Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz],
Dienstag, 10. Januar 1548

Autograph a : Zürich StA, E II 357, 868 (ohne Siegelspur) b Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 679, Nr. 1502

[1] Vor Bullinger steht nun das angekündigte junge Paar [Hans Rutishauser und seine Cousine Dorothea Diethelm gen. Münchin]. Blarer bittet inständig, den beiden beizustehen und sie unter anderem den Bürgermeistern Hans Rudolf Lavater und johannes Haab zu empfehlen. Blarer wird sich dafür dankbar erweisen. Er kennt das junge Paar zwar nicht näher, dafür aber schon lange ihre angesehenen Familien. Man kann ihm in dieser Sache vertrauen. -[2]In den letzten Wochen hat Blarer einem Konstanzer Fuhrmann [N.N.] einen Brief für Bullinger [nicht erhalten]samt dem Antwortschreiben Kaiser Karls V an die Stände zur Übermittlung anvertraut. Dem Fuhrmann soll aber keine Antwort mitgegeben worden sein. Merkwürdig! Morgen wird sich der Fuhrmann wieder auf den Weg nach Zürich machen. -[3]Gestern gab Blarer einem Straßburger [NN]einen Brief für Bullinger [nicht

a Bei den im Rahmen der Digitalisierung geschehenen Restaurationsarbeiten des Autographs im jahr 2022 wurden Teile des Briefs (z.B. die Adresse) wieder leserlich, andere Teile, besonders am linken Rand, bedauerlicherweise unleserlich gemacht. Der vorliegende Brief wurde noch vor dem Textverlust bearbeitet, sodass das Schreiben vollständig ediert werden konnte. -
b Ohne Schnitt oder Nadelstichspuren.
6 Besonderes.
7 dan das: außer dass.
8 Karl V.
9 volck annimpt: Soldaten anwirbt.
10 Seit Juni 1547 kursierte das Gerücht, Karl V. beabsichtige, Karl III. von Savoyen zur Restitution seiner 1536 an Bern und Frankreich
verlorenen Gebiete zu verhelfen; s. HBBW XX, Nr. 2925, Anm. 1; Nr. 2993, Anm. 4 und Nr. 3077,[2].
11 Rudolf Gwalther.
12 Zu Graf Georgs Besuch in Zürich s. oben Anm. 4. - Der Graf stand damals unter Reichsacht; s. HBBW V, Nr. 650, Anm. 3.


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erhalten]mit, in dem ein Brief zur Weiterleitung nach Bern beigelegt war. -[4]Es gibt derzeit keine verlässlichen Nachrichten. jemand versicherte, dass der französische König Heinrich II. Genua eingenommen habe. Blarer befürchtet, dass es auf jeden Fall schlecht steht.

Furgeliepter herr und brüder, hiemitt hapt ir das völcklin 1 , davon ich euch vormals geschriben. 2 Ist an euch mein gantz geflissen bruderlich pitt, weht um gottes und bruderlicher liebe, auch minen willen sovyl bemühet sein und men anlaitung, ouch furderung 3 geben, wie sy die sach infedmen 4 und darnach wyter darinn handlen sollen, damitt sy zu gutem end kommen möge, und wa es von nöten sein wurde, so wellt meine gnädigen lieb herren, baid burgermaister 5 und ander 6 , von meinen wegen 7 auff das fleyssigst und trungelichst 8 bitten, hierinn das best ze thain 9 . Beger ich um sy gantz dienstlich und ungespart zu beschulden 10 . Es ist gar am erbare fruntschafft 11 baiderthalb und mir wol bekant, wiewol ich diser jungen nitt kantschafft 12 hab, aber der iren lang zeyt gehapt. Derhalb thaind meinem vertrauwen nach, wie mir dann nitt zweyffelt.

By unserm furman 13 hab ich vergangener wochen euch geschriben mitt ingelegter des kaisers 14 antwurt an die stend, 15 etc. c Wellt mich berichten, 16 ob euch die zükommen seyen. Der furman sagt, er hab die brieff all uberantwurt. Man hab im

c Darauf folgt gestrichen ouch ainem brieff gen Bern gehörig.
1 junge Paar; s. SI I 802.
2 Blarer hatte sich im Laufe des Dezembers 1547 mehrfach bei Bullinger erkundigt, ob die vollzogene, aber von den staatlichen Behörden noch nicht bestätigte Ehe von Hans Rutishauser und dessen bereits schwangeren Cousine Dorothea Diethelm gen. Münchin, beide aus Scherzingen (Münsterlingen) am Bodensee, von den Zürchern anerkannt werde. Sollte die Ehe den in der Zürcher Ehesatzung formulierten Anforderungen nicht entsprechen, war das Ehegericht berechtigt, die Ehe zu an- Laut der Zürcher Ehesatzung von 1539 (VD16 f [Av,v.—Avi,r.]) waren Ehen zwischen Personen, die im dritten Grad verwandt waren, verboten und mussten aufgelöst werden. Die Beteiligten waren in diesem Fall "an lyb, eer, oder gut" zu strafen; s. HBBW XX, 71; Nr. 3088,27-41; Nr. 3089,20-23; Nr. 3092,11-21; Nr. 3099,48-53; VD16 ZV16608, [Av,v.-Avi,r.]; Kilchenmann, Ehegericht 20. 22.
3 Empfehlung; s. SI I 1001.
4 einfädeln.
5 Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab.
6 Gemeint sind die Mitglieder des Zürcher Ehe- gerichts.
7 von meinen wegen: in meinem Namen.
8 inständigst; s. SI XIV 1111.
9 tun.
10 vergelten.
11 Verwandschaft.
12 Bekanntschaft.
13 Unbekannt.
14 Karls V.
15 Blarers Brief an Bullinger ist nicht erhalten. Dem letzten bekannten Schreiben Blarers vom 26. Dezember 1547 (HBBW XX, Nr. 3099) war keine Beilage angefügt. - Bei der Antwort Karls V. handelt es sich um die Triplik auf die Repliken von Kur- und Fürstenrat vom 18. Oktober 1547 (RTA-JR XVIII/1, S. 297-301, Nr. 55). Zu Karis V. Bestrebungen, eine monarchische Reichsreform durchzuführen s. HBBW XX, Nr. 2960, Anm. 25.
16 Wellt mich berichten: Gebt mir Bescheid.


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aber kaine hinwider uffgeben, das mich doch treffelich 17 befrömbdt hat. Uff morn fert er widerum hmm. Sind gott trulich bevolchen!

Ich hab euch uff gestert ouch by ainem mennlin 18 19 von Strasburg geschriben mitt ainem brieff gen Bern gehörig.

Bittend gott gantz getrulich für uns. Es ist gar nichts newes diser zeyt vorhanden, das grund hab 20 Wol sagt man, der Frantzoß 21 solle Genua ingenommen haben. 22 Hat amer gewisslich fur am theure warhait usgeben. Aber ich sorgen, es seye nienen alls übel gangen 23 Datum den 10. ianuarii 1548.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem christlichen [Meister]d Hainrich Bullinger, [pfarrer zu Zurich], meinem fürgeliebten Her [rn]24