Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2894]

[Johannes Haller
an Bullinger]
[Augsburg,
zwischen dem 4. und 7. Mai 1547]

Autograph: Zürich StA, E II 370a, 520f (ohne Siegelspur) Ungedruckt

[1]Haller muss seinem verehrten Vater Bullinger eine höchst unheilvolle Nachricht mitteilen. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, von dem man glaubte, er würde Israel erlösen (um mit den Jüngern von Emmaus zu reden), wurde gefangen genommen! Nicht von ungefähr hat sich dieses Unheil zuvor am Himmel abgezeichnet. An einem Morgen beobachtete man nämlich in Augsburg zwei sich feindlich bekämpfende Schwerter, von denen eines, obgleich es tapfer kämpfte, schließlich unterlag. Haller hat über diese Begebenheit schon in seinem letzten Brief [Nr. 2888] berichtet. Nachdem das Ereignis nun eingetroffen ist, wird deutlich, was Gott, ja die Natur selbst, durch diese seltsame Erscheinung anzeigen wollte. - [2]Nachfolgend der nach Augsburg gelangte Bericht über dieses Unheil: Der Kurfürst ist bei der Eroberung von Erfurt Kaiser Karl V. zuvorgekommen. Die Stadt wurde vom Oberst Georg von Reckerode eingenommen. Dann begab sich der Kurfürst in Richtung Wittenberg, um den Kaiser von einer Eroberung der Stadt abzuhalten. Dabei kam es am 21., 22. und 23. April zu heftigen Kampfhandlungen mit vielen Opfern. Der Kurfürst blieb dabei stets siegreich. - [3] Am 23. April versammelte er 500 Kavalleristen und acht oder neun Fähnlein um sich und ritt etwas entfernt von dieser Truppe dem Elbufer entlang, in der falschen Annahme, dass er durch den Fluss vor einem Angriff sicher wäre! Der Kaiser jedoch, der durch seine Spione darüber informiert war, schickte ihm sogleich 2'000 Husaren nach, die dank der Auskunft einiger Bauern Furten fanden, wo es ihnen gelang, den Fluss zu überqueren. Daraufhin konnten sie den Kurfürsten in die Enge treiben. Dieser wurde im Gesicht verletzt und musste sich ergeben. Sein ältester Sohn [Johann Friedrich der Mittlere] soll erschossen worden sein. Wie erbärmlich! Man sagt, dass dabei nicht mehr als 500 Mann umgekommen wären, weil die Truppe des Kurfürsten sogleich kapitulierte. Man war nämlich der Meinung, es mit dem ganzen Heer des Kaisers zu tun zu haben. Das Hauptheer des Kurfürsten aber wurde nicht auseinandergerissen. Unterdessen sollen sich ihm sogar 15'000 böhmische Soldaten angeschlossen haben. Angeblich steht auch die ganze Bevölkerung von Sachsen in Rüstung. Johann Ernst von Sachsen-Coburg, der [Halb]bruder des Kurfürsten, hält sich auch bereit. [Bei der Festnahme des Kurfürsten] am 24. April soll auch [Ernst III. von Braunschweig]-Grubenhagen (den Rudolf Gwalther und Haller in Marburg oft sahen) gefangen genommen worden sein. - [4] Haller hat immer befürchtet, dass die abgöttische Abendmahlslehre der Sachsen Unheil mit sich bringen würde und etwas geschehen müsse, damit diese erkennen, die [Zürcher] wegen des ihnen [1531]

1 Dass Bullinger Empfänger des Briefes ist, geht aus der Bezeichnung des Adressaten unten Z. 2 als "observande pater" hervor (vgl. HBBW XIX 187,1; 253,55), sowie auch aus der Stelle unten Z. 130- 132, die mit anderen Stellen zu vergleichen ist, aus denen ersichtlich wird, dass Haller sich unsicher war, ob Bullinger über die Lage in Augsburg im Bilde war; vgl. zuletzt HBBW XIX 463,12f.
2 Unten Z. 47 und 50 ist der 1. Mai zweimal erwähnt, ohne dabei von "heute"
oder "gestern" oder "vorgestern" zu reden. Was Haller zudem unten Z. 67-70 über das Nachspiel seiner Predigt vom 1. Mai unter den Soldaten der Besatzung mitteilt, deutet darauf hin, dass vorliegender Brief kaum vor dem 4. Mai verfasst worden sein kann. Da Haller in seinem nächsten Brief vom 11. Mai berichtet, vorliegenden Brief "einige Tage" zuvor geschrieben zu haben (Nr. 2899,1-3), wird dieser spätestens auf den 7. Mai anzusetzen sein.


