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Autograph: Zürich StA, E II 342, 156 (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Was soll man denn noch schreiben, wenn das, was bisher als sicher galt, unsicher erscheint?
Die Lage ist so verstrickt. Christus möge diesen gordischen Knoten zerhauen!
— [2] Gestern kam ein Brief vom 22. November aus dem [schmalkaldischen] Feldlager bei
Giengen, laut dem [Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen]
noch am selben Tag vorhatten, nach Hause aufzubrechen. Die Fürsten haben nämlich erfahren,
dass Sachsen beinahe ganz besetzt sei und die Böhmen nachziehen würden. Ferner soll
Herzog Moritz [von Sachsen] bald Wittenberg angreifen. Die [oberdeutschen] Städte haben
guten Grund zur Furcht, zumal Kaiser [Karl V. ] immer noch im Feldlager ausharrt. Das kann
schlimme Folgen für sie und für [Herzog Ulrich von] Württemberg haben. Doch gibt es auch
jetzt keinen Anlass, die Hoffnung aufzugeben, denn der Sieg ist allein Gottes Angelegenheit!
Außerdem besitzen die Städte und Württemberg genügend Soldaten, falls sie Menschen aufbieten
und auf Gottes Hilfe zählen wollten (das Heer des Kaisers ist ja auf wundersame Weise
durch Pest und Seuche dezimiert). Sollten sie in die Hände des Kaisers fallen, werden sie
schließlich doch noch den Sieger bezwingen! War denn Daniels Sieg in Babylon nicht größer
als derjenige, den Jojachin oder Zedekia in Jerusalem hätten erringen können? Vielleicht sind
aber auch die nach Zürich übermittelten Nachrichten falsch. —[3] Sicher ist, dass es bald zu
einem Bündnis zwischen König [Franz 1.] von Frankreich und dem Schmalkaldischen Bund
kommt. Der Abzug der Fürsten könnte wohl das erste Ergebnis dieses Bündnisses mit dem
ägyptischen König sein! Myconius und [Francisco de]Enzinas sollen dies für sich behalten, es
sei denn, sie würden das Gleiche auch von anderen hören. —(4) Momentan beraten der KleineBriefe_Vol_18-335 arpa
und der Große Rat, ob man schon jetzt oder erst nach Weihnachten Truppen zum Banner oder
zum Fähnlein mustern soll und wie man sich gegenüber den Söldnern, die den Schmalkaldenern
zugezogen sind, verhalten soll. Die Zürcher haben ja diesbezüglich strenge, doch völlig
gerechtfertigte Gesetze. —[5]Gruß, auch an Enzinas, [Johannes] Gast und [Johannes]Oporin.
Gratiam et pacem. Quid scribam, mi Myconi, cum incipiant ea quoque, quae certa hactenus fuerunt, fieri incerta? Videtur mihi plane totum negotium esse intricatissimum et nodus quidam Gordius 1 versari partium manibus. Dominus lesus dissecet illum ad gloriam nominis sui et ecclesiae suae incolumitatem!
Heri accepimus literas, easque ex castris Danubianis ad Giengen datas 22. novembris, 2 quae indicant ea die nostrorum castra sese apparasse non hibernis sed domui, idque magno cum metu et dolore urbium, maxime cum caesar 3 firmus suis adhuc castris 4 inhaereat. Nuncium acceperunt principes 5 totam fere ditionem Saxonis esse occupatam (iam vero Mauritium 6 proxima 7 petere Witenbergam) a , insequi Bohemos. Ideo fortassis domum redire properant. Quid interim putas futurum et eventurum urbibus et Wirtembergensi 8 si ? Nondum abieci spem, mi frater (etiamsi certa sunt, quae scripta sunt), nam victoria non est ex hominibus. 9 Sat multi, sat instructi sunt milites Wirtembergensis et urbium, si viros praestare volunt, si dei auxilium implorarint, praesertim cum contagio et lues caesaris exercitum vastarit ad miraculum usque. 10 Dominus providebit. Quodsi illos dederit in manus caesaris, vincent tamen victi, vincetur victor! 11 Nosti vias domini dei nostri! Amplior fuit Danielis in Babylone victoria, quam fuisset Jehoiachin aut Zedechiae ad Hierosolymam. 12 Fortassis falsa et ficta sunt, quae ad nos scripta sunt.
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Certum est praeterea modo consignandum fore foedus inter regem Galliae 13 et foedus Schmalkaldicum. Wenn grad der ellend abzug 14 die erst frucht wer icti foederis cum rege Aegyptio? 15 Haec tibi soli scribo et d. Dryandro 16 . Nisi ab aliis eadem au-||156v. dieritis, nolo ut dicatis b huius quicquam [a]c me accepisse. Oremus dominum, ut nostri misertus in sancta sua voluntate serve[t].
Grad jetzund ist man in rät und burgern 17 zu radtschlagen, wie man uußneme 18 zu[m] paner oder zum fenli, 19 oder ob man es bi[ß] nach Wynacht ruwen lassen wölle; wi[e] man die knächt hallten, die zum rych gebouffen. Ir wüssend wol, was strenge[r], doch guter satzungen 20 wir habend. Gott de[r]allmächtig schick es wol!
Vale cum omnibus bonis. Salvi sint d. Dr[y]ander, Gastius, Oporinus. 27. novembris anno 1546.
Bullinger.
[Adresse darunter:] D. Osvaldo Myconio, fideli Basiliensis ecclesiae ministro, domino et fratri percharo suo. Basel.