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Autograph: Zürich StA, E II 347, 77-79 (Siegelabdruck) Ungedruckt
Hat die [vom Basler Stadtschreiber Ryhiner] überarbeitete Fassung des Schreibens an Luther mit dem Original verglichen, halt an der Korrektheit des letzteren fest und berichtet, wie der Wortlaut [an der Tagung vom 12.-14. November] zustande kam; er und Leo [Jud] kannen der vorgeschlagenen Änderung nicht zustimmen, die im übrigen auch nicht dem Standpunkt Berns entspricht. Warnt vor Machenschaften, die der erhofften Einigung [mit den Wittenbergern] zuliebe die bewährte Eintracht [der Schweizer Kirchen] gefährden. Grüße. Erkundigt sich für [Nicholas Partridge]nach einer Reisegelegenheit zur Antwerpener Messe.
Gnad und frid von gott durch unsernn herren Jesum Christum.
Fürgeliepter herr und bruder, ich hab üwer schryben 2 mitt sampt gestelter copien der praefation an doctor Martin Luthernn 3 empfangen. Und alls ichs mitt sampt M. Löwen 4 verläsen, hab a ich mich verwundert, das ettwas dunckle und unordnung gedacht wirt, samm 5 die vilicht durch unflyß 6 der schrybernn inn die abscheyd kummen b . Nun ist nitt minder 7 , was ein jetlicher geschryben hab, weyß ich nitt. Das weiß ich aber, das miner herren (der inen zu Basel gaben) abscheyd 8 dem original 9 glich ist. Das original hab ich noch, wie es in unser collation 10 gestellt und vor den botten alien zuletst uff dem radthuß geläsen ist. Da hab ich nüt zu noch von than. Und alls mich Bucer inn des statt- schrybers 11 hus badt, ich sollte nut endren, sunder es lassen blyben, antwurt ich, er söllte mich für ein andren menschen ansähen. Dann ich fry erckenn, wenn ich anders hätte dictiert, dann wie es imm original stund, das ich unredlich gehandlet. Ich hab es aber also geläsen, wie wir uns vereiniget hattend. Also stadt ouch c unser abscheyd. Und gestellte praefation, jetzt uns uberschickt, hatt eben die ordnung und sententz 12 die unsere, uußgenommen d , das ettlichs ist ußgelassen, ettlichs mitt andernn worten begriffen e . Zu end aber, da
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der knoppff 13 anligt, hatt unser abscheyd also 14 : "[...] habent f wir nitt anders sähen können, dann das wir hievor der gstallt by uns geleert und gloupt habend. Dorumb wir ouch, so das u[wer] w[ürde] meynung ist (alls wir gar nitt zwyfflend), nitt anders verstond, dann das es unserm glouben und unser confässion 15 gemäs und nitt zuwider ist, das wir ouch wyter also leeren werdent g 11 . So vil sind der worten des abscheyds; die sind ouch heyter 16 . Es ist von inen geredt under uns 17 . Und satzt Bucer das wörtly "gemäß"hinzu. Glych wie er vor nitt wolt, das man satzte, Luther h achtete, wir wurdent sine i artickel wol "näben unser confession"lyden, und wolt, man satzte "by unser confässion"18 ; hat üwer copia gar ußgelassen. Die wort aber, so obgemellt und zu antwurt k in unsern abscheyd verfasset, sind uß der bernischen antwurt 19 und unser instruction 20 genommen, das wir weder zu vil noch wenig thätind. Sy sind ouch mitt flyss 21 also gestellt. Das in üwer copia stadt, mochte ee 22 dahin zogen werden, das ungeachtet unser confession wir Luthers artickel gantz underschryben hättend. Dann also lutend üwere ||78 wort: "habend wir nitt anders sähen können, dann das wir hievor der gstallt by uns geleert unnd gloupt, ouch fürer 23 also leeren werdent, dorumb wir uns die gestellten artickel nach iro erlüterung vorgemellt alls christlich gefallen lassend." Dise wort sind gar scharppff und tringend 24 gar anders dann die unsernn. Dem sye nun allem, wie imm wöll, wil uns doch nitt gepüren, ützid 25 in dem zu endren mitt unser, das ist Leonis und miner stimm, das offentlich ist abgeredt, grad inn der formm ouch in die abscheyd gestellt, daheymm vor rädten und burgernn also verläsen, in sömlicher 26 formm under die andren statthändel 27 gehallten. Ir wüssend selbs, wie