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zugestoßenen Unheils zu Unrecht verurteilt zu haben. -[5] Was aber am meisten schmerzt, ist Folgendes: Als am 30. April Bernhard von Schaumburg, der Oberst der kaiserlichen Garnison in Augsburg, von dieser Niederlage erfuhr, feuerte er mit der Genehmigung des Rates und zum Leid aller Frommen von allen Kanonen Freudenschüsse ab! Bald darauf wurde er von Gott dafür bestraft. Denn am 1. Mai ist der große Wali beim Roten Tor eingestürzt (Lorenz Meyer wird wissen, welche). -[6]Am 1. Mai besuchte der ihm feindlich gesinnte Oberst Hallers Predigt erneut (übrigens hört sich jener nur seine Predigten an). Er war von zwei Hauptleuten begleitet. Erfüllt von Gottes Geist predigte Haller unerschrocken, dass die Richtigkeit eines Glaubens sich nicht am Glück oder Unglück von dessen Anhängern messen ließe; dass man also weiterhin nicht zweifeln dürfe, dass Christus allein das Haupt der Kirche, der einzige Vermittler zwischen Gott und den Menschen, ja der einzige Weg zu Gott sei; dass das Befolgen menschlicher Satzungen nicht heilbringend und die Messe kein Opfer, sondern nur eine Feier zum Gedenken an das Leiden Christi sei. Er ermahnte darauf seine Zuhörer, sich an dem Beispiel von David, den Aposteln und Märtyrern zu orientieren. -[7]Nach der Predigt wurde Haller vom erzürnten Oberst heftig bedroht: Er habe (so der Oberst) in der letzten Predigt den Papst diskreditiert, nun sogar auch noch den Kaiser! Er wolle diesem Schweizer schon zeigen, wo es ianggeht! Diese Predigt brachte Hailer ins Gerede, so dass aile Landsknechte ihn seitdem erkennen, beschimpfen und verfluchen. Er aber lässt sich davon nicht beirren, ganz im Gegenteil: Er fühlt sich insgesamt gestärkt. -[8]Am 23. April hatte der Oberst auch schon seine Predigt besucht. Damals machte er bei seiner Auslegung des ersten Johannesbriefes deutlich, was den Antichristen von Christus unterscheidet. Dies ermöglichte einem jeden, die Identität des Antichristen leicht abzuleiten. Schon damals geriet der Oberst außer sich und verfluchte ihn. -[9]Gute, ehrliche Leute rufen ihn zur Vorsicht auf und warnen ihn vor einem möglichen Giftanschlag. Deshalb traut er sich fast nicht mehr hinaus. Musculus geht in seinen Predigten noch heftiger als er vor, doch ist jener nicht in Gefahr, da der Oberst seine Gottesdienste nicht besucht. -[10]Am 25. April, ais Haller von einem Besuch bei Thoman Ruman heimkehrte, begrüßte er einige wichtige Bürger. Diese aber erwiderten seinen Gruß mit Verwünschungen! Das ist mittlerweile sein tägliches Brot. Es bringt nicht viel, wenn er solche Vorfälle den Bürgermeistern Jakob Herbrot und Hans Welser anzeigt, da sie sowieso nichts tun, ja nichts tun können. Seit der Niederlage des Kurfürsten ist alles noch schlimmer geworden. -[11]Der Augsburger Bischof Otto Truchsess von Waldburg, versucht, sich wieder in der Stadt niederzulassen, indem er mit Drohungen heftigen Druck ausübt. Es könnte bald dazu kommen! -[12] Überall sind Vorwarnungen Gottes zu beobachten! So schlug zum Beispiel am 28. April der Blitz in den Stiftsturm ein, was vermutlich die Rückkehr des Teufels im Augsburger Dom ankündigt. Am Tag der Gefangennahme des Kurfürsten ging über Memmingen ein schweres Unwetter nieder. Es ist zu befürchten, dass Gott sein Reich einem anderen, gehorsameren Volk übertragen wird. -[13] Stadtschreiber Georg Frölich und alle anderen Ratsherren müssen dem Kaiser gehorchen. Einige tun dies gar nicht ungern und ignorieren dabei die rechtschaffenen Leute völlig. -[14] Haller wünscht sich so schnell wie möglich in sein liebes Vaterland zurück, da er von der ehrlosen Lage in Augsburg genug hat! -[15] Es ist kaum zu glauben, wie sehr die böswilligen und reichen Leute frohlocken. Dem Oberst soll sogar eine Kirche zugeteilt werden, damit er darin seine Abgötterei treiben kann. Die päpstlich gesinnten Bürger feuern sogar mehr als die Kriegsleute dazu an. Menschen, die Haller und Ruman früher wohlgesinnt waren, wollen nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Die Bürgermeister würden gerne Angenehmes von ihnen hören, doch können Letztere ihnen nur eine bittere Medizin verabreichen, die allerdings zuträglich für ihre Seele wäre. Frölich ist der Meinung, dass Haller und Ruman jede gute Gelegenheit heimzukehren wahrnehmen sollten. -[16]Kurz gesagt: Die Feindseligkeiten sind groß. Haller und Ruman müssen sogar um. ihr Leben fürchten, falls ihnen die Flucht nicht gelingt. Haller will jedoch ausharren, solange er die Kraft dazu findet und sein Gewissen es ihm erlaubt. -[17]Er wird aber nicht den Zürcher Ratsherren schreiben, da sie ihn für empfindlich und ängstlich halten, obwohl er dies nicht ist (die Augsburger Kirche kann dies bezeugen). Freude an der Lage hat er allerdings keine! Er will auch nicht verhehlen, dass eine Abberufung ihn freuen wurde, zumal den Frommen in Augsburg kein Nachteil dadurch entsteht, auch wenn diese ihn nur ungern ziehen lassen. Doch


