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Autograph: Zürich StA, E II 370a, 520f (ohne Siegelspur) Ungedruckt
[1]Haller muss seinem verehrten Vater Bullinger eine höchst unheilvolle Nachricht mitteilen.
Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, von dem man glaubte, er würde Israel erlösen (um mit
den Jüngern von Emmaus zu reden), wurde gefangen genommen! Nicht von ungefähr hat sich
dieses Unheil zuvor am Himmel abgezeichnet. An einem Morgen beobachtete man nämlich in
Augsburg zwei sich feindlich bekämpfende Schwerter, von denen eines, obgleich es tapfer
kämpfte, schließlich unterlag. Haller hat über diese Begebenheit schon in seinem letzten Brief
[Nr. 2888] berichtet. Nachdem das Ereignis nun eingetroffen ist, wird deutlich, was Gott, ja
die Natur selbst, durch diese seltsame Erscheinung anzeigen wollte. - [2]Nachfolgend der
nach Augsburg gelangte Bericht über dieses Unheil: Der Kurfürst ist bei der Eroberung von
Erfurt Kaiser Karl V. zuvorgekommen. Die Stadt wurde vom Oberst Georg von Reckerode
eingenommen. Dann begab sich der Kurfürst in Richtung Wittenberg, um den Kaiser von einer
Eroberung der Stadt abzuhalten. Dabei kam es am 21., 22. und 23. April zu heftigen Kampfhandlungen
mit vielen Opfern. Der Kurfürst blieb dabei stets siegreich. - [3] Am 23. April
versammelte er 500 Kavalleristen und acht oder neun Fähnlein um sich und ritt etwas entfernt
von dieser Truppe dem Elbufer entlang, in der falschen Annahme, dass er durch den Fluss vor
einem Angriff sicher wäre! Der Kaiser jedoch, der durch seine Spione darüber informiert war,
schickte ihm sogleich 2'000 Husaren nach, die dank der Auskunft einiger Bauern Furten
fanden, wo es ihnen gelang, den Fluss zu überqueren. Daraufhin konnten sie den Kurfürsten in
die Enge treiben. Dieser wurde im Gesicht verletzt und musste sich ergeben. Sein ältester Sohn
[Johann Friedrich der Mittlere] soll erschossen worden sein. Wie erbärmlich! Man sagt, dass
dabei nicht mehr als 500 Mann umgekommen wären, weil die Truppe des Kurfürsten sogleich
kapitulierte. Man war nämlich der Meinung, es mit dem ganzen Heer des Kaisers zu tun zu
haben. Das Hauptheer des Kurfürsten aber wurde nicht auseinandergerissen. Unterdessen
sollen sich ihm sogar 15'000 böhmische Soldaten angeschlossen haben. Angeblich steht auch
die ganze Bevölkerung von Sachsen in Rüstung. Johann Ernst von Sachsen-Coburg, der
[Halb]bruder des Kurfürsten, hält sich auch bereit. [Bei der Festnahme des Kurfürsten] am
24. April soll auch [Ernst III. von Braunschweig]-Grubenhagen (den Rudolf Gwalther und
Haller in Marburg oft sahen) gefangen genommen worden sein. - [4] Haller hat immer
befürchtet, dass die abgöttische Abendmahlslehre der Sachsen Unheil mit sich bringen würde
und etwas geschehen müsse, damit diese erkennen, die [Zürcher] wegen des ihnen [1531]Briefe_Vol_20-174 arpa
zugestoßenen Unheils zu Unrecht verurteilt zu haben. -[5] Was aber am meisten schmerzt, ist
Folgendes: Als am 30. April Bernhard von Schaumburg, der Oberst der kaiserlichen Garnison
in Augsburg, von dieser Niederlage erfuhr, feuerte er mit der Genehmigung des Rates und zum
Leid aller Frommen von allen Kanonen Freudenschüsse ab! Bald darauf wurde er von Gott
dafür bestraft. Denn am 1. Mai ist der große Wali beim Roten Tor eingestürzt (Lorenz Meyer
wird wissen, welche). -[6]Am 1. Mai besuchte der ihm feindlich gesinnte Oberst Hallers
Predigt erneut (übrigens hört sich jener nur seine Predigten an). Er war von zwei Hauptleuten
begleitet. Erfüllt von Gottes Geist predigte Haller unerschrocken, dass die Richtigkeit eines
