 Gesandter der Städte Memmingen und Wangen, oder Georg Maurer, der Ende Juli 1545 durch Felix Pfest ersetzt wurde; s. RTA XVI/I 328f; RTA XVI/2 1646. 1668. Siehe auch Schmidt, Städtetag 130.
39 Die von den Ständen und Kaiser Karl V. angestrebte und vorgenommene Überarbeitung der Reichspolizeiordnung; s. RTA JR XVI/1 67f; RTA JR XVI/2 979-982, Nr. 90; 989-1027, Nr. 94; 1064, Nr. 108. — "1548 konnte die Reichspolizeiordnung,


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wenigosten 40 bey dißer welt nicht gelept werden. 4 Der religion sachen stockend noch in der federen 42 dann das 43 zum thayl durch ein ausschuß von den protestierenden an die kayßereschen rethe 44 ein anbringen erfarung beschehen, auß sonderem bedencken ettlicher artickel halb, daruß die kayßereschen, wes wir vorhabens, 45 wol abzunemen habend", 46 etc. Hec ille.

Postremo ago charitati tue gratias de libello ad me misso 47 mi charissime Bullingere. Utinam vices rependere detur occasio! ||297 Valeo mediocriter una cum uxore gravida 48 atque liberis omnibus 49 In domino mira pace fratrum fruor simul et ecclesiæ. Senatus auxit salarium, ut annuatim ducentos florenos habeam, zehen malter kernen oder zwenzig mutt 50 sampt der bhaußung und bholtzung 51 gnugsamlich. In summa, quod presentis vitae conditionem attinet, omnia salva sunt.

Salutat te a facie ignotum Hulderichus Wolfart, medicine doctor, moecenas noster, mille modis, idem Funckius consul 52 Bärtlinus 53 atque fratres omnes. Dominus Iesus Christus, pastorum princeps, 54 conservet te nobis et

nachdem weitere Änderungen vorgenommen und einzelne Artikel hinzugefügt worden waren, in Augsburg verabschiedet und publiziert werden"(RTA JR VI/I 68). Sie erschien-unter dein-Titel Ordnung und reformation guter Polizei der römischen keyserlichen Maiestat ..., Mainz, Ivo Schöffer, 1548 (VD 16 D 1059; VD 16 D 1060) bzw. Der Römischen Keiserlichen Maiestat Ordnung und reformation guter Pollicey ..., s. I., 1548 (VD 16 D 1058).
40 dem wenigosten: am wenigsten.
41 Zu verstehen: dass sie angesichts der herrschenden Umstände (s. SI XV 1696ff) nicht befolgt wird.
42 stockend noch in der federen: stecken noch in der Feder, d.h. sollen noch schriftlich festgehalten werden; s. Wander 1953, Nr. *117; Grimm III 1396.
43 dann das: außer dass.
44 Nicolas Perrenot de Granvelle, Antoine Perrenot de Granvelle (Bischof von Arras), Charles Boisot, Viglius van Zwichem und Johann Obernburger, sowie Kardinal Otto Truchsess von Waldburg (Bischof von Augsburg), Johann von Naves und Graf Friedrich von Fürstenberg; s. RTA JR XVI/I 103, Anm. 3; 104, Nr. 12 in der Überschrift).
45 welches Vorhabens wir sind.
46 Die zwischen 23. und 27. März 1545 anzusetzenden Vorschläge der evangelischen Stände für ihr weiteres Vorgehen und für die Erläuterung ihres Standpunktes (zur kaiserlichen Proposition); s. RTA JR XVI/2 1202-1207, Nr. 152.
47 Siehe oben Anm. 2.
48 [...]. geb. Lübegger; s. HBBW 1222, Anm. 4. — Der Name des Kindes (ein Sohn) ist nicht bekannt; es wurde Anfang August 1545 geboren und war sehr schwach; s. unten Nr. 2225, 33f. Culmann, Schuler 78 vermutet, dass Frau und Kind Ende 1545 starben.
49 Im Jahre 1543 zählte Schulers Familie sechs Kinder; s. Culmann, Schuler 76.
50 Malter und Mut (Mutt; Mütt) sind Hohl-masse deren Volumen von Region zu Region stark variiert; s. etwa Probleme deutscher Geschichte 1495-1806. Reichsreform und Reformation 1495-1555, hg. v. Wolfgang Reinhard, Stuttgart 102001 — Handbuch der deutschen Geschichte 9, S. 361.
51 bhaußung und bholtzung: Wohnung und Holzversorgung.
52 Balthasar Funk.
53 Bartholomäus Bertlin, seit 1543 Pfarrer von Woringen (bei Memmingen).
54 l Petr 5,4.


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ecclesie una cum tota tua familia diu superst[item]h. lubet te tuamque costam multum salvere uxor mea.

Date Memminge, 23. marcii anno domini 1545.

Gervasius tuus Schüler.

EB ist mein fruntlich pitt, mag es gesin, jr welt mir zween gut Glarner schabziger 56 schicken, dem gretmeyster 57 oder hoffmeyster auff Lindow zu. Waß sy kosten, wy[11] ich uch zu danck wol bezaalen, oder, gefalt es uwer hausfrowen, so vyl flags 58 beim besten 59 dorfur schyken.

[Adresse darunter:]Insignis pietatis et eruditionis viro d. Heynricho Bullingero, Tigurina urbis antistiti vigilantissimo, domino fratri et veteri amico percharo.