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wissen sie auch, dass er vom Oberst bedroht wird. Dennoch will er nicht um eine solche Rückberufung betteln. Es gilt, den eigenen guten Ruf zu wahren! Gott wird ihn schon retten! -[18]Dieser ausführliche Brief soll Bullinger liber die Sachlage in Augsburg informieren und ihn auf eine plötzliche Rückkehr Hallers vorbereiten. Käme es dazu, soll Bullinger bereits wissen, dass dies die Folge äußerst großer Gefahren war. Ginge es nur nach Rurnan, wäre Haller schon längst wieder in Zürich. Ruman würde ferner zugeben müssen, dass Haller ihn nur mit größter Mühe in Augsburg zurückhalten konnte. -[19] Haller verfasste diesen Brief hauptsächlich auf Deutsch, damit die Bürgermeister Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab, ja auch andere, ihn ohne Weiteres lesen können. Er wird ihn Andreas Gessner zur Übermittlung anvertrauen, es sei denn, er fände einen zuverlässigen Boten, der direkt nach Zürich geht. Wie auch immer, Gessner wird bestätigen können, dass die Lage in Augsburg noch schlimmer ist, als sie im vorliegenden Brief geschildert wurde.

S. et pax a principe pacis 3 , domino nostro lesu Christo, etc. Heu, heu! Quam infaustae cogor esse tibi nuncius rei, observande pater! Captus est 4 ille (ut cum discipulis Emauntem euntibus loquar 5 ), quem sperabamus redempturum Israelem 6 , bannes Friderychus, Saxoniae dux elector 7 . Non frustra coelum ipsum hoc mali portendit, cum iis ipsis diebus, quibus haec acta, 8 apud nos duo gladii circa solem orientem visi sint inter se mutuo congredi hostiliter, quorum alter, licet strenue pugnans, tandem succubuit. Scripsi hac de re in proximis literis 9 , unde nunc ex eventu colligere poteris, quid deus optimus maximus adeoque natura ipsa hoc prodigioso visu significant.

Res acta sic ad nos pervenit: Deß keisers 10 und churfürsten huffen sind nitt wyt von einander glegen. Keiser hatt ein volk uff Erdfurt zugschickt, dasselb inzunemmen, aber deß churfürsten regiment, so her Jörg von Reckenrodt 11 furt, ist imm vorkommen und hatt Erdfurt inn. 12 Darnach hatt der churfürst gedacht, der keiser werd nach Wittenberg trachten; hatt er imm auch wellen fürkommen. 21., 22. et 23. aprilis sind große scharmützel gschehen, vil volks bliben, churfürst alweg 13 gsiget. 14

23. aprilis hatt er 500 reisiger 15 und 8 oder uff das vilest 9 fennli fußknecht zil imm gnom und ist er selb persönlich vom huffen zogen an der Elb, dem keiser fürzukommen, 16 und sich allein deß behuiffen, das das wasser zwüschend in gsin; deßhalb er nitt verhofft 17 , das er unsicher were.

3 Jes 9,6.
4 Am 24. April bei Mühlberg an der Elbe. - Weiteres unten Z. 17-36 und Anm. 31.
5 Lk 24, 13-35.
6 Stellvertretend für Gottes Volk (hier die Protestanten).
7 Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen.
8 Am 20. April; s. Nr. 2888,6-9.
9 Mit Brief Nr. 2888 vom 25. April.
10 Karl V.
11 Oberst Georg von Reckerode.
12 Ende März gab es das Gerücht. dass der Kaiser nach Erfurt ziehen würde, doch
diente es wohl nur der Ablenkung. Der Kurfürst ordnete trotzdem die Besetzung der Stadt an. Die zwischen dem 21. und dem 28. April erfolgte Belagerung blieb jedoch erfolglos. Daran war nicht Georg von Reckerode, sondern Georg von Kreitzen, Hauptmann von Gotha, beteiligt; s. Mentz III 96. 98.
13 immer.
14 Es kam nicht zu Angriffen.
15 Kavalleristen.
16 Eher um dem Kaiser zu entkommen!
17 erwartet hat.