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wir ein volck habend, und was fürzugs 28 , wie klein es joch 29 ist, bringen möcht. Ir schrybend, wie ungschicktlich Bernn geantwurt 30 Nun stadt aber in iro antwurt von wort zu wort also 31 : "Non videmus eos articulos nostrae confessioni Basileiensi (quam et Lutherus testibus dilectissmis dominis et fratribus Argentinensibus christianam agnovit et recepit) ullo modo adversari, quo fit, ut eam penes nostram confessionem (vide l : penes nostram confessionem) facile feramus m ac christianam esse existimemus." Sölte nun ützid hinder inen 32 geendret werden, habend ir zu gedencken, was sy über mich sagen wurden. Dorumb laß ich die gschrifft blyben, insonders in dem puncten, wie sy ist, unnd antwurten sömlichs für mich und Leonem. Danäben, wöllend ir die burde uff Üch nemmenn unnd dise formm überschicken, wirt zd üch hin ston 33 . Unseren herren habends wir nitt fürbringen wöllen, das sy nitt unwillig oder argwhönig wurdint oder vilicht sust vil disputierens darob wurde.
Ich bitt üch früntlich, ir wöllind gut sorg tragen, das wir nitt tränt 34 werdint. O wie wurde der tüfel so frölich, wie wurdint unser find so gehertz 35 ! Geliepter herr und bruder. wachend! Es sind gar seltzam pratticken 36 uff der pan 37 Ich wölt, ich wer ein halb stund by üch. Ich hab gen Bernn ouch geschryben 38 , das man die gestellten gschrifft gon lasse. Dann wir erst spaadt iro radtschleg vernommen. Tragend aber und duldent uns ouch. ||79 Ir müssend nitt allwäg binden anhencken: "Quodsi illi non mutarint sententiam, intelligo nostros perrecturos 39 ."Lieber, min herr und bruder, ylend nitt also von uns 40 . Es stond noch rychstett wyter dahinden dann Bernn 41 . Lassend uns by einandren blyben und die antwurt also blyben unnd ein mol überschicken, es sye dann gen Straßpurg n oder Wittemburg. Söllend ir vil wollen mee tagen, vragen oder üch von uns teylen, wirt es gwüß üch noch uns za gheynem heyl reychen. Was ist aber das für ein concordi, das wir nachtpuren[!] uneins werdent, die allwäg die besten fründ xin 42 und wollend mitt denen ems sin, die zubesorgen 43 ghein sölich gmüt zu uns habend alls die, vor denen ir ylend.
Verstond min früntlich, brüderlich schryben imm besten. Ir wüssend, uß was gmütz ich red, und wenn ich min hertz mit üch und üwer kylchen teylen könde, das ichs thät. Hiemitt sind gott befolhen inn sin gnad. Den lassend uns bätten, das er uns wyse gnädencklich, damitt wir in einigheyt blybind. Wir
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habend einmol ein einmündig 44 antwurt gestellt, daby lassend uns blyben. Es grützt Üch Leo. Grützend uns Grynaeum, Carolstadium, den stattschryber und ander lieb herren und brüder, vorab h[errn] Jacoben Meyern und Bernhart Meyern etc.
H. Bullinger, der üwer. Ich begärte von üch eigentlich 45 zu vernemmen, wenn acht oder 14 tag nach wynecht schiff uff Straßpurg fürend. Dan min Anglus 46 begärte uff Antorff 47 . Da wirt die mäs 48 uff purificationis 49 .
5. decembris 1536.
[Adresse auf der Rückseite:] Dem hochgelerten, frommen und getruwen h. Oßwalden Myconien, predicanten zu Basel, sinem lieben und vertruwten herren unnd brüder.