Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2833]

Oswald Myconius
an Bullinger
Basel,
1. März 1547

Autograph: Zürich StA, E II 336a, 272 (Siegelspur) Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 942, Nr. 1058

[1]Myconius ist wieder von den Toten auferstanden, doch nicht unsterblich wie der Herr! Er dankt Bullinger, ihn so fürsorglich für den Weg zum Herrn gewappnet zu haben. Möge Bullinger Ähnliches erfahren, wenn er es nötig hat! [2] Johannes Gast berichtet [mit Brief Nr. 2832] ausführlicher. Heute teilte ein Gelehrter [...] die fragwürdige Nachricht mit, Kaiser Karl V. habe an die XIII Orte geschrieben und ihnen mitgeteilt, dass er über deren Verhandlungen an der letzten wie auch an der gegenwärtigen Badener Tagsatzung sehr wohl informiert sei. Die Eidgenossen sollen sich hüten, etwas gegen ihn oder das Reich zu unternehmen. Wenn sie sich so verhielten wie bisher, wird er ihnen ein guter Herr sein. Weiß Bullinger etwas dazu? [3]Die Straßburger werden nur dann einen Frieden mit dem Kaiser annehmen, wenn sie bei ihren Freiheiten, ihrer Religion und ihren Bündnissen bleiben dürfen, zudem nicht huldigen

c In der Vorlage die.
31 Richtig: Johann Sigismund Zapolya, der damals noch nicht sieben Jahre alt war. — Georg Martinuzzi hatte damals mit der Witwe Isabella Jagiellonica die Regentschaft für den jungen König von Ungarn übernommen.
32 Gemeint ist Johannes Ï. Zapolya, ehemaliger König von Ungarn und Woiwode [ungarisch: Wajda -daher "Weiden"] von Siebenbürgen, der 1540 gestorben war. Er war mit den Habsburgern verwandt.
33 Auflage (vgl. SI III 1462); oder: Hintergedanken. — Ein falsches Gerücht.
34 Johann Friedrich I. von Sachsen.
35 Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach; vgl. Nr. 2810,
40f; Nr. 2822,19-21. Es handelt sich aber um ein falsches Gerücht. — Erst am 2. März kam es in Rochlitz (Sachsen) zum großen Überfall der kurfürstlichen Reiterei auf Markgraf Albrecht, der dabei eine herbe Niederlage erlitt; s. Warhafftige Zeitungen wie Marggraue Albrecht von Brandenburgk ... bey Rochlitz erlegt vnd gefangen worden, Erfurt 1547 (VD]6 W653 — weitere Ausgaben dieser Schrift unter VD]6 W651f. W654. ZV25933); Voigt, Albrecht I 146-154; Rudolf Friedrichsdorf Markgraf Albrecht Alcibiades als Reiterführer, Berlin 1919, S. 19.
36 gewesen.


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und keine Besatzung aufnehmen müssen. Landgraf Philipp von Hessen will diesem Beispiel folgen, falls ihm ein Frieden angeboten wird. [4]Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen kämpft mit Erfolg. Zwei Landsknechte berichten, dass sie eine Schlacht überlebt haben, in der der Kurfürst über Herzog Moritz von Sachsen und Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach siegte. [5]In einem Brief des Rektors [Wolfgang Lazius] der Universität Wien an Johannes Oporin steht, dass König Ferdinand I. erneut Verfolgungen von Lutheranern an der Universität angeordnet hatte und dass drei angesehene Gelehrte dabei aufgespürt und ausgewiesen wurden. [6]Papst Paul III. und der Kaiser sind zerstritten. Da aber beide gottlos sind, soll der Teufel auf sie zählen! [7]Gruß, auch an Rudolf Gwalther und an die anderen Kollegen. Myconius schreibt vom Bett aus. [8] [P.S.:]Bullinger sei Dank für die Erläuterung in Bezug auf Gwalthers [,,Endtchrist"].