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Der keiser hatt von stund an sin verretery 18 ghept, wie der churfürst vom huffen sye, und ylend 2'000 oder mer hußeren 19 hernach gschickt, welche durch die puren furt habend funden an der Elb. Und sind herdurch kommen und an inn gstoßen, den churfürsten ans wasser triben, also das si sich habend müßen ergeben, wiewol si sich redlich gweert. Der churfürst ist in das angsicht gar übel wund 20 . Sin eltester sun 21 sol erschoßen sin. Und ist zu erbarmen, das die sach so liederlich mißraten. Man sagt, das über 500 personen nitt umbkommen syend. Dann 22 als si den gwalt 23 gsehen, habend si gmeint, es sye das gantz heer deß keisers da, und sich ergeben. Darnebend ist der churfürstisch hilff noch aller bi ein-||520v ander und uff selche that zusammen geruckt. Es sind auch 15'000 Behem 24 zu inn kommen, die imm anzug gsin, 25 dem churfürsten zu helffen. Hertzog Hans Ernst 26 , sin brüder, ist auch noch verhanden. Der wil drinsetzen 27 , wil er mag 28 . Man sagt auch, das das gantz land uf sye, iren fürsten zu erretten und zerlösen! Es ist auch gfangen worden der hertzog von Grobenhagen 29 , den Gvaltherus und wir offt zu Marpurg gesehen. 30 Ist gschehen uff sontag, den 24. aprilis. 31 31
18 Intrigenspiel dank Spionen, die die Pläne des Kurfürsten verrieten.
19 Husaren.
20 Er wurde vom Husaren Josef Luka im Gesicht verwundet; s. Mentz III 104.
21 Johann Friedrich II., der Mittlere (geb. 1529), der nicht umkam, sondern nach Wittenberg fliehen konnte, von wo er sich nach Gotha begab und den Widerstand organisierte; s. Mentz III 106. -Die falsche Nachricht von seinem Tod findet sich auch in Moritz von Sachsen PK III 373, Nr. 525.
22 Denn.
23 die Heeresstärke.
24 Böhmen.
25 Diese von Oberst Wilhelm von Thumshirn angeführten Truppen kamen zu spät; s. Mentz III 100.
26 Johann Ernst von Sachsen-Coburg, der Halbbruder des Kurfürsten.
27 sich dafür einsetzen.
28 wil er mag: solange er es vermag.
29 Herzog Ernst III. von Braunschweig-Grubenhagen (1518-1567), der älteste Sohn von Herzog Philipp I. von Braunschweig-Grubenhagen (1476-1551). Er wurde tatsächlich während der Schlacht von Mühlberg a.d. Elbe festgenommen, aber bald darauf wieder freigelassen; s. Heinrich Bünting, Braunschweigische
und Lüneburgische Chronica, Teil 4, Magdeburg 1585 (VD16 B9151), f. 101r.
30 Als Haller und Rudolf Gwalther zwischen September 1540 und März 1541 gleichzeitig in Marburg studierten. -Hier liegt vonseiten Hallers eine Verwechslung mit Ernsts jüngerem Bruder Albrecht vor, der für die Zeit vor April 1541 in Marburg nachgewiesen ist und sogar zur gleichen Zeit wie Gwalther den Regensburger Reichstag von 1541 besuchte; s. HBBW XI 133 und Anm. 12. Albrecht wurde allerdings am 5. Oktober 1546 während des Donaufeldzuges bei Nördlingen schwer verletzt und verstarb einige Tage darauf; s. HBBW XVIII 94 und Anm. 113. Als Haller damals davon erfuhr, sah er keinen Zusammenhang zwischen dem Verwundeten (der ihm als "Albrecht von Brunschwig" gemeldet wurde) und dem ihm bekannten "Albrecht von Brunschwig"; s. ebd., S. 94, 137.
31 Über die Festnahme des Kurfürsten berichtete der prokaiserliche Hans Baumann mit folgender Veröffentlichung: Newe zeyttung. Ware anzaygung inn was gestalt, auch wann, wie unnd wo, Hertzog Johann Friderich von der Römischen Keyserlichen Mayestät am xxiiij. tag Aprill erlegt und gefangen worden


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Also sucht gott sin kirch ernstlich heim. Ich hab alweg gsorgt (wiewol mir das hertz vor leid und jamer blut), die halb abgöttery 32 wurd nitt gut thun, und gott wurde si auch etwas sehen laßen, das si uns umb unsers unfals 33 willen unbillich 34 verdampt habend. Gott erbarm sich der sinen!