Glaubens sich nicht am Glück oder Unglück von dessen Anhängern messen ließe; dass man
also weiterhin nicht zweifeln dürfe, dass Christus allein das Haupt der Kirche, der einzige
Vermittler zwischen Gott und den Menschen, ja der einzige Weg zu Gott sei; dass das Befolgen
menschlicher Satzungen nicht heilbringend und die Messe kein Opfer, sondern nur eine Feier
zum Gedenken an das Leiden Christi sei. Er ermahnte darauf seine Zuhörer, sich an dem
Beispiel von David, den Aposteln und Märtyrern zu orientieren. -[7]Nach der Predigt wurde
Haller vom erzürnten Oberst heftig bedroht: Er habe (so der Oberst) in der letzten Predigt den
Papst diskreditiert, nun sogar auch noch den Kaiser! Er wolle diesem Schweizer schon zeigen,
wo es ianggeht! Diese Predigt brachte Hailer ins Gerede, so dass aile Landsknechte ihn
seitdem erkennen, beschimpfen und verfluchen. Er aber lässt sich davon nicht beirren, ganz im
Gegenteil: Er fühlt sich insgesamt gestärkt. -[8]Am 23. April hatte der Oberst auch schon
seine Predigt besucht. Damals machte er bei seiner Auslegung des ersten Johannesbriefes
deutlich, was den Antichristen von Christus unterscheidet. Dies ermöglichte einem jeden, die
Identität des Antichristen leicht abzuleiten. Schon damals geriet der Oberst außer sich und
verfluchte ihn. -[9]Gute, ehrliche Leute rufen ihn zur Vorsicht auf und warnen ihn vor einem
möglichen Giftanschlag. Deshalb traut er sich fast nicht mehr hinaus. Musculus geht in seinen
Predigten noch heftiger als er vor, doch ist jener nicht in Gefahr, da der Oberst seine Gottesdienste
nicht besucht. -[10]Am 25. April, ais Haller von einem Besuch bei Thoman Ruman
heimkehrte, begrüßte er einige wichtige Bürger. Diese aber erwiderten seinen Gruß mit Verwünschungen!
Das ist mittlerweile sein tägliches Brot. Es bringt nicht viel, wenn er solche
Vorfälle den Bürgermeistern Jakob Herbrot und Hans Welser anzeigt, da sie sowieso nichts
tun, ja nichts tun können. Seit der Niederlage des Kurfürsten ist alles noch schlimmer geworden.
-[11]Der Augsburger Bischof Otto Truchsess von Waldburg, versucht, sich wieder in
der Stadt niederzulassen, indem er mit Drohungen heftigen Druck ausübt. Es könnte bald dazu
kommen! -[12] Überall sind Vorwarnungen Gottes zu beobachten! So schlug zum Beispiel am
28. April der Blitz in den Stiftsturm ein, was vermutlich die Rückkehr des Teufels im Augsburger
Dom ankündigt. Am Tag der Gefangennahme des Kurfürsten ging über Memmingen ein
schweres Unwetter nieder. Es ist zu befürchten, dass Gott sein Reich einem anderen, gehorsameren
Volk übertragen wird. -[13] Stadtschreiber Georg Frölich und alle anderen Ratsherren
müssen dem Kaiser gehorchen. Einige tun dies gar nicht ungern und ignorieren dabei
die rechtschaffenen Leute völlig. -[14] Haller wünscht sich so schnell wie möglich in sein
liebes Vaterland zurück, da er von der ehrlosen Lage in Augsburg genug hat! -[15] Es ist
kaum zu glauben, wie sehr die böswilligen und reichen Leute frohlocken. Dem Oberst soll
sogar eine Kirche zugeteilt werden, damit er darin seine Abgötterei treiben kann. Die päpstlich
gesinnten Bürger feuern sogar mehr als die Kriegsleute dazu an. Menschen, die Haller
und Ruman früher wohlgesinnt waren, wollen nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Die Bürgermeister
würden gerne Angenehmes von ihnen hören, doch können Letztere ihnen nur eine
bittere Medizin verabreichen, die allerdings zuträglich für ihre Seele wäre. Frölich ist der
Meinung, dass Haller und Ruman jede gute Gelegenheit heimzukehren wahrnehmen sollten.