S. Revixi, 1 sed non ut dominus nunquam moriturus deinceps. Adibo namque mortem, dum illi fuerit libitum. Ago gratias de tua pro me a sollicitudine, qua conatus es me reddere quam instructissimum in via ad dominum. Retributor bonorum 2 et tibi sit retributor pro me, dum maxime habueris opus.

Gastius cetera; 3 ego paucula scribam. Narravit doctus quidam 4 hodie mihi cesarem 5 scripsisse ad tredecim Cantones (sic vocabat ipse) se scire, que in proximis 6 egerint comitiis, sciturum etiam, que sint acturi in his, que nunc 7 sint. Cavere debere, ne quid tentent vel audeant contra personam seu maiestatem suam aut contra imperium, nam secus si fecerint, haudquaquam se laturum. Quod si manserint ut hactenus, bonum ac benignum se futurum imperatorem. Miror hec si sint vera. Si nosti aliquid, fac sciamus.

Argentinenses si valuerint obtinere securitatem libertatis sue, religionis sue et fidem sociorum, pacem recipient cum cesare, ita tamen, ut adoratio et supplicatio 8 remittatur et nullum mittatur praesidium 9 . Eandem rationem servabit, si pax offeratur, landgravius 10 .

Elector 11 pugnat feliciter. Dixerunt milites duo 12 aufugisse se ex proelio, in quo elector victoriam obtinuerit contra Mauricium 13 et Albertum marchionem 14 . Certum est, quod ita dixerunt. Pro electoris incolumitate et felicitate totus mundus orare debet.

a Über der Zeile nachgetragen.
1 In Bezug auf Nr. 2827.30-56.
2 D.h. Gott. Anspielung auf Ps 18 (Vulg. 17), 21; Mt 6, 4 par. Siehe auch HBBW XI 105, Anm. 1.
3 Mit Brief Nr. 2832.
4 Unbekannt.
5 Karl V. — Einen solchen Brief hat es nicht gegeben. Vgl. auch Nr. 2835,5f.
6 Die Tagsatzung, die am 10. Januar begonnen hatte; s. Nr. 2737, Anm. 3.
7 Auf der am 28. Februar eröffneten Tagsatzung; s. Nr. 2817, Anm. 4.
8 Mit "adoratio et supplicatio"ist eine Huldigung dem Kaiser gegenüber gemeint.
9 Besatzung (hier eine kaiserliche). — Siehe dazu Nr. 2822, Anm. 16.
10 Philipp von Hessen. —Zu den Beratungen über eine Kapitulation, die im Februar und März 1547 während des hessischen Landtags stattfanden, s. Hessische Landtagsabschiede 1526-1603, hg. und eingeleitet v Günter Hollenberg, Marburg 1994, S. 146-154, Nr. 20.
11 Johann Friedrich I. von Sachsen.
12 Wohl dieselben Landsknechte, von denen bereits Gast berichtete; s. Nr. 2832,24 und 24-26.
13 Herzog Moritz von Sachsen.
14 Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Ansbach-Kulmbach.


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Ex rectoris Viennensis 15 patet literis ad Oporinum regem 16 novam inquisitionem mandasse in academia contra Lutheranos et inventos tres viros doctos et magnos, exilio multatos. 17

Pape 18 cum cesare non convenit et cesar videtur exulceratus contra papam, 19 sed quia deo vacat uterque, satan eis fidat.

Non possum plura. Vale in Christo cum Gvalthero et ceteris piis fratribus omnibus. Basilee, ex lecto, 20 kalendis ipsis martii anno 1547.

Tuus Os. Myco.

Gratissimum fecisti, quod negocium Gvaltheri significasti tam perspicue. 21 Ago propterea gratias.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Heinricho Bullingero, doctissimo piissimoque fratri ac domino in Christo observandissimo suo. Zü[rich]. b