Das aber noch, das schandtlichest und mir amm schmertzlichsten ist dises: das unser oberster 35 , sobald die botschafft kommen uß vergunst 36 miner herren, uff den meiabend 37 alles gschütz, so uff den pastyen 38 gstanden, abglaßen 39 und fröud gschoßen 40 hatt, welches schier ein wüsten lerman gen 41 hett. Dann allen frommen hatt man als großen schmertzen ugfügt, als hett mans durch die hertz geschoßen. a Gott hatts bald vergulten. Dann am meitag ist inn 43 ein großer wal ingfallen zu huffen (den si 45 mitt 1'000 gulden nitt wider buwend) b , der nüw groß bim roten tor 46 ; wirt h. Lorentz 47 wol wüßen."

Uff den meitag kam der oberist mittsampt zweien houptlüten aber 48 einmal in min predig, allein das er horte 49 , was ich sagen welte; dann er ist noch an keines predig gangen dann an mine. Thut es aber uß großem ufsatz

a-a Am Rande nachgetragen. -
b Dieses und die zwei nächsten Klammerpaare ergänzt.
ist. Die Schrift wurde des Öfteren nachgedruckt. In der Wickiana (Zürich ZB, Ms F 16, 42-49) ist davon eine Ausgabe (VD16 ZV22724) ohne Druckangaben erhalten (s. dazu Nr. 2978, Anm. 88). Ein weiterer Bericht von Hans von Ponickau, einem kurfürstlichen Offizier, der allerdings später des Verrates verdächtigt wurde, findet sich in Moritz von Sachsen PK III 367-379, Nr. 520. Die ganze Handlung wird auch in Mentz III 97-106 dargestellt. In Voigt, Moritz 371-388 werden die Quellen zur Geschichte der Schlacht besprochen. -Bullinger fertigte sich aus einer in Basel am 16. Mai erstellten Quelle eine eigenhändige Abschrift eines Berichts von dieser Festnahme an (Zürich ZB, Ms A 43, 37-40).
32 Die lutherische Abendmahlslehre; vgl. HBBW XVII 30f; XVIII 26.
33 Anspielung auf den Zweiten Kappeler Krieg, in dem Zwingli ums Leben kam.
34 zu Unrecht.
35 Bernhard von Schaumburg.
36 Vergönnen.
37 Den 30. April. ein Samstag.
38 Bastionen (Befestigungsanlagen).
39 abgefeuert.
40 fröud gschoßen: Freudenschüsse abgefeuert.
41 lerman gen: Aufstand gegeben.
42 (einen) derartigen.
43 ihnen (den Augsburgern).
44 Vermutlich infolge des starken Unwetters vom 28. April; s. dazu unten Z. 94. - Diese Begebenheit hat Von Stetten, Augsburg 409 ganz anders dargestellt: "Als [...] diese Nachricht bald nach Augspurg gekommen, stellte der augspurgische Commendant sogleich deßwegen ein Freuden-Fest auf den 30. April an und verordnete, daß auf allen Wällen um die Stadt die Stücke sollten gelöset [d.h.: die Kanonen abgefeuert] werden. Es hätte aber wenig gefehlet, daß er nicht dabey selbst um das Leben gekommen wäre, indeme, da er selbst auf den rothen Wall gekommen, von dem starcken Schiessen unter ihme ein Stück Erde gewichen, und er einen gefährlichen Fall gethan."
45 Die Stadtbehörden.
46 Auch Spitaltor genannt, das südöstlichste Tor von Augsburg. - Im Spital war vermutlich ein großer Teil der Besatzungstruppen untergebracht; vgl. nämlich HBBW XIX 338.
47 Lorenz Meyer (Agricola).
48 erneut. - Der Oberst hatte auch Hallers Predigt vom 23. April besucht (s. unten Z. 73-78) und vor dem 19. April hatte er schon zwei andere Predigten besucht; s. Nr. 2884,39-41.
49 allein das er horte: nur um zu hören.


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50 . Als ich nun all min oration dahin lendet 51 , das nieman den glauben uß glück und unglück meßen welte: 52 Die warheit blibe denocht warheit, Christus das haupt der kirchen 53 ; denocht werind mentschensatzungen kein nütz, und man diente gott vergeben mitt 54 ; denocht wer nun 55 ein mittler gottes und deß mentschen, Christus Jesus, etc.; denocht wer d'mäß kein opfer, 56 sonder ein gedechtnus deß lydens Christi, sitmal 57 Christus selichs gheißen 58 , thun zu si 59 gedechtnuß (litt opferen!); denocht werind alle die dieb und mörder, so ußert Christo ander wäg zum läben suchtend; 60 mitt ander worten meer, so mir der heilig geist gab mitt aller freidikeit 61 uszusprechen; darumb söltend si sich nitt ergeren 62 , betrachten die exempel Davidis, Christi, apostolorum, martyrum!