-[16]Kurz gesagt: Die Feindseligkeiten sind groß. Haller und Ruman müssen sogar um. ihr
Leben fürchten, falls ihnen die Flucht nicht gelingt. Haller will jedoch ausharren, solange er
die Kraft dazu findet und sein Gewissen es ihm erlaubt. -[17]Er wird aber nicht den Zürcher
Ratsherren schreiben, da sie ihn für empfindlich und ängstlich halten, obwohl er dies nicht ist
(die Augsburger Kirche kann dies bezeugen). Freude an der Lage hat er allerdings keine! Er
will auch nicht verhehlen, dass eine Abberufung ihn freuen wurde, zumal den Frommen in
Augsburg kein Nachteil dadurch entsteht, auch wenn diese ihn nur ungern ziehen lassen. DochBriefe_Vol_20-175 arpa
wissen sie auch, dass er vom Oberst bedroht wird. Dennoch will er nicht um eine solche
Rückberufung betteln. Es gilt, den eigenen guten Ruf zu wahren! Gott wird ihn schon retten!
-[18]Dieser ausführliche Brief soll Bullinger liber die Sachlage in Augsburg informieren und
ihn auf eine plötzliche Rückkehr Hallers vorbereiten. Käme es dazu, soll Bullinger bereits
wissen, dass dies die Folge äußerst großer Gefahren war. Ginge es nur nach Rurnan, wäre
Haller schon längst wieder in Zürich. Ruman würde ferner zugeben müssen, dass Haller ihn
nur mit größter Mühe in Augsburg zurückhalten konnte. -[19] Haller verfasste diesen Brief
hauptsächlich auf Deutsch, damit die Bürgermeister Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab,
ja auch andere, ihn ohne Weiteres lesen können. Er wird ihn Andreas Gessner zur Übermittlung
anvertrauen, es sei denn, er fände einen zuverlässigen Boten, der direkt nach Zürich geht.
Wie auch immer, Gessner wird bestätigen können, dass die Lage in Augsburg noch schlimmer
ist, als sie im vorliegenden Brief geschildert wurde.
S. et pax a principe pacis 3 , domino nostro lesu Christo, etc. Heu, heu! Quam infaustae cogor esse tibi nuncius rei, observande pater! Captus est 4 ille (ut cum discipulis Emauntem euntibus loquar 5 ), quem sperabamus redempturum Israelem 6 , bannes Friderychus, Saxoniae dux elector 7 . Non frustra coelum ipsum hoc mali portendit, cum iis ipsis diebus, quibus haec acta, 8 apud nos duo gladii circa solem orientem visi sint inter se mutuo congredi hostiliter, quorum alter, licet strenue pugnans, tandem succubuit. Scripsi hac de re in proximis literis 9 , unde nunc ex eventu colligere poteris, quid deus optimus maximus adeoque natura ipsa hoc prodigioso visu significant.
Res acta sic ad nos pervenit: Deß keisers 10 und churfürsten huffen sind nitt wyt von einander glegen. Keiser hatt ein volk uff Erdfurt zugschickt, dasselb inzunemmen, aber deß churfürsten regiment, so her Jörg von Reckenrodt 11 furt, ist imm vorkommen und hatt Erdfurt inn. 12 Darnach hatt der churfürst gedacht, der keiser werd nach Wittenberg trachten; hatt er imm auch wellen fürkommen. 21., 22. et 23. aprilis sind große scharmützel gschehen, vil volks bliben, churfürst alweg 13 gsiget. 14
23. aprilis hatt er 500 reisiger 15 und 8 oder uff das vilest 9 fennli fußknecht zil imm gnom und ist er selb persönlich vom huffen zogen an der Elb, dem keiser fürzukommen, 16 und sich allein deß behuiffen, das das wasser zwüschend in gsin; deßhalb er nitt verhofft 17 , das er unsicher were.
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Der keiser hatt von stund an sin verretery 18 ghept, wie der churfürst vom huffen sye, und ylend 2'000 oder mer hußeren 19 hernach gschickt, welche durch die puren furt habend funden an der Elb. Und sind herdurch kommen und an inn gstoßen, den churfürsten ans wasser triben, also das si sich habend müßen ergeben, wiewol si sich redlich gweert. Der churfürst ist in das angsicht gar übel wund 20 . Sin eltester sun 21 sol erschoßen sin. Und ist zu erbarmen, das die sach so liederlich mißraten. Man sagt, das über 500 personen nitt umbkommen syend. Dann 22 als si den gwalt 23 gsehen, habend si gmeint, es sye das gantz heer deß keisers da, und sich ergeben. Darnebend ist der churfürstisch hilff noch aller bi ein-||520v ander und uff selche that zusammen geruckt. Es sind auch 15'000 Behem 24 zu inn kommen, die imm anzug gsin, 25 dem churfürsten zu helffen. Hertzog Hans Ernst 26 , sin brüder, ist auch noch verhanden. Der wil drinsetzen 27 , wil er mag 28 . Man sagt auch, das das gantz land uf sye, iren fürsten zu erretten und zerlösen! Es ist auch gfangen worden der hertzog von Grobenhagen 29 , den Gvaltherus und wir offt zu Marpurg gesehen. 30 Ist gschehen uff sontag, den 24. aprilis. 31 31
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Also sucht gott sin kirch ernstlich heim. Ich hab alweg gsorgt (wiewol mir das hertz vor leid und jamer blut), die halb abgöttery 32 wurd nitt gut thun, und gott wurde si auch etwas sehen laßen, das si uns umb unsers unfals 33 willen unbillich 34 verdampt habend. Gott erbarm sich der sinen!
