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Abschrift von Johann Rudolf Stumpf: Zürich StA, E II 351, 17r.-18r.
Vadian hat aus Bullingers innerhalb kurzer Zeit geschriebenem zweiten Brief [nicht erhalten]
verstanden, was dieser [Johannes]Stumpf zuliebe von ihm möchte; er wird sich Mühe geben,
Bullinger und Froschauer zufriedenzustellen. Hofft, Klarheit in die Geschichte des "Thurgaus"
bringen zu können. Hat keinen Zweifel daran, dass der gebildete und scharfsinnige
Stumpf Froschauer etwas Wertvolles anbieten wird. Vadian zweifelt nicht, dass [Stumpfs "Eidgenössische
Chronik"]ausführlich sein wird. Allein schon [Stumpfs Bearbeitung des]"Thurgaus"
lässt solch eine Vermutung zu. Vadian wird sich bemühen, seine handschriftliche Arbeit
[Stumpf] zum versprochenen Termin [August 1545] zu übergeben. — Er schickt das gelehrte
Buch des [Johannes a] Lasco"zurück. Das zweite wird folgen, sobald die Freunde es durchgelesen
haben. — Von einem Freund [Hieronymus Sailer]4 erhielt er aus Antwerpen die widerlichen
Löwener [,,Artikel"], mit denen [Karl V] seinen Zorn angeblich rechtfertigt, wobei
diese Schrift wohl von dessen Hof und nicht vom Kaiser selbst veranlasst wurde. [Nicolas de
Perrenot, Herr von] Granvelle und [Kardinal Gaspar de Avalos von Santiago de]Compostela
machen [Louis de Flandre, Herrn von Praet]b5 dafür verantwortlich. Bullinger soll Bürger-Briefe_Vol_15_342 arpa
meister [Johannes] Haab bitten, die französische Fassung dieser "Artikel"6 zu überprüfen.
—[P.S.:]Nachrichten: Man misstraut den Monarchen und dem Antichristen und Anstifter aller
Rüstungen [Paul III.], die [Gewalt anwenden], da sie sich mit der Wahrheit nicht schützen
können. Aus Antwerpen schreibt [Hieronymus Sailer] an einen [St. Galler]Bürger [...], dieser
solle N. [Vadian]übermitteln, [Karl V.]stehe auf dem Reichstag [zu Worms] zu parteiisch auf
der Seite der Pfaffen und habe vor seinem Abschied aus [Brabant] etliche Glaubensartikel
drucken lassen und bei Strafe verfügt, dass man sich an diese zu halten habe. Seinem Brief
legte [Sailer] ein auf Latein und Französisch verfasstes Exemplar dieser [,,Artikel"]für N.
[Vadian] bei, mit der Bitte, diesem ferner mitzuteilen, er vermute, dass [Paul III.], [Karl V.]
und [Franz I.] etwas gegen England aushecken, weshalb nun wohl mit [Sultan Suleiman I.]ein
Frieden für etliche Jahre ausgehandelt wird. [Sailer]hofft aber, dass die Eidgenossen und die
Reichsstädte den Kaiser von einem solchem Angriff abschrecken, wenn sie sich zum Angriff
bereit halten. Soweit [Sailer]. — König Ferdinand (I.] soll mit Wissen von [Karl V] einen
Friedensvertrag mit [Sultan Suleiman J.]auf fünf Jahre geschlossen haben. Durch [Pauls III.]
Vermittlung soll ferner England mit Frankreich wieder ausgesöhnt sein, doch kennt man keine
Einzelheiten über dieses Abkommen. — Glaubwürdige Quellen aus Ungarn und Österreich
berichten, dass [Suleiman L] mit einem starken Heer Richtung Norden über die Walachei und
Siebenbürgen gegen den König von Polen [Sigismund I.] ziehe. Stimmt dies, ist es mit dem
Frieden [für die Protestanten] vorbei. Denn dann ist zu vermuten, dass [Paul III.][Suleiman
I.] dazu bewogen hat, die an Polen grenzenden Fürsten, [Joachim II. Hector] von Mark
[Brandenburg und Hans von Küstrin von Neumark-Brandenburg], [Philipp J. und Barnim IX.]
von Pommern, [Johann Friedrich J. und Moritz] von Sachsen, in Schrecken zu versetzen und
sie von ihren im Inneren des Reiches liegenden Bundesverwandten abzutrennen, um diese samt
den [Reichsstädten] besser besiegen zu können.
[Gedruckt: Vadian BW VI 418-420, Nr. 1397; Teildruck: Vadian DHS II LIX.]