Daruff er 63 , hefftig über mich bewegt 64 : Es muß mir nach 65 der lon werden! Ich hab znechst 66 den papst 67 so schandtlich usgricht 68 , jetz den keiser eim gottlosen verfolger verglicht, und das in siner praesentz! Was ich dann thüy, so er litt zugegen? Si müßind dem Schwitzer starck gnug sin 69 ! Hatt mich auch dermaß ||521r. in ein gschrei bracht 70 , das mich alle landsknecht bkennendt 71 und über mich schryend: "Das ist der Schweitzer! Das in botz hie und dert schend! 72 "Darff mir aber nieman kein leid thun, domino coelitus me protegente. Ich bin nun deß yferiger, freidiger und dapferer. Sech si all nitt an 73 .

Am 23. aprilis was er auch in miner predig. Do hatt ich in epistola bannis ein locum de antichristo. 74 Do sagt ich imm, wer er were. Probiert imms 75 . Satzt imm 76 Christum und den antichrist, und ließ ein jeden, der Christi sin wett 77 , drüber urtheilen. Daruff er gsagt: "Das dich, botz sacrament und

50 feindlicher Gesinnung.
51 Zu verstehen: Da meine ganze Predigt zum Ziel hatte.
52 Wegen des Sieges des "gottlosen" Kaisers über die "rechtgläubigen" Protestanten.
53 Kol 1, 18.
54 damit. -Anspielung auf Röm 3, 28.
55 nur. -Vgl. 1Tim 2, 5.
56 Hebr 7, 27; 10, 10.
57 da; s. SIN 147.
58 selichs gheißen: solches angeordnet hat.
59 seiner; s. SI VII 1017. -Vgl. Lk 22, 19; 1Kor 11. 24f.
60 Joh 10, 1; 14, 6.
61 Beherztheit. - Mt 10, 19f par.; Lk 21, 14f.
62 sich nitt ergeren: nicht daran Anstoß nehmen.
63 Der Oberst.
64 erzürnt.
65 noch.
66 Bei der ersten Predigt; s. unten Z. 73-78.
67 Paul III.
68 niedergemacht.
69 dem Schwitzer starck gnug sin: dem Schweizer Angst machen.
70 in ein gschrei bracht: zum Gegenstand des Geredes gemacht.
71 erkennen.
72 Zu verstehen: Dass Gott ihn im Diesseits und Jenseits mit Schande bestrafe! - "Botz" steht beim Fluchen verhüllend für Gott; s. SI IV 1996.
73 Sech si all nitt an: Ich achte nicht auf sie.
74 Gemeint ist 1Joh 2, 18-29.
75 Probiert imms: Bewies es ihm.
76 Satzt imm: Legte ihm deutlich dar.
77 sin wett: sein will.


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marter, 78 als künmuls schendc! Du must denocht den bapst buben lan 79 , und söttist 80 zerspringen!"

Also sagend mir gut, eerlich lüt, denen ich truw (warnend mich auch) d , das ich mich hüt! Wo si 81 mir köntend ein süppli zurichten 82 , wurd es gschehen! Deßhalb ich schier nitt us 83 darff gan. Musculus ist vil handlicher 84 dan ich, aber diewyl er 85 inn nitt hört, gat das wätter als 86 über mich. Gott aber stat mir redlich by. Imm sye eer in ewikeit!

e 25. aprilis gieng ich von Romano 87 zu mim hus. Lagend etlich groß Hansen 88 in eim ergger. Ich thet in min eer an. 89 Do schrüwends mir nach: "Pfaff 90 , der tüfel nemm dich! Der tüfel nemm dich!" Das ist panis quotidianus. Ich acht sin 92 schier nüt mee. So ichs den burgermeisteren 93 sag, wend 94 si, ich söll sagen, wers thu. Ist grad, als der in ein kalten ofen blaßt. 95 Promiserunt tuitionem, 96 quam praestare nec possunt nec cupiunt etiam. e Es wirt erst jetz recht angan suppresso electore! Man singt schon liedle darvon.

Der bischoff 98 tröwt 99 hefftig, er well in kurtzem in sim stifft sitzen zu Augspurg. Das kan bald gschehen!