Das aber noch, das schandtlichest und mir amm schmertzlichsten ist dises: das unser oberster 35 , sobald die botschafft kommen uß vergunst 36 miner herren, uff den meiabend 37 alles gschütz, so uff den pastyen 38 gstanden, abglaßen 39 und fröud gschoßen 40 hatt, welches schier ein wüsten lerman gen 41 hett. Dann allen frommen hatt man als großen schmertzen ugfügt, als hett mans durch die hertz geschoßen. a Gott hatts bald vergulten. Dann am meitag ist inn 43 ein großer wal ingfallen zu huffen (den si 45 mitt 1'000 gulden nitt wider buwend) b , der nüw groß bim roten tor 46 ; wirt h. Lorentz 47 wol wüßen."
Uff den meitag kam der oberist mittsampt zweien houptlüten aber 48 einmal in min predig, allein das er horte 49 , was ich sagen welte; dann er ist noch an keines predig gangen dann an mine. Thut es aber uß großem ufsatz
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50 . Als ich nun all min oration dahin lendet 51 , das nieman den glauben uß glück und unglück meßen welte: 52 Die warheit blibe denocht warheit, Christus das haupt der kirchen 53 ; denocht werind mentschensatzungen kein nütz, und man diente gott vergeben mitt 54 ; denocht wer nun 55 ein mittler gottes und deß mentschen, Christus Jesus, etc.; denocht wer d'mäß kein opfer, 56 sonder ein gedechtnus deß lydens Christi, sitmal 57 Christus selichs gheißen 58 , thun zu si 59 gedechtnuß (litt opferen!); denocht werind alle die dieb und mörder, so ußert Christo ander wäg zum läben suchtend; 60 mitt ander worten meer, so mir der heilig geist gab mitt aller freidikeit 61 uszusprechen; darumb söltend si sich nitt ergeren 62 , betrachten die exempel Davidis, Christi, apostolorum, martyrum!
Daruff er 63 , hefftig über mich bewegt 64 : Es muß mir nach 65 der lon werden! Ich hab znechst 66 den papst 67 so schandtlich usgricht 68 , jetz den keiser eim gottlosen verfolger verglicht, und das in siner praesentz! Was ich dann thüy, so er litt zugegen? Si müßind dem Schwitzer starck gnug sin 69 ! Hatt mich auch dermaß ||521r. in ein gschrei bracht 70 , das mich alle landsknecht bkennendt 71 und über mich schryend: "Das ist der Schweitzer! Das in botz hie und dert schend! 72 "Darff mir aber nieman kein leid thun, domino coelitus me protegente. Ich bin nun deß yferiger, freidiger und dapferer. Sech si all nitt an 73 .
Am 23. aprilis was er auch in miner predig. Do hatt ich in epistola bannis ein locum de antichristo. 74 Do sagt ich imm, wer er were. Probiert imms 75 . Satzt imm 76 Christum und den antichrist, und ließ ein jeden, der Christi sin wett 77 , drüber urtheilen. Daruff er gsagt: "Das dich, botz sacrament und
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marter, 78 als künmuls schendc! Du must denocht den bapst buben lan 79 , und söttist 80 zerspringen!"
Also sagend mir gut, eerlich lüt, denen ich truw (warnend mich auch) d , das ich mich hüt! Wo si 81 mir köntend ein süppli zurichten 82 , wurd es gschehen! Deßhalb ich schier nitt us 83 darff gan. Musculus ist vil handlicher 84 dan ich, aber diewyl er 85 inn nitt hört, gat das wätter als 86 über mich. Gott aber stat mir redlich by. Imm sye eer in ewikeit!
e 25. aprilis gieng ich von Romano 87 zu mim hus. Lagend etlich groß Hansen 88 in eim ergger. Ich thet in min eer an. 89 Do schrüwends mir nach: "Pfaff 90 , der tüfel nemm dich! Der tüfel nemm dich!" Das ist panis quotidianus. Ich acht sin 92 schier nüt mee. So ichs den burgermeisteren 93 sag, wend 94 si, ich söll sagen, wers thu. Ist grad, als der in ein kalten ofen blaßt. 95 Promiserunt tuitionem, 96 quam praestare nec possunt nec cupiunt etiam. e Es wirt erst jetz recht angan suppresso electore! Man singt schon liedle darvon.
Der bischoff 98 tröwt 99 hefftig, er well in kurtzem in sim stifft sitzen zu Augspurg. Das kan bald gschehen!
Es hatt am 28. aprilis das wätter 100 in deß stiffts thurn gschlagen. Ich denck, es bedüt, das der tüfel wider drin werde kan 101 . An dem sontag, do der churfürst gfangen, 102 ist zu Memmingen ein selich wätter 103 gsin, das si sich verwegen 104 , gar nach 105 zu verderben. Das wätter hatt an 9 orten in die
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statt gschlagen, aber nüt anzünnt, auch keim mennsch beschedigt. Das sind als 107 ernstliche warnungen gottes! Ich bsorg, das umb unser undanckbarkeit willen das rych gottes uns endtnommen und eim volk geben werde, das sine frücht thu. 108
Stattschryber und alle herren hand kein anderen trost, dann das si gläben mußind deß keisers gnad! 110 Was er heißt, müßend si thun: thünds auch zum theil nitt ungern. Deßhalb biderb lüt gar kalt bi inn 111 sitzend. 112 Ich welt, ich wer in mini lieben vatterland (wies 113 dan gieng), dann ich kein lust hab, in der schelmery 114 zu sin!
Jr glaubend nitt, was jubilierens die böswilligen und rychen tribend. Es ist auch uff dem weg, das man dem obersten ein kirch ingeb, darinn er sin abgöttery trib. 115 Und tribend selichs"6 die bäpstischen burger vil mee dann die kriegslüt! Die 117 etwan 118 wol an uns ||521v. gsin, beladend sich unser nüt. Die burgermeister hettind gern placentia 119 sed damus eis amaricantia 120 , animabus tamen conferentia 112 . Putat archigrammataeus nullam discedendi iustam occasionem negligendam.
In summa: Der ufsatz ist groß! Bsorg, wir müßind deß nechsten tags mitt der hut dran oder endtlauffen. Nun wil ich je min bests thun, bis ich nümmen 123 mag oder min gwüßne mich laßt
Das ich vil gen Zürich schrib, wird ich nitt thun. 125 Nitt das ich min herren verachte, sonder das ich weiß, und vernims von eerlichen lüten, das man mich als ein jungen mentschen für blug 126 und verzagt haltet, als der ich das krütz fürchte. Ist war, ich hab kein fröud drab 127 Aber ich welt, das man
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wüßt, wie ich inn diser gfar mich in der kilch gottes helt. Es wirts die kilch seib bezügend, zudem das es der gottlosen ufsatz gnug bezüget. Aber ich beflichs als dem herren! Welt gern, das ich legittimam revocationem hett. Ich wil si aber nitt ergutzlen 128 iuxta regulam: "Omnia si perdas, famam servare memento! 129 Ich weiß auch, das man den frommen 130 kein undienst thete, wie ungern si mich laßen wurdind, allein das mir nitt ein schmach begegnete von dem obersten, der also 131 den haß an mich gleit 132 ! Dominus autem mihi aderit, liberabit ex ore leonis 133 et omni opere malo servabitque in regnum suum coeleste. Ipsi gloria in aeternum! Amen. 134
Haec ideo copiosius ad te, ut vel tu saltem cognoscas ac credas, in quo statu res nostrae sint, 135 et ut scias me, si forte aliquando fuero reversus, hoc non facturum esse nisi extremis necessitatibus urgentibus. Si Romano acquievissem, iam dudum Tiguri fuissem. Testabitur ipse, quantum laborem, ut ipsum retineam, donec urgens cogat conscientia.
Scripsi plaeraque Germanice, ut commode communices consulibus 136 et aliis. Testabitur Andreas Gessnerus 137 , cui has (nisi commodiorem, qui rectius ad vos proficiscatur, inveniam nuncium) perferendas tradam, me minora longe scripsisse, quam revera sunt pericula!
[Ohne Unterschrift.] |
[Ohne Adresse.]138