Es hatt am 28. aprilis das wätter 100 in deß stiffts thurn gschlagen. Ich denck, es bedüt, das der tüfel wider drin werde kan 101 . An dem sontag, do der churfürst gfangen, 102 ist zu Memmingen ein selich wätter 103 gsin, das si sich verwegen 104 , gar nach 105 zu verderben. Das wätter hatt an 9 orten in die

c schend fehlt in der Vorlage. -
d Klammern ergänzt. -
e-e Am Rande nachgetragen
78 botz sacrament und marter: Verwünschungsformel.
79 lassen.
80 solltest (du). 81 Die kaiserlichen Landsknechte.
82 Eine missliche Lage bereiten. Vermutlich ist hier sogar die Gefahr einer Vergiftung angedeutet; vgl. SI VII 1230f; Wander IV 979 s.v. "Supplein".
83 schier nitt its: fast nicht aus dem Haus.
84 virulenter.
85 Der Oberst.
86 gat das wätter als: geht die ganze Wut.
87 (Hans) Thoman Ruman (Römer). - Ruman wohnte im Martinskloster am Kesselmarkt; Haller im sogenannten Wunderhaus bei St. Anna; s. HBBW XIX 463,24 und Anm. 17 und 19.
88 Die "großen Hansen" sind vornehme, an der Regierung der Stadt beteiligte Bürger; vgl. HBBW XIX 204 und Anm. 33.
89 Zu verstehen: Ich grüßte sie.
90 Damit wird nicht Hallers Religion, sondern der von ihm ausgeübte Beruf (Pfarrer) angeprangert.
91 Vgl. Nr. 2889,[3].
92 dessen (darauf).
93 Jakob Herbrot und Hans Welser.
94 wollen.
95 in ein kalten ofen blaßt: sich vergeblich bemüht. -Vgl. Wander III 1117, Nr. 45; 1120f, Nr. 115. 137.
96 Vgl. HBBW XIX 288-290.
97 Zu diesen Liedern s. Günter Vogler, Kurfürst Johann Friedrich und Herzog Moritz von Sachsen: Polemik in Liedern und Flugschriften während des Schmalkaldischen Krieges 1546/47, in: ARG LXXXIX, 1988, 178. 200-203.
98 Otto Truchsess von Waldburg. - Siehe Nr. 2962, Anm. 5; Nr. 2984,58f.
99 droht.
100 Blitz.
101 kommen.
102 Am 24. April.
103 selich wätter: solches Unwetter.
104 gefasst machten.
105 gar nach: beinahe.


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statt gschlagen, aber nüt anzünnt, auch keim mennsch beschedigt. Das sind als 107 ernstliche warnungen gottes! Ich bsorg, das umb unser undanckbarkeit willen das rych gottes uns endtnommen und eim volk geben werde, das sine frücht thu. 108

Stattschryber und alle herren hand kein anderen trost, dann das si gläben mußind deß keisers gnad! 110 Was er heißt, müßend si thun: thünds auch zum theil nitt ungern. Deßhalb biderb lüt gar kalt bi inn 111 sitzend. 112 Ich welt, ich wer in mini lieben vatterland (wies 113 dan gieng), dann ich kein lust hab, in der schelmery 114 zu sin!

Jr glaubend nitt, was jubilierens die böswilligen und rychen tribend. Es ist auch uff dem weg, das man dem obersten ein kirch ingeb, darinn er sin abgöttery trib. 115 Und tribend selichs"6 die bäpstischen burger vil mee dann die kriegslüt! Die 117 etwan 118 wol an uns ||521v. gsin, beladend sich unser nüt. Die burgermeister hettind gern placentia 119 sed damus eis amaricantia 120 , animabus tamen conferentia 112 . Putat archigrammataeus nullam discedendi iustam occasionem negligendam.

In summa: Der ufsatz ist groß! Bsorg, wir müßind deß nechsten tags mitt der hut dran oder endtlauffen. Nun wil ich je min bests thun, bis ich nümmen 123 mag oder min gwüßne mich laßt

Das ich vil gen Zürich schrib, wird ich nitt thun. 125 Nitt das ich min herren verachte, sonder das ich weiß, und vernims von eerlichen lüten, das man mich als ein jungen mentschen für blug 126 und verzagt haltet, als der ich das krütz fürchte. Ist war, ich hab kein fröud drab 127 Aber ich welt, das man

106 Siehe Christoph Schorer, Memminger Chronick, Ulm 1660, S. 86; Peer Frieß, Die Außenpolitik der Reichsstadt Memmingen in der Reformationszeit (1517- 1555), Memmingen 1993, S. 206.
107 alles.
108 Mt 21, 43. -Derartige Ereignisse wurden damals stets als Botschaften Gottes aufgefasst und sowohl theologisch als politisch ausgenutzt; s. Nüwe Zyttungen. Der Briefwechsel des Reformators Heinrich Bullinger. hg. y. Luca Beeler, Gina Bucher und Andreas Koller, Zürich 2018, passim.
109 Georg Frölich, der weiter unten als "archigrammataeus" bezeichnet wird.
110 Zu verstehen: als dass sie sich der Gnade des Kaisers unterwerfen müssen; s. SI III 972.
111 bei denen, die dem Kaiser gefallen wollen.
112 gar kalt bei jemandem sitzen: von jemandem völlig ignoriert werden.
113 wenn es; s. SI XV 82.
114 ehrenlosen Spitzbüberei.
115 Vgl. schon HBBW XIX 388,[3]; 459,[2]; Nr. 2884,41f. - Die "Abgötterei" ist die Messe.
116 tribend selichs: treiben zu solchem an.
117 Wie etwa Hans Welser. - Vgl. auch HBBW XIX 463,16-18.
118 einst.
119 Gefälliges.
120 Bitteres (als Bestandteil einer Arznei).
121 Zuträgliches.
122 mitt der hut [= Haut] dran: mit dem Leben bezahlen.
123 nicht mehr.
124 min gwüßne mich laßt: mein Gewissen es zulässt.
125 Vgl. Nr. 2884,43-53.
126 empfindlich; s. SI V 39.
127 daran.


Briefe_Vol_20-181arpa

wüßt, wie ich inn diser gfar mich in der kilch gottes helt. Es wirts die kilch seib bezügend, zudem das es der gottlosen ufsatz gnug bezüget. Aber ich beflichs als dem herren! Welt gern, das ich legittimam revocationem hett. Ich wil si aber nitt ergutzlen 128 iuxta regulam: "Omnia si perdas, famam servare memento! 129 Ich weiß auch, das man den frommen 130 kein undienst thete, wie ungern si mich laßen wurdind, allein das mir nitt ein schmach begegnete von dem obersten, der also 131 den haß an mich gleit 132 ! Dominus autem mihi aderit, liberabit ex ore leonis 133 et omni opere malo servabitque in regnum suum coeleste. Ipsi gloria in aeternum! Amen. 134

Haec ideo copiosius ad te, ut vel tu saltem cognoscas ac credas, in quo statu res nostrae sint, 135 et ut scias me, si forte aliquando fuero reversus, hoc non facturum esse nisi extremis necessitatibus urgentibus. Si Romano acquievissem, iam dudum Tiguri fuissem. Testabitur ipse, quantum laborem, ut ipsum retineam, donec urgens cogat conscientia.

Scripsi plaeraque Germanice, ut commode communices consulibus 136 et aliis. Testabitur Andreas Gessnerus 137 , cui has (nisi commodiorem, qui rectius ad vos proficiscatur, inveniam nuncium) perferendas tradam, me minora longe scripsisse, quam revera sunt pericula!

[Ohne Unterschrift.]

[Ohne Adresse.]138

128 durch Betteln oder Schmeicheln erwirken; s. SI II 584.
129 Siehe TPMA VIII 344, §3.6.
130 Die Kirchgänger der Moritzkirche, in der Haller predigte.
131 so sehr.
132 den haß an mich gleit [= gelegt hat]: mich hasst.
133 Vgl. Ps 22 (Vuig. 21), 22; Dan 6, 20-22.
134 2Tim 4, 17f.
135 Siehe dazu schon oben Anm. 1.
136 Hans Rudof f Lavater und Johannes Haab.
137 Andreas Gessner d.J. (geb. 1513, gest. November 1559), Sohn des gleichnamigen Zürcher Krämers, der vermutlich aus geschäftlichen Gründen nach Augsburg gereist war. In Hallers Brief an Bullinger vom 26. August 1547 (Nr. 2999,2-4) ist er erneut in Augsburg nachgewiesen und wird darin als "pugilem illum Tigurinum" bezeichnet, wohl in Anspielung auf die Schlägerei, zu der es 1545 mit Eustachius
Froschauer d.J. (Sohn des gleichnamigen Geschäftsführers der Zürcher Papiermühle) wegen eines Mädchens gekommen war. Ab 1551 beteiligte er sich an der 1548 eröffneten Druckerei von Rudolf Wyssenbach, ehe er ab 1553 die Druckerei mit seinem Bruder Jakob weiter bewirtschaftete. - Lit.: Carl Keller-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. 3 (Zürich ZB, Ms Z II 3), S. 25; Paul Leenzann-van Elck, Die Offizin Gessner zu Zürich im 16. Jahrhundert. Mit Bibliographie, Bern 1940 - Bibliothek des Schweizer Bibliophilen 11/15; BZD 416- 447; Reske 1042f; Urs B. Leu, Conrad Gessner (1516-1565). Universalgelehrter und Naturforscher der Renaissance, Zürich 2016, Reg.
138 Dieser Brief wurde vermutlich von Andreas Gessner nach Zürich befördert; s. oben Z. 